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Ein Sommer voller Kirschen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
445 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am30.04.20201. Aufl. 2020
In einem früheren Leben war Martha ein gefeierter Star. Doch Ruhm und Reichtum sind schon lange dahin, nur das Haus in der Dordogne ist ihr geblieben. Um nicht endgültig pleitezugehen, muss sie widerwillig Feriengäste aufnehmen. Zuerst bestätigen sich ihre schlimmsten Erwartungen, die Familie mit Kindern macht richtig viel Stress. Dann aber trifft noch ein weiterer Gast ein, Max. Irgendwie schafft er es, Ordnung ins Chaos zu bringen. Und so kann er losgehen, Marthas Sommer voller Kirschen ...

Zauberhafter Roman über zweite Chancen und einen unverhofften Neuanfang


Kate Glanville wurde als Tochter irischer Eltern in Westafrika geboren. Seit sie acht Jahre alt war, hat sie Geschichten geschrieben. Heute ist sie nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine sehr erfolgreiche Keramikerin. Neben Prinz Charles gehören Madonna und Robbie Williams zu ihren Kunden. Kate Glanville lebt mit ihren drei Kindern, vier Katzen und einem Hund in einem kleinen Dorf in Wales.
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Produkt

KlappentextIn einem früheren Leben war Martha ein gefeierter Star. Doch Ruhm und Reichtum sind schon lange dahin, nur das Haus in der Dordogne ist ihr geblieben. Um nicht endgültig pleitezugehen, muss sie widerwillig Feriengäste aufnehmen. Zuerst bestätigen sich ihre schlimmsten Erwartungen, die Familie mit Kindern macht richtig viel Stress. Dann aber trifft noch ein weiterer Gast ein, Max. Irgendwie schafft er es, Ordnung ins Chaos zu bringen. Und so kann er losgehen, Marthas Sommer voller Kirschen ...

Zauberhafter Roman über zweite Chancen und einen unverhofften Neuanfang


Kate Glanville wurde als Tochter irischer Eltern in Westafrika geboren. Seit sie acht Jahre alt war, hat sie Geschichten geschrieben. Heute ist sie nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine sehr erfolgreiche Keramikerin. Neben Prinz Charles gehören Madonna und Robbie Williams zu ihren Kunden. Kate Glanville lebt mit ihren drei Kindern, vier Katzen und einem Hund in einem kleinen Dorf in Wales.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586028
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.04.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4937769
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Dordogne, 2018
Samstag
1

Es war heiß. Sogar auf der schattigen Veranda fühlte man sich wie in einem Backofen. Schweiß sammelte sich unter dem Verschluss von Marthas BH und lief als kleines Rinnsal an ihrer Wirbelsäule hinunter. Sie hörte auf zu fegen, stützte sich auf den Besen und schob die Sonnenbrille in die Stirn, um den jungen Mann zu beobachten.

Ihm schien die Hitze nichts auszumachen, jedenfalls montierte er konzentriert und zügig den abgerissenen Fensterladen an die Wand. Er hatte bereits das weinberankte Spalier wieder aufgerichtet und die ramponierte Laube am Pool repariert. Martha fragte sich, wie alt er wohl war. Er hatte das Hemd ausgezogen und zahlreiche Tätowierungen auf der schmalen Brust und den sehnigen Armen entblößt: Tauben und Blumen, eine trotzig geballte Faust. Die Jeans hing tief auf den jungenhaft schlanken Hüften und ließ die Schrift auf dem Bund seiner Boxershorts sehen. Anfang zwanzig höchstens, etwa im selben Alter wie Owen.

Martha fegte weiter, das rhythmische Schaben des Besens auf den Terrassenplatten erinnerte sie an das Intro eines Songs, den sie und ihre Mutter bei Spaziergängen am Strand von Abertrulli zu singen pflegten. Später war sie dann die Mutter gewesen. Sie hatte Owen im Kinderwagen durch den Sand geschoben und ihm das Lied vorgesungen:

Under the boardwalk down by the sea ...

Die Zikaden in den Pappeln bildeten den Background-Chor.

... on a blanket with my baby is where I´ll be.

Martha sah Owen vor sich, wie er sie angelacht hatte. Seine Bäckchen waren von dem scharfen Wind gerötet, der von der Cardigan Bay landeinwärts wehte, seine großen braunen Augen funkelten verschmitzt, während er sich zum hundertsten Mal die Fäustlinge von den Händen zog und sie aus dem Kinderwagen fallen ließ.

Sie hörte auf zu kehren und richtete sich auf. Sie wollte sich nicht an Owens Lachen erinnern, nicht an seine Handschuhe und am allerwenigstens an seine braunen Kulleraugen.

In einem Roman wäre dieser junge Mann ihr Sohn Owen gewesen, der sich nach vielen Jahren auf die Suche nach seiner Mutter gemacht hatte, aber die Tattoos und die Piercings und die billigen Jeans sagten ihr, dass er nie und nimmer Owen sein konnte. Dieser Junge war nicht unter der Ägide von Andrew Frazer aufgewachsen, in einer Welt der Privilegien und starrer Konventionen.

Sie unterzog den Jungen einer neuerlichen Musterung. Er drehte ihr den Rücken zu, und sie sah das eintätowierte Reptil, das sich über seine Schultern wand, ein Drache, wie sie erkannte, als er sich zur Seite drehte, um nach etwas zu greifen. Die blauen Schuppen wirkten wie Blutergüsse auf seiner blassen Haut. Was er wohl zu dem winzigen Schmetterling an ihrem linken Oberschenkel sagen würde? Ob er überrascht wäre? Ihm musste sie uralt vorkommen, viel älter, als sie tatsächlich war, mit ihrem faltigen Gesicht und dem kurzen, glatten grauen Haar, das bei Bedarf mit der Küchenschere gestutzt wurde, ohne Spiegel, nach Gefühl. Ihr letzter Friseurbesuch lag viele Jahre zurück, im Nebel der Vergangenheit, als sie es noch genossen hatte, wenn Anton im Salon John Frieda um sie herumflatterte und für Fotoshootings neue Rotnuancen in ihr Haar zauberte, oder Cheryl den stilprägenden Martha-Schwung ihres Ponys mit Haarspray zementierte, bevor die Band auf die Bühne ging. Damals hatte Martha viel Zeit vor Spiegeln verbracht, während Stylisten sich um ihr Make-up und ihr Outfit gekümmert hatten. Heutzutage verschwendete sie kaum noch einen Gedanken an ihre Kleidung. Shirts, lange Röcke oder Hosen, alles weit geschnitten, alles in Schwarz. Fertig. Niemand sah den Schmetterling in den Dellen ihrer Orangenhaut versinken, niemand sah die Narbe, die sich als gezackter blauroter Strich an ihrem Bein hinunterzog.

Wenn sie im benachbarten Städtchen einkaufen ging, versteckte Martha sich hinter einer Sonnenbrille. Manchmal schauten ihr die Männer auf dem Bouleplatz nach, weil ihnen ihr hinkender Gang auffiel, oder die Frauen auf dem Markt musterten sie kritisch, weil sie nicht wussten, was sie von »der da« halten sollten, aber mittlerweile hatte man begriffen, dass sie keinen Wert auf eine Unterhaltung legte, und ignorierte sie. Die Kinder nannten sie la sorcière, die Hexe, hinter ihrem Rücken, aber so, dass sie es hören konnte.

Nicht ganz zu Unrecht, fand Sally, die sich selbst immer wieder missbilligend über Marthas Mangel an modischem Schick äußerte.

»Nur weil du in einem ehemaligen Kloster wohnst, musst du dich nicht kleiden wie eine Nonne!«

Martha hatte die junge Frau mit gerunzelten Brauen über ihre Kaffeetasse hinweg angeschaut und so getan, als wäre sie beleidigt.

»He, Pierre«, rief Sally ihrem Mann zu und verriet durch ihren breiten Akzent, dass sie ursprünglich aus Lancashire stammte. »Findest du nicht, ein Schal in Pink oder ein rotes Shirt würden großartig zu Marthas grauem Haar passen?«

»Da ´alte ich mich raus. Trop dangereux.« Sallys französischer Ehemann war mit der gefälligen Anordnung der Spirituosen in dem verspiegelten Regal hinter der Bar beschäftigt.

Sally seufzte und wandte sich wieder Martha zu. »Oder noch besser: Lass dir bei Celeste im Salon die Haare färben.«

Pierre und Sally waren Marthas einzige Freunde. Es war so etwas wie Tradition geworden, dass sie zum Abschluss ihrer wöchentlichen Einkaufsrunde im Halbdunkel der kleinen Bar am Rand des Marktplatzes einen petit noir trank. Es gab Wochen, da waren der hoch aufgeschossene, hagere Franzose und seine kurvige englische Ehefrau die einzigen Menschen, mit denen sie ein paar Worte wechselte.

»Blond, vielleicht.« Sally hatte sich für das Thema erwärmt. »Nicht zu grell, natürlich. Strähnchen, ein paar Highlights. Oder Braun oder Mahagoni oder Zyklam!« Sie warf ihre langen blonden Locken zurück und lachte. »Das gäbe Gerede im Dorf!«

Martha hatte sich eine Zigarette angezündet. »Gerede ist das Letzte, was ich brauchen kann.«

»Ich würde mich dann jetzt um den Pool kümmern«, rief der junge Mann zu ihr hinüber.

»Die Pumpe erst wieder einschalten, wenn du das Laub aus dem Filter geholt hast«, rief Martha zurück. Sie hoffte, dass der Pool nach der Reinigung wieder Ähnlichkeit mit dem kristallklaren türkisen Rechteck haben würde, das auf der Webseite von Dordogne Dreams zu bewundern war. Er war das i-Tüpfelchen auf Marthas Angebot, ein Luxus, den sie dem Vorbesitzer des Anwesens verdankte, einem deutschen Schriftsteller.

Am Abend zuvor hatte sie sich nackt in die kühlen Fluten gleiten lassen, fix und fertig nach dem Putzmarathon durch Haus und Hof. Sie hoffte, am nächsten Tag vor dem Eintreffen der Feriengäste noch Zeit genug zu haben, um die Küche auf Vordermann zu bringen und die Betten mit den eigens angeschafften blütenweißen Laken und Bezügen zu beziehen.

Der Pool hatte noch nie so sauber ausgesehen. Sie hatte fast den ganzen Nachmittag gebraucht, um die abgefallenen Blüten der Bougainvillea herauszufischen und den grünen Schlick von den Mosaikfliesen zu schrubben.

Sie hatte auf dem Rücken gelegen und sich treiben lassen. Es war niemand da, der ihre Falten sah, das schlaffe Fleisch, die Cellulitis - oder ihre Narbe. So schwerelos im Wasser schwebend, spürte sie keine Schmerzen. Sie schloss die Augen und war wieder jung und schwamm mit Cat im lauen Meer vor Abertrulli.

Als sie die Augen wieder aufmachte, türmten sich dunkle Wolken am Himmel über ihr.

Das Unwetter wütete die ganze Nacht lang. Martha lag wach in ihrem Bett in der früheren Kapelle des Klosters, in die sie für den Sommer umgesiedelt war, hörte den Sturm an den Buntglasfenstern rütteln und den Regen auf die Dachziegel aus Terrakotta prasseln. Das grelle Weiß der Blitze zuckte durch ihr Schlafzimmer, Donner krachte, und sie fürchtete, Pippa, ihr Kaninchen, könnte sich zu Tode erschrecken, obwohl sie das Tierchen, gleich als es losging, zu sich hereingeholt hatte.

Der Schmerz, ihr langjähriger Vertrauter, pochte in ihrem Bein, und das Verlangen nach den kleinen weißen Pillen verfolgte sie in einen unruhigen Halbschlaf.

Ich bin stark. Ich habe mich unter Kontrolle.

Sie konzentrierte sich mit aller Macht auf das Mantra, das sie in der Klinik gelernt hatte: Ich bin stark. Ich habe mich unter Kontrolle.

Früh am nächsten Morgen war Martha den Fußweg zwischen der Kapelle und dem ehemaligen Klostergebäude hinaufgehumpelt. Pippa war wohlauf, wenigstens das. Von diesem kleinen Lichtblick abgesehen, war der stechende Fäkaliengestank, der über dem Anwesen hing, das passende Motto für diesen Tag. Wie nicht anders zu erwarten, war die Sickergrube von den nächtlichen Regenmassen geflutet worden. Auf der Terrasse musste sie bei der Besichtigung der Schäden über umgeknickte Spaliere und das Gewirr abgerissener Ranken steigen. Das Dach war beschädigt, in den alten Mauern gab es neue Risse, die Fensterläden waren gesplittert, und die Kletterrosen vorn und hinten am Haus, die jahrzehntelang den gelben Lehmputz geschmückt hatten, lagen zerrupft und entblättert im Matsch. Angesichts der allgemeinen Verwüstung wurde das Verlangen nach den kleinen weißen Pillen fast unerträglich stark, und sie war nahe daran, ins Auto zu steigen und zu Jean-Paul zu fahren. Jean-Paul mit seinem schmierigen Grinsen und den Wucherpreisen, auf die er noch etwas draufschlagen würde, wenn er die Verzweiflung in ihrem Blick registrierte. Sie zündete sich die erste Zigarette des Tages an und versuchte,...

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Kate Glanville wurde als Tochter irischer Eltern in Westafrika geboren. Seit sie acht Jahre alt war, hat sie Geschichten geschrieben. Heute ist sie nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine sehr erfolgreiche Keramikerin. Neben Prinz Charles gehören Madonna und Robbie Williams zu ihren Kunden. Kate Glanville lebt mit ihren drei Kindern, vier Katzen und einem Hund in einem kleinen Dorf in Wales.
Ein Sommer voller Kirschen