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Die Insel der Leuchttürme

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.02.2020
Ein altes Haus im warmen, mediterranen Licht auf einer balearischen Insel. Ein Ort, von der Zeit vergessen, der von lange vergangenen Sommern, sonnengeküssten Erinnerungen und einem schrecklichen Verrat erzählt ...
Ihr verstorbener Mann James hinterlässt Charlotte ein unerwartetes Geschenk auf Formentera: das wunderschöne alte Haus mit dem klingenden Namen Marisal, das einst ihrer Großmutter gehörte. Als Charlotte dorthin reist, kommt sie der verborgenen Geschichte ihrer Familie, die eng mit dem dunklen Geheimnis der Insel verwoben ist, auf die Spur. Und sie erfährt von einer verhängnisvollen Liebe, die viele Leben in Gefahr brachte und von zwei Schwestern, die ein tragischer Verlust entzweite ...

Lily Graham wurde in Johannesburg, Südafrika geboren. Daher stammt wahrscheinlich auch ihre Sehnsucht nach dem Meer, die sie immer begleitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und der Bulldogge Fudge in England und lässt ihre Liebe zum Meer in ihre Bücher einfließen. »Die Insel der Leuchttürme« ist ihr erstes Buch im Diana Verlag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEin altes Haus im warmen, mediterranen Licht auf einer balearischen Insel. Ein Ort, von der Zeit vergessen, der von lange vergangenen Sommern, sonnengeküssten Erinnerungen und einem schrecklichen Verrat erzählt ...
Ihr verstorbener Mann James hinterlässt Charlotte ein unerwartetes Geschenk auf Formentera: das wunderschöne alte Haus mit dem klingenden Namen Marisal, das einst ihrer Großmutter gehörte. Als Charlotte dorthin reist, kommt sie der verborgenen Geschichte ihrer Familie, die eng mit dem dunklen Geheimnis der Insel verwoben ist, auf die Spur. Und sie erfährt von einer verhängnisvollen Liebe, die viele Leben in Gefahr brachte und von zwei Schwestern, die ein tragischer Verlust entzweite ...

Lily Graham wurde in Johannesburg, Südafrika geboren. Daher stammt wahrscheinlich auch ihre Sehnsucht nach dem Meer, die sie immer begleitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und der Bulldogge Fudge in England und lässt ihre Liebe zum Meer in ihre Bücher einfließen. »Die Insel der Leuchttürme« ist ihr erstes Buch im Diana Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641245597
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum10.02.2020
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1133 Kbytes
Artikel-Nr.4310732
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Formentera, Gegenwart

Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich die Villa zum ersten Mal erblickte, glänzend wie ein frisches Laken in der schläfrigen spanischen Sonne. Die Fensterläden hatten die Farbe von blasser Flechte, und dunkle Bougainvilleen rankten sich über den weiß getünchten Stein.

Es war ein einfacher Bau, spärliche würfelförmige Architektur, die jahrhundertealt war, so alt wie dieser oft vergessene Streifen der Insel selbst. Das Haus, beherrscht von der Aussicht aufs Meer: ein Wirbel aus türkiser Farbe, der am Horizont in tiefstes Marineblau überging, gewaltig und rätselhaft und voller Versprechen.

Die Luft schien irgendwie davon zu flüstern, und in dem warmen, zitrusgeschwängerten Sonnenschein, dessen Duft von den verwilderten Orangen- und Zitronenbäumen in dem vergessenen Garten herrührte, hatte ich diese Ahnung von etwas, das sich in meinem Innern regte. Als würde etwas tief aus dem Boden meinem Körper zurufen, mich nach Hause zu bringen.

Das Gefühl war mächtig, wenn auch vorübergehend, nicht länger als ein Seufzen, doch zum ersten Mal seit Monaten hatte ich das Gefühl, dass sich etwas löste. Einen Augenblick lang schien es, als könnte ich es vielleicht doch schaffen.

Die Villa stellte ein Kapitel aus der Vergangenheit meiner Familie lange vor meiner Geburt dar. Sie gehörte zu einer sepiafarbenen Fotografie eines beinahe vergessenen Zipfels meiner Familiengeschichte. Menschen, deren Namen schon fast von den wechselnden Gezeiten weggewaschen worden waren.

Doch hier war ich. Wie eine Flaschenpost an Land gespült von den weiten Armen des Ozeans. Strandgut. Allerdings nicht durch Zufall. Sondern durch Liebe. Durch meinen Mann James.

Denn eine seiner letzten Handlungen vor seinem Tod bestand darin, dieses Haus zu kaufen.

Er hatte schon immer ein Händchen fürs Theatralische. Von der Sache mit der Villa erfuhr ich am Tag seiner Beerdigung. Als wären wir in einem dieser dramatischen Filme, die er immer so toll gefunden hatte. Ich kann mir beinahe vorstellen, wie er es geplant, wie er es sich in Gedanken ausgemalt hatte. Wie er alle Mitwirkenden arrangiert und die Bekanntmachung bis zum letztmöglichen Moment aufgespart hatte - um das letzte Wort zu haben, selbst noch im Tod. Ich erfuhr es, nachdem die Gäste gegangen waren.

Sage, meine heranwachsende Tochter, war im Bett, verweint und erschöpft, und das Haus war still. Zu still. Die Art von Stille, die nach einem Schrei verlangt. Ich saß bei vorgezogenen Vorhängen im Wohnzimmer, die Flügeltüren geschlossen, ein Glas Whisky auf dem Beistelltisch, und trug ein schwarzes Seidenkleid. Wir hatten es gemeinsam ausgesucht, als wir uns beinahe hatten einreden können, es wäre eigentlich gar nicht für diesen Anlass. Er hatte sich dafür entschieden, weil ihm gefallen hatte, dass es meine Beine zur Geltung brachte.

Doch das war schon eine ganze Weile her; jetzt hing es wie ein Sack an mir herunter, während ich dasaß, den Kopf zwischen den Knien, und erfolglos versuchte, mir die Zukunft ohne ihn vorzustellen.

Charlotte Woolf: fünfundvierzig, Mutter, in Vergessenheit geratene Krimiautorin, Witwe. Ich hatte Frieden mit meinem fortschreitenden Alter und der zum Stillstand gekommenen Karriere geschlossen, aber mit dem Witwendasein wollte ich nichts zu tun haben. Nicht das Geringste.

Es klopfte leise an die Tür, und Allan, mein Bruder, trat ein. Er hatte dieses Lächeln aufgesetzt, ausgegraben irgendwo aus einer kaputten Tiefe. Das Lächeln, das die Lebenden für die Hinterbliebenen reservieren.

Er nahm Platz und legte den Brief auf den Beistelltisch, lehnte ihn an mein Whiskyglas.

»Er ist von James, seine letzten Wünsche und all das, Twig«, sagte er.

Mein Bruder nennt mich schon fast mein ganzes Leben lang Twig, selbst nachdem ich aufgehört hatte, wie eine Stabheuschrecke mit zweigähnlichen Gliedmaßen auszusehen, selbst nachdem der Spitzname dank etlicher Schwangerschaftskilos, die zehn Jahre lang nie richtig verschwunden waren, sogar noch lächerlicher wirkte. Ein wenig nervös überkreuzte Allan die schlanken Beine und öffnete sie wieder, strich mit den Händen über seine Anzughose.

Allerdings machte Allan immer einen leicht nervösen Eindruck, als werde er beim nächsten lauten Geräusch die Flucht ergreifen. Doch er war robuster, als es den Anschein hatte. Ich wusste das nur zu gut, besonders nachdem ich in den letzten Wochen - ja, das ganze letzte Jahr über - derart auf seine Unterstützung angewiesen gewesen war.

Ich blinzelte. »Er hat mir einen Brief hinterlassen?«, wiederholte ich verdutzt.

Wann hatte James Zeit gehabt, mir einen Brief zu schreiben? Und warum hätte er es tun sollen, wo wir doch seit seiner Diagnose jeden Tag miteinander verbracht hatten? Der Gedanke stimmte mich traurig. Wie er mir irgendeine letzte traurige Nachricht in jenen letzten Tagen im Krankenhaus schrieb, als sein Körper nach dem langen Kampf gegen den Krebs aufgab. Die Krebserkrankung, die sich Zentimeter für Zentimeter in dem einen Meter achtzig großen Körper, den ich so geliebt hatte, ausgebreitet hatte.

Melanom im Stadium IV.

Letztlich war sein Tod schnell gekommen und hatte sich nicht so in die Länge gezogen, wie es hätte sein können. Das sagten alle seine Ärzte. Es waren fünf, also war es wohl tatsächlich so. Das sollte mir ein Trost sein. Die kurze Antwort lautet: War es nicht.

Ich wollte nicht, dass er litt, natürlich nicht, konnte aber nicht anders, als mir wünschen, es hätte einen Kompromiss geben können. Ein paar Monate oder auch nur Wochen mehr, in denen er keine Schmerzen litt. Schrecklich egoistisch, ich weiß. Aber wie hatte er im Alter von sechsundvierzig Jahren sterben können? So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Ich wollte die Midlife-Crisis, die nie so richtig eingetreten war, komplett mit protzigem Auto. Die grauen Haare und Altersflecken. Ihn, wie er Sage zum Traualtar führte. Den Tag, an dem er zum ersten Mal sein Enkelkind hielt.

Nicht das hier.

Mit geschlossenen Augen lehnte ich den Kopf ans Sofa, wo die Tränen auf das gebürstete Leinen des Sofas fielen und mit dem blassblauen Stoff verschmolzen. Man hätte meinen können, meine Tränen wären mittlerweile vollständig aufgebraucht, aber sie kamen einfach immer weiter, als wäre es das Einzige, was mein Körper konnte - wie eine Wunde, aus der Bedauern sickerte.

Allan umklammerte meine Hand, diejenige, an deren Daumen sich James´ Ehering befand. Dort trug ich ihn, seitdem James mir gesagt hatte, es sei sinnlos, ihn damit einzuäschern. Allan drückte meine Hand, stand dann auf und schenkte sich ebenfalls einen Whisky ein, die Augen trübe von unvergossenen Tränen.

»Was steht drin?«, erkundigte ich mich.

Er seufzte. »Ich weiß es nicht, Twig. Er hat mir gesagt, es sei etwas, das vielleicht helfen könnte. Du kennst doch James.«

Präsens, stellte ich fest. Als wäre James immer noch hier. Als wäre er nur in einem anderen Zimmer.

Herrgott, wie ich wünschte, das wäre wahr!

Ich wischte mir über die Augen, trank einen Schluck Whisky und griff nach dem Brief.

Allan machte Anstalten zu gehen, vielleicht um mir etwas Privatsphäre zu gewähren, doch ich schüttelte den Kopf. »Nein, bleib bitte.«

Er nickte und ließ sich dann wieder neben mir nieder. Ich faltete den Brief aus dem Umschlag auf, wobei ich durch die Tränen hindurch nur verschwommen sah. Ein einzelnes Foto fiel mir in den Schoß. Ich legte die Stirn kraus. Da stand nur eine einzige Zeile, geschrieben in James´ unordentlichem Gekritzel.

Ich habe dir ein Haus gekauft. Sei nicht böse.

Blinzelnd stieß ich irgendein Geräusch zwischen einem Schnauben und einem Lachen aus. Ich starrte unverwandt die Notiz an. Versuchte, sie zu begreifen. Was zum Teufel?

»Was?«, fragte Allan. »Was ist los?«

Ich sah ihn an, und mir wurde klar, dass ich die Wörter laut ausgesprochen haben musste.

»Er hat mir ein Haus gekauft.«

»Was?« Allan blinzelte mit seinen graugrünen Augen. Offensichtlich hatte James auch ihn nicht in seine Pläne eingeweiht. Ich reichte ihm den Brief, und er betrachtete ihn genauso verständnislos, wie ich es getan hatte.

»Das ist alles - keine Erklärung oder so was?« Er drehte den Brief sicherheitshalber um, als könnten die Wörter irgendwie auf die nächste Seite gekrabbelt sein, als würden sich womöglich sämtliche Dinge, die James offengelassen hatte, auf der Rückseite sammeln.

Dem war nicht so.

Ich hob das Foto auf, das auf meinen Schoß gefallen war, und Wiedererkennen flackerte auf. Das kleine sepiafarbene Quadrat passte perfekt in meine Handfläche. Die Ecken hatten gezackte Ränder, und das Bild sah seltsam vertraut aus wie etwas, das ich vor Jahren aus der Ferne gesehen hatte, ohne dass ich mich jedoch daran erinnern konnte, wo.

Die Abbildung zeigte eine kleine weiße, von Bäumen umgebene Steinvilla, die auf ein gewaltiges, schaumgekröntes Meer hinaussah. Das Bild war verblasst und abgenutzt, von der Zeit und, vielleicht, durch die sehnsuchtsvollen Berührungen von Fingern. Ich drehte es um und sog die Luft ein.

»Marisal«, hauchte ich, indem ich den Namen las, der dort in einer geliebten, vertrauten Handschrift stand.

Allan riss die Augen auf. Wir kannten...

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Lily Graham wurde in Johannesburg, Südafrika geboren. Daher stammt wahrscheinlich auch ihre Sehnsucht nach dem Meer, die sie immer begleitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und der Bulldogge Fudge in England und lässt ihre Liebe zum Meer in ihre Bücher einfließen. »Die Insel der Leuchttürme« ist ihr erstes Buch im Diana Verlag.