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Das Freu

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.09.20191
Nach ihrem Umzug fühlt sich Mafalda oft einsam. Ihre Stiefmutter mag sie nicht und ihr Vater ist viel unterwegs. Eines Tages bekommt sie einen Fortunator geschenkt, eine Brille, die »glücklich macht«. Setzt man sie auf, taucht man in eine virtuelle Realität ein: Eine niedliche Katze erscheint, die gefüttert werden und spielen will. Mafalda ist begeistert, bis sie merkt, dass es der Katze gar nicht recht ist, wenn man die Brille absetzt. Bald ist Mafalda nicht mehr die Einzige, die dem Einfluss der Brille verfallen ist. Doch dann entdeckt sie im verwilderten Nachbargarten eine geheimnisvolle blaue Eidechse: ein Freu. Von dem magischen Tier erfährt Mafalda, wie gefährlich die Fortunatoren sind. Und dass sie etwas dagegen unternehmen muss ...

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen künstlicher Intelligenz und gründete mehrere preisgekrönte Start-ups. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter die Thriller 'Delete' und 'Das KALA-Experiment' sowie den Jugendroman 'Boy in a White Room', der für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert wurde.
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Produkt

KlappentextNach ihrem Umzug fühlt sich Mafalda oft einsam. Ihre Stiefmutter mag sie nicht und ihr Vater ist viel unterwegs. Eines Tages bekommt sie einen Fortunator geschenkt, eine Brille, die »glücklich macht«. Setzt man sie auf, taucht man in eine virtuelle Realität ein: Eine niedliche Katze erscheint, die gefüttert werden und spielen will. Mafalda ist begeistert, bis sie merkt, dass es der Katze gar nicht recht ist, wenn man die Brille absetzt. Bald ist Mafalda nicht mehr die Einzige, die dem Einfluss der Brille verfallen ist. Doch dann entdeckt sie im verwilderten Nachbargarten eine geheimnisvolle blaue Eidechse: ein Freu. Von dem magischen Tier erfährt Mafalda, wie gefährlich die Fortunatoren sind. Und dass sie etwas dagegen unternehmen muss ...

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen künstlicher Intelligenz und gründete mehrere preisgekrönte Start-ups. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter die Thriller 'Delete' und 'Das KALA-Experiment' sowie den Jugendroman 'Boy in a White Room', der für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492994200
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.09.2019
Auflage1
Reiheyou&ivi
SpracheDeutsch
Dateigrösse6030 Kbytes
Artikel-Nr.4369985
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Mafalda

Mafalda saß an ihrem Schreibtisch und hatte das Matheheft vor sich aufgeschlagen. Doch statt sich mit den Hausaufgaben zu beschäftigen, blickte sie aus dem Fenster.

Ihr Zimmer lag im ersten Stock des neuen Hauses. Über dem Bett gab es eine schräge Wand, was Mafalda sehr gemütlich fand, und das doppelflügelige Fenster über ihrem Schreibtisch bot einen Ausblick in den Garten. Sie wusste, dass ihr Vater diesen Raum für sie ausgesucht hatte, um ihr eine Freude zu machen, und das stimmte sie traurig. Denn sie freute sich kein bisschen, dass sie jetzt hier lebte. Viel lieber wäre sie in ihrem engen Zimmer in der kleinen Wohnung geblieben, in der sie bis vor zwei Monaten gelebt hatte. Die hatte zwar keinen eigenen Garten gehabt, sondern nur einen schmalen Balkon. Aber dafür hatte es einen kleinen Lebensmittelladen unten im Haus gegeben, den Mafalda geliebt hatte, weil tagsüber immer frische, bunte Früchte in den Kästen vor dem Schaufenster lagen und es so schön nach Süden duftete. Und vor allem hatte sie die anderen Menschen im Haus gekannt - den netten Herrn Braukmann, einen pensionierten Lehrer, der mit seinem Dackel Leopold in der Wohnung über ihnen gewohnt und der Mafalda manchmal bei den Hausaufgaben geholfen hatte, oder die dicke Frau Kaspers mit den niedlichen Babyzwillingen. Ganz besonders vermisste Mafalda ihre Freundin Mareike aus dem Nachbarhaus.

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Prasseln, das war ein interessantes Wort. Es klang so ähnlich wie das Geräusch, das die Tropfen machten, aber irgendwie anders. Mafalda überlegte, welches Wort das Geräusch noch besser wiedergegeben hätte. Trommeln? Nein, Trommeln klangen lauter und dumpfer. Eher war es ein Prabbeln oder Prappeln. Oder, noch besser, ein Proppeln. Ja, der Regen proppelte eindeutig gegen die Fensterscheibe.

Eine kleine Stimme in Mafaldas Hinterkopf wies sie darauf hin, dass sie sich lieber mit den Hausaufgaben beschäftigen sollte, statt aus dem Fenster zu starren. Aber die Regentropfen waren hundertmal interessanter als Bruchrechnung. Andererseits würde ihre Stiefmutter Eva bald kommen und kontrollieren, wie weit sie war. Und wenn dann das Blatt immer noch leer war, würde sie wieder Ärger bekommen. Wieder andererseits würde sie sowieso Ärger mit Eva bekommen, wenn nicht wegen der Mathe-Hausaufgaben, dann weil ihr Zimmer unordentlich war. Oder weil sie sich die Haare nicht gekämmt hatte oder weil sie ihren Pullover nicht richtig zusammengelegt hatte oder weil sie die Schuhe nicht ordentlich sauber gemacht hatte, bevor sie das Haus betrat. Oder, oder, oder.

Mafalda seufzte und starrte auf das Blatt. Sie hatte die erste Aufgabe abgeschrieben, bevor der prasselnde, nein, proppelnde Regen sie abgelenkt hatte.

17³ââ + 31â´/â =

Sie wischte sich eine Strähne ihres lockigen kastanienbraunen Haars aus dem Gesicht und betrachtete die Aufgabe. Dabei fiel ihr auf, dass jede Ziffer genau zweimal vorkam: Zwei Einsen, zwei Dreien, zwei Vieren und zwei Siebenen. Außerdem ergab eins mal drei plus vier sieben. Sie kniff die Augen zusammen, bis die Formel leicht verschwamm. Dadurch sah sie plötzlich aus wie ein kleines Tier - links der Kopf, die beiden Brüche die Arme und Beine, das Gleichheitszeichen der Schwanz. Mafalda malte die Umrisse mit dem Kugelschreiber nach, und aus der Aufgabe wurde eine kleine blaue Eidechse.

 

 

Inzwischen hatte der Regen zu proppeln aufgehört. Sie beobachtete die Tropfen, die langsam in krummen Linien am Fenster hinabkrochen, als seien sie sich nicht ganz sicher, welches der richtige Weg nach unten war. Dabei formten sie interessante Muster, beinahe wie fremdartige Schriftzeichen in Regensprache. Hinter der Fensterscheibe, an der Dachschräge, hing ein großes Spinnennetz. Kleine Tropfen glitzerten darin wie Perlen auf Schnüren. Mafalda hatte die Spinne vorgestern dabei beobachtet, wie sie das Netz mit akrobatischem Geschick gesponnen hatte, und sich dabei gefragt, woher dieses winzige Tier wusste, wie das geht.

Mathe-Hausaufgaben!, mahnte die Stimme in ihrem Hinterkopf. Mach endlich die Mathe-Hausaufgaben, sonst bekommst du nur wieder Ärger!

Mafalda holte tief Luft und wandte sich wieder ihrem Heft zu. Sie überlegte, ob sie die aus Brüchen geformte Eidechse durchstreichen sollte. Aber das wäre dem armen Tier wohl nicht recht. Also beschloss sie, das Ergebnis neben die Schwanzspitze zu schreiben. Dazu musste sie es allerdings erst einmal ausrechnen.

Wie ging das noch gleich? Die Lehrerin im Unterricht hatte gesagt, dass man sich Brüche als Tortenstücke vorstellen solle. Siebzehn drei Viertel bedeutete, dass man siebzehn ganze Torten hatte und von einer Torte, die in vier Teile zerschnitten worden war, noch drei Stücke übrig waren. Und dann kamen noch mal einunddreißig Torten dazu und vier Stücke von einer Torte, die in sieben Teile zerteilt worden war. Also waren es insgesamt achtundvierzig ganze Torten und sieben ungleich große Reststücke. Wer um Himmels willen brauchte so viel Kuchen? Selbst in der Konditorei Andersen, bei der ihr Vater früher immer die Sonntagsbrötchen gekauft hatte, gab es nicht so viele Torten im Schaufenster. Und warum hatte jemand die letzte Torte ausgerechnet in sieben Teile geschnitten? War es vielleicht Schneewittchen, die den sieben Zwergen je ein Stück geben wollte? Aber wieso hatten dann vier Zwerge ihre Stücke nicht aufgegessen? Die Mathematik war voller Rätsel!

Während sich Mafalda noch das Hirn zerbrach, ob die sieben Reststücke wohl zusammen auf eine Kuchenplatte passen würden, wurde sie von einem Summen abgelenkt. Eine Fliege schwirrte um ihren Kopf herum, landete auf dem Matheheft und trippelte mit ihren sechs winzigen Beinchen genau auf die gemalte Eidechse zu. Dort verharrte sie einen Moment lang und rieb die Vorderfüße aneinander, als wolle sie sich nach einem Spaziergang im Schnee aufwärmen. Dann flog sie plötzlich davon und irrte in wirren Kurven kreuz und quer durch das Zimmer.

Natürlich wäre Mafalda nie auf den Gedanken gekommen, die Fliege zu erschlagen - ein so zerbrechliches kleines Ding, das dennoch viel raffinierter war als die komplizierteste Maschine, die Menschen je gebaut hatten, durfte man nicht einfach kaputt hauen! Eva jedoch hatte solche Skrupel nicht, denn sie hasste jede Form von Ungeziefer, wie sie alles nichtmenschliche Leben nannte, ob es nützlich war oder nicht. Falls sie die Fliege im Zimmer erblickte, würde sie sofort mit der Fliegenklatsche auf sie losgehen.

Wenn Mafalda die Fliege also retten wollte, musste sie ihr den Weg in die Freiheit öffnen. Sie streckte die Hand nach dem Griff des linken Fensterflügels aus, zögerte jedoch. Hinter dieser Fensterhälfte lag das Spinnennetz. Wenn die Fliege sich darin verfing, wäre Mafalda schuld an ihrem Tod. Andererseits â¦ wenn sie nur den rechten Fensterflügel öffnete und die Fliege damit am Spinnennetz vorbeilotste, bekäme die Spinne nichts zu fressen, und die ganze Mühe, die sie sich mit dem Bau ihres Netzes gegeben hatte, wäre umsonst. Was also tun?

Nach längerem Überlegen beschloss Mafalda, beide Fensterflügel zu öffnen. Dann konnte die Fliege selbst entscheiden, ob sie links oder rechts hindurchwollte.

Kaum hatte sie die beiden Hälften aufgeklappt, öffnete sich die Tür auf der anderen Seite des Zimmers. Dadurch entstand ein Luftzug, der mehrere Blätter von Mafaldas Schreibtisch wehte und ungleichmäßig im ganzen Zimmer verteilte.

»Was soll denn dieser Unsinn schon wieder?«, fragte Eva in ihrer hohen, immer gestresst klingenden Stimme. »Du lässt ja lauter Ungeziefer rein!«

Erschrocken blickte Mafalda sich um. »Ich â¦ ich wollte bloߠ⦫, begann sie, doch in diesem Moment nutzte die Fliege die Gelegenheit und schwirrte an Evas Kopf vorbei durch die Tür und hinaus in den Flur.

»Siehst du?«, keifte ihre Stiefmutter. »Jetzt kann ich wieder hinter diesem fetten Brummer herjagen. Als wenn ich in diesem Haus nicht schon genug zu tun hätte! Bist du mit deinen Mathe-Hausaufgaben fertig?«

»Äh â¦ beinahe«, stotterte Mafalda und wurde rot, wie immer, wenn sie nicht ganz genau die Wahrheit sagte.

Eva warf einen Blick in das Heft und runzelte die Stirn.

»Maaafalda!«, sagte sie auf jene vorwurfsvolle Weise, bei der sie das erste A in die Länge zog, bis es fast zerriss. Dann stellte sie wie üblich eine Menge Fragen, ohne Mafalda die Gelegenheit zu geben, auch nur eine davon zu beantworten. »Wie oft muss ich dir noch sagen, wie wichtig es ist, seine Hausaufgaben ordentlich zu erledigen? Nennst du das etwa ordentlich? Was, denkst du, wird dein Vater sagen, wenn ich ihm heute Abend erzähle, dass du im Zimmer herumturnst und irgendwelche Sachen ins Aufgabenheft malst, die da nicht reingehören, statt deine Aufgaben zu erledigen? Glaubst du etwa, er findet das gut? Meinst du, so bekommt man eine gute Note in der Schule?«

Mafalda senkte den Blick. »Es tut mir leid«, sagte sie, und auch das war nicht ganz genau die Wahrheit, aber sie hatte es schon so oft gesagt, dass sie dabei nicht mehr rot wurde.

»Mach jetzt deine Aufgaben, und zwar ordentlich! Ich komme nachher kontrollieren, und wenn ich dann sehe, dass du schon wieder nur Unsinn gemacht hast, gibt es heute kein Fernsehen mehr und kein Internet. Verstanden?«

»Ja, Eva.«

»Immer nur Flausen im Kopf!«, schimpfte ihre Stiefmutter und seufzte, als hätte sie gerade eine schlimme Nachricht bekommen. Dann verließ sie das Zimmer, um Jagd auf die arme Fliege zu machen.

Mafalda seufzte ebenfalls und versuchte, sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Kein Fernsehen, das war nicht weiter schlimm. Ihre Lieblingsserie Weltraumprinzessin Arabella lief heute sowieso nicht. Aber kein Internet bedeutete, dass sie...
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Autor

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen künstlicher Intelligenz und gründete mehrere preisgekrönte Start-ups. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter die Thriller "Delete" und "Das KALA-Experiment" sowie den Jugendroman "Boy in a White Room", der für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert wurde.