Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Forsberg und das verschwundene Mädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.01.20211. Auflage
Blutzoll: gering Sympathie-Faktor: hoch Miträtseln: garantiert Der erste Schweden-Krimi mit Kommissar Frederik Forsberg aus Göteborg! Während seines Freigangs verschwindet ein Sexualstraftäter aus Göteborgs Gefängnis; am nächsten Tag wird auf der Schäreninsel Kalvsund die kleine Lisbet vermisst. Für die ehrgeizige Anna Jordt von der Reichspolizei Göteborg ist der Fall glasklar, ihr Kollege Kommissar Frederik Forsberg dagegen hat Zweifel: Sein feines Gespür für zwischenmenschliche Schwingungen rät ihm, den Vater des Mädchens im Auge zu behalten, der mit Lisbets Mutter einen erbitterten Scheidungskrieg austrägt. Als jedoch ein Leichenspürhund vor der frisch vergipsten Wand der Kalvsunder Dorfkirche anschlägt, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung, die Kommissar Forsberg empfindlich an sein eigenes privates Dilemma erinnert. Nachschub für alle Fans atmosphärischer Skandinavien-Krimis: Ben Tomassons Schweden-Krimi-Reihe um Kommissar Frederik Forsberg aus Göteborg überzeugt mit einem sympathischen Ermittler, hohem Rätsel-Faktor und natürlich der einzigartigen Schärenlandschaft Göteborgs.

Ben Tomasson, Jahrgang 1969, ist Germanist und Pädagoge und promovierter Diplom-Psychologe. Ehe er sich ganz dem Schreiben gewidmet hat, war er einige Jahre in der Bildungsforschung tätig. Tomassons Leidenschaften sind die Geschichten, die das Leben schreibt, die vielschichtigen Innenwelten der Menschen, Motorradfahren und Reisen zu jenen Orten, an denen Sonne und Meer sich treffen. Tomasson ist verheiratet und lebt in Kiel. Momentan schreibt er am vierten Band seiner Reihe um den Göteborger Kommissar Forsberg.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBlutzoll: gering Sympathie-Faktor: hoch Miträtseln: garantiert Der erste Schweden-Krimi mit Kommissar Frederik Forsberg aus Göteborg! Während seines Freigangs verschwindet ein Sexualstraftäter aus Göteborgs Gefängnis; am nächsten Tag wird auf der Schäreninsel Kalvsund die kleine Lisbet vermisst. Für die ehrgeizige Anna Jordt von der Reichspolizei Göteborg ist der Fall glasklar, ihr Kollege Kommissar Frederik Forsberg dagegen hat Zweifel: Sein feines Gespür für zwischenmenschliche Schwingungen rät ihm, den Vater des Mädchens im Auge zu behalten, der mit Lisbets Mutter einen erbitterten Scheidungskrieg austrägt. Als jedoch ein Leichenspürhund vor der frisch vergipsten Wand der Kalvsunder Dorfkirche anschlägt, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung, die Kommissar Forsberg empfindlich an sein eigenes privates Dilemma erinnert. Nachschub für alle Fans atmosphärischer Skandinavien-Krimis: Ben Tomassons Schweden-Krimi-Reihe um Kommissar Frederik Forsberg aus Göteborg überzeugt mit einem sympathischen Ermittler, hohem Rätsel-Faktor und natürlich der einzigartigen Schärenlandschaft Göteborgs.

Ben Tomasson, Jahrgang 1969, ist Germanist und Pädagoge und promovierter Diplom-Psychologe. Ehe er sich ganz dem Schreiben gewidmet hat, war er einige Jahre in der Bildungsforschung tätig. Tomassons Leidenschaften sind die Geschichten, die das Leben schreibt, die vielschichtigen Innenwelten der Menschen, Motorradfahren und Reisen zu jenen Orten, an denen Sonne und Meer sich treffen. Tomasson ist verheiratet und lebt in Kiel. Momentan schreibt er am vierten Band seiner Reihe um den Göteborger Kommissar Forsberg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426456439
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.01.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2596 Kbytes
Artikel-Nr.4937562
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Die Menschen waren nicht so distanzlos, die Kinder nicht so laut und die Sommer nicht so heiß. Das waren die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden - und ein Grund, weshalb er sich entschieden hatte, hier zu leben. Den dritten Punkt schien das Land seiner Kindheit in den letzten Wochen allerdings ein für alle Mal widerlegen zu wollen. Das Falunröd, das Schwedenrot, mit dem er sein Haus strich, war dermaßen zäh, dass er Mühe hatte, die Farbe gleichmäßig auf den Wänden zu verteilen. Auf der Flüssigkeit im Eimer hatte sich eine feste Schicht gebildet.

Frederik Forsberg wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Das T-Shirt, das er zum Streichen angezogen hatte, war durchgeschwitzt, und sogar die alte Jeans, die bereits etliche rote Flecken zierten, fühlte sich feucht an. Der Kleber der Kreppstreifen, mit denen er die Tür- und Fensterrahmen und die Hauskanten abgeklebt hatte, war ausgetrocknet; die Streifen lösten sich vom Holz und rollten sich auf. Er würde das alles noch einmal neu machen müssen, wenn die Rahmen, die er sorgfältig abgeschliffen hatte, nichts von dem eisenhaltigen Schwedenrot abbekommen sollten. Sonst würde er später dicke Schichten weißer Farbe auftragen müssen, um das Rot zu überdecken.

Das Haus war in einem desolaten Zustand, nachdem er in den letzten drei Jahren kaum hier gewesen war. Der Frost hatte seine Spuren ins Holz gefressen, die Bretter der Terrasse waren morsch geworden, und ein Sturm hatte das Dach beschädigt. Eine der schlanken Birken war entwurzelt worden und hatte den Verschlag für das Brennholz zum Einsturz gebracht. Der Wald reichte bis an die Grundstücksgrenze heran. Das Haus lag am Ende einer Sackgasse, so abgeschieden und still, wie man es sich nur wünschen konnte.

Es war der Ort, an dem er sein inneres Gleichgewicht wiederfand, wenn ihn die Erinnerungen plagten - an den Tod seiner Partnerin, an die aufreibenden Ermittlungen der letzten Jahre und an seine Enttäuschung, als das Urteil gesprochen worden war.

Eine Fliege umschwirrte seinen Kopf. Frederik verscheuchte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung, mit der er zugleich die Bilder zu vertreiben versuchte, die sich ihm aufdrängten. Das Blitzlichtgewitter, als er auf den Platz vor dem Göteborger Gerichtsgebäude trat, die Fragen der Reporter, die auf ihn einprasselten. Ob sie Fehler gemacht hätten? Wie sonst könnte es sein, dass der Kopf einer Organisation, die illegal russische Waffen über Schweden in den Nahen Osten verschiffte, freigesprochen wurde? Dass sie den Ring geknackt und etliche Verurteilungen erreicht hatten, verblasste daneben. Ausgerechnet Arvid Ekström, Eigentümer der Spedition Göta Trans und mutmaßlicher Drahtzieher des Waffenschmuggels, hatte den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Auf dem Weg nach draußen war er kurz neben Frederik stehen geblieben.

Sie werden das bereuen.

Nur diese vier Worte, ruhig und emotionslos ausgesprochen. Frederik war ein Schauer über den Rücken gelaufen.

Danach hätte er dem Land am liebsten den Rücken gekehrt. Seine Großeltern in Kiel hätten sich gefreut. Während der internationalen Ermittlungen hatte er wieder bei ihnen gewohnt, in demselben Zimmer, in dem er auch seine Jugend verbracht hatte, und sie alle hatten die gemeinsame Zeit genossen. Aber es gab einen wichtigen Grund, in Schweden zu bleiben.

Emma.

Frederik lächelte, als er an sie dachte, während er das Holz weiter mit dem breiten Pinsel bearbeitete. Gerade hatte er ihn erneut in den Farbeimer getaucht, als das Telefon in seiner Hosentasche vibrierte.

Fluchend steckte er den Pinsel zurück. Er wickelte sich einen Stofflappen um die Finger, ehe er das Smartphone hervorzog, um es nicht zu beschmutzen. Tausendfach ausgeführte Routine eines Ermittlers, der daran gewöhnt war, Beweisstücke zu sichern. Mit dem abgespreizten kleinen Finger wischte er über das Display, auf dem der Name des Anrufers stand.

»Hej, Birger.«

»Frederik.« Der Chef seiner alten Abteilung klang ernst. »Ich habe schlechte Nachrichten.«

Frederik nahm an, dass es um seine Rückkehr zur Ermittlungseinheit Kapitalverbrechen ging. Seit dem Tod seiner Partnerin fehlte ein Team. Bei ihrem letzten Gespräch hatte Birger angedeutet, dass er eine neue Truppe aufbauen wollte, wenn Frederik die Arbeit in der internationalen Kooperation gegen den Waffenschmuggel beendet hatte. Er sollte das Team leiten.

Eigentlich hatte er Urlaub. Das Haus musste bis zum Winter renoviert werden, sonst würde es ihm vermutlich über dem Kopf zusammenfallen. Aber er wusste auch, dass die Kollegen überlastet waren. Wenn sie ihn brauchten, konnte er nicht Nein sagen.

»Was gibt es denn?«

»Du erinnerst dich an Kroon? Carl Kroon?«

Frederik kletterte die Leiter hinunter, weil seine Knie plötzlich weich wurden. Er selbst hatte Kroon hinter Gitter gebracht.

»Sicher. Was ist mit ihm?«

»Die Kollegen in der Skogome-Anstalt haben ihn in ihrem System neu eingeordnet. ROS, du weißt schon, dieses Schweizer Modell: Risikoorientierter Sanktionenvollzug.«

Frederik stellte den Farbeimer ab und griff nach der Wasserflasche. Schraubte den Deckel ab und setzte sie an die Lippen. Sein Mund war ausgetrocknet, die Zunge klebte am Gaumen.

»Und?«

»Der zuständige Psychologe, Mats irgendwas, hat ihn in Kategorie B eingestuft, also als nicht akut gefährlich, und sich dafür ausgesprochen, dass man ihm einen wöchentlichen Freigang erlaubt.«

»Einem Mann, der ein elfjähriges Mädchen in seine Gewalt gebracht hat und es beinahe getötet hätte?« Frederik musste immer noch die Zähne zusammenbeißen, wenn er daran dachte.

»Tja. So sieht es aus. Und Kroon hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich davongemacht.«

Frederik schraubte die Flasche wieder zu. »Ich komme sofort.«

»Nein. Das ist nicht nötig. Im Augenblick kannst du nichts tun«, bremste ihn Birger. »Wir haben alles veranlasst, Fahndung, Straßensperren, Hubschrauber, Überwachung der Bootshäfen und Fähren. Dazu ein Aufruf in allen Medien, mit einem Foto von Kroon in den Fernsehnachrichten und in den sozialen Netzwerken. Ich wollte nur, dass du vorbereitet bist.«

Das Wasser in seinem Magen fühlte sich plötzlich wie flüssiges Eis an. Birger musste es nicht aussprechen, Frederik wusste auch so, was er befürchtete. Er hatte das Gleiche gedacht. Es war nichts, worauf man sich in irgendeiner Weise vorbereiten konnte.

»Genieß das Wetter und geh irgendwohin«, sagte Birger. »Du hast es dir verdient. Wenn sich etwas tut, melde ich mich.«

Die Männer verabschiedeten sich. Frederik steckte das Smartphone zurück in die Hosentasche. Dann presste er den Deckel auf den Farbeimer und trug ihn zusammen mit dem Werkzeug in den Schuppen. Er legte die Leiter ins Gras und ging ins Haus, um zu duschen und sich umzuziehen. Wenn er hierblieb, würde er sich nur ständig schreckliche Dinge ausmalen. Er musste irgendetwas tun, auch wenn es nicht helfen würde. Die Bilder würden trotzdem kommen.

 

Die Espressomaschine in seinem Büro in der Göteborger Polizeibehörde ratterte und zischte. Frederik wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war, und leerte die winzige Tasse dann in einem Zug. Eigentlich sollte er weniger Kaffee trinken. Seine Nerven waren ohnehin zum Zerreißen gespannt, und er merkte, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich. Aber wenn ihm das Koffein fehlte, bekam er Kopfschmerzen.

Er trat ans Fenster und sah hinaus, über den Parkplatz und die Straße zum Ullevi-Stadion. Der Parkplatz war so gut wie leer, auf der breiten Straße dagegen war viel Verkehr. Alle waren unterwegs, um irgendwo den Mittsommerabend zu feiern oder die Vorbereitungen für den nächsten Tag, den Mittsommertag, in Angriff zu nehmen. Es war das wichtigste Ereignis des Jahres, und niemand in Schweden versäumte es, sich zu diesem Anlass mit Familie und Freunden zu treffen. In dieser Nacht verschwand die orangefarbene Sonne erst weit im Norden hinter dem Horizont, und es wurde kaum richtig dunkel.

Unten trat Birger gerade aus dem Polizeigebäude. Frederik erkannte seinen Charakterkopf mit den kurzen Haaren, die in den letzten Jahren grau und drahtig geworden waren.

Er war nicht sonderlich überrascht gewesen, als Frederik schon eine knappe Stunde nach seinem Anruf auf der Dienststelle erschien.

»Warum bist du nicht zu Hause geblieben?«, fragte er trotzdem. »Ich hätte hier die Stellung gehalten.« Er wies auf seinen Schreibtisch. »Ich habe mir Kroons Akte kommen lassen, aber ich finde keine nützlichen Hinweise.«

Frederik hob die Schultern. »Ich kann das nicht, die Hände in den Schoß legen und warten. Das weißt du. Außerdem war es mein Fall.« Er deutete auf das gerahmte Foto neben Birgers Monitor, das eine hübsche blonde Frau mit ihren beiden erwachsenen Kindern zeigte. »Hattest du heute Abend nichts Besseres vor?«

Birger strich sich über den grauen Vollbart. »Wir haben eine Einladung. Aber meine Frau versteht es, wenn ich nicht mitkomme.«

»Und die Kinder?«

»Na ja.« Birger schnitt eine Grimasse. »Sie werden enttäuscht sein. Mein Sohn kommt extra mit seinem Partner aus Stockholm, und meine Tochter und ihr Mann haben jemanden gefunden, der sich für ein paar Tage um ihr kleines Hotel in Kiruna kümmert. Sie bringen die Kinder mit.«

Frederik hörte die Sehnsucht in seiner Stimme. Birger liebte seine Enkelkinder über alles.

»Brauchst du die Akte noch?«, fragte er.

Birger schüttelte den Kopf. »Nimm sie mit. Mir hilft sie nicht weiter.«

»Okay.« Frederik klemmte sich die dicke Mappe unter den Arm und ging zur Tür. Bevor er Birgers Büro verließ, drehte er sich noch einmal...
mehr

Autor

Ben Kryst Tomasson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Germanist, Pädagoge und promovierter Diplom-Psychologie. Seine Leidenschaft gehört den Geschichten, die das Leben schreibt, den vielschichtigen Innenwelten der Menschen und dem rauen Land zwischen Nord- und Ostsee. Tomasson lebt und arbeitet in Kiel, ganz in der Nähe der Fähre, auf der man am Morgen nach einer entspannten Nacht auf See inmitten der einzigartigen Göteborger Schärenlandschaft aufwacht. Ben Kryst Tomasson ist Co-Autor der Sabine-Kaufmann-Krimis von Daniel Holbe.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt