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Eine Liebe in Australien

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
479 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.06.20201. Aufl. 2020
England, 1957: Die junge Kate ist von exotischer Schönheit und ein gefeierter Filmstar. Doch plötzlich werden hässliche Gerüchte laut. Sie flieht vor der Presse und ihrem ruchlosen Ehemann nach Australien zu ihrem Vater. Aber ihr Vater scheint nicht erfreut, sie zu sehen. Es war sein Geheimnis, dass er eine Tochter hat, die er vor vielen Jahren nach England brachte. Kate ist zutiefst verletzt und will abreisen, bis der junge Lehrer der kleinen Outbackstadt ihr Mut macht, zu bleiben ...


Eine mitreißende Familiengeschichte zwischen dem Outback und England


Elizabeth Haran wurde in Simbabwe/Afrika geboren, als es noch Südrhodesien hieß. In den 1960er-Jahren zog ihre Familie erst nach England, später nach Australien. Für ihre Recherchen besucht sie stets die Orte, die als Kulisse für ihren nächsten Roman dienen. Elizabeth lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren an der Küste Südaustraliens. Nach dem Schreiben ist Kochen ihre zweite Leidenschaft.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEngland, 1957: Die junge Kate ist von exotischer Schönheit und ein gefeierter Filmstar. Doch plötzlich werden hässliche Gerüchte laut. Sie flieht vor der Presse und ihrem ruchlosen Ehemann nach Australien zu ihrem Vater. Aber ihr Vater scheint nicht erfreut, sie zu sehen. Es war sein Geheimnis, dass er eine Tochter hat, die er vor vielen Jahren nach England brachte. Kate ist zutiefst verletzt und will abreisen, bis der junge Lehrer der kleinen Outbackstadt ihr Mut macht, zu bleiben ...


Eine mitreißende Familiengeschichte zwischen dem Outback und England


Elizabeth Haran wurde in Simbabwe/Afrika geboren, als es noch Südrhodesien hieß. In den 1960er-Jahren zog ihre Familie erst nach England, später nach Australien. Für ihre Recherchen besucht sie stets die Orte, die als Kulisse für ihren nächsten Roman dienen. Elizabeth lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren an der Küste Südaustraliens. Nach dem Schreiben ist Kochen ihre zweite Leidenschaft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586455
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum29.06.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten479 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4937772
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
New South Wales - 1936

Willie McGregor löste die Hände von der Schaufel, die sogleich mit einem Klirren zu Boden fiel, das die erdrückende Stille um ihn herum jäh durchbrach. Er stand neben einem Hügel aus roter Erde, den er gerade aus losem Gestein aufgehäuft hatte. Wegen der sengenden Hitze, der Dingos, der aufdringlichen Fliegen und ihrer Lage fernab jeglicher Zivilisation hatte er Harry Winston McLean zügig begraben müssen. Er hatte noch gar keine die Zeit gehabt zu verarbeiten, dass sein bester Freund vor weniger als zwei Stunden direkt vor seinen Augen gestorben war.

Willie hob Harrys staubigen, zerschlissenen Hut vom Boden auf. Der war gerade mal ein Jahr getragen, sah aber uralt aus durch die Strapazen, die das Goldschürfen im unerbittlichen Outback mit sich brachte. Willie rieb den abgewetzten Filz zwischen Daumen und Zeigefinger und versank für einen Moment in Erinnerungen. Die Goldsuche ging mit vielen Misserfolgen und viel Enttäuschung einher, aber Harry war es stets gelungen, Willie das Positive jeder Situation vor Augen zu halten. Er war der perfekte Partner für diese Arbeit mitten in Australiens Outback, wo sie nicht mehr hatten als ihren großen Traum, einige Werkzeuge, eine Karte und ein paar Zelte. Sie kämpften gegen Staubstürme, viel zu wenig Regen, Milliarden von Fliegen, eiskalte Winternächte und quälend heiße Sommertage im Nordwesten von New South Wales, dieser Gegend, die Corner Country genannt wurde.

Willie holte zitternd Luft und sog dabei Harrys Duft ein, den der Hut ausströmte, vermischt mit dem von Tabak, Schweiß und Staub. Dann legte er den Hut sanft auf Harrys Grab. »Kannst doch nicht ohne deinen Hut in den Himmel wandern, Harry«, murmelte er. Und in diesem Moment schnürte eine Erinnerung ihm die Kehle zu. Harry hatte ihm einmal von seiner kurzen Zeit als Ministrant in einer schottischen Kirchengemeinde erzählt. Der Priester hatte ihn dabei erwischt, wie er nach der Messe den heiligen Wein aus dem Kelch trank, und ihm gesagt, im Himmel sei kein Platz für einen Jungen, der ein Sakrileg begehe. Harry, der auch damals schon kein Blatt vor den Mund genommen hatte, antwortete dem Priester, dann werde dieser wohl auch nicht in den Himmel kommen, schließlich tue er dasselbe. Nach diesem Vorfall hatte sich seine Familie nie wieder in der Kirche in Ferryhill blicken lassen.

Harry stammte aus einer üblen Gegend in Aberdeen, war aber mit seiner Familie kurz nach dem Vorfall in der Kirche nach Redbridge gezogen, einem Außenbezirk von London. Dort hatte er in der Schule Willie kennengelernt, und sie waren gute Freunde geworden. Nach Willies Meinung hatte Harry ein Herz aus Gold, er verdiente einen Platz im Himmel. Er selbst wusste nicht, was er ohne ihn machen sollte.

Willie stieß einen tiefen Seufzer aus und hob den Blick. Durch einen Schleier aus Tränen starrte er in die unendliche Landschaft vor sich, die in der Februarhitze flirrte. Über ihm brannte die Sonne am endlos blauen Himmel. Das alles war ihm zu weit, zu schutzlos, er wollte gerade nichts lieber als sich von der Welt zurückzuziehen und sich in einer dunklen Ecke zu verkriechen.

Vor wenigen Stunden hatte er noch angeregt mit Harry darüber diskutiert, was sie tun würden, wenn sie endlich den heißersehnten Goldklumpen fänden, der ihr Leben vollkommen verändern würde. Sie hatten das Graben und Goldwaschen für diesen Tag beendet und sammelten Holz für das Lagerfeuer, während sie sich lachend und scherzend ihre triumphale Rückkehr nach England vorstellten. Dieses alberne Geplänkel wiederholte sich beinahe jeden Tag, es motivierte sie und half ihnen, ihren Traum lebendig zu halten.

Doch im Bruchteil einer Sekunde war plötzlich alles anders. Willie hörte, wie Harry fluchte und unmittelbar darauf die Holzscheite zu Boden fielen. Er wirbelte beunruhigt herum und sah gerade noch eine Schlange hinter einem Stein verschwinden. Dann murmelte Harry, er sei in den Arm gebissen worden. Einen Moment blickten sie einander schockiert an. Willie hätte Harry zu gern versichert, dass alles gut werden würde, doch sie hatten gelernt, giftige Schlangen von harmlosen zu unterscheiden, und dieses Tier hatte wie eine Östliche Braunschlange ausgesehen, eine der giftigsten Landschlangen der Welt.

»Bist du sicher, dass sie dich erwischt hat?«, fragte Willie, während Harry sich auf einen Baumstamm setzte.

Harry deutete auf die beiden punktförmigen Bissstellen auf dem Unterarm. »Es kann gar nicht sein, dass ich schon sterbe, Willie«, murmelte er, inzwischen schweißgebadet. »Nur die Guten sterben jung, nicht wahr?«

»Das stimmt.« Willies Stimme war rau. »Du wirst die Hundert noch erleben.«

Harrys Miene wurde ernst. »Ist das zu fassen? Zum ersten Mal seit Monaten ist mir kalt.« Sein Mund war so trocken wie der rote Staub um sie herum.

Kurz darauf trat die erste Lähmung ein, dann färbte sich sein Gesicht blau. Willie geriet in Panik und schrie um Hilfe, doch seine Stimme wurde von der leeren Landschaft verschluckt. Sein Rufen war zwecklos, das war ihm ohnehin bewusst. Niemand konnte Harry helfen. Nur die Ärzte in den großen Städten verfügten über Vorräte an Gegengift. Ein Schlangenbiss war ein Risiko, mit dem man im australischen Outback leben musste.

Harry hatte innerhalb weniger Minuten einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. Und nun stand Willie an seinem Grab unter einer schattigen Akazie mit dem Gefühl, seinen Freund im Stich gelassen zu haben. Er verharrte dort eine gefühlte Ewigkeit, unfähig, Harry zurückzulassen, unfähig zu begreifen, dass er nie wieder seine Stimme hören oder mit ihm über einen ihrer Witze lachen würde. Er fühlte sich einsamer als je zuvor.

Als es dämmerte, schlich Willie zwischen den Mulgabüschen und vereinzelten Bäumen zum nahegelegenen Lager zurück. Er fachte das Feuer an, setzte sich, legte den Kopf in die Hände und schluchzte.

Willie merkte nicht einmal, dass es dunkel war. Er starrte seit Stunden ins Lagerfeuer, betäubt von seiner Trauer.

»Du okay, Willie?«

Willie schrak zusammen. Er hob den Kopf und erblickte im Schein des Feuers ein vertrautes Gesicht. Nie war er glücklicher über Gesellschaft gewesen.

Auf der anderen Seite des Lagerfeuers stand Nellie. »Harry machen Buschwanderung mit anderem Clan?«, fragte sie nach einem Blick auf die beiden geöffneten Zelte.

Unwillkürlich sah Willie in die Richtung von Harrys Grab.

Nellie folgte seinem Blick und bemerkte unter einem Baum einen Erdhügel, ein Grab, wie weiße Männer es gruben, mit einem Hut darauf. Sie trat zu Willie. »Was passieren?«

»Schlangenbiss«, murmelte er mit heiserer Stimme.

Kopfschüttelnd setzte Nellie sich neben ihn auf einen Baumstamm. »Unglück. Du Schlange töten und kochen.«

Willie war zu niedergeschlagen, um zu antworten oder überhaupt Konversation zu betreiben, dabei hatte er Nellie seit über einem Monat nicht gesehen, weil sie mit ihrem Aborigine-Stamm, den Wadigali, auf Buschwanderung war.

»He, Willie. Ich kriegen Baby«, verkündete Nellie plötzlich.

Es dauerte einen Moment, bis Willie die Worte erfasste.

Er richtete sich auf und sah ihr tief in die dunklen Augen. »Was redest du da, Nellie?«

Nellie tätschelte ihren Bauch, nahm Willies Hand und legte sie auf die kleine feste Wölbung.

Willie starrte sie an. Er und Harry hatten sich immer über die Besuche der Aborigines gefreut, sie aßen dann zusammen und teilten das Bier, das sie aus Tibooburra mitgebracht hatten, einem Ort, der Luftlinie fünfzig Meilen entfernt lag. Nach Monaten im Busch hatte sich seine Vorstellung von Romantik grundlegend geändert. Nellie war unkompliziert, mit ihr musste er keine unnötigen oberflächlichen Gespräche führen, und zudem war sie eine Frau, die seine Gesellschaft genoss. Ein halbes Dutzend Mal war sie im Dunkeln in sein Zelt gekommen, und er hatte das Angebot angenommen. Es fühlte sich natürlich an. Zwischen ihren Besuchen sah er sie oft wochenlang nicht, wenn sie ohne ein Wort des Abschieds mit ihrem Clan auf Buschwanderung ging. Irgendwann tauchte sie dann wieder auf, als wäre sie nie weg gewesen. Dieses Arrangement kam Willie entgegen, schließlich war er sehr auf Harrys und sein Vorhaben im Outback konzentriert. Und ganz sicher hatte er niemals über mögliche Konsequenzen einer gemeinsamen Nacht mit Nellie nachgedacht.

»Ein Baby«, sagte er ungläubig.

Nellie nickte lächelnd, ihre Augen funkelten glücklich im Feuerschein. Er hatte sie nie gefragt, aber Willie vermutete, dass Nellie zwischen zwanzig und dreißig Jahre war. Er war immer davon ausgegangen, dass sie eines Tages ein Mitglied des Wadigali-Clans heiraten und Kinder mit ihm bekommen würde.

»Ist es ... mein Baby, Nellie?«

Nellie strich liebevoll über sein Bein und nickte erneut, immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. Dann stand sie auf und verschwand in der Dunkelheit, wieder ohne ein Wort des Abschieds. Das sah Nellie ähnlich: Sie kam, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen, mehr nicht, und dann ließ sie ihn allein, damit er sich an den Gedanken gewöhnen konnte, Vater zu werden.

Willie blickte wieder ins Feuer. Ein Baby! Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, bevor er von tiefer Trauer überwältigt wurde und ihm erneut die Tränen kamen. Ohne seinen besten Freund hatte er niemanden, mit dem er die Neuigkeit teilen konnte. Denn selbst bei seinem nächsten Besuch im Dorf konnte er den Bewohnern unmöglich sagen, dass er ein Kind mit einer Aborigine-Frau erwartete. Auch wenn das ständig passierte, wurde es missbilligt und ganz sicher nicht öffentlich bekannt gemacht....

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Autor

Elizabeth Haran wurde in Simbabwe/Afrika geboren, als es noch Südrhodesien hieß. In den 1960er-Jahren zog ihre Familie erst nach England, später nach Australien. Für ihre Recherchen besucht sie stets die Orte, die als Kulisse für ihren nächsten Roman dienen. Elizabeth lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren an der Küste Südaustraliens. Nach dem Schreiben ist Kochen ihre zweite Leidenschaft.
Eine Liebe in Australien

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt