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Tiefer Fall. Doggerland

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
450 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am31.01.2020Auflage
Der 2. Fall für Karen Eiken Hornby im sagenumwobenen Doggerland Es ist Weihnachten, als ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden wird. Karen Eiken Hornby stürzt sich in die Ermittlungen - erleichtert, auf Weihnachten verzichten zu können. Ein weiterer Mord zeigt eine Verbindung zu einer örtlichen Whiskydestillerie, aber am meisten beunruhigt Karen, dass ihre eigene Familie in den Fall verwickelt zu sein scheinen. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Balanceakt zwischen Karens Privatleben und ihrer Rolle als Polizistin.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Viele Jahre hat sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen gearbeitet. DOGGERLAND ist ihre Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby, die auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland spielt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer 2. Fall für Karen Eiken Hornby im sagenumwobenen Doggerland Es ist Weihnachten, als ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden wird. Karen Eiken Hornby stürzt sich in die Ermittlungen - erleichtert, auf Weihnachten verzichten zu können. Ein weiterer Mord zeigt eine Verbindung zu einer örtlichen Whiskydestillerie, aber am meisten beunruhigt Karen, dass ihre eigene Familie in den Fall verwickelt zu sein scheinen. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Balanceakt zwischen Karens Privatleben und ihrer Rolle als Polizistin.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Viele Jahre hat sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen gearbeitet. DOGGERLAND ist ihre Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby, die auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843720984
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.01.2020
AuflageAuflage
Reihen-Nr.2
Seiten450 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2705 Kbytes
Artikel-Nr.4938582
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Karen Eiken Hornby zieht die Tür hinter sich zu und tastet in der Jackentasche nach ihrer Zigarettenschachtel. Sie holt eine Kippe heraus und zündet sie an. Die Ellenbogen auf das kalte Treppengeländer gestützt, nimmt sie einen tiefen Zug und spürt, wie ihr Puls sich langsam beruhigt. Sie starrt vor sich ins Leere.

Draußen ist es bereits stockdunkel, obwohl es gerade erst halb fünf geworden ist, aber die Dezemberluft ist ungewöhnlich mild. Das Licht, das aus dem Küchenfenster dringt, erhellt die große Eberesche und den Erdboden um sie herum. Nur vereinzelt sind noch kleine Reste der zehn Zentimeter dicken Schneeschicht vorhanden, die den Boden in der vergangenen Woche bedeckt hat, jetzt aber zerschmilzt. Was während der kurzzeitigen Minusgrade in den Nächten und den frühen Morgenstunden noch gefrieren konnte, taut nun unter der grauen Schafwolldecke, der der Himmel in den letzten Tagen ähnelte, ebenso schnell wieder auf. Von drinnen dringen das Geräusch von klapperndem Porzellan, Lachen und das nächste Schnapslied durch das geschlossene Fenster.

Sie muss sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass die sieben Personen, die dort am Tisch sitzen, nun die Gläser heben, sie wieder senken und dann gemeinsam trinken. Karen wartet auf das Klirren, das folgt, wenn sie die Gläser wieder auf der Tischplatte abstellen. Und da ist es auch schon.

Wie soll ich das jetzt noch zwei Tage aushalten, denkt sie.

Nirgendwo im Haus gibt es eine Rückzugsmöglichkeit. Ihre Mutter und Harry durften das große Schlafzimmer beziehen, mit gemischten Gefühlen hat Karen ihnen das Doppelbett überlassen. Sie selbst ist ins Gästezimmer nebenan umgezogen und wird demnächst, nun schon die dritte Nacht in Folge, versuchen, die Geräusche, die durch die Wand dringen, zu ignorieren.

Sie fanden die Idee gut, als sie vor ein paar Wochen in der »Grube«, einer Kneipe in Dunker, bei ein paar Gläsern Wein Pläne für die Feiertage geschmiedet haben. Heiligabend und erster Weihnachtstag bei Karen in Langevik, gemeinsam mit ein paar Freunden. Ihre Mutter und Harry würden so oder so anreisen, und je mehr Leute da waren, desto netter. Marike hat versichert, dass sie auf dem Sofa im Wohnzimmer nächtigen könne und dass sie Rotkohl und Krustenbraten mitbringen werde. Kore und Eirik würden das Sofa bei Leo im Gästehaus benutzen und versprachen, für in Meerrettich eingelegten Hering, Graved Lachs und selbst gemachten Senf zu sorgen. Ihre Mutter hat am Telefon vorgeschlagen, Weihnachtsgebäck und Roggenbrot zu backen, sobald sie vor Ort war, und Karen selbst musste eigentlich nur noch eine größere Menge Wacholderbier herstellen und den Branntwein würzen. Zwei Tage mit gutem Essen, netter Gesellschaft und langen Spaziergängen im Schnee, denn der sollte demnächst fallen.

Jetzt lauscht sie dem Lachen im Haus. Tatsächlich ist es genauso lustig, wie sie es sich vorgestellt haben. Genau so, wie es sein soll. Doch sie will lieber alleine sein. In die Stille eintauchen, wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Nur noch eine Nacht, das überstehst du auch noch, redet sie sich ein und inhaliert noch einmal tief. Kore, Eirik und Marike werden morgen bestimmt gleich nach dem Frühstück abreisen. Aber ihre Mutter und Harry werden noch eine Nacht länger bleiben, fällt ihr ein. Der Flieger zurück nach Spanien geht erst übermorgen. Noch zwei Morgen, an denen sie so tun wird, als würde sie Harrys liebevolle Klapse auf den Po ihrer Mutter nicht bemerken und das Schmatzen ihrer heimlichen Küsse nicht hören, sobald sie ihnen den Rücken zuwendet. Noch einmal sechsunddreißig Stunden, in denen sie den säuerlichen Kommentar, der ihr auf der Zunge liegt, unterdrücken muss, wenn ihre Mutter den bald sechsundsiebzigjährigen Harry Lampard ihren »neuen Freund« nennt.

Und dann Sigrid.

Warum ist das Mädel eigentlich nicht bei seinem Vater geblieben? Wo Sigrid doch nach jahrelanger Sendepause nun endlich wieder mit ihm spricht. Schließlich haben wir Weihnachten, das feiert man zu Hause mit seiner Familie, denkt Karen verärgert und zieht so kraftvoll an ihrer Zigarette, dass sie sich an den Fingerspitzen verbrennt.

»Ich bleibe nicht lange«, hatte Sigrid behauptet, als sie vor drei Stunden beschwingt und völlig unangemeldet in Karens Küche auftauchte. Sie wolle nur mal kurz vorbeischauen.

Und dann diese Wärme, die Karen unmittelbar durchströmte, sie konnte nichts dagegen tun. Diese unvernünftige, beängstigende Freude, die sie immer überkommt, wenn sie Sigrid trifft. Und mit ihr all das, was es in ihrem Leben nicht mehr gibt.

»Ich bleibe nicht lange.« Wie Sigrid es sich vorstellt, nach zwei Gläsern Wacholderbier und mindestens einem Schnaps die zwei Kilometer zu ihrem Haus am anderen Ende vom Dorf heimzukommen, ist Karen egal. Heute Abend ist sie nicht im Dienst. Sie ist nur müde.

Und dann dieses verfluchte Knie. Diese anhaltende Erinnerung daran, was geschehen ist, und was hätte geschehen können. Karen verlagert ihr Gewicht auf das rechte Bein und spürt, wie es in der Hüfte zieht. Gut zwei Monate ist es jetzt her, doch sie ist noch nicht ganz wiederhergestellt. Vier Wochen im Krankenhaus in Thysted und dann die Reha zu Hause. Die schmerzhaften Übungen beim Physiotherapeuten in Dunker dreimal wöchentlich. Brav hat sie all das getan, was sie ihr aufgetragen haben, hat ihre Übungen regelmäßig gemacht, zweimal täglich. Trotzdem kann sie das linke Bein nach wie vor nur kurzzeitig belasten. Und sie ist es so leid, den anderen, die da gemütlich in der warmen Küche sitzen, die Stimmung zu verderben. Es ist so ermüdend, den Schein zu wahren, ihr Hals schwillt zu, der Schmerz plagt sie unaufhörlich, die Wahl, ob sie noch eine Schmerztablette oder einen Schnaps zum Hering schluckt, das verkrampfte Lächeln, nein, ich habe keine Schmerzen mehr, bin nur noch etwas steif. Und Mutters misstrauische Blicke.

Bis zum Dreikönigstag ist sie noch krankgeschrieben, nur noch zwölf Tage, eingeschlossen in ihren vier Wänden zwischen viel zu vielen Gedanken. Gleich nach den Feiertagen wird sie ihre Arbeit wieder aufnehmen, und wenn sie ins Büro kriechen muss. Eine erneute Verlängerung der Krankschreibung, die der Arzt schon ausstellen wollte, hat sie Gott sei Dank verhindern können. Immerhin kann ich gut lügen, geht es ihr durch den Kopf.

Die Geräuschkulisse wird für ein paar Sekunden lauter, als die Tür aufspringt und dann wieder geschlossen wird, ein bisschen unsanft, sodass das Küchenfenster klappert. Ohne sich umzudrehen, weiß sie, dass es Leo ist. Sie sieht im Augenwinkel die Flamme des Feuerzeugs, hört ihn den ersten Zug nehmen und wie er nach einer kurzen Pause den Rauch wieder ausstößt. Er hält ihr die Schachtel hin, und sie bedient sich.

»Die Zeit vergeht«, sagt er. »Vielleicht ist das ein kleiner Trost.«

Ist es so offensichtlich?, denkt sie. Und ich habe immer gedacht, ich hätte ein Pokerface.

»Wie philosophisch«, brummt sie. »Hast du davon noch mehr auf Lager?«

»Alkohol ist da ganz hilfreich. Zeit und Alkohol. Dreht sich zu Weihnachten nicht sowieso alles darum?«, fragt er schmunzelnd.

Sie sieht ihm kurz in die Augen und versucht, den Mund nicht zu verziehen.

»Na, wenn es einer weiß, dann du«, antwortet sie trocken. »Haben dich auch die Zeit und der Alkohol getröstet, als du da unter der Laderampe gewohnt hast?«

»Na ja, Wein, Weib und Gesang waren es sicher nicht.«

Sie rauchen schweigend. Karen dreht den Kopf und sieht, dass Eirik und Marike den Tisch abräumen, während Harry mit der noch nicht abgewaschenen Kanne Wasser in die Kaffeemaschine gießt. Sie seufzt.

»Er ist nett«, sagt Leo. »Dein neuer Stiefpapa.«

Es brennt, als sie den Rauch herausprustet.

»Stiefpapa! Jetzt kannst du dich wirklich ...«

»Und Eleanor ist ganz im Glück«, fährt er fort.

»Danke, das ist bei mir auch schon angekommen. Du weißt, dünne Wände.«

Leo zieht an seiner Zigarette und sieht geradeaus in die Dunkelheit.

»Dann musst du einfach bei mir einziehen, wenn Kore und Eirik morgen abreisen«, sagt er nach einer Weile.

»Bei dir?«

»Ja, die zwei sagen, dass das Schlafsofa sehr bequem sei, wenn man ein paar Kissen in den Rücken über den Stahlrahmen legt. Schlimmstenfalls ist in meinem Bett auch noch Platz.«

Erstaunt sieht sie ihn kurz von der Seite an; das sieht Leo gar nicht ähnlich. Es passt auch nicht zu ihm, mit ihnen Weihnachten zu feiern, Schnapslieder zu singen und andächtig zu lauschen, wenn Harry ausführlich darlegt, wie man den Dachboden ausbauen oder den Schuppen winterfest machen könnte, um mehr Platz zu bekommen. Ohne Karens zunehmende Verärgerung zu bemerken, haben Leo und Harry Pläne für ihr Haus geschmiedet und dabei immer wieder die Gläser gefüllt. Wie sie vorgehen sollte, wie viel der Umbau kosten würde, wie sehr er den Wert des Hauses steigern würde, jetzt, da die alten Fischerhäuser in Langevik so gefragt waren. Insbesondere Häuser wie das von Karen, mit eigenem Bootssteg und Geräteschuppen am Strand.

Vermutlich sind derartige Überlegungen für...
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Autor

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen. TIEFER FALL. DOGGERLAND ist ihr zweiter Krimi um Kommissarin Karen Eiken Hornby.