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Labskaus für Anfänger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.04.2020
Neustart auf Amrum mit Wind in den Haaren und Sand unter den Füßen
Kaum überschreitet man die Vierzig, gehört man zum alten Eisen, stellt Tilda verbittert fest. Für ihren Job beim Fernsehen steht schon eine Jüngere in den Startlöchern, ihr Freund hat sie verlassen, und da kündigt ihr der Vermieter zu allem Überfluss auch noch die Wohnung. Dann macht Tilda eine unerwartete Erbschaft: Ein Friesenhäuschen auf Amrum. Könnte das die Lösung ihrer Probleme sein? Es gibt nur einen Haken: Tilda, eine echte Großstädterin, muss laut Testament ein ganzes Jahr auf Amrum verbringen, um das Erbe anzutreten. Doch als Tilda nach den ersten turbulenten Tagen dem Rauschen des Meeres lauscht, erscheint ihr der Gedanke an ein Leben auf der Insel immer verlockender ...

Tina Wolf stand fünfzehn Jahre für verschiedene TV-Sender vor und hinter der Kamera. Parallel dazu fing sie an, erfolgreich Bücher zu schreiben. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn und Hund in Hamburg. Ihre Freizeit verbringt sie aber am liebsten an der Nordsee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNeustart auf Amrum mit Wind in den Haaren und Sand unter den Füßen
Kaum überschreitet man die Vierzig, gehört man zum alten Eisen, stellt Tilda verbittert fest. Für ihren Job beim Fernsehen steht schon eine Jüngere in den Startlöchern, ihr Freund hat sie verlassen, und da kündigt ihr der Vermieter zu allem Überfluss auch noch die Wohnung. Dann macht Tilda eine unerwartete Erbschaft: Ein Friesenhäuschen auf Amrum. Könnte das die Lösung ihrer Probleme sein? Es gibt nur einen Haken: Tilda, eine echte Großstädterin, muss laut Testament ein ganzes Jahr auf Amrum verbringen, um das Erbe anzutreten. Doch als Tilda nach den ersten turbulenten Tagen dem Rauschen des Meeres lauscht, erscheint ihr der Gedanke an ein Leben auf der Insel immer verlockender ...

Tina Wolf stand fünfzehn Jahre für verschiedene TV-Sender vor und hinter der Kamera. Parallel dazu fing sie an, erfolgreich Bücher zu schreiben. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn und Hund in Hamburg. Ihre Freizeit verbringt sie aber am liebsten an der Nordsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641251840
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.04.2020
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3668 Kbytes
Artikel-Nr.4941124
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Eine Woche zuvor

»Bibel und Leuchtturm habe ich schon«, ratterte Tilda ihren Standardspruch runter, als es zum x-ten Mal an der Wohnungstür klingelte. Sie sah auf die Uhr neben der Garderobe. 10:23 Uhr. Für den Postboten und die Müllabfuhr war es eigentlich zu spät. Es konnte sich also nur um die Zeugen Jehovas, Spendensammler oder Werbung handeln. Oder einen Klingelstreich. Und weil sie sich an ihrem freien Samstag mehr vorgenommen hatte als den Weg zur Tür, war sie kurz davor, den Hörer der Gegensprechanlage einfach wieder zurückzuhängen und die Klingel auf stumm zu schalten. Die letzte Nacht war defi­nitiv zu kurz gewesen. Sie hätte einfach nach dem letzten Prosecco am Elbstrand gehen sollen, statt mit den anderen noch weiterzuziehen.

»Frau Wagner? Einschreiben für Sie«, hörte sie eine männliche Stimme aus dem Hörer rufen.

Oh. Doch der Postbote, stellte Tilda überrascht fest und fragte sich, was das sein konnte. Vielleicht ein verspäteter Geburtstagsgruß. Aber per Einschreiben? Und eine Woche zu spät? Neugierig drückte sie auf den Türsummer, hängte den Hörer wieder ein, öffnete die Wohnungstür und sah über das alte gusseiserne Treppengeländer nach unten in den Hausflur, wo im gleichen Moment ein junger Mann in gelbem T-Shirt erschien und zu ihr hochblickte.

»Moment!«, rief sie runter, gab der Fußmatte sicherheitshalber einen kräftigen Schubs, sodass die Wohnungstür nicht zufallen konnte, und lief auf Strümpfen die Treppe runter.

»Hier, bitte«, sagte der Postbote, als sie im Erdgeschoss angekommen war, und hielt ihr einen Plastikstift und den Scanner entgegen. Tilda versuchte, auf dem Display ihren Namen zu schreiben. Das Ergebnis erinnerte an die Schreibübungen einer Erstklässlerin, aber das interessierte ihn nicht. Ohne genau hinzusehen, nahm der Mann ihr den Stift wieder ab, sagte knapp »Tschüss« und verschwand.

Tilda sah auf den Umschlag in ihren Händen. Er war aus Umweltpapier und sah so aus, als hätte er schon Ewigkeiten in irgendeiner Schublade gelegen. Neugierig öffnete sie ihn und überflog, während sie die Stufen langsam wieder hochging, den Text.



Moin Frau Wagner,

Nils Johannsen mein Name. Ich war ein guter Freund von ihrem Onkel Hannes, der leider vor Kurzem von uns gegangen ist. Er hat mich gebeten, Ihnen als sein Testamentsvollstrecker mitzuteilen, dass er Ihnen seine Kate vermacht. Hier auf Amrum. Bitte melden Sie sich bei mir - so schnell wie möglich.

Nils Johannsen



Tilda blieb an ihrer Wohnungstür stehen. Bitte? Was für ein Quatsch. Da musste sich jemand einen dummen Scherz erlaubt haben. Sie sollte Besitzerin einer Kate auf Amrum sein? Und von welchem Onkel war da zum Teufel die Rede?! Tilda ging das kurze Schreiben noch mal Wort für Wort durch.

Das Ergebnis blieb das gleiche. Sie sollte angeblich Erbin einer Kate auf der Nordseeinsel sein, sofern das, was hier stand, stimmte. Nur wieso, das wusste sie nicht.

Inge, ihre Mutter, hatte keine Geschwister und ihr Vater ... doch, stimmte ja. Horst hatte einen Halbbruder, zu dem sie alle seit Jahrzehnten keinen Kontakt hatten, nachdem es einen fürchterlichen Streit gegeben hatte. Den hatte sie ja völlig vergessen! War sie mal bei ihm auf Amrum gewesen? Tilda dachte angestrengt nach. Ja, da war mal etwas. Sie erinnerte sich an einen unfassbar breiten Strand, an eine riesige Düne, in der sie gespielt hatte und die sie liegend runtergerollt war. Fast konnte sie nun den weichen Sand spüren. War das auf Amrum gewesen? Hatte sie ihn mit ihren Eltern dort besucht oder verwechselte sie das gerade mit ihren Urlauben in Dänemark?

Noch einmal sah sie auf den Namen in dem Schreiben. Hannes. War das der Name des Halbbruders ihres Vaters? Sie war sich nicht mehr sicher.

Tilda schob die Fußmatte zurück, ging in ihre Wohnung, drückte die Tür mit dem Po wieder zu, ging in die Küche und schenkte sich noch einen Kaffee ein. Ihr Blick fiel auf die Flaschensammlung links in der Ecke neben dem Mülleimer. Reste eines rauschenden Festes, hatte Ingo gemeint. So rauschend, dass sie drei Tage lang Kopfschmerzen gehabt hatte. Neuer Rekord. Aber er hatte recht. Es war wirklich ein toller Abend gewesen! Und das, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, auf keinen Fall zu feiern. Aber das musste man mal jemandem erzählen, der das Feiern erfunden hat! Ingo hatte klammheimlich alle, die ihr wichtig waren und die sie mochte, eingeladen. Und das waren ziemlich viele. Statt also mit Ingo zu zweit ins Restaurant zu gehen, wie sie es geplant hatte, hatten abends knapp 20 Leute vor ihrer Tür gestanden. Mit Partyhütchen auf dem Kopf und Essen, Getränken und Heißluftballons in Form einer Vierzig in den Händen. Tilda war völlig baff gewesen! Damit hatte sie absolut nicht gerechnet.

In Gedanken bei der Party haftete ihr Blick immer noch an den leeren Flaschen. Die ganze Woche über hatte sie es nicht geschafft, das Altglas und die Pfandflaschen wegzubringen, und jetzt war sie einfach zu faul, um alles ins Erdgeschoss und von dort ins Auto zu schleppen. Dabei war ihr Ordnung sonst immer extrem wichtig. Aber vielleicht hatte sich ja auch das über Nacht geändert. So wie alles. Ihr feiger Ex hatte sich ja auch passend zu ihrem nahenden runden Geburtstag spontan entschlossen, sie zu verlassen. So hatte es sich zumindest in seiner schriftlichen Stellungnahme - um es mal in seinem Beamtendeutsch auszudrücken - angehört, das er einfach vor vier Wochen unter ihrer Wohnungstür durchgeschoben hatte. Keine WhatsApp, keine Mail, kein Gespräch. Nein. Ein Zettel. Unter ihrer Tür. Dieses blöde, feige, unverschämte Arschloch.

Tilda versuchte, ihr Gedankenkarussell zu stoppen. Dieser Mistkerl hatte ihr schon genug Zeit und Energie geraubt. Damit musste jetzt endlich Schluss sein.

Bei all dem Chaos im Kopf war Ordnung ihr Halt, ihre Struktur, das Gerüst, das sie brauchte. So etwas in der Art hatte Ingo mal gesagt, als sie wieder einen ihrer Aufräumanfälle gehabt und er dabei zugesehen hatte. Und der musste es ja wissen.

Im Grunde war es nichts anderes als eine Möglichkeit, nicht nachdenken zu müssen, fand Tilda. Aber nun gut.

Während sie die Champagnerflaschen in die großen Papiereinkaufstüten vom Supermarkt stellte und die Bierflaschen in die leere Kiste, die unter dem Küchentisch stand, fragte sie sich, ob es so etwas wirklich gab: Dass zeitgleich - und zwar auf die Minute genau um Mitternacht - mit einem bestimmten Datum, das zufälligerweise ihr 40. Geburtstag war, ein neuer Lebensabschnitt startete. Davon mal abgesehen, dass sie hätte schwören können, dass sich ihr Hautbild über Nacht verändert hatte, als hätte es »klick« gemacht. Wie bei einem Lichtschalter. An, aus. Ohne Dimmer. Frisch - verbraucht. Fertig.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es passierten einfach seitdem ausschließlich Dinge, die ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellten. Nicht, dass ihr Leben vorher langweilig gewesen war. Das auf keinen Fall. Aber es war einfach immer sehr gut gelaufen. Sie war Moderatorin beim Fernsehen. Nicht bei irgendeinem Regionalsender, sondern bei DEM Sender mit den höchsten Einschaltquoten. Trotz Netflix und Co. Das machte ihr so schnell keiner nach. Ihre Sendung gehörte seit Jahren zu den erfolgreichsten des Senders. Es war sozusagen die GALA für alle, die zu faul waren, selbst die Seiten umzublättern. Wer war mit wem zusammen, wer ging mit wem parallel fremd, und trug man die Haare jetzt so oder war das ein Versehen?

Bisher war alles tipptopp gewesen. Und plötzlich, über Nacht, war ihr gesamtes Leben ein einziges Versehen! Auf einmal geschahen lauter Dinge, die die Welt einfach nicht brauchte. So wie die Kündigung ihres Vermieters, das Schreiben ihres Ex-Freundes und die mehr als merkwürdigen Anwandlungen ihres Chefs.

Tilda kam sich in diesem Moment, hier in der Küche zwischen all den leeren Flaschen, vor wie einer der Promis aus ihren Beiträgen und überlegte, wie man den Bericht über ihr aktuelles Leben anmoderieren könnte. Vielleicht so etwas in der Art: »Guten Abend! Schön, dass Sie wieder dabei sind! Es ist Samstagabend, und das heißt natürlich: Wir schauen auf die Ereignisse der Woche zurück. Dabei richten wir unseren Fokus heute vor allem auf eine Person: die Fernsehmoderatorin Tilda Wagner. Für sie verlief die Woche - lassen Sie es mich so sagen - nicht ganz so glücklich, wie sie es bisher gewohnt war. Aber das Leben ist schließlich kein Ponyhof. Und außerdem - so viel sei schon einmal verraten - wird sie sich daran sowieso gewöhnen müssen, denn ab jetzt haben wir leider nur noch Mist für sie im Angebot. Aber macht ja nichts. Was soll schließlich noch kommen? Sie ist ja eh schon vierzig.«

Das erste Bild eines jeden TV-Beitrags, egal ob Reportage, Porträt oder einfache Berichterstattung, sollte immer das stärkste sein. Tilda blätterte in Gedanken alle Situationen der letzten sieben Tage durch und entschied sich spontan für das Auspusten der kleinen pinken Kerzen auf der Torte, die Ingo ihr gebacken hatte. Im Grunde genommen stand das sinnbildlich für das Auspusten ihres bisherigen schönen Lebens. Vegane Sachertorte übrigens. Und sie hatte tatsächlich noch besser geschmeckt, als ihr lieb war!

Schnitt. Dann ein Zeitsprung. Der nächste Tag. Neue Szene: Tilda steht am Briefkasten, mit Ringen unter den Augen und Falten im Gesicht, die da vorher definitiv nicht waren. Kameraschwenk auf den Brief in ihrer Hand. Ein Schreiben ihres Vermieters, der ihr mitteilt, dass er Eigenbedarf anmeldet und sie daher freundlich bittet, sich um eine neue Bleibe zu kümmern. Zeitnah! Tildas geschockter, ungläubiger Blick in...
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