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Ein Sommer voller Schmetterlinge

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
416 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.05.20201. Aufl. 2020
Eine Strandbar in Andalusien - davon träumt Beti schon ihr halbes Leben. Doch in Spanien angekommen, macht sich ihr Verlobter mit all ihren Ersparnissen aus dem Staub. Damit ihr Traum von einem Leben in der Sonne nicht ebenso platzt wie die geplante Hochzeit, arbeitet Beti auf einer Kirschfarm, deren hitzköpfiger Eigentümer Antonio ihr den letzten Nerv raubt. Bis eine kühne Wette sie dazu zwingt, Flamenco zu lernen - ihr Tanzpartner ist ausgerechnet Antonio ...






Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-Joan-Hessayon-Award ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
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Produkt

KlappentextEine Strandbar in Andalusien - davon träumt Beti schon ihr halbes Leben. Doch in Spanien angekommen, macht sich ihr Verlobter mit all ihren Ersparnissen aus dem Staub. Damit ihr Traum von einem Leben in der Sonne nicht ebenso platzt wie die geplante Hochzeit, arbeitet Beti auf einer Kirschfarm, deren hitzköpfiger Eigentümer Antonio ihr den letzten Nerv raubt. Bis eine kühne Wette sie dazu zwingt, Flamenco zu lernen - ihr Tanzpartner ist ausgerechnet Antonio ...






Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-Joan-Hessayon-Award ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586103
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum29.05.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4937770
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

»Also, Sie möchten einen Burger mit Bacon, ohne Zwiebeln und ohne Gurken, dafür mit extra Käse, richtig?«

»Und eine Diät-Cola. Ich schütte einen Bacardi rein oder wie dieses spanische Zeug heißt«, sagt der Mann an der Theke und hält eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit hoch. Er ist in den Zwanzigern, trägt einen Strohhut und Blümchenshorts, und seine sonnenverbrannte Nase hat die Farbe eines gekochten Hummers.

»Okay. Bitte schön. Lassen Sie sich Ihr Frühstück schmecken. Adiós!« Ich reiche ihm die Papiertüte, an deren Seiten sich bereits Fettflecken ausbreiten.

»Hä?« Fragend sieht er mich an.

»Das heißt auf Wiedersehen ⦠auf Spanisch.«

»Ach so, tschüss dann!« Er wendet sich ab und beißt herzhaft in seinen Burger.

»Würden Sie bitte zusammenfegen?«, weist mich Victoria an. »Und danach können Sie in die Pause gehen.« Victoria ist groß, blond und schlank und stammt aus Clapham. Sie ist zehn Jahre jünger als ich. Der Burger-Laden gehört ihrem Vater, und sie hilft aus, weil er einen Herzinfarkt hatte und sich einige Zeit schonen muss. Letztes Jahr hat sie ihr Studium in Publizistik mit einer Zwei abgeschlossen. Ich dagegen habe nur ein paar Abendkurse in Kunstgeschichte und Tourismus belegt. Selbst damals gefiel mir schon die Vorstellung, im Ausland zu leben.

Victoria hat mir erzählt, dass sie ihre Optionen abwägt. Anders ausgedrückt, sie bewirbt sich um »richtige« Stellen. Sie hat laut gelacht, als ich sie gefragt habe, wie lange sie in Spanien bleiben will. »Meine Güte, das hier will ich bestimmt nicht mehr machen, wenn ich erst mal dreißig bin!« Sie hofft, bei BBC oder Channel 4 unterzukommen, und möchte Dokumentarfilmproduzentin werden.

Ich fege zu Ende, dann nehme ich die Kappe und die Schürze ab. Es ist zwar erst Ende März, doch die Sonne wärmt bereits so stark wie zu Hause an einem sonnigen Maitag. Ich bin seit zwei Wochen hier, und es ist eine Qual, in einer Nylonhose hinter der Theke zu arbeiten. Ich knöpfe meine Bluse auf und ziehe sie aus. Darunter trage ich ein Trägertop. Als die leichte Meeresbrise meine Haut streichelt, seufze ich erleichtert auf. Der Himmel ist strahlend blau, wie die Plakatfarbe, mit der ich immer als Kind gemalt habe. Die wenigen Schleierwolken lösen sich schon in der Wärme auf, und die Urlauber nutzen den Sonnenschein. Daheim regnet es in Strömen, wie meine Mutter mir gesimst hat.

Ich nehme meine Tasche aus dem Schrank hinten im Laden und gehe zu der Snackbar auf der anderen Seite des Platzes, vorbei an den großen, sich sanft wiegenden Palmen in ihren Holzfässern.

»Hey, Beti. Wie immer?« Craigs tiefgebräuntes, schweißbedecktes Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen. Seine weißen Zähne habe die gleiche Farbe wie die Spitzen seiner stacheligen Haare. Er trägt ein ärmelloses weißes Shirt und Jeansshorts. Seine farbenfrohen Freundschaftsbändchen - er trägt viele davon - rutschen um seine Handgelenke, als er die knusprigen Baconstreifen auf dem zischenden Grill wendet.

»Ja, bitte, Craig.« Craigs bemehlte Speckbrötchen mit brauner Soße sind die besten - und mit einer Tasse Tetley-Tee sind sie noch besser. Craig hat einen kleinen Laden mit einem Kühlraum, einem Grill und einer Teemaschine, und wenn er seine Frühstücksbrötchen alle verkauft hat, verbringt er den Rest des Tages am Strand und sonnt sich.

»Was geht?« Er lächelt, bevor er etwas leiser fragt: »Gibt s Neuigkeiten?« Er neigt mitfühlend den Kopf, und obwohl er es gut meint, traue ich mich nicht zu antworten, sondern schüttele nur den Kopf, während ich in meiner Handtasche nach meinem Geldbeutel krame.

Er reicht mir mein Bacon-Brötchen in einem Stück Küchenrolle. Ich nehme es, als würde er mir ein Geheimmittel zum Heilen eines gebrochenen Herzens überreichen.

»Und vergiss nicht, deine Teetasse nachzufüllen!«, ermahnt er mich mit Nachdruck, wie er es täglich tut, seit ich vor einer Woche meine Arbeit bei Buster s Burgers aufgenommen habe, mitten im Herzen des Hafenbezirks. Lado del Puerto ist eher bekannt für seine vielgeschossigen Apartmentgebäude, die britischen Bars und den langen, überfüllten Strand als für seinen traditionellen Markt und den zurückgehenden Fischfang.

»Danke, Craig.« Ich möchte ihm für alles danken, nicht nur für Tee und Brötchen, sondern auch für sein Mitgefühl. Doch meine verräterisch zitternde Unterlippe lässt es nicht zu. Stattdessen nehme ich mein Frühstück und setze mich in den Schatten eines Bastsonnenschirms auf der anderen Seite der Palmen, so weit wie möglich entfernt vom Touristentrubel. Manche kurieren ihren Kater aus und lassen die Partys vom Vorabend Revue passieren, manche haben es - zumindest machen sie den Eindruck - gar nicht erst ins Bett geschafft. Ich schaue aufs Meer hinaus und betrachte die Fischerboote, die gerade hereinkommen, dann halte ich mein Gesicht in die Vormittagssonne, genieße die warmen Strahlen und hoffe, dass sie meine erschöpften Augen und meinen Lebensmut wieder zum Leben erwecken werden.

Ich packe mein Speckbrötchen aus und atme tief den Duft ein. Er erinnert mich umgehend an alles, was ich hinter mir gelassen habe. In Bristol hatte ich zumindest ein Zuhause, ein Leben, einen Job und Hochzeitspläne. Ich glaubte, dass die Reise nach Spanien alles besser machen und Will und ich nicht mehr auf der Stelle treten würden. Wir wollten einen eigenen Laden aufmachen und freuten uns auf die Zukunft. Ich dachte, dass für mich endlich eine neue Lebensphase kommen würde. Stattdessen habe ich alles verloren.

Ich trinke einen Schluck Tee. Craig macht einen richtigen Bauarbeitertee, wie mein Dad ihn nennen würde - stark, schwarz, mit Milch und Zucker. Gott, ist der heiß! Glühend heiß. Aber wenigstens lenkt er mich von meinem Herzschmerz ab. Ich nehme noch einen Schluck und beiße ein kleines Stück von dem weichen weißen Brötchen mit dem salzigen Bacon ab. Es ist seltsam, dass der Duft manchmal verlockender sein kann als der tatsächliche Geschmack. Ein bisschen wie das Leben, wo sich die Vorstellung, die man sich von einer Sache macht, so sehr von der Wirklichkeit unterscheiden kann, dass man sich schließlich fragt, warum man überhaupt im Vorfeld darüber nachgedacht hat.

Ich war der Meinung, dass der Umzug nach Spanien genau das wäre, was Will und ich brauchten, um den Alltagstrott hinter uns zu lassen. Dass er Schwung in unser Leben bringen würde, damit im Bett wieder etwas lief und wir endlich Heiratspläne schmiedeten. Ich meine, es heißt ja, dass man ständig an Beziehungen arbeiten muss, oder nicht? Ich wollte, dass er wieder Notiz von mir nahm und mich wieder ansah wie früher. Ich habe schon alles andere versucht: ein romantisches Candlelight-Dinner, sexy Unterwäsche, eine neue Frisur - was ich jetzt bitter bereue - mit blonden Strähnchen in meinen von Natur aus brünetten Haaren. Ich lasse die Strähnchen herauswachsen und kann meine Haare gerade wieder mit einem Haargummi zurückbinden, Gott sei Dank.

Will und ich lernten uns in Spanien kennen, als ich mit siebenundzwanzig dort Urlaub machte ⦠zusammen mit meinen Eltern! Mom und Dad hatten einen kleinen Gewinn mit Prämienanleihen erzielt und fanden, ich bräuchte eine Auszeit, nachdem ich meine Oma so lange gepflegt hatte. Ich hatte bei ihr gewohnt, nachdem sie gestürzt war und sich die Hüfte gebrochen hatte. Während dieses Urlaubs beschloss ich, dass ich eines Tages in Spanien leben und eine eigene Bar führen wollte. Ich sah mich selbst Drinks und Tapas servieren und jeden Tag den Sonnenschein genießen. Es gab eine leer stehende Bar, die ich jeden Tag betrachtete - ich träumte davon, was ich daraus machen würde, welches Farbkonzept und welche Einrichtung ich wählen würde. Nach meiner Rückkehr lernte ich sogar Spanisch mithilfe eines aus vier CDs bestehenden Sprachkurses. Ob ich wohl deshalb die Arbeit am Flughafen angenommen habe? Dort war ich meinem Ziel wenigstens einen Schritt näher. Ich musste nur noch irgendwann in ein Flugzeug steigen. Und dieser Tag ist schließlich gekommen.

Der Fairness halber muss ich sagen, dass Will überraschend einfach zu überzeugen war. Er hatte die Nase voll davon, im Reisebüro zu arbeiten und am Telefon Reisen und Versicherungen zu verkaufen, und hat die Gelegenheit zum Ausbruch beim Schopf gepackt. Man hat ihm sogar ein sechsmonatiges Sabbatical angeboten, nach dem er seine Arbeit zurückhaben kann, wenn er möchte. Was konnte da schon schiefgehen? Ich glaubte, ich wäre bereits am Ziel meiner Träume. Ein Sommer hier mit unserer eigenen Bar, und dann eine Winterhochzeit am Strand an einem warmen Ort. Wir kündigten unsere dunkle, laute Mietwohnung, die eigentlich nur eine Übergangslösung sein sollte, in der wir aber hängen geblieben waren.

Die nächsten Wochen verbrachten wir mit Entrümpeln und Packen, kämpften uns durch Webseiten, trafen eine kleine Vorauswahl an Bars und machten Besichtigungstermine für jene aus, von denen wir glaubten, es könnten die richtigen sein. Wir verbrachten mehr Zeit zusammen, fühlten uns wohl miteinander, lachten viel und freuten uns auf die Zukunft.

Wir haben sogar unsere Bar gefunden - die Butterfly Bar, auf die ich schon in der Anzeige in dem Reisemagazin gestoßen war. Ich kann die Bar von dort, wo ich gerade sitze, sehen, und sie ist perfekt: mit Blick auf den Hafen und ganz in der Nähe des Strandes. Harold und Brenda, die derzeitigen Eigentümer, sitzen gerade davor. Er trägt ein Hawaii-Hemd, das über seinem trommelähnlichen Bauch spannt, hat verblasste Tattoos und einen Schnurrbart. Er winkt mir zu, und ich lächele. Er trinkt um zehn Uhr morgens ein kühles Bier. Das scheint hier an...

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Autor

Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-Joan-Hessayon-Award ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
Ein Sommer voller Schmetterlinge

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