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Herz aus Blut und Asche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.08.2020
Im Kyrillischen Kaiserreich ist Magie verboten, Zauberer werden ausgestoßen und gejagt. Deswegen darf nie jemand erfahren, dass Anastacya Mikhailov, die Kronprinzessin, das Blut der Lebewesen um sie herum beeinflussen kann. Doch dann wird ihr Vater umgebracht und Ana verraten und des Mordes beschuldigt. Sie kann fliehen und ist fortan nur von einem Gedanken besessen: den wahren Mörder ihres Vaters zu finden. Wenn sie ihren Namen und ihre Ehre wiederherstellen und die Verschwörer, die die Macht an sich gerissen haben, zu Fall bringen will, braucht sie einen mächtigen Verbündeten, und es gibt nur einen, der so verrückt ist, sich mit ihr einzulassen: Ramson Schnellzunge, der Anführer der Unterwelt. Er verfolgt zwar seine eigenen Pläne, aber er hat die Rechnung ohne die kluge Ana gemacht ...

Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem multikulturell geprägten Viertel von Peking, ehe sie mit achtzehn nach New York zog und dort ihre Ausbildung begann. Sie verbringt ihre Tage mit der Arbeit im Finanzsektor und ihre Nächte mit dem Schreiben von Romanen. »Herz aus Blut und Asche« ist ihr Debüt.
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Produkt

KlappentextIm Kyrillischen Kaiserreich ist Magie verboten, Zauberer werden ausgestoßen und gejagt. Deswegen darf nie jemand erfahren, dass Anastacya Mikhailov, die Kronprinzessin, das Blut der Lebewesen um sie herum beeinflussen kann. Doch dann wird ihr Vater umgebracht und Ana verraten und des Mordes beschuldigt. Sie kann fliehen und ist fortan nur von einem Gedanken besessen: den wahren Mörder ihres Vaters zu finden. Wenn sie ihren Namen und ihre Ehre wiederherstellen und die Verschwörer, die die Macht an sich gerissen haben, zu Fall bringen will, braucht sie einen mächtigen Verbündeten, und es gibt nur einen, der so verrückt ist, sich mit ihr einzulassen: Ramson Schnellzunge, der Anführer der Unterwelt. Er verfolgt zwar seine eigenen Pläne, aber er hat die Rechnung ohne die kluge Ana gemacht ...

Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem multikulturell geprägten Viertel von Peking, ehe sie mit achtzehn nach New York zog und dort ihre Ausbildung begann. Sie verbringt ihre Tage mit der Arbeit im Finanzsektor und ihre Nächte mit dem Schreiben von Romanen. »Herz aus Blut und Asche« ist ihr Debüt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641253462
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum10.08.2020
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2316 Kbytes
Artikel-Nr.4941130
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  1  

Das Gefängnis wies eine starke Ähnlichkeit mit den Kerkern aus Anastacyas Kindheit auf: dunkel, nass und aus unnachgiebigem Stein, voller Schmutz, Elend und auch Blut. Sie konnte spüren, wie es von den rauen Steinstufen bis hin zu den fackelgeschwärzten Wänden an ihr zog, am Rand ihres Bewusstseins lauerte wie ein stets gegenwärtiger Schatten.

Es wäre nur so wenig erforderlich - ein Aufzucken ihres Willens -, um jeden einzelnen Tropfen davon unter ihre Kontrolle zu bringen.

Bei dem Gedanken schlang Ana ihre behandschuhten Finger fester um den abgetragenen Pelz ihrer Kapuze und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den nichts ahnenden Wächter, der vor ihr herging. Die Absätze seiner Stiefel aus Varyshki-Bullenleder klackten bei jedem seiner geschmeidigen, zackigen Schritte, und wenn Ana genau genug hinhörte, konnte sie in seinen Taschen das leise Klimpern der Goldblätter hören, mit denen sie ihn bestochen hatte.

Diesmal war sie keine Gefangene, sondern seine Auftraggeberin, und dieses süße Scheppern der Münzen hielt ihr in Erinnerung, dass er - vorerst - auf ihrer Seite war.

Trotzdem war es, als der Fackelschein den flackernden Schatten des Wächters auf die Wände um sie her warf, unmöglich, in diesem Ort nicht den Stoff ihrer Albträume wiederzuerkennen, nicht das Flüstern zu hören, das damit einherging.

Monster. Mörderin.

Papa hätte ihr gesagt, dies sei ein Ort voller Dämonen, wo abgrundtief böse Männer gefangen gehalten wurden. Selbst jetzt noch, fast ein Jahr nach seinem Tod, wurde Anas Mund trocken bei der Vorstellung, was er sagen würde, wenn er sie hier sähe.

Ana unterdrückte diese Gedanken und hielt den Blick unverwandt geradeaus gerichtet. Sie mochte ein Monster und eine Mörderin sein, doch das hatte nichts mit der vor ihr liegenden Aufgabe zu tun.

Sie war hier, um ihren Namen vom Vorwurf des Verrats reinzuwaschen. Und alles hing davon ab, dass sie einen bestimmten Gefangenen fand.

»Ich sage Euch, der wird Euch nichts verraten.« Die belegte Stimme des Wächters lenkte sie von dem Flüstern in ihrem Kopf ab. »Hab gehört, er soll, als man ihn geschnappt hat, auf einer Mission gewesen sein, ein hohes Tier umzubringen.«

Er sprach von dem Gefangenen. Ihrem Gefangenen. Ana richtete sich auf und klammerte sich an die Lüge, die sie immer wieder einstudiert hatte. »Er wird mir verraten, wo er mein Geld versteckt hat.«

Der Wächter warf ihr einen mitfühlenden Blick über die Schulter zu. »Ihr würdet Eure Zeit besser an einem schöneren und sonnigeren Ort verbringen, meya Dama. Über ein Dutzend Adeliger hat sich durch Bestechungsgelder Zutritt zu Geisterfall verschafft, um ihn zu sehen, und er hat bisher mit nichts rausgerückt. Er hat sich mächtige Feinde gemacht, dieser Schnellzunge.«

Ein langer, gedehnter Schrei übertönte das Ende seines Satzes, ein derart gequältes Brüllen, dass sich die Härchen in Anas Nacken aufstellten. Die Hand des Wächters zuckte zum Heft seines Schwerts. Der Fackelschein schnitt sein Gesicht entzwei, tauchte es zur Hälfe in flackerndes Orange, zur Hälfte in Schatten. »Die Zellen sind allmählich randvoll mit diesen Affiniten.«

Fast wäre Ana gestrauchelt. Ihr stockte der Atem, und sie ließ ihn langsam wieder entweichen, wobei sie sich zwang, mit dem Mann Schritt zu halten.

Ihre Besorgnis musste sich auf ihrem Gesicht widergespiegelt haben, denn der Wächter fügte hastig hinzu: »Keine Angst, meya Dama. Wir sind bis zu den Zähnen mit Deys´voshk bewaffnet, und die Affiniten sind in spezielle Schwarzsteinzellen eingeschlossen. Wir werden nicht in ihre Nähe gehen. Diese Deimhovs sind sicher weggesperrt.«

Deimhov. Dämon.

In ihrem Magen regte sich Übelkeit, und sie grub die behandschuhten Finger in ihre Handflächen, während sie die Kapuze enger um den Kopf zog. Gewöhnlich sprach man von Affiniten in gedämpftem Flüsterton, und ängstliche Blicke begleiteten die Geschichten über die wenigen Menschen, die Affinitäten zu bestimmten Elementen besaßen. Monster, die mit ihren Kräften Schreckliches bewirken konnten. Macht über Feuer ausüben. Blitze schleudern. Auf dem Wind reiten. Fleisch formen. Und dann gab es da noch ein paar, munkelte man, deren Fähigkeiten über das Physische hinausgingen.

Affinite verfügten über Kräfte, die kein sterbliches Wesen besitzen sollte. Kräfte, die entweder den Gottheiten oder den Dämonen gehörten.

Der Wächter lächelte sie an. Vielleicht, um freundlich zu wirken. Vielleicht, weil er sich fragte, was ein Mädchen wie sie, mit Samthandschuhen und in Pelz gekleidet - abgetragen, aber offenkundig früher einmal luxuriös -, in diesem Gefängnis zu suchen hatte.

Er würde sie nicht anlächeln, wenn er wüsste, was sie war.

Wer sie war.

Die Welt um sie herum nahm scharfe Konturen an, und zum ersten Mal, seit sie das Gefängnis betreten hatte, musterte sie den Wächter. Er trug das kyrillisch-kaiserliche Emblem, das Antlitz eines brüllenden weißen Tigers, stolz auf seinem mit Schwarzstein verstärkten Brustharnisch. Ein Schwert an der Hüfte, die Klinge scharf gewetzt, aus dem gleichen Material wie seine Rüstung - eine halb aus Metall, halb aus Schwarzstein bestehende Legierung, die sich nicht von Affiniten manipulieren ließ. Und schließlich fiel ihr Blick auf ein Fläschchen mit einer grünlichen Flüssigkeit, das an seiner Gürtelschnalle baumelte und dessen Spitze wie der Giftzahn einer Schlange gekrümmt war.

Es enthielt Deys´voshk, Götterwasser, das einzige Gift, von dem bekannt war, dass es Affinität unterdrückte.

Sie war wieder mitten in ihren Albträumen gelandet, in einem Kerker, aus kaltem Schwarzstein gemeißelt, dunkler als die Nacht, und dachte an das knochenweiße Lächeln ihres Aufsehers, als er das mit Gewürzen versetzte Deys´voshk ihre Kehle hinunterzwang, um sie von dem Monströsen, mit dem sie auf die Welt gekommen war, zu reinigen - etwas wirklich Monströsem, selbst unter Affiniten.

Monster.

In ihren Handschuhen waren ihre Handflächen schweißnass.

»Wir haben eine gute Auswahl an Arbeitsverträgen zum Verkauf, meya Dama.« Die Stimme des Wächters schien aus weiter Ferne zu kommen. »Mit dem Geldbetrag, den Ihr geboten habt, um Schnellzunge zu sehen, solltet Ihr besser ein oder zwei Affiniten unter Vertrag nehmen. Sie sind nicht wegen schwerer Verbrechen hier, falls das Eure Sorge sein sollte. Bloß Ausländer ohne Papiere. Billige Arbeitskräfte.«

Ihr Herz klopfte unregelmäßig. Von dieser Art von Korruption hatte sie gehört. Ausländische Affiniten, die durch in Aussicht gestellte Arbeit nach Kyrillien gelockt wurden, nur um bei ihrer Ankunft festzustellen, dass sie den Menschenhändlern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Ihr waren sogar schon leise Gerüchte über Wächter und Soldaten im ganzen Kaiserreich zu Ohren gekommen, die von den Affinitenhändlern gekauft waren und denen Goldblätter wie Wasser zuströmten.

Ana hatte nur nie damit gerechnet, einem zu begegnen.

Sie versuchte, mit ruhiger Stimme zu antworten. »Nein, danke.«

Sie musste so schnell wie möglich aus diesem Gefängnis herauskommen.

Nur mit großer Mühe gelang es ihr, einen Fuß vor den anderen zu setzen, den Rücken gerade und das Kinn gereckt zu halten, wie man es ihr beigebracht hatte. Wie immer im blinden Dunst ihrer Angst richtete sie ihre Gedanken auf ihren Bruder. Luka wäre tapfer. Er würde das für sie tun.

Und sie musste es für ihn tun. Der Kerker, der Wächter, das Flüstern und die Erinnerungen, die sie wieder an die Oberfläche lockten - das alles würde sie ertragen und noch hundertmal mehr, wenn es bedeutete, dass sie Luka wiedersehen konnte.

Bei dem Gedanken an ihn schmerzte ihr Herz, doch ihr Kummer war ein bodenloses schwarzes Loch. Es ging nicht, dass sie jetzt darin versank. Nicht, wenn sie so dicht davorstand, den Mann zu finden, der ihr helfen konnte, ihren Namen reinzuwaschen.

»Ramson Schnellzunge!«, blaffte der Wächter, der vor einer Zelle stehen blieb. »Hier ist jemand, der was von dir will.« Das Klirren von Schlüsseln. Die Zellentür schwang mit einem widerwilligen Quietschen auf. Der Wächter drehte sich zu ihr um, hob die Fackel, und sie sah, dass sein Blick wieder über ihre Kapuze glitt. »Er ist drinnen. Ich werde hier bleiben. Ruft mich, wenn Ihr so weit seid, wieder rausgelassen zu werden.«

Ana sog scharf die Luft ein, um Mut zu schöpfen, straffte die Schultern und betrat die Zelle.

Ihr schlug der ranzige Geruch von Erbrochenem entgegen, zusammen mit dem Gestank von Menschenkot und Schweiß. In der hinteren Ecke der Zelle lehnte eine zusammengesackte Gestalt an der dreckverschmierten Wand. Sein Hemd und die Kniehose waren zerfetzt und blutig, seine Handgelenke wund gescheuert von den Handschellen, mit denen er an die Wand gekettet war. Sie konnte nur verfilztes braunes Haar erkennen, bis er den Kopf hob, sodass ein Bart zum Vorschein kam, der sein halbes Gesicht bedeckte, voller Essensreste und Schmutz.

Das war der geniale Verbrecher, dessen Namen sie den Lippen von beinahe einem Dutzend Sträflingen und Gaunern abgerungen hatte? Der Mann, auf den sie in den vergangenen elf Monden ihre gesamten Hoffnungen gesetzt hatte?

Doch sie erstarrte, als sich sein Blick voller Scharfsinn auf sie richtete. Er war jung - oder zumindest jünger, als sie es von einem berühmten Diebesfürsten des Kaiserreiches erwartet hätte. Überraschung regte sich in ihren Eingeweiden.

»Schnellzunge«, sagte sie, um...

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Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem multikulturell geprägten Viertel von Peking, ehe sie mit achtzehn nach New York zog und dort ihre Ausbildung begann. Sie verbringt ihre Tage mit der Arbeit im Finanzsektor und ihre Nächte mit dem Schreiben von Romanen. »Herz aus Blut und Asche« ist ihr Debüt.