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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.02.2021
In dem Städtchen Ashford kennt jeder Meg und ihre Tochter Grace, und jeder liebt sie. Trotz ihres harten Schicksals sind beide stets für andere da. Dabei ist Grace schwer krank, und Meg rund um die Uhr aufopferungsvoll mit ihrer Pflege beschäftigt. Eines Morgens macht ihre Nachbarin Cara eine Entdeckung, die die ganze Stadt erschüttert: Meg liegt brutal ermordet in ihrem Blut - und von Grace fehlt jede Spur. Wer wäre zu so einer Tat fähig? Ausgerechnet der Journalist Jon, vielleicht der meistgehasste Mann in Ashford, unterstützt Cara auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Doch die führt sie an einen tödlichen Abgrund ...

Emily Elgar verbrachte mehrere Jahre als Reiseschriftstellerin in Südafrika. Später war sie von New York und Istanbul aus für eine internationale NGO tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von London, arbeitet für eine Wohltätigkeitsorganisation - und schreibt an ihrem nächsten Spannungsroman.
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Produkt

KlappentextIn dem Städtchen Ashford kennt jeder Meg und ihre Tochter Grace, und jeder liebt sie. Trotz ihres harten Schicksals sind beide stets für andere da. Dabei ist Grace schwer krank, und Meg rund um die Uhr aufopferungsvoll mit ihrer Pflege beschäftigt. Eines Morgens macht ihre Nachbarin Cara eine Entdeckung, die die ganze Stadt erschüttert: Meg liegt brutal ermordet in ihrem Blut - und von Grace fehlt jede Spur. Wer wäre zu so einer Tat fähig? Ausgerechnet der Journalist Jon, vielleicht der meistgehasste Mann in Ashford, unterstützt Cara auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Doch die führt sie an einen tödlichen Abgrund ...

Emily Elgar verbrachte mehrere Jahre als Reiseschriftstellerin in Südafrika. Später war sie von New York und Istanbul aus für eine internationale NGO tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von London, arbeitet für eine Wohltätigkeitsorganisation - und schreibt an ihrem nächsten Spannungsroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641257033
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.02.2021
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2260 Kbytes
Artikel-Nr.4940650
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Jon

Ich stehe gerade mitten auf einer Weide, blicke auf ein totes Schaf und frage mich zum dreiundfünfzigsten Mal an diesem Tag, wie es so weit mit mir kommen konnte, als mein Handy brummt und eine SMS ankündigt. Der Farmer stößt das blutige Schaf mit dem Fuß an, als wollte er das arme Tier auffordern zu bezeugen, dass es »diese verdammten Zigeuner und ihre verdammten Hunde« waren, die ihm die Speiseröhre aus der Kehle gerissen haben. Ich sage mir, dass das hier meine zweite Chance ist. Dass ich froh sein kann, diesen Job zu haben und damit die Möglichkeit, meinen Sohn Jacob weiterhin zu sehen. Nicht jeder bekommt eine zweite Chance. Während Mr Leeson, der Farmer, sich über sein im Matsch liegendes Schaf beugt, schiele ich rasch auf mein Telefon. Ich hatte auf eine Nachricht von Jacob - Jakey - gehofft, aber der Name auf dem Bildschirm war Ben.

Noch vor einem halben Jahr wäre eine SMS von Ben nichts Bemerkenswertes gewesen. Da hätte ich allerdings auch nicht auf einer sumpfigen Weide gestanden und auf ein totes Schaf gestarrt, weil ich da nämlich noch mit echtem investigativem Journalismus beschäftigt gewesen wäre. Das letzte Mal, dass ich Ben sah, war auch das letzte Mal, dass ich etwas geschrieben habe, das ich mir selbst ausgesucht habe. Er ist ein sympathischer Kerl, freiberuflicher Fotograf, und hat die Fotos zu dem Artikel gemacht, der mich auf Umwegen hierhergeführt hat, zu dieser Weide an diesem nasskalten Tag Anfang Juni, zu Mr Leeson und seinem toten Schaf.

»Also, woll´n Se jetzt mit denen reden oder was?«, fragt der Farmer und zeigt sein geschwärztes Zahnfleisch, das selbst wie ein Ort des Verbrechens aussieht.

Ich schiebe mein Handy zurück in die Hosentasche. »Entschuldigung, Mr Leeson, mit wem soll ich reden?«

»Mit diesen Zigeunern da ... diesen Fahrenden oder wie ihr die nennt. Woll´n Se jetzt mit denen reden, oder bleibt das an mir und meiner Schrotflinte hängen?« Er nimmt die Schiebermütze ab und streicht sich mit seiner schmutzigen Hand über die fettigen Haare. Ich habe den Eindruck, dass er auf die zweite Möglichkeit hofft.

»Wie wär´s, wenn ich jetzt erst mal mit meinem Chefredakteur wegen einer möglichen Story rede, und dann sehen wir ...«

»Sie ham die ganze verdammte Story hier vor Ihrer Nase.« Wieder tritt er mit seinem schweren Stiefel gegen den Kopf des Schafs. Ich wünschte, er würde damit aufhören. Das Tier ist zwar tot, aber seine Augen stehen noch offen, und der Stiefel ist schmutzig. Es fängt wieder an zu regnen.

»Ich hab gehört, Sie sind aus London«, bemerkt Mr Leeson mit einer mir inzwischen vertrauten Mischung aus Verachtung und Mitleid. Das »arme Sau« klingt unausgesprochen am Ende mit. Ich will jetzt nicht darüber reden. Den Leuten zu erklären, dass ich meiner Frau und meinem Sohn zuliebe hierher nach Cornwall gezogen bin auf der Suche nach einem besseren Leben, kommt mir vor, wie einen Witz zu wiederholen, der längst nicht mehr witzig ist. Ich lasse das Gummiband gegen mein Handgelenk schnappen. Dieses Gummi war ein Vorschlag von Dr. Bunce, der Paartherapeutin, zu der ich zweimal pro Woche mit - und auf Geheiß von - meiner Frau Ruth gehe. Das leichte Klatschen gegen die Haut soll mich von negativen Gedanken abhalten. Natürlich funktioniert das nicht, stattdessen habe ich nur einen neuen Tick, der den ganzen Mist in meinem Kopf begleitet.

»So, ich muss dann mal wieder«, sage ich, ohne auf Mr Leeson einzugehen. Der für Cornwall typische Dauerregen durchnässt schon langsam meinen dünnen, in London gekauften Anorak, und meine Brille beschlägt. Selbst schuld, schließlich stehe ich nur auf dieser gottverlassenen Wiese, weil ich mich nicht getraut habe, Mr Leeson zu sagen, dass ich das verstümmelte Schaf nicht sehen will, das er am Morgen gefunden hat - schon das dritte in diesem Sommer.

Ich bin als Reporter für The Rambler hier, eine Zeitschrift für alles, was mit Cornwall und der freien Natur zu tun hat. Eigentlich sollten wir über die Vorbereitungen des Farmers für die Landwirtschaftsausstellung in Ashford im kommenden Monat sprechen. Ich bin wegen preisverdächtiger, nicht wegen toter Schafe mit Gelee-Augen hergekommen.

Der Schlamm schmatzt unter meinen Converse, als wir über die Weide auf den Hof zugehen. Ich schüttele Mr Leesons schwielige Hand, äußere noch einmal mein Bedauern wegen des Schafs und verspreche, mich bezüglich des Artikels zu melden. Sobald ich im Auto sitze, wische ich meine Brille am Ärmel ab und lese Bens Nachricht.

Jon, Kumpel, lange nicht gesehen. Dachte, du würdest das wissen wollen: Die Polizei hat gerade eine Leiche aus dem Haus der Nichols´ an der Woodgreen Ave getragen. Ein schiefgegangener Einbruch? Krasse Sache. Die Leiche sah zu groß aus für das Mädchen. Ben.

Schon ein ganz normaler Einbruch ist in einer Kleinstadt wie Ashford eine Schlagzeile wert, ein möglicher Mord dagegen etwas Unerhörtes. Ich lese den Text noch einmal.

Von jedem anderen würde sich »zu groß für das Mädchen« brutal anhören, aber ich weiß, Ben wollte mich nur beruhigen, dass es nicht Grace war in dem Leichensack, wofür ich ihm dankbar bin. Trotzdem, meine Fresse, heißt das demnach, dass es Meg ist? Ashfords Liebling, die Supermutter der ganzen Stadt, tot? Ermordet im eigenen Heim?

Ich frage mich, wo man Grace hingebracht hat. Zu den Nachbarn? Auf die Polizeiwache? Wahrscheinlich ist sie stumm vor Schock, sitzt zitternd in ihrem Rollstuhl und drückt diesen Plüschhasen, den sie immer dabeihat, an sich wie ein kleines Mädchen. Ich hoffe nur, dass jemand in der Lage ist, sie zu trösten, dass man den Arzt ruft und dafür sorgt, dass sie sich beruhigt. Ein derart traumatisches Erlebnis kann nicht gut sein für ihr schwaches Herz.

Aus dem Farmhausfenster drüben starrt Mr Leeson stirnrunzelnd zu mir herüber. Seine Lippen bewegen sich, vermutlich sagt er gerade etwas zu Mrs Leeson - vielleicht hat er endlich geschaltet und erzählt ihr, dass er sich an mein Gesicht von der Titelseite des Ashford Echo erinnert -, bevor er vom Fenster wegtritt.

Ich tippe eine Antwort an Ben. Danke fürs Bescheid sagen.

Meine Reifen schlittern im Matsch, als ich vom Hof fahre. Die Hände fest am Lenkrad, halte ich mir vor Augen, warum ich nicht zur Woodgreen Avenue fahren darf. Die Polizei, das Kontaktverbot, die Sorgerechtsvereinbarung. Ich lasse das Gummiband schnappen.

Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass Ruth und ich in vierzig Minuten eine Sitzung bei Dr. Bunce haben. Ruth hat mich extra heute Morgen per SMS daran erinnert. Während ich über den holperigen Zufahrtsweg der Farm fahre, rechne ich mir aus, dass ich für die fünfzehn Kilometer zu Dr. Bunce´ räucherstäbchenverseuchtem Behandlungszimmer auf der anderen Seite der Stadt um diese Tageszeit höchstens fünfundzwanzig Minuten brauchen würde. Ich schnipse fester. Die Haut an meinem Handgelenk färbt sich pink.

Meine Gedanken kreisen ständig um Bens Nachricht, um Meg und Grace. Könnte es sich wirklich um einen schrecklich schiefgegangenen Einbruch handeln? Irgendwie glaube ich das nicht. Mal abgesehen von Anstand und Menschlichkeit, welcher Idiot würde sich ausgerechnet die beliebteste Familie in Ashford aussuchen? Ein Angriff aus persönlichen Motiven ist jedoch genauso schwer vorstellbar. Meine Gedanken wandern zu Simon, dem Vater von Grace. Als psychisch labil und potenziell gefährlich erachtet, hatte Meg ihn größtenteils von seiner Tochter ferngehalten. Ich könnte wetten, dass alle schon mit dem Finger auf ihn zeigen.

Dann denke ich an das einzige Mal, dass ich mit Meg über Simon gesprochen habe. Das war während des Interviews mit ihr und Grace für den Artikel, der mein Leben ruinieren würde, wovon ich damals natürlich noch nichts wusste. Sie empfingen mich sehr herzlich bei sich zu Hause, obwohl da so eine unterschwellige gereizte Stimmung in der Luft lag, vielleicht die Nachwirkung eines Streits. Mich überkam das Bedürfnis, sofort wieder zu gehen, aber Meg und Grace strahlten mich an und sagten, sie hätten extra Kuchen gebacken. Sie tauschten unauffällige Blicke, woraufhin sie sich entschuldigten und gestanden, dass sie nervös seien. Als sie nebeneinandersaßen, suchte Grace´ kleine Hand immer wieder die ihrer Mutter. Sie beendeten gegenseitig ihre Sätze. Grace sprach mit einer Kleinmädchenstimme, dabei war sie schon eine Jugendliche, und Megs Akzent hatte die volltönenden Vokale von jemandem, der sein ganzes Leben im Südwesten Englands verbracht hat. Meg zeigte mir Fotos von Grace in diversen Krankenhausbetten, Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal neben ihr wie Spielkameraden. Ziemlich bald merkte ich, dass sie nicht wusste, weshalb die von Wishmakers uns miteinander in Kontakt gebracht hatten - vielleicht hatten sie dort die Absicht des Artikels selbst nicht verstanden -, also musste ich es ihr erklären.

»Nur so interessehalber - was hat man Ihnen gesagt, worum es in dem Artikel gehen wird?«

Meg hatte kurze gelockte braune Haare und ein rundes, unscheinbares Gesicht, zumindest bis sie lächelte. Dann war es, als bekäme man eine Schale mit etwas Warmem, Köstlichem gereicht. Ihre Stirn zog sich in Falten, als sie sich zu erinnern versuchte.

»Maggie sagte, dass Sie darüber schreiben, wie Familien mit schwierigen Situationen umgehen. Dass Sie etwas über die Herausforderungen wissen wollen, vor die uns Grace´ Krankheit stellt.« Leiser fügte sie hinzu: »Und vielleicht auch ein bisschen was über Danny.«

Angesichts ihrer erwartungsvollen Blicke...

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Emily Elgar verbrachte mehrere Jahre als Reiseschriftstellerin in Südafrika. Später war sie von New York und Istanbul aus für eine internationale NGO tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von London, arbeitet für eine Wohltätigkeitsorganisation - und schreibt an ihrem nächsten Spannungsroman.