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Das Versprechen des Bienenhüters

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.09.2019
Eine tief berührende Geschichte über den Verlust der Heimat, die Kraft der Trauer und der Liebe und einen Neuanfang.
Nuri ist Bienenhüter, mit seiner Familie führt er ein einfaches, aber erfülltes Leben im syrischen Aleppo. Bis das Undenkbare passiert und der Krieg ihr Zuhause erreicht. Nuris kleiner Sohn Sami wird bei einem Bombenanschlag getötet, seine Frau Afra erblindet. Sie müssen fliehen, um zumindest ihr eigenes Leben zu retten. Die Trauer um Sami und Erinnerungen an das einst glückliche Leben begleiten sie auf dem langen, gefährlichen Weg durch eine Welt, die nicht auf sie gewartet hat und selbst die Mutigsten in die Knie zwingt. Doch in England wartet Nuris Cousin Mustafa mit einem Bienenstock, der neuen Honig und neues Leben verspricht. Aber die größte Herausforderung liegt noch vor Nuri und Afra: wieder zueinander zu finden und gemeinsam die Hoffnung an ein neues Leben zu bewahren.

Christy Lefteri wuchs als Tochter zypriotischer Geflüchteter in London auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel University. 2016 und 2017 verbrachte sie die Sommermonate als Freiwillige in einem von der Unicef unterstützten Geflüchtetenlager in Athen. Die Geschichten, die die Menschen ihr dort erzählten, inspirierten sie dazu, den Bestseller »Das Versprechen des Bienenhüters« zu schreiben. »Die Nacht der Zugvögel« ist bereits ihr zweiter Roman bei Limes.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine tief berührende Geschichte über den Verlust der Heimat, die Kraft der Trauer und der Liebe und einen Neuanfang.
Nuri ist Bienenhüter, mit seiner Familie führt er ein einfaches, aber erfülltes Leben im syrischen Aleppo. Bis das Undenkbare passiert und der Krieg ihr Zuhause erreicht. Nuris kleiner Sohn Sami wird bei einem Bombenanschlag getötet, seine Frau Afra erblindet. Sie müssen fliehen, um zumindest ihr eigenes Leben zu retten. Die Trauer um Sami und Erinnerungen an das einst glückliche Leben begleiten sie auf dem langen, gefährlichen Weg durch eine Welt, die nicht auf sie gewartet hat und selbst die Mutigsten in die Knie zwingt. Doch in England wartet Nuris Cousin Mustafa mit einem Bienenstock, der neuen Honig und neues Leben verspricht. Aber die größte Herausforderung liegt noch vor Nuri und Afra: wieder zueinander zu finden und gemeinsam die Hoffnung an ein neues Leben zu bewahren.

Christy Lefteri wuchs als Tochter zypriotischer Geflüchteter in London auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel University. 2016 und 2017 verbrachte sie die Sommermonate als Freiwillige in einem von der Unicef unterstützten Geflüchtetenlager in Athen. Die Geschichten, die die Menschen ihr dort erzählten, inspirierten sie dazu, den Bestseller »Das Versprechen des Bienenhüters« zu schreiben. »Die Nacht der Zugvögel« ist bereits ihr zweiter Roman bei Limes.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641244590
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.09.2019
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2053 Kbytes
Artikel-Nr.4310278
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

BRONZE

glitzerte die Stadt tief unter uns, es war ihre Farbe. Wir wohnten auf einer Anhöhe in einem Bungalow mit zwei Schlafzimmern. Von dort oben konnten wir die ganze planlose Architektur, aber auch die schönen Kuppeln und Minarette sehen, und in der Ferne schimmerte etwas undeutlicher die Zitadelle.

Es war angenehm, im Frühling auf der Veranda zu sitzen. Wir konnten den Wüstenboden riechen und sehen, wie die rote Sonne über dem Land unterging. Aber im Sommer saßen wir drinnen unter dem Ventilator mit einem nassen Handtuch auf dem Kopf, die Füße in einer Schüssel mit kaltem Wasser, denn es war heiß wie in einem Backofen.

Im Juli war die Erde verdorrt, doch im Garten hatten wir Aprikosen- und Mandelbäume und Tulpen und Iris und Schachblumen. Wenn der Fluss austrocknete, ging ich hinunter zum Bewässerungsbecken und holte Wasser, damit der Garten überlebte. Als es August wurde, kam es mir so vor, als wollte ich einen Leichnam wiederbeleben, und so schaute ich machtlos zu, wie alles abstarb und eins wurde mit dem restlichen Land. Sobald es kühler wurde, machten wir einen Spaziergang und sahen den Falken zu, wie sie den Himmel in Richtung Wüste überquerten.

Ich hatte vier Bienenstöcke im Garten, sie waren übereinandergestapelt, denn ich war nicht gern ohne Bienen. Die anderen standen auf einem Stück Land am östlichen Rand von Aleppo. Morgens wachte ich sehr früh auf, noch vor Sonnenaufgang, bevor der Muezzin zum Gebet rief. Dann fuhr ich die dreißig Meilen bis zu den Bienenhäusern und traf rechtzeitig zum Sonnenaufgang dort ein, die Felder lichtdurchflutet und das Summen der Bienen ein einzelner glasklarer Ton.

Die Bienen waren das Idealbild einer Gemeinschaft, ein kleines Paradies inmitten des Chaos. Die Arbeiterinnen legten weite Strecken zurück auf der Suche nach Nahrung, am liebsten zu den entlegensten Feldern. Dort sammelten sie Nektar aus Zitronenblüten und Klee, Schwarzkümmel und Anis, Eukalyptus und Baumwolle, in Dornengestrüpp und Heide. Ich sorgte für die Bienen, fütterte sie, überprüfte die Stöcke regelmäßig auf Schädlingsbefall und Krankheiten. Manchmal baute ich neue Stöcke, teilte die Völker oder züchtete Königinnen; ich nahm dazu die Larven aus einer anderen Kolonie und sah zu, wie die Ammenbienen sie mit Gelée royale fütterten.

Später, in der Erntezeit, kontrollierte ich die Stöcke und überprüfte, wie viel Honig die Bienen produziert hatten, dann hängte ich die Waben in die Schleuder und füllte die Kübel, ich schabte die Rückstände ab und sah den goldenen Honig darunter. Es war meine Aufgabe, die Bienen zu beschützen und sie gesund und kräftig zu erhalten, und dafür machten sie ­Honig und befruchteten das Land, das uns am Leben erhielt.

Es war mein Cousin Mustafa, der mich in die Bienenzucht einführte. Sein Vater und sein Großvater waren Imker in den grünen Tälern westlich des Anti-Libanon-Gebirges gewesen. Mustafa war ein Genie mit dem Herzen eines Knaben. Er studierte und wurde Professor an der Universität von Damaskus, wo er die exakte Zusammensetzung von Honig erforschte. Während er zwischen Damaskus und Aleppo hin und her pendelte, sollte ich auf seine Bienenhäuser aufpassen. Er brachte mir eine Menge über das Verhalten der Bienen bei und lehrte mich, sie zu beherrschen. Die einheimischen Bienen reagierten bei Hitze aggressiv, aber er half mir, sie zu verstehen.

Wenn die Universität die Sommermonate über geschlossen war, blieb Mustafa die ganze Zeit bei mir in Aleppo. Wir arbeiteten hart und viele Stunden lang, und am Ende dachten wir wie die Bienen - ja, wir aßen sogar wie die Bienen! Wir aßen Pollen gemischt mit Honig, damit wir in der Hitze durchhielten.

In der ersten Zeit, als ich mit dieser Arbeit noch nicht so vertraut war - ich war gerade Anfang zwanzig -, bestanden unsere Stöcke aus Pflanzenmaterial, das mit Lehm verputzt wurde. Später ersetzten wir die Stämme von Korkeichen und die Terrakotta-Stöcke durch Holzkästen, und bald hatten wir über hundert Kolonien! Wir erzeugten mindestens zehn Tonnen Honig im Jahr. Es waren so viele Bienen, sie gaben mir das Gefühl, lebendig zu sein. Wenn ich ihnen fern war, fühlte ich mich, als sei eine ausgelassene Feier zu Ende gegangen. Jahre später eröffnete Mustafa im neuen Teil der Stadt einen Laden. Dort verkaufte er neben Honig auch Kosmetik auf Honigbasis, üppig süß duftende Cremes und Seifen und Haarpflegemittel von unseren eigenen Bienen. Er hatte diesen Laden für seine Tochter eröffnet. Sie war noch jung zu der Zeit, aber sie hatte vor, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Agrarwissenschaften zu studieren. Mustafa nannte den Laden Ayas Paradies und versprach ihr, dass er eines Tages ihr gehören würde, wenn sie fleißig studierte. Sie liebte den Duft der Seifen und Cremes. Aya war intelligent für ihr Alter. Einmal sagte sie: »So wie es hier im Laden duftet, so würde die Welt duften wenn es keine Menschen gäbe.«

Mustafa lag nichts an einem ruhigen Leben. Er war immer so sehr darauf aus, mehr zu tun und mehr zu lernen, wie ich es bei keinem anderen Menschen je erlebt habe. So groß unser Betrieb auch wurde - und selbst als wir bedeutende Kunden aus Europa, Asien und den Golfstaaten hatten -, war ich derjenige, der sich um die Bienen kümmerte, der Einzige, dem er sie anvertraute. Er sagte, ich hätte ein Einfühlungsvermögen, das den meisten Menschen fehlte, und ich verstünde ihre Rhythmen und Muster. Er hatte recht. Ich lernte, den Bienen wirklich zuzuhören, und sprach mit ihnen, als wären sie ein einziger atmender Körper mit einem Herzen, denn wisst ihr, Bienen arbeiten zusammen, und selbst wenn die Drohnen am Ende des Sommers von den Arbeiterinnen getötet werden, um Nahrungsvorräte zu sparen, agieren sie trotzdem als Einheit, und sie kommunizieren miteinander durch einen Tanz. Es war jahrelange harte Arbeit, bis ich sie verstand, und als es mir schließlich gelang, sah die Welt um mich herum nie wieder so aus wie vorher.

Aber die Wüste dehnte sich aus, das Klima wurde rauer, die Flüsse trockneten aus, die Bauern hatten zu kämpfen. Nur die Bienen widerstanden der Dürre. »Seht euch diese kleinen Krieger an«, sagte Afra, wenn sie mit Sami zu Besuch in der Imkerei war. »Seht sie euch an, wie sie unbeirrt weiterarbeiten, während um sie herum alles stirbt!« Sie betete um Regen, immer um Regen, denn sie hatte große Furcht vor Staubstürmen und Trockenheit. Wenn ein solcher Staubsturm aufzog, konnten wir von unserer Veranda aus sehen, wie der Himmel über der Stadt sich violett färbte. Dann hörten wir ein Pfeifen in den Tiefen der Atmosphäre, und Afra lief hektisch im Haus umher, schloss alle Türen und verriegelte Fenster und Läden.

Jeden Sonntagabend gingen wir zu Mustafa zum Essen. Dahab und Mustafa kochten zusammen, und Mustafa maß jede Zutat, jedes Gewürz, gewissenhaft auf der Waage ab, als könnte ein winziger Fehler die gesamte Mahlzeit verderben. Dahab war eine hochgewachsene Frau, beinahe so groß wie ihr Mann, kopfschüttelnd stand sie neben ihm, wie ich es sie auch bei Firas und Aya hatte tun sehen. »Beeil dich!«, sagte sie dann. »Beeil dich! Wenn das so weitergeht, essen wir dieses Sonntagsmahl erst nächsten Sonntag.« Er summte beim Kochen vor sich hin, und ungefähr alle zwanzig Minuten legte er eine Rauchpause ein. Dann stand er im Hof unter dem blühenden Baum, hielt das Ende seiner Zigarette zwischen den Zähnen und zog daran.

Ich gesellte mich oft zu ihm, aber er war bei diesen Gelegenheiten schweigsam; seine Augen waren glasig von der Hitze in der Küche, und er war mit seinen Gedanken woanders. Mustafa fing vor mir an, das Schlimmste zu befürchten, das verrieten mir die tiefen Sorgenfalten auf seiner Stirn.

Sie wohnten im Erdgeschoss eines Wohnblocks, der Hof war zu drei Seiten von den Wänden der Nachbargebäude umschlossen. So blieb es dort immer kühl und schattig. Von den Balkonen über uns wurden Geräusche zu uns heruntergetragen - Gesprächsfetzen, Musik oder das leise Murmeln eines Fernsehgeräts. Weinranken voller Trauben wuchsen in diesem Hof, ein Spalier mit Jasmin bedeckte eine Wand, und an einer anderen stand ein Regal mit leeren Gläsern und Wabenstücken.

Ein Gartentisch aus Metall nahm den meisten Platz in Anspruch; er stand direkt unter dem Zitronenbaum. An den Mauern entlang reihten sich Vogelhäuser aneinander, und ein rechteckiges Stückchen Erde diente als Beet, auf dem Mustafa Kräuter zu ziehen versuchte. Sie wurden aber meistens welk, denn es gab nicht genug Sonne. Ich sah zu, wie Mustafa eine Zitronenblüte zwischen Daumen und Zeigefinger zerdrückte und den Duft einatmete. In Momenten wie diesem, in der Stille eines Sonntagabends, fing er an, alles Mögliche zu überdenken und abzuwägen. Seine Gedanken kamen nie zur Ruhe, waren niemals still. »Stellst du dir manchmal vor, wie es wäre, ein anderes Leben zu haben?«, fragte er mich an einem solchen Abend.

»Wie meinst du das?«

»Es ängstigt mich manchmal, mir vorzustellen, dass das Leben so oder so verlaufen kann. Was wäre denn, wenn ich irgendwo in einem Büro arbeiten würde? Oder wenn du auf deinen Vater gehört hättest und in den Stoffhandel eingestiegen wärst? Wir können aus vielerlei Gründen dankbar sein.«

Darauf wusste ich keine Antwort. Mein Leben hätte leicht einen anderen Weg nehmen können, aber es war ausgeschlossen, dass Mustafa in einem Büro gelandet wäre. Seine düsteren Gedanken kamen aus einer anderen Richtung, er fürchtete bereits, alles zu verlieren, als werde ein Echo aus der Zukunft zurückgetragen und flüstere ihm ins Ohr.

Zu Mustafas großem Verdruss konnte Firas sich nie von seinem Computer losreißen, um beim Essen zu helfen. »Firas!«, rief Mustafa immer und ging zurück in die Küche. »Steh auf,...

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Christy Lefteri wuchs als Tochter zypriotischer Geflüchteter in London auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel University. 2016 und 2017 verbrachte sie die Sommermonate als Freiwillige in einem von der Unicef unterstützten Geflüchtetenlager in Athen. Die Geschichten, die die Menschen ihr dort erzählten, inspirierten sie dazu, den Bestseller »Das Versprechen des Bienenhüters« zu schreiben. »Die Nacht der Zugvögel« ist bereits ihr zweiter Roman bei Limes.