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Mein wunderbarer Eiscremesommer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.05.2020
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Eiscreme draus!
Kaum sind die Kinder aus dem Haus, hat sich auch der Mann aus dem Staub gemacht. Das Leben ist kein Zuckerschlecken für Ella: ohne Job, ohne Partner, bald wohnungslos und als Sitterin eines kleinen Hündchens, das besser gekleidet ist als sie selbst. Doch als Ella den alten Eiscremewagen ihrer Tante erbt, ergreift sie kurzerhand die Chance für einen Neuanfang. Sie packt ihre Tasche und macht sich auf den Weg ins malerische Küstenörtchen Appledore in Devon. Dort möchte sie die glücklichen Sommer ihrer Kindheit wiederaufleben lassen. Der sympathisch-chaotische Anwalt Ben, der sich um den Nachlass von Ellas Tante kümmert, hat auch schon eine Idee, wie man den Wagen und Ellas Leben wieder in Gang bekommen könnte. So stürzt sich Ella in das Geschäft mit den sahnigen Träumen und erlebt den Sommer ihres Lebens.

Sue Watson war Fernsehproduzentin bei der BBC. Irgendwann entschied sie sich jedoch, ihre Fernsehkarriere an den Nagel zu hängen, einen rosafarbenen Laptop zu kaufen und einen Roman zu schreiben. Die Autorin kommt ursprünglich aus Manchester, wohnt aber heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Worcestershire.
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Produkt

KlappentextWenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Eiscreme draus!
Kaum sind die Kinder aus dem Haus, hat sich auch der Mann aus dem Staub gemacht. Das Leben ist kein Zuckerschlecken für Ella: ohne Job, ohne Partner, bald wohnungslos und als Sitterin eines kleinen Hündchens, das besser gekleidet ist als sie selbst. Doch als Ella den alten Eiscremewagen ihrer Tante erbt, ergreift sie kurzerhand die Chance für einen Neuanfang. Sie packt ihre Tasche und macht sich auf den Weg ins malerische Küstenörtchen Appledore in Devon. Dort möchte sie die glücklichen Sommer ihrer Kindheit wiederaufleben lassen. Der sympathisch-chaotische Anwalt Ben, der sich um den Nachlass von Ellas Tante kümmert, hat auch schon eine Idee, wie man den Wagen und Ellas Leben wieder in Gang bekommen könnte. So stürzt sich Ella in das Geschäft mit den sahnigen Träumen und erlebt den Sommer ihres Lebens.

Sue Watson war Fernsehproduzentin bei der BBC. Irgendwann entschied sie sich jedoch, ihre Fernsehkarriere an den Nagel zu hängen, einen rosafarbenen Laptop zu kaufen und einen Roman zu schreiben. Die Autorin kommt ursprünglich aus Manchester, wohnt aber heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Worcestershire.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641228149
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum11.05.2020
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3086 Kbytes
Artikel-Nr.4940594
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel Eins

Facebook und Beerdigungen mit vierundvierzig

»Heute war Kim Kardashian im Laden«, sagte ich, während ich mir etwas Gemüse nahm und dabei lächelte wie eine Frau in einer Brühwürfel-Reklame.

Niemand blickte auf.

Ich hatte für heute Abend eigentlich ein »gemütliches Familienessen« geplant, doch meine beiden halbwüchsigen Kinder und meine Mutter (jawohl, meine Mutter!) daddelten nur auf ihren verdammten Smartphones herum. Seit sie am Tisch Platz genommen hatten, starrten alle drei gebannt auf ihre Displays, und dabei hatte ich doch mein köstliches, ziemlich aufwendiges Hühnerfrikassee gekocht.

»Hört ihr? Heute kam Kim im Laden vorbei, um ein Kleid zu kaufen. Kanye war auch dabei«, fügte ich hinzu. »Sie wollte etwas für das British-League-Spiel nächsten Freitag haben, etwas Blaues.«

»Oh, blau, wie hübsch ...«, murmelte Mum und blickte weiterhin stirnrunzelnd auf das Display, das sie sich dicht vors Gesicht hielt.

»Setz deine Brille auf, Mum, du machst dir noch die Augen kaputt«, sagte ich und fragte mich gleichzeitig, wann unsere Rollen sich vertauscht hatten. Es missfiel mir, eine nörgelnde Mutter, geschweige denn eine nörgelnde Tochter zu sein, doch es kam mir vor, als wäre ich derzeit jedermanns Mutter und würde immer nur geben, ohne etwas zurückzubekommen.

Mum blickte auf und sah mich an. Endlich eine Reaktion!

»Gehe ich morgen auf eine Beerdigung?«, fragte sie, die Ahnungslose spielend.

»Nein, die Beisetzung ist am Dienstag, Mum«, erwiderte ich, während ich im Stillen dachte: nicht schon wieder!

»Oh, dann gehe ich am Dienstag ...«

»Richtig, am Dienstag wird Sophia bestattet.«

»Sie hat nie gesagt - hat sie dich auch eingeladen?«

»Ja, sie ist deine Schwester, also meine Tante.«

»Das weiß ich, du Dummchen«, sagte sie, während sich ihre Miene verdüsterte. »Sie hat dich also eingeladen?«

»Nein, bedauerlicherweise ist sie gestorben, ehe sie die Einladungen verschicken konnte«, antwortete ich.

Mums Schwester Sophia war vergangene Woche ganz plötzlich gestorben, und obwohl Mum seit Jahrzehnten mit ihr zerstritten war, hatte ihr Tod sie schwer getroffen - wenngleich man ihr das im Moment nicht anmerkte, weil sie mit ihrem Smartphone beschäftigt war. Ich fragte mich, ob sie sich schuldig fühlte, weil sie ihre Schwester so lange nicht gesehen hatte. Offenbar war Sophia längere Zeit krank gewesen, doch Mum hatte davon nichts gewusst und weiterhin ihren alten Groll gehegt und längst vergangene Kränkungen am Leben erhalten. Als der Telefonanruf mit der Todesnachricht kam, bekam Mum einen Schock und weinte. Das überraschte mich; mir war nicht klar gewesen, wie viel Sophia ihr bedeutet hatte, da sie so gut wie nie über die Vergangenheit sprach. Als Kind hatte ich Sophia gut gekannt. Ich war traurig über ihren Tod, hoffte jedoch, Mum könne nun endlich darüber sprechen, was damals vorgefallen war. Der Kontakt zwischen den beiden war seit meiner Jugend abgebrochen, und wann immer Sophias Name erwähnt wurde, streikte Mums Gedächtnis ganz plötzlich. Ihr »Gedächtnisverlust« war nicht echt, er machte sich nur bei nahezu jedem Gespräch bemerkbar, das irgendwie mit Sophia zu tun hatte. Im einen Moment ging es Mum prächtig, sie war völlig klar und konnte sich an alles erinnern, ob es nun fünf Minuten oder fünfzig Jahre her war, doch bei der bloßen Erwähnung von Sophia überfiel sie auf einmal das große Vergessen. Das war nicht weiter tragisch, nur extrem nervig, vor allem, wenn es darum ging, die Details der Beisetzung zu besprechen - und zwar jeden Tag aufs Neue, da sie scheinbar immer wieder alles vergaß.

Ununterbrochen über das Display wischend, fuhr Mum mit ihren nebulösen Andeutungen fort. »Ella, letzte Woche war doch, glaube ich, auch eine Beerdigung ...«

Ich blickte zu den Kindern, in der Hoffnung auf emotionalen Beistand - keine Spur davon. Welch Überraschung!

»Ja, Mum«, sagte ich, »das war Gladys´ Beerdigung.« Auf einmal tat sie mir leid; sie hatte innerhalb von drei Monaten drei Freundinnen und ihre Schwester verloren. War es das, was einen im Alter erwartete?

»Sie sterben wie die Fliegen«, seufzte sie. »Bei diesem Tempo wird das gesamte Women´s Institute bis August ausgelöscht sein ... Aber diese Mini-Quiches bei Gladys´ Leichenschmaus waren wirklich fein.«

»Nichts ist würdevoller als ein Abgang mit Mini-Quiches«, erwiderte ich grinsend.

Sie kicherte; wir konnten immer noch über dieselben Dinge lachen, auch wenn ihr Humor mitunter recht eigen war.

In den letzten Monaten war meine Mum zu einer Expertin an der Leichenschmaus-Buffet-Front geworden. Sie hatte sogar begonnen, Noten von eins bis zehn für die Bewirtung zu vergeben und sich Notizen für ihre eigene Gästeliste und die Sitzordnung zu machen, wenn es einmal so weit sein würde.

»Wo wir gerade dabei sind«, sagte sie und blickte von ihrem Hühnerfrikassee auf. »Die von Nummer zweiundvierzig will ich auf keinen Fall auf meinem Leichenschmaus dabeihaben, sie würde uns arm fressen. Hast du gesehen, wie fett sie geworden ist? Ich bin mit ihr nie warm geworden, hat sich immer für etwas Besseres gehalten.«

»Keine Angst, Mum, deine Gästeliste wird einer genauen Sicherheitsprüfung unterzogen«, sagte ich ironisch, doch sie hörte gar nicht zu.

»Dort habe ich ja Eric nach fünfundvierzig Jahren wiedergetroffen, du weißt schon, auf Gladys´ Beerdigung. Aber diese Eier-Sandwiches - wirklich peinlich!«

»Stimmt, diese Eier-Kresse-Geschichte war wirklich daneben. Aber dafür hast du Eric wiedergesehen.«

Die einzigen gesellschaftlichen Ereignisse, an denen ich in diesem Jahr bisher teilgenommen hatte, waren die Bestattungen von Mums Freunden - und es war bereits Juni. Keine Frage, ich fiel definitiv nicht durch meine spektakuläre Freizeitgestaltung auf.

»Hm, hoffentlich ist bei Sophia das Buffet besser«, murmelte sie. »Jedenfalls ohne so albernen Schnickschnack wie Mini-Quiches. Sophia hatte ein Faible für die traditionelle italienische Küche, es wird also vielleicht leckere Pasta geben.«

Ich nickte. »Da habe ich ja etwas, worauf ich mich freuen kann«, sagte ich trocken. War das alles, was mich noch erwartete? Ich war erst vierundvierzig, und mehr sollte das Leben nicht für mich bereithalten, als meine Mutter zu Beisetzungen zu begleiten, raffinierte Kanapees auf einer Party für die Toten zu verspeisen und anschließend gemeinsam darüber zu lästern? Ich hätte jetzt gern geweint ... und Gin getrunken.

Obwohl Mum vorgab, es ginge ihr bestens, hatte Sophias Tod sie in ihren Grundfesten erschüttert. Die Entfremdung der Schwestern war eine rätselhafte Angelegenheit; nachdem sie sich immer sehr nahegestanden hatten, gerieten sie anscheinend, als ich ein Baby war, wegen einer Packung Teebeutel in Streit, was einen Knacks in ihrer Beziehung verursachte, der schließlich, als ich zwölf war, zu einem völligen Bruch führte. Es ergab keinen Sinn. Mir war immer unbegreiflich gewesen, wie ein Zank wegen einer Packung Teebeutel irgendwann in den 70ern so tiefgreifende Auswirkungen auf eine Familie haben konnte. Doch Mums Reaktion auf den Tod ihrer Schwester zeigte mir, dass der Riss in ihrer Beziehung viel tiefer gegangen war, als sie jemals offenbart hatte.

Nun war die ganze Sache wieder hochgekommen, und ich hoffte, endlich zu erfahren, was tatsächlich zwischen den beiden vorgefallen war. Bisher konnte ich diesbezüglich noch keinen Erfolg vorweisen, da Mum sich weigerte, darüber zu sprechen, oder sich auf ihr lückenhaftes Gedächtnis herausredete, was ich ihr keinen Moment glaubte.

Man konnte nur dann bedenkenlos über Sophia sprechen, wenn das Gespräch um jene Sommer kreiste, die wir in Sophias Eiscafé in dem kleinen Küstenort Appledore in Devon verbracht hatten. Mum und Sophia waren als Kinder mit ihren Eltern von Italien dorthin gezogen, und Mum liebte es, von den Strandspaziergängen zu erzählen, den kauzigen Typen im Dorf und vor allem von den verschiedenen Eissorten, die sie noch von Hand hergestellt hatten. An all dies erinnerte sie sich bis ins kleinste Detail, aber warum sie sich mit ihrer einzigen Schwester überworfen hatte, war ihr angeblich entfallen.

Ich hatte meine eigenen Erinnerungen an wundervolle Sommerferien in der Kindheit, als ich meiner Tante beim Herstellen der Eiscreme »half«, während ich ihren Geschichten über Sorrent lauschte, wo die »Zitronen, so groß wie dein Kopf« waren. Was die Monsterzitronen betraf, war ich etwas skeptisch, aber Mum bestätigte diese Aussage, und ihre Augen wurden jedes Mal feucht, wenn sie über ihren Heimatort sprach. Sophia war vier Jahre älter als Mum gewesen und bereits elf Jahre alt, als sie Sorrent verließen. Mum schien es immer zu wurmen, dass Sophia sich selbst als »italienischer« betrachtete.

»Wild herumzufuchteln und alle fünf Minuten Mamma mia zu schreien, macht einen noch nicht zur Italienerin«, pflegte sie zu sagen. Doch Sophias Akzent, ihre Gestik und der ständige Wechsel zwischen Englisch und Italienisch beeindruckten mich als kleines Kind so sehr, dass ich immer dachte, ich sei in Italien, wenn ich sie in Devon besuchte. Und später liebte ich es, ihren Erinnerungen an die Heimat zu lauschen. »Wir saßen nach der Schule meistens draußen in der Sonne, die das ganze Jahr über schien, und tranken Zitronen-Granitas und schleckten Erdbeer-Gelato«, erzählte mir Sophia oft, wohingegen Mum nicht annähernd so viele Erinnerungen an »die alte Heimat«, wie sie es nannte, hatte. Entsprechend war Mums...

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Sue Watson war Fernsehproduzentin bei der BBC. Irgendwann entschied sie sich jedoch, ihre Fernsehkarriere an den Nagel zu hängen, einen rosafarbenen Laptop zu kaufen und einen Roman zu schreiben. Die Autorin kommt ursprünglich aus Manchester, wohnt aber heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Worcestershire.