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Cherrys wundersamer Sinn für Gefühle

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.02.2020
Cherry hat eine geheime Gabe: Sie kann negative Gefühle sehen. Für die Dorfbewohner ist sie nur die freundliche junge Frau, der die kleine Bäckerei gehört. Doch in der nach frischem Brot duftenden Backstube mischt sie ihren Leckereien positive Gefühle als Gegenmittel zu den Sorgen und Nöten ihrer Kunden bei. Hier finden sich Bedeutungs-Bienenstich, Zufriedenheits-Zimtschnecken und Willenskraft-Windbeutel. Cherry hütet ihr Geheimnis sorgsam, doch dann taucht Chase auf und eröffnet ihr eine Welt, von der sie nichts geahnt hat ...

Carrie Hope Fletcher, geboren 1992 in London, ist Schauspielerin, Sängerin und erfolgreiche Vloggerin mit ihrem YouTube-Channel »ItsWayPastMyBedTime«. Nach ihrem Sachbuch »All I Know« wurde auch ihr Romandebüt »Eine Liebe ohne Winter« zum Sunday-Times-Bestseller. Carrie Hope Fletcher lebt in der Nähe von London und spielt am Queen's Theatre im West End.
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Produkt

KlappentextCherry hat eine geheime Gabe: Sie kann negative Gefühle sehen. Für die Dorfbewohner ist sie nur die freundliche junge Frau, der die kleine Bäckerei gehört. Doch in der nach frischem Brot duftenden Backstube mischt sie ihren Leckereien positive Gefühle als Gegenmittel zu den Sorgen und Nöten ihrer Kunden bei. Hier finden sich Bedeutungs-Bienenstich, Zufriedenheits-Zimtschnecken und Willenskraft-Windbeutel. Cherry hütet ihr Geheimnis sorgsam, doch dann taucht Chase auf und eröffnet ihr eine Welt, von der sie nichts geahnt hat ...

Carrie Hope Fletcher, geboren 1992 in London, ist Schauspielerin, Sängerin und erfolgreiche Vloggerin mit ihrem YouTube-Channel »ItsWayPastMyBedTime«. Nach ihrem Sachbuch »All I Know« wurde auch ihr Romandebüt »Eine Liebe ohne Winter« zum Sunday-Times-Bestseller. Carrie Hope Fletcher lebt in der Nähe von London und spielt am Queen's Theatre im West End.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641235277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.02.2020
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3191 Kbytes
Artikel-Nr.4310336
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Immer willkommen

Eine elegante Hand legte einen antiken Schalter um, und mit einem erfüllenden Knistern flackerten sechs Glühbirnen über sechs langen Tischen auf. Cherry ließ den Blick durch ihre fast fertige Bäckerei schweifen. Das Holz der Tische strahlte einen warmen Herbstton aus, und auf der Ladentheke stand eine alte messingfarbene Kasse, deren Tasten klicketi-klackten. Die Kasse hatte sie ein kleines Vermögen gekostet, aber der Klang des Pings, wenn sie aufging, war jeden einzelnen Penny wert. Obwohl Cherry sich gefragt hatte, ob der Raum zu altmodisch sei, verliehen ihm der schwarze Schieferboden, die riesige Tafel und die gold-türkisfarbene Tapete doch eine moderne Note. Bevor Cherry die Türen ihrer neuen Bäckerei öffnete, musste sie nach ihrem Geschmack fertiggestellt sein. Sie konnte es nicht erwarten, bis die Glasvitrine neben der Kasse mit Leckereien gefüllt sein und die Menschen eintreten und sie genießen würden.

Es war zehn Uhr abends. Da Cherry am Morgen früh aufstehen musste, hatte sie sich mit einem Buch ins Bett gekuschelt. Immer wieder denselben Absatz lesend, in Gedanken beim morgigen Tag. Ein vertrautes Kribbeln am Hinterkopf und ein leises Seufzen hatten sie nach unten in die Bäckerei gelockt. Es war nicht das Geräusch eines Menschen, der verletzt war oder Schmerzen litt, und traurig klang es auch nicht. Es klang noch nicht einmal menschlich. Es klang nach Einsamkeit - ein Laut, den Cherry nur zu gut kannte. Irgendwo fühlte sich jemand allein.

Aus den nächtlichen dunklen Wolken fielen dicke Tropfen, die jeden im Handumdrehen bis auf die Haut durchnässten. Der Beginn eines Unwetters. Das Meer war auch keine Hilfe, denn die Wellen peitschten heimtückisch nach oben und spritzten Margie, die sich auf dem Heimweg zu ihrer beengten und einsamen Wohnung befand, über das Geländer voll. Ein stürmischer Wind zog heftig an der tristen Kleidung und ihrer faltigen Haut. Sie kuschelte sich in ihren pelzgesäumten Mantelkragen und stellte sich vor, wie warme Arme sie umschlangen und die Kälte zärtlich verscheuchten. Margie betrieb eine Schneiderei, ein paar Türen weiter von ihrem Haus an der Strandpromenade, aber das Geschäft lief schlecht. Das Geld war knapp und das Leben hinter dem Ladentisch war genauso einsam und unbefriedigend wie das Leben zu Hause, doch sie gab trotzdem nicht auf, blieb jeden Abend länger und nähte ein Kleid nach dem anderen. Margie hatte nicht das Gefühl, im Leben gehe es einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Sie hatte einfach das Gefühl, all ihre Schritte würden sie rückwärts führen, ganz gleich, wie sehr sie vorwärtsdrängte. Eines Tages hatte sie also aufgehört vorwärtszudrängen und ließ sich von der Flut des Lebens tragen, wohin auch immer diese wollte.

Margie wusste nicht, dass der wahre Grund, warum sie sich so leer und unzufrieden fühlte, bei jedem Schritt, den sie tat, einen knappen Meter hinter ihr herschlich. Es war ein großes, drohend aufragendes Wesen mit einem teuflischen Grinsen und großen schwarzen Augen, und das silberne Fell um seinen Hals schimmerte. Seine langen spindeldürren Finger hatten sich durch Margies Seele gebohrt, wie Stecknadeln durch Stoff. Es wackelte mit den Fingern, und Margie erschauderte. Sein Name war Einsamkeit, und es war gnadenlos.

Natürlich stellte Margie keine Ausnahme dar. Uns alle verfolgt ... etwas. Es sind nicht die giftigen Stimmen, die in unsere Köpfe kriechen, während wir einschlummern, oder dieses Kribbeln, das wir empfinden, wenn wir uns beobachtet fühlen. Nein, die Dinge, die uns verfolgen, sind buchstäblich da; sie sind echt, und sie bestehen voll und ganz aus negativen Gefühlen. Einsamkeit, Angst, Aggression, Depression, Enttäuschung, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Nutzlosigkeit, Bedauern und vieles, vieles mehr bilden die Kolonnen an Wesen, mit denen wir uns fälschlicherweise anfreunden. Unwissentlich laden wir sie ein, sich an unsere Seelen zu hängen, und gestatten ihnen, unser Leben zu bestimmen, wie ein düsteres Marionettentheater, bei dem sie die Strippenzieher sind.

Zudem verfügen sie über Intelligenz. Wenn Tausende Menschen auf dem Planeten das gleiche schreckliche Gefühl im gleichen schrecklichen Moment empfinden, teilt sich dieses Wesen und vermehrt sich und krallt sich an jedem Menschen fest, der dieses Gefühl durchlebt. Mit jeder Teilung wachsen sie. Man kann sie nicht sehen, und man kann ihre Stimmen nicht hören, und die meisten Menschen wissen nicht, dass ihre Seele von etwas anderem kontrolliert wird. Der einzige Weg, sie loszuwerden, besteht darin, sie von Licht und Liebe und Glückseligkeit zerstören zu lassen - wenn wir uns besser fühlen, fühlen sie sich schlechter und schrumpfen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Könnten wir diese Wesen nur in ihrer wahren Gestalt sehen, ihre seelenlosen schwarzen Augen und die seltsame Art, wie sie sprungbereit in der Hocke kauern - dann würden wir alles daransetzen, optimistisch zu sein und den Blick aufs Licht zu richten, selbst wenn das Leben trostlos geworden ist. Stattdessen achten wir nicht auf unsere negativen Gefühle und inneren Dämonen, weil dies einfacher ist, was es wiederum diesen Wesen ermöglicht, an den Marionettenfäden zu ziehen.

Margies Seele war verloren, seitdem ihr Mann vor dreizehn Jahren verstorben war. Anfangs breitete sich Trauer aus, doch Trauer ist vorübergehend, also lebte Margie nicht lange mit diesem besonderen Gefühl. Einsamkeit hingegen ist beständig, und in Margie fand sie eine feste Freundin.

Wenn sie mit den Menschen in ihrem Umfeld reden wollte, kniff Einsamkeit ihr die Lippen zu und flüsterte ihr ins Ohr, es kümmere niemanden, was sie zu sagen habe. Wenn Margie vor dem Telefon stand und jemanden anrufen wollte, bloß um die Stimme eines anderen Menschen zu hören, hielt Einsamkeit Margies Hände an ihrem Körper zurück. Sie fand Wege, Margie für sich zu behalten, und langsam aber sicher hatte Margie jeglichen Widerstand aufgegeben.

Margie wusste nicht, dass sie gegen Einsamkeit ankämpfte; sie konnte sie nicht sehen, und sie hatte keine Ahnung, dass Einsamkeit jeden ihrer Schritte kontrollierte. In menschlichen Ausdrücken hatte sie einfach aufgegeben, genau wie es letztlich jeder tut, dem die eigene Seele nicht länger gehört.

Just in dem Moment, als sich Margies Kehle ein Schluchzen entringen wollte, schnitt ein Geräusch durch das Pfeifen des Windes, und sie riss den Kopf herum zu einem Licht im Türrahmen zu ihrer Rechten. Das Licht traf Einsamkeit und versengte sie wie ein weißglühendes Brandeisen. Vor Schmerz und Panik hob das Wesen die Hände, um sich vor dem Licht zu schützen, und dadurch glitten seine Finger aus Margies Seele und zerrissen den Stoff ein wenig.

»Sie da!«, rief eine Stimme über dem Meeresrauschen.

»Ich?«, wimmerte Margie und deutete mit einer blutroten Hand auf sich.

»Kommen Sie rein!« Die junge Frau im Türrahmen griff nach innen und zog die Jalousie des Schaufensters hoch, sodass ein warm erleuchtetes Café mit einer Ladentheke voller Gebäck und reizendem Holzmobiliar zum Vorschein kam. Margie betrachtete den vor ihr liegenden Weg, grau und elend, ganz wie der Abend, der sie erwartete, und zögerte.

»Schnell!«, rief die Frau, die hinter Margies Schulter blickte, als habe sie etwas in der Dunkelheit erspäht. Margie hatte das untrügliche Gefühl, dass irgendwo im Schatten Gefahr lauerte, und zu ihrer eigenen Überraschung und auch der von Einsamkeit bewegten sich ihre Füße auf das Licht zu.

Sobald Margie sicher drinnen war, schloss die junge Frau rasch die Tür und bot an, ihr den Mantel abzunehmen. Margie schätzte ihr Gegenüber auf höchstens fünfundzwanzig, fast halb so alt wie sie selbst, und sie schien unter einem übergroßen burgunderroten Strickpulli einen Pyjama und graue Pantoffeln zu tragen. Sie hatte ein freundliches herzförmiges Gesicht, und ihre Afrofrisur war in Zöpfen am Kopf zusammengebunden. Die Frau half Margie aus dem tropfnassen Mantel, und während sie es tat, fiel Margie auf, wie grau und fleckig ihre eigene Haut neben der warmen, dunklen Hand der Frau aussah. Die junge Frau schüttelte einen guten Teil des Regens aus dem Mantel und hängte ihn an den Kleiderständer neben der Ladentheke.

»So«, sagte die Frau lächelnd. »Was darf ich Ihnen servieren? Geht aufs Haus.«

Margie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war sich sicher, dass sie die junge Frau nicht kannte, und doch sprach diese mit ihr, als wären sie alte Freundinnen.

»Ähm ...«

»Warten Sie, sagen Sie nichts.« Die Frau hielt einen Finger hoch und kniff die Augen zusammen. Margie senkte den Blick auf ihre durchweichten Schuhe und die nassen Fußspuren, die sie auf dem Holzboden hinterlassen hatte, und fragte sich, ob sie die Schuhe vielleicht ausziehen sollte, doch als sie aufsah, war die Frau verschwunden. Margie vernahm aus dem rückwärtigen Teil des Ladens Tellergeklapper und das Klirren von Besteck.

»Sie ... Sie müssen sich wirklich keine Umstände machen«, rief Margie matt in Richtung der Geräusche. Zwar hatte sie ihre Stimme wiedergefunden, aber sie war zu schwach, als dass die Frau sie dort, wohin auch immer sie gegangen war, hätte hören können.

Als Margie sich umsah, bemerkte sie, dass der Laden erst halb fertig war. Farbeimer standen auf dem Boden neben abgebeizten Fußleisten, und die Kabel für die...

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Carrie Hope Fletcher, geboren 1992 in London, ist Schauspielerin, Sängerin und erfolgreiche Vloggerin mit ihrem YouTube-Channel »ItsWayPastMyBedTime«. Nach ihrem Sachbuch »All I Know« wurde auch ihr Romandebüt »Eine Liebe ohne Winter« zum Sunday-Times-Bestseller. Carrie Hope Fletcher lebt in der Nähe von London und spielt am Queen's Theatre im West End.