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Mein (geheimes) YouTube-Leben

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Schneiderbucherschienen am01.08.20191. Auflage
Ich wünschte, ich wäre so hübsch
wie Lily. Soeben hat sie auf Instagram
ein Selfie gepostet, weil sie jetzt drei
Millionen Abonnenten hat - und sie
sieht einfach umwerfend aus. Sie hat
riesengroße Augen, dick umrandet
mit schwarzem Eyeliner, die Wimpern
lang und dicht. Ihre Haare sind natürlich
perfekt. Sie trägt einen lässig gestylten
kurzen Pixie-Cut. Mir würden kurze
Haare nicht stehen, dafür ist mein
Gesicht viel zu rund.
Ich liebe Lilys Blog.
Ich verschwende gut eine Stunde damit,
mir Video um Video anzusehen. Im Vergleich
zu Lilys ist mein Leben echt bescheiden.
Kann ich das wirklich bringen?
Entschlossen gehe ich auf 'Veröffentlichen'...


Charlotte Seager lebt in London mit ihrem Partner David und ihrer Katze Ruby. Sie arbeitet als Journalistin und die Idee zu ihrem ersten Roman kam ihr bei einem Treffen mit Youtubern, als sie feststellen musste, wie unterschiedlich das Leben online und offline sein kann.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextIch wünschte, ich wäre so hübsch
wie Lily. Soeben hat sie auf Instagram
ein Selfie gepostet, weil sie jetzt drei
Millionen Abonnenten hat - und sie
sieht einfach umwerfend aus. Sie hat
riesengroße Augen, dick umrandet
mit schwarzem Eyeliner, die Wimpern
lang und dicht. Ihre Haare sind natürlich
perfekt. Sie trägt einen lässig gestylten
kurzen Pixie-Cut. Mir würden kurze
Haare nicht stehen, dafür ist mein
Gesicht viel zu rund.
Ich liebe Lilys Blog.
Ich verschwende gut eine Stunde damit,
mir Video um Video anzusehen. Im Vergleich
zu Lilys ist mein Leben echt bescheiden.
Kann ich das wirklich bringen?
Entschlossen gehe ich auf 'Veröffentlichen'...


Charlotte Seager lebt in London mit ihrem Partner David und ihrer Katze Ruby. Sie arbeitet als Journalistin und die Idee zu ihrem ersten Roman kam ihr bei einem Treffen mit Youtubern, als sie feststellen musste, wie unterschiedlich das Leben online und offline sein kann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783505142970
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.08.2019
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4739184
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

 

 

 

 

 

KAPITEL 2

Melissa

 

 

 

Ich wünschte, ich wäre so hübsch wie Lily. Soeben hat sie auf Instagram ein Selfie gepostet, weil sie jetzt drei Millionen Abonnenten hat - und sie sieht einfach umwerfend aus. Sie hat riesengroße Augen, dick umrandet mit schwarzem Eyeliner, die Wimpern lang und dicht. Ihre Haare sind natürlich perfekt. Sie trägt einen lässig gestylten kurzen Pixie-Cut, zwei blonde Strähnen fallen ihr locker ins Gesicht.

Mir würden kurze Haare nicht stehen, dafür ist mein Gesicht viel zu rund. Und von meiner Mutter habe ich das langweilige Mausbraun geerbt. Ich würde garantiert aussehen wie ein Junge. Und zwar nicht wie einer von diesen süßen Typen mit mädchenhaften Zügen. Sondern wie ein richtiger Junge. Die Leute in der Schule würden mich bestimmt damit aufziehen: Hey, wer ist denn der Neue? Und wenn ich mich dann zu Suze setzen würde, würde sie vermutlich knallrot anlaufen und sich weigern, mit mir zu reden.

Wenn es um Jungs geht, ist sie nämlich ziemlich eigen.

Mit einem Doppelklick öffne ich Lilys letzten Blogpost - Ein kleines London-Abenteuer  - und scrolle durch die Bilder. Auf einem steht sie vor einem Marktstand und hält ein Schälchen herrlich roter Erdbeeren in der Hand, an den Fingern Ringe mit ungeschliffenem Amethyst und Topas. Ich war mit einer Freundin auf Entdeckungsreise durch London und hatte einen wundervollen Tag - ich hoffe, ihr hattet ebenfalls ein fabelhaftes Wochenende! Alles Liebe, Lily xoxox

Ich liebe Lilys Blog. Sie besucht immer die tollsten Orte; wenn man sich ihre Fotos ansieht, will man da sofort hin. Oder wenn sie auf Instagram ein Bild von ihrem Frühstück postet, möchte ich am liebsten durch den Bildschirm greifen und davon naschen, so verlockend sieht das immer aus.

Ich kann von Glück sagen, dass das nicht geht. Meine Oberschenkel sind ohnehin viel zu dick. Wenn ich essen würde wie Lily, müsste ich mich vermutlich mit dem Kran ins Schulgebäude befördern lassen. Es gibt ein Foto von ihr, auf dem sie in Leggings auf einem Sitzsack liegt, mit langen silbernen Ketten um den Hals. So dünn werden meine Beine nie aussehen.

Vor einigen Wochen habe ich versucht, dieses Foto nachzustellen, mit meinen billigen Silberketten von H&M. Leider habe ich sie schon so oft getragen, dass das Silber völlig abgewetzt ist, und jetzt sieht man, dass sie aus Plastik sind. Deshalb wollte ich mir heimlich ein paar von Mums goldenen Halsketten borgen. Aber als sie mitbekommen hat, dass ich Fotos mache, ist sie ausgeflippt. Sie hat doch keine Ahnung!

Was treibst du da? Wieso machst du Fotos von dir? Sind das meine Halsketten? Du hast doch nicht etwa vor, die Bilder ins Internet zu stellen? Melissa, bitte sag, dass du das nicht im Internet postest!

Sie sagt I-N-T-E-R-N-E-T, als handele es sich um einen schrecklichen Ort, an dem Pädophile Kindern auflauern. Ich wette, sie hat keine Vorstellung, mit was für Tricks die Mädchen an meiner Schule arbeiten. Sie legen Jungs rein, indem sie sie dazu bringen, im Messenger zuzugeben, dass sie auf sie stehen, und dann machen sie davon einen Screenshot und schicken das an den kompletten Klassenverteiler. Was soll ich ihr da groß erklären, worum es beim Videobloggen geht? Sie versteht das ja ohnehin nicht.

Aber das spielt so oder so keine Rolle mehr - mein Selfie sah schrecklich aus. Ich habe einfach nicht den richtigen Knochenbau für solche Posen.

Während ich durch Lilys Feed scrolle, öffne ich einen zweiten Tab und gelange auf Bryans YouTube-Kanal. Leider finde ich den nicht halb so witzig wie ihren, er erzählt meistens was von schräger Musik, die kein Mensch kennt. Dann klicke ich weiter zu seiner Instagram-Seite. Die Fotos von seinem Bandkollegen Jerry sehe ich mir gerne an, er ist total süß, aber am liebsten sind mir die von Bryan und Lily.

Es dauert nicht lange, bis ich fündig werde - da ist ein neues Selfie von Bryan und Lily, eng aneinandergekuschelt auf dem Sofa, zwischen ihnen Polar, der kleine weiße Welpe, der eigentlich Bryans Eltern gehört. Bryan macht zum Spaß ein tierisch ernstes Gesicht, weil Polar seine Pfoten in seinem Bart vergraben hat. Lily hat lachend den Kopf in den Nacken gelegt.

Sie wirken so glücklich. Als Nächstes klicke ich mich durch Lilys Vlog-Kanal, LilyLives, und öffne ein Video, in dem sie zusammen London unsicher machen. An solchen Filmen habe ich die größte Freude. Bryan läuft voraus und springt lachend auf ein Geländer, während Lily ihn tunlichst ignoriert und augenrollend in die Kamera schaut.

Jetzt mal im Ernst, Lily, welches Jahr haben wir? 2005? Bestellen wir doch online , jammert er, als sie ihn in einen Supermarkt zerren will. Lily schiebt die Unterlippe vor und schmollt, was ihn wiederum zum Lachen bringt, und schon wirbelt er herum und folgt ihr in den Laden.

Ich verschwende gut eine Stunde damit, mir Video um Video anzusehen. Es ist bald Mittag, ich habe gar nicht mitbekommen, wie rasend schnell die Zeit vergangen ist. Um Himmels willen. Mum, Dad und mein Bruder Aidy werden bald aus dem Schwimmbad zurück sein. Widerstrebend eise ich mich vom Bildschirm los und sehe mich mit einem prüfenden Blick um. Mum wird ausrasten. Überall liegen Klamotten, Haarbürsten und irgendwelche Make-up-Utensilien herum. Im Vergleich zu Lilys ist mein Leben echt bescheiden. Ich wünschte, ich hätte auch so ein wunderschönes Zuhause und einen Freund wie sie.

Nicht dass Bryan mein Typ wäre - es gibt einige Jungs in der Zwölften, die besser aussehen als er. Bryan ist extrem dürr, und seine Augen stehen für meinen Geschmack viel zu dicht beieinander. Andererseits spielt er in dieser Band, das macht ihn doch wieder attraktiv. Abgesehen davon scheint er Lily aufrichtig zu lieben.

Nachdenklich kaue ich auf den Nägeln herum und überlege, wie es wäre, wenn ich einen Freund hätte. Schon male ich mir aus, wie ich und ein hochgewachsener dunkelhaariger, irre gut aussehender Typ auf Streifzug durch London gehen, Fotos auf meinem Blog posten, ausgefallene Restaurants besuchen und dann zu mir nach Hause in meine eigene Wohnung gehen, um uns gemeinsam was zu essen zu machen. Sein Lachen, während er mir seine Kochtricks zeigt. Vielleicht wären wir aber auch beide ganz miese Köche, und deshalb lassen wir uns was liefern, machen es uns auf dem Sofa gemütlich und küssen uns gegenseitig die Tomatensoße von der Pizza von den Lippen â¦

Ich zwinge mich aus meinem Tagtraum zurück in die Realität und gehe erneut auf Lilys Blog. Echt schade, dass ich keinen Freund habe. Ich habe noch nicht mal einen Jungen geküsst. Okay, nicht richtig. Vor ein paar Jahren kam es zu mehreren unbeholfenen Knutschversuchen mit meinem Freund Josef, aber wir waren noch Kinder - das war keine richtige Beziehung. Zum Ende der neunten Klasse musste er die Schule wechseln, und das war s dann: Ich habe mit ihm Schluss gemacht. Die große Liebe war es jedenfalls nicht.

Jetzt bin ich sechzehn Jahre alt und hatte noch nie einen richtigen Freund. Das ist so typisch für mein Leben.

Als Nächstes öffne ich meinen eigenen Blog und schiebe das Fenster neben Lilys Blog. Ich habe bislang fast ausschließlich über Make-up geschrieben, aber mittlerweile ist in meiner Kosmetiktasche nichts mehr übrig, das ich noch bewerten könnte. Die Zahl meiner Abonnenten bleibt konstant bei einundfünfzig. Langsam gehen mir die Ideen aus.

Gelangweilt klicke ich mich durch einige Beauty-Blogs, allesamt von Mädchen, die in London leben. Ein Street-Art-Foto lässt mich innehalten. Es wurde in Shoreditch aufgenommen. Eine typische Aufnahme, wie man sie auf Flickr häufig findet.

Hmm, ich frage mich â¦

Hastig wechsle ich zur Seite von Flickr und tippe Shoreditch Street-Art im Suchfeld ein. Eine riesige Auswahl an Aufnahmen aus dem Londoner Eastend erscheint auf dem Bildschirm. Die meisten sehen echt cool aus. Wenn ich nur selbst schon mal da gewesen wäre. Dann hätte ich bestimmt auch so ein tolles Foto gemacht. Damit würde mein Blog richtig was hermachen.

Ich klicke auf eines der Bilder und bemerke einen kleinen Kreis mit einem winzigen durchgestrichenen C , darunter steht nicht geschütztes Material . Augenblick, bedeutet das etwa, dass ich die Aufnahme für meinen Blog verwenden könnte?

Aufgeregt lese ich das Kleingedruckte. Soweit ich das überblicken kann â¦ ja, sieht ganz so aus, als ginge das.

Wenig später habe ich mir ein ganzes Archiv an gemeinfreien Fotos von London angelegt - Marktstände mit Essen, Street-Art, sogar ein paar Bilder vom Buckingham-Palast. Die haben wahrscheinlich irgendwelche Touris gemacht.

Mit zitternden Händen lade ich sie für einen neuen Post auf meinen Blog hoch. Dann fange ich an zu tippen, Lilys Blogseite immer noch neben dem Fenster mit meiner geöffnet:

Ich hatte einen wundervollen Tag in London zusammen mit meinen besten Freundinnen! Ihr müsst unbedingt dieses Obst probieren, das die hier anbauen - einfach köstlich, nahezu göttlich. Ich habe extra ein Foto für euch gemacht, das wollte ich euch nicht vorenthalten. Küsschen, Issa Adores xoxox

Anschließend verpasse ich dem Ganzen noch den Titel Issas Londoner Eskapaden . Sieht wirklich nach einem tollen Tag aus. Unsicher verharrt mein Finger über der Taste. Wenn ich sie drücke, geht...

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Autor

Charlotte Seager lebt in London mit ihrem Partner David und ihrer Katze Ruby. Sie arbeitet als Journalistin und die Idee zu ihrem ersten Roman kam ihr bei einem Treffen mit Youtubern, als sie feststellen musste, wie unterschiedlich das Leben online und offline sein kann.