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Das Glück ist lavendelblau

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.04.2020
Manchmal braucht man einen Umweg, um zu erkennen, dass das Glück schon um die Ecke wartet.
»Mathilde ist aus dem Fenster gestürzt!« Als Penelope vom Unfall ihrer Großmutter erfährt, lässt sie in Berlin alles stehen und liegen und reist in die Provence, um für sie da zu sein. Sich ganz um jemand anderen zu kümmern kommt ihr gerade recht, denn wenn es eines gibt, mit dem sie sich nicht beschäftigen will, ist es ihr eigenes Leben. Mit vollem Elan stürzt Penelope sich deshalb in die Arbeit in Mathildes kleiner Pension, wo sie sich bald nicht nur zwischen einer alten und einer neuen Liebe entscheiden muss, sondern auch an die Idylle ihrer sorglosen Kindertage erinnert wird. Zwischen weiten Lavendelfeldern und französischen Desserts fragt sie sich, wann sie verlernt hat glücklich zu sein. Was Penelope nicht ahnt: Die Sterne der Provence stehen günstiger für sie, als sie denkt ...

Pauline Mai, 1987 geboren, wuchs am Tegeler See in Berlin auf. Sie studierte Literaturwissenschaft und lernte auf Reisen durch Südfrankreich und Italien die herzliche Lebensart der Menschen, die malerischen Landschaften sowie das köstliche mediterrane Essen lieben. Heute lebt die Autorin zwar wieder in Berlin, das Fernweh ist ihr aber immer noch geblieben - wie auch der Wunsch, die besondere Atmosphäre dieser Sehnsuchtsorte mit ihren Lesern zu teilen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextManchmal braucht man einen Umweg, um zu erkennen, dass das Glück schon um die Ecke wartet.
»Mathilde ist aus dem Fenster gestürzt!« Als Penelope vom Unfall ihrer Großmutter erfährt, lässt sie in Berlin alles stehen und liegen und reist in die Provence, um für sie da zu sein. Sich ganz um jemand anderen zu kümmern kommt ihr gerade recht, denn wenn es eines gibt, mit dem sie sich nicht beschäftigen will, ist es ihr eigenes Leben. Mit vollem Elan stürzt Penelope sich deshalb in die Arbeit in Mathildes kleiner Pension, wo sie sich bald nicht nur zwischen einer alten und einer neuen Liebe entscheiden muss, sondern auch an die Idylle ihrer sorglosen Kindertage erinnert wird. Zwischen weiten Lavendelfeldern und französischen Desserts fragt sie sich, wann sie verlernt hat glücklich zu sein. Was Penelope nicht ahnt: Die Sterne der Provence stehen günstiger für sie, als sie denkt ...

Pauline Mai, 1987 geboren, wuchs am Tegeler See in Berlin auf. Sie studierte Literaturwissenschaft und lernte auf Reisen durch Südfrankreich und Italien die herzliche Lebensart der Menschen, die malerischen Landschaften sowie das köstliche mediterrane Essen lieben. Heute lebt die Autorin zwar wieder in Berlin, das Fernweh ist ihr aber immer noch geblieben - wie auch der Wunsch, die besondere Atmosphäre dieser Sehnsuchtsorte mit ihren Lesern zu teilen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641243616
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.04.2020
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1868 Kbytes
Artikel-Nr.4940583
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Ich zog den Koffer unterm Bett hervor, warf wild Kleidung hinein, ohne darauf zu achten, ob die Dinge zusammenpassten: Unterwäsche, Hosen, Shirts, einige Röcke, Kleider, Sandalen. Wie eine Furie lief ich in der Wohnung umher, sammelte Kosmetika, mein Notizheft und meine Bücher ein und steckte sie in die große Handtasche. Hektisch zog ich den Reißverschluss des Koffers zu, dann hielt ich inne. Und nun? Ich blickte auf das bereitstehende Gepäck und geriet mit einem Mal ins Schwanken. Was mir eben noch so klar vor Augen gestanden hatte, wirkte plötzlich flirrend und undeutlich.

Mit einem Seufzer ließ ich mich auf die Couch fallen und griff nach meinem Handy. Ich checkte es nach einer Nachricht von Oskar - nichts. Vor Wut ließ ich die Faust samt Handy auf das Polster niedersausen, und schon wieder schossen mir Tränen in die Augen. Wie weit ist es mit einem gekommen, wenn man sich selbst nur noch als nervige Heulsuse bezeichnen kann? Eindeutig zu weit. Immer wenn ich in den letzten Tagen gedacht hatte, endlich über den Berg zu sein, waren all die Gefühle wieder aus mir hervorgebrochen. Ich schob das Handy unter das Sofakissen, wischte mir die schwarze Mascarasuppe auf meinen Wangen mit den Handrücken weg und rieb sie so lange aneinander, bis das Schwarz wohin auch immer verschwunden war. Tief atmete ich durch. An welchem Punkt hatte sich die Beziehung zwischen Oskar und mir gewandelt, wann waren wir auseinandergedriftet, ohne es uns eingestehen zu können? Und wie hatten wir es trotzdem so lange miteinander ausgehalten, bis zu diesem letzten Paukenschlag?

Ich schüttelte die Gedanken ab, bevor die Wut der letzten Tage wieder von mir Besitz ergreifen und mich in ein heulendes Wrack verwandeln würde. Ein Plan musste her, ein gut strukturierter Plan, an den ich mich jetzt halten, klammern, festkrallen konnte. Ich würde mir den Koffer schnappen und losfahren, einfach abhauen. Und ich würde erst dann alle benachrichtigen, wenn ich bereits aus Berlin raus wäre. Wenn ich endlich genug Kilometer zwischen mich und Oskar gebracht hätte, sodass das Gummiseil, das uns so lange zusammengehalten hatte, endgültig gerissen wäre.

Ich stützte mich auf und wollte mich gerade entschlossen aus dem tiefen Sofa hieven, da summte ganz leise und verschämt mein Telefon unter den Polstern und versetzte mich in eine kurze Schockstarre, die sofort hektischem Gesuche zwischen den Kissen wich, bis ich es in der Hand hielt. Auf dem Display leuchtete mir ein Name entgegen: Clémence. Ich unterdrückte die Enttäuschung, räusperte mich und nahm das Gespräch mit einem krächzenden »Hallo?« an.

»Pepe, Kleine, gut, dass ich dich gleich erreicht habe. Bist du nicht auf der Arbeit?«

Meine vier Jahre ältere Schwester sprach mit einer sanften Stimme, die mir leicht brüchig erschien, ganz anders als ihr sonstiger Tonfall. Sie musste geweint haben. Dabei war sie eindeutig die Energetischere von uns beiden, ein kleiner Feuerball von mit Absatzschuhen erschummelten eins fünfundsechzig und einer kraftvollen Stimme, die meist einige Dezibel über der Normallautstärke lag. Weinen gehörte nun wirklich nicht zu ihrem Repertoire, sodass ich sofort hellhörig wurde. Ich räusperte mich noch einmal, bevor ich antworten konnte.

»Clem, hi. Ich bin gerade zu Hause, es gibt einige Veränderungen, von denen ich dir berichten muss.«

»Kleine, hör mal, du wirst mir ein anderes Mal davon erzählen müssen. Es ist etwas Schreckliches passiert. Mamie, sie hatte einen Unfall. Sie liegt hier im Krankenhaus, und es ...«, sie stockte kurz, und ich meinte, im Hintergrund geschäftiges Treiben zu hören, eilige Schritte, Wortfetzen, »... es sieht nicht gut aus.«

»Was ist passiert?« Meine Stimme klang verzerrt und schrill, als hätte sich in meiner Kehle etwas festgesetzt, von wo aus es pikte und stach und mir die Luft nehmen wollte. Trotz meiner neunundzwanzig Jahre fühlte ich mich mit einem Mal vor Schreck und lauter Hilflosigkeit wieder ganz klein.

»Wir wissen es nicht genau. Es ist merkwürdig, sie scheint aus dem Dachbodenfenster gefallen zu sein. Glücklicherweise ist sie in der Fliederhecke gelandet, wodurch ihr Aufschlag abgefedert wurde.«

»Aus dem Dachbodenfenster? Mamie ist aus dem Dachbodenfenster gestürzt? Willst du mich auf den Arm nehmen? Niemand fällt aus Mamies Dachbodenfenster!« Die Unterkante des einzigen Fensters der geräumigen Dachkammer befand sich einen guten Meter über dem Boden und hatte eine breite hölzerne Fensterbank. Als Kind hatte ich es geliebt, heimlich in den Nächten hinauf auf den Dachboden zu schleichen, es mir auf den weichen Kissen gemütlich zu machen und mit einer Taschenlampe zu lesen, bis mir die Augen zufielen. Um aus dem Fenster zu stürzen, müsste man auf das breite Brett klettern, bis zur Öffnung robben und einiges an Schwung aufbringen - alles Dinge, die Mamie niemals tun würde. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie das mit ihren vom Alter geschwächten Muskeln überhaupt noch tun könnte.

»Ich weiß«, fiel Clem ein. »Ich sagte ja, es ist merkwürdig. Wir wissen nichts Genaues, weil Mamie noch nicht ansprechbar ist. Fakt ist, dass sie gestürzt ist und es ihr sehr schlecht geht. Du solltest dich so schnell wie möglich auf den Weg machen. Papa ist auf einer Konferenz in Taiwan. Er versucht hierherzukommen, aber das wird erst in ein paar Tagen möglich sein.«

»Was genau fehlt ihr denn?«, fragte ich ängstlich.

»Das ganze Ausmaß ihrer Verletzungen ist noch nicht klar. Offenbar hat sie sich mehrere Brüche zugezogen. Im Augenblick wird ein MRT gemacht, um herauszufinden, ob sie eine Schädelverletzung hat.«

Ich schluckte. Das Wort »Schädelverletzung« surrte mir in den Ohren.

»Ich fahre sofort los. Ich hatte ohnehin vor, sie zu besuchen, der Koffer ist gepackt.« Während ich sprach, war ich aufgestanden und hatte nach meinem Portemonnaie gegriffen, um es in die Handtasche zu stecken. »Bitte gib mir sofort Bescheid, falls sich ihr Zustand verändert oder ihr mehr erfahrt.«

»Natürlich, und du ruf an, wenn du bei der Petite Sorcière bist. Ich komme dich dort abholen. Fahr vorsichtig, eine meiner Liebsten im Krankenhaus ist mehr als genug!«

La Petite Sorcière, so hieß das Landhaus meiner Großmutter, in dem Clem und ich all unsere Sommerferien verbracht hatten, inmitten von duftenden Lavendelfeldern. Sobald ich diesem Geruch irgendwo begegnete, ob in Cafés, wo auf den Tischen kleine Bouquets arrangiert waren, oder in der Bahn, wenn sich eine ältere Dame an mir vorbeidrängte und ihr Parfümduft noch für einen Augenblick in der Luft hing, war ich gedanklich sofort wieder in der Provence, und ich sah, wie ich mit meiner Schwester und den Kindern der Ferienbesucher Ball spielte oder wie wir mit den Hunden der Nachbarhöfe über die endlos scheinenden Feldwege rannten, während die hohen Gräser gegen meine Beine peitschten ... Und natürlich sah ich mich auch all die köstlichen Gebäckstücke naschen, die Mamie zauberte. Soweit ich mich erinnerte, hatte ich dort wochenlang nichts anderes gegessen als Eclairs, Tartes und Madeleines. Meine Schwester hatte es nach ihrem Abitur dort hingezogen. Nicht nur die schöne Landschaft und die Nähe zu unserer Großmutter hatten sie gelockt, sondern vor allem die Liebe: Sie hatte ihren Jugendschwarm Gaspard geheiratet und lebte seither mit ihm zusammen in einem Häuschen keine zehn Autominuten von Mamie entfernt.

Ich griff nach meinem Koffer und der Handtasche. Mein gelber VW-Käfer wartete vor dem Berliner Mehrfamilienhaus auf mich. Natürlich fiel mir beim Einladen meiner Taschen ein, dass ich die Schlüssel für die Petite Sorcière, meine Kreditkarte und die Fahrzeugpapiere oben vergessen hatte. So musste ich wohl oder übel noch einmal die Stufen zu meiner kleinen Zweizimmerwohnung im obersten Stock hochsteigen.

Auf dem Weg hinauf kam mir Jonas mit seiner zweieinhalbjährigen Tochter Felicia auf dem Arm entgegen. Er lächelte und blieb stehen, wohl um einige Worte mit mir zu wechseln. Ich aber winkte entschuldigend ab, zu sehr mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt, und kniff Feli nur leicht in den Arm, der die unwiderstehliche Speckigkeit von Kleinkindern aufwies.

»Penelope, warte mal«, rief Jonas mir hinterher, während ich die Stufen hinaufeilte. Ich blickte mich um und sah noch, wie er sich durch die blonden Locken fuhr. Es war seltsam ... Obwohl wir uns in den letzten Jahren nur noch selten gesehen hatten, kannte ich jede Geste meines einstigen besten Freundes in- und auswendig. Ich wusste, dass er angespannt war, wenn er sich auf diese Weise durch die Haare fuhr. Ihn musste dieselbe Beklemmung überfallen haben wie mich, ein Gefühl zwischen zwei Menschen, die sich fremd geworden waren, obwohl sie für eine Weile alles voneinander gewusst hatten. Ich konnte es einfach nicht mehr abschütteln, wenn ich ihm begegnete. Wie immer sprang ihm eine widerspenstige Locke zurück vors Auge.

»Ich habe heute Vormittag Oskar vor dem Haus getroffen. Er gab mir den hier für dich ...« Umständlich durchsuchte er seine Taschen, ohne Feli abzusetzen. Die machte sich einen Spaß daraus, ihrem Vater die Augen zuzuhalten. Blind tastete er die Hosentasche ab, zog mit einem triumphierenden »Voilà« etwas Kleines, Metallenes hervor und streckte es mir entgegen.

Ein Schlüssel. Mein Schlüssel. Der, den ich Oskar gegeben hatte, als er einmal Freunde, die zu Besuch gewesen waren, in seiner Wohnung untergebracht und währenddessen bei mir übernachtet hatte. Der Schlüssel, den er anschließend behalten hatte, ohne dass wir je darüber gesprochen hätten. Es hatte sich damals richtig und...

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Autor

Pauline Mai, 1987 geboren, wuchs am Tegeler See in Berlin auf. Sie studierte Literaturwissenschaft und lernte auf Reisen durch Südfrankreich und Italien die herzliche Lebensart der Menschen, die malerischen Landschaften sowie das köstliche mediterrane Essen lieben. Heute lebt die Autorin zwar wieder in Berlin, das Fernweh ist ihr aber immer noch geblieben - wie auch der Wunsch, die besondere Atmosphäre dieser Sehnsuchtsorte mit ihren Lesern zu teilen.