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Der verborgene Brunnen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am05.08.20191. Auflage
Ein Toter in der mittelalterlichen Provence: Ein spannender Kriminalfall und ein opulenter und farbenfroher historischer Roman In der Provence am Ende des 10. Jahrhunderts: Die junge Kassia, eine bildhübsche Frau, wird aus dem Kloster, wo sie aufgewachsen ist, in das kleine Dorf Roubion gebracht. Dort soll sie einen alten Witwer heiraten. Bei ihrer Ankunft ist der Mann jedoch bereits tot, Kassia beschließt zu bleiben und kauft sich von der Mitgift ein Häuschen und etwas Land. Doch die Sommerhitze trocknet den Boden aus. Auch der örtliche Quellenmeister kann ihr nicht helfen - bis dessen Sohn Ramon einen verschütteten Brunnen auf Kassias Land entdeckt. Beim Graben stoßen die beiden jungen Leute auf ein Skelett. Wer ist der Tote? Und warum wollen die Leute im Dorf nichts davon wissen?

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Inzwischen sind mehrere historische Romane aus ihrer Feder bei Piper Digital erschienen. Dass ihre Romane (fast) alle in der Haute Provence spielen, liegt daran, dass sie seit vielen Jahren die Sommer dort verbringt und von Landschaft und Kultur fasziniert ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextEin Toter in der mittelalterlichen Provence: Ein spannender Kriminalfall und ein opulenter und farbenfroher historischer Roman In der Provence am Ende des 10. Jahrhunderts: Die junge Kassia, eine bildhübsche Frau, wird aus dem Kloster, wo sie aufgewachsen ist, in das kleine Dorf Roubion gebracht. Dort soll sie einen alten Witwer heiraten. Bei ihrer Ankunft ist der Mann jedoch bereits tot, Kassia beschließt zu bleiben und kauft sich von der Mitgift ein Häuschen und etwas Land. Doch die Sommerhitze trocknet den Boden aus. Auch der örtliche Quellenmeister kann ihr nicht helfen - bis dessen Sohn Ramon einen verschütteten Brunnen auf Kassias Land entdeckt. Beim Graben stoßen die beiden jungen Leute auf ein Skelett. Wer ist der Tote? Und warum wollen die Leute im Dorf nichts davon wissen?

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Inzwischen sind mehrere historische Romane aus ihrer Feder bei Piper Digital erschienen. Dass ihre Romane (fast) alle in der Haute Provence spielen, liegt daran, dass sie seit vielen Jahren die Sommer dort verbringt und von Landschaft und Kultur fasziniert ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492985703
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum05.08.2019
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7210 Kbytes
Artikel-Nr.4499518
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Ein Himmel von hartem, klarem Blau mit ein paar hingetupften gelblichen Federwolken am Horizont, Cirrocumulus fibratus; wattige parallele Fäden wie gekämmte Schafwolle, zu hoch, um Regen zu bringen. Die Hügel sind trocken und ockergelb.

Ein Mann klettert quer über den mit Cistussträuchern, Hartgräsern, Rosmarin und Wildrosen bewachsenen Geröllhang in diesem späten September, ein schlanker Mittvierziger in Jeans und kurzärmeligem rosa Hemd, das zwischen den Schulterblättern bereits Schweißflecken zeigt.

Am Fuß des Hügels gleißt gebündeltes Sonnenlicht vom Lack eines metallicblauen Kombis mit Vaucluser Kennzeichen. Ein wenig versetzt daneben steht ein nagelneuer Geländewagen, schwarz unter der Staubschicht, die Luft kräuselt sich über der Motorhaube. In einer Mulde, bevor der Hügel steil anzusteigen beginnt, leuchten Plastikboxen in rot und blau - Fremdkörper in dieser scheinbar unberührten Wildnis. Im trockenen, niedergetretenen Gras verstreut liegen eine Plastiktüte mit Keksen, eine Eineinhalb-Liter-Wasserflasche, Notizbücher, kurze Metallstäbe, ein schwerer Hammer, ein oder zwei Geologenpickel. Von vier großen Kabeltrommeln aus schlängeln sich dünne Drähte in gelb, rot, blau und schwarz den Hügel hinauf. Hier unten haben sie sich verheddert und bilden ein Knäuel. Inmitten dieses Tohuwabohu hockt eine Frau auf einer umgedrehten Box, auf den Knien ein Laptop, links neben ihr am Boden ein schwarzes Plastikköfferchen, randvoll mit Akkumulatoren und einer Schalttafel mit einem kleinen Hebel.

Sie ist klein und übergewichtig mit einem Wust von schwarzen Afrolocken; die Rundungen stehen ihr gut auf eine pralle, vitale Weise. Der Reißverschluss ihrer ausgewaschenen, ehemals schwarzen Cordhose rutscht jedes Mal nach unten, wenn sie sich nach vorn zu der Schalttafel beugt, um einen Stromstoß auszulösen. Schließlich lässt sie ihn einfach offen stehen.

»Jetzt!«, ruft der Mann. »Was hast du?«

Sie schaut auf eine Anzeige und ruft ihm Zahlen zu, in ihrem rollenden, singenden Akzent, die Vokale gedehnt und changierend wie dunkle Seide.

Der Mann im rosa Hemd versetzt die Kabelklemmen an den Metallstäben, die aus der Erde schauen, Meter um Meter quer zum Hang. »Fertig!«

Sie beugt sich vor, manipuliert den kleinen Hebel, löst einen Stromstoß aus und liest wieder die Ergebnisse ab.

»C est bon«, ruft ihr Partner einem zweiten Mann zu, der im Schatten einer Eiche steht, »wir sind jetzt über dem Geröll, und wir haben auf Geröll angefangen. Die beiden Extreme sind Geröll, Kies, große Brocken. Und da ist ein Einschnitt. Der Brunnen ist gut platziert.«

Der Mann am Hang rutscht ein Stück ab und hält sich mit der Hand an einem Thymianstrauch fest. Er klettert weiter und kämpft mit den verhedderten bunten Drähten. Seine Partnerin liest Zahlen ab, die sie in den Laptop eingibt. Ab und zu kommt er herunter und schaut schweigend über ihre Schulter auf den Bildschirm, auf dem ein schematisches Bild entsteht.

Von weiter unten, vom ungeteerten Weg herauf dringt ein Geräusch, das feucht-satte Spotzen und Knattern eines uralten Mopeds. Es kommt näher und bricht ab. Die beiden schauen vom Computer hoch, der Mann unter dem Baum dreht sich um.

Ein Alter in verwaschener schwarzer Kleidung kommt den Hügel heraufgestiegen, im Mundwinkel die unvermeidliche kalte Maispapierkippe, die Männer seiner Generation wie Orden tragen, Teil ihrer aussterbenden Kultur ebenso wie die Baskenmütze und Chansons von Georges Brassens. Seine Haut ist schwartig sonnenverbrannt, die Nase knollig und von blauroten Äderchen überzogen. Neugierige graue Augen blitzen unter der verbeulten Baskenmütze hervor. Der Alte sagt nichts, tippt sich nur flüchtig mit dem rechten Zeigefinger an die Mütze, nickt und lässt seinen Elsternblick über die Geräte und das Arrangement von Drähten am Hang schweifen.

»Wir sind Hydrogeologen und suchen im Auftrag dieses Herrn nach Wasser. Wir haben eine Firma in Avignon«, fühlt sich der Mann im rosa Hemd bemüßigt zu erklären. Warum muss er etwas erklären? Der Alte ist doch nicht der Besitzer dieses Stücks Land, oder? Aber er hat so eine Ausstrahlungâ¦

»Sind Sie aus dem Dorf?« Der Dritte ist aus dem Baumschatten herausgetreten, ein kräftiger Mittfünfziger, vielleicht auch Anfang sechzig; er trägt eine neue Khakihose, ein grünes T-Shirt, das über dem Bauch spannt; einen Strohhut wie aus einem Gemälde von Renoir. Seine Haut ist blass und weich - ein Städter.

»Hmm«, brummt der Alte und macht eine knappe Kopfbewegung zum Dorf hin. Es ist hinter einer Anhöhe verborgen, etwa eine halbe Stunde Fußweg von hier.

Der Städter lächelt, macht einen Schritt auf den Alten zu und streckt ihm die Hand hin: »Bonjour, Monsieur. Mein Name ist Fructus, Jacques Fructus. Ich bin Lehrer in Marseille und möchte mir hier oben etwas kaufen. Für den Sommer und für die Zeit, wenn ich in Rente gehe.« Er schaut sich demonstrativ um, holt tief Atem und sagt: »Gute Luft hier, und die Ruhe! Aber bevor ich kaufe, muss ich wissen, ob es hier genug Wasser gibt, sonst hat es keinen Zweck. Ich kann es mir nicht leisten, Stadtwasser legen zu lassen.«

Der Alte legt den Kopf schief: »Sie wollen sich die Ruine da oben herrichten? Na ja, die Touristen, die kaufen sich die abgelegensten Sachen, wo sonst keiner mehr leben kann. Und dann wollen sie schicke Gärten anlegen und Swimmingpools ⦫

»Oh nein, ich will ja gar keinen Swimmingpool«, wehrt Jacques Fructus ab, als wäre das ein Vergehen. Er ist doch einer von den Vernünftigen, hat die Klimalektion gelernt. »Nein, um Gottes willen! Aber was man so braucht im Haus; und für einen kleinen Gemüsegarten soll es möglichst auch noch reichen. Sonst muss ich mich woanders umsehen. Wär schade. Ist so schön hier. Ich hab s gesehen und mich sofort verliebt!«

»Also ich hätte nichts gegen eine piscine.« Der Alte grinst und schaut die beiden Wissenschaftler an: »Und was machen Sie, um Wasser zu suchen?«

»Wir haben da am Hang auf einer Breite von hundert Metern Metallstangen in den Boden geschlagen und mit Stromkabeln verbunden. Ich bin da oben - sehen Sie -, meine Kollegin löst hier unten einen Stromstoß aus und trägt die Werte von jedem Messpunkt in eine Tabelle ein. Ich versetze dann die Kabel um jeweils eine Stange, und anschließend nehmen wir wieder die Daten auf. Am Ende haben wir ein genaues Bild von der Bodenbeschaffenheit: wie dicht die Schichten sind, wo durchgehende Felsen sind oder Lehm; wo die Wasser führenden Schichten verlaufen. Wo Geröll ist, da kann kein Wasser sein, das versickert. Kalkstein - es ist karstig hier, meist ist der Unterboden wie ein Schweizer Käse -, aber das wissen Sie ja sicher besser als ich, wie der Boden hier aussieht.«

Der Alte nickt stillvergnügt.

»Da in der Mitte, darunter ist eine undurchlässige Schicht, da sieht es vielversprechend aus.«

»Das hätte ich Ihnen gleich sagen können, auch ohne den ganzen Quatsch da«, brummt der Alte. »Da ist doch schon ein Brunnen. Den müssen Sie bloß ausräumen und säubern lassen.«

»Das haben wir natürlich auch schon gesehen. Aber wir wollen ihn erst mal auspumpen, um zu sehen, woher das Wasser kommt und wie schnell es nachfließt. Vielleicht muss man zusätzlich nach Grundwasser bohren oder einen zweiten Brunnen anlegen. Da hinten bei der großen Eiche, da wäre es unserer Meinung nach auch aussichtsreich.«

»Der Brunnen ist gut. War mal einer der besten hier in der Gegend. Aber so, wie es jetzt läuft, bei der Trockenheit?« Der Alte schüttelt den Kopf. »Wenn im Winter der Regen die Quellen auffüllt, dann kann man auskommen. Normalerweise hätten wir jetzt Gewittersaison. Aber heutzutage läuft ja alles verkehrt! Seit sechs Jahren ist es schon zu trocken. Sehen Sie sich die Bäume an: Das Laub vertrocknet und fällt ab, bevor es sich färben kann. Was soll man da machen?«

Er geht zu dem eingefallenen Brunnen und beugt sich über die grasigen Ränder, steht ganz still, die Hände in den Hosentaschen, als ob er hineinhorchen würde. Dann wendet er sich abrupt ab und stapft den Hügel wieder hinunter.

Weiter unten dreht er sich noch mal um: »Da ist schon noch Wasser! Der Brunnen ist gut. Heißt übrigens Sarazenenbrunnen.«

Mit echsenhafter Geschwindigkeit schiebt er sich mit der Zunge den Zigarettenstummel in den anderen Mundwinkel und verschwindet. Man hört das Moped anspringen. Das Knattern ist noch eine ganze Weile lang zu vernehmen.

»Das war sicher der örtliche sourcier«, sagt der Mann im rosa Hemd. »Einer, der Wasser finden kann, so eine Art Rutengänger.«

»Rutengänger? Das ist doch Hokuspokus!«, sagt der Lehrer aus Marseille.

»Oh nein, gar nicht. Es gibt diese Leute, die haben ein besonderes Gespür für Wasser, die Landschaft spricht zu ihnen. Ich habe ein paar von solchen Quellenfindern kennengelernt. Aber«, schiebt er rasch nach, »unsere Messungen sind natürlich viel exakter. Ich glaube, Herr Fructus, wir sollten uns trotzdem mal etwas intensiver mit diesem alten Brunnenloch beschäftigen.«

»Warum er wohl Sarazenenbrunnen heißt?«, fragt die Algerierin aus Avignon. Sie hat die Pause genutzt, um aufzustehen und sich zu strecken, und zieht den Reißverschluss wieder hoch. »Das waren doch Araber, im Mittelalter, soweit ich weiß.«

»Da hatten sie Spanien unterworfen«, wirft ihr Partner ein. »Und ein paar von ihnen haben sich unten an der Côte d Azur festgesetzt, in La Garde-Freinet. Aber ich wusste gar nicht, dass sie so weit ins Hinterland vorgedrungen sind.«

»Doch, doch«, sagt der Lehrer aus Marseille. »Die haben hundert Jahre lang die ganze Provence terrorisiert bis in die...
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Autor

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Nach "Das Buch der Gifte" und "Der verborgene Brunnen" ist "Das Lied der Gauklerin" ihr dritter historischer Roman.