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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.04.20202023
Eine Leiche auf einer Trüffelplantage im Ahrtal macht den Unternehmer Peter Siedenburg und die Journalistin Greta Schönherr zu unfreiwilligen Partnern. Siedenburgs Firma droht der Ruin, da die Keimfähigkeit seiner eigenen Trüffeln erschöpft ist. Als er bei der Suche nach neuen Trüffeln auf eine stark verweste Leiche auf seinem Grund stößt, gilt er schnell als Mörder. Greta Schönherr soll seine Unschuld beweisen. Sie vertraut Siedenburg nicht, doch sie wittert eine große Story und lässt sich auf einen gefährlichen Deal ein.

Marion Demme-Zech wurde im Saarland geboren. Dort lebt sie noch heute, mit Tochter und Mann direkt unterhalb einer Burg. Sie studierte Erziehungswissenschaft, Soziologie und ein bisschen Bauingenieurwesen. Anfänglich schrieb sie pädagogische Autorenbeiträge, in den letzten Jahren folgten Romane und eine Reihe von Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. Frank Krajewski lebt in Remagen und ist geprüfter Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er arbeitet als Pilzführer, Referent für pilzspezifische Vorträge in Deutschland, Frankreich, Ungarn und als Berater bei Pilzvergiftungen an Kliniken. Außerdem ist er ein gefragter Experte in diversen Fernseh- und Radiosendungen und hat er an einem Trüffel-Kochbuch mitgearbeitet. Gemeinsam mit Marion Demme-Zech ist er in Anthologien mit finsteren Pilzgeschichten vertreten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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Produkt

KlappentextEine Leiche auf einer Trüffelplantage im Ahrtal macht den Unternehmer Peter Siedenburg und die Journalistin Greta Schönherr zu unfreiwilligen Partnern. Siedenburgs Firma droht der Ruin, da die Keimfähigkeit seiner eigenen Trüffeln erschöpft ist. Als er bei der Suche nach neuen Trüffeln auf eine stark verweste Leiche auf seinem Grund stößt, gilt er schnell als Mörder. Greta Schönherr soll seine Unschuld beweisen. Sie vertraut Siedenburg nicht, doch sie wittert eine große Story und lässt sich auf einen gefährlichen Deal ein.

Marion Demme-Zech wurde im Saarland geboren. Dort lebt sie noch heute, mit Tochter und Mann direkt unterhalb einer Burg. Sie studierte Erziehungswissenschaft, Soziologie und ein bisschen Bauingenieurwesen. Anfänglich schrieb sie pädagogische Autorenbeiträge, in den letzten Jahren folgten Romane und eine Reihe von Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. Frank Krajewski lebt in Remagen und ist geprüfter Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er arbeitet als Pilzführer, Referent für pilzspezifische Vorträge in Deutschland, Frankreich, Ungarn und als Berater bei Pilzvergiftungen an Kliniken. Außerdem ist er ein gefragter Experte in diversen Fernseh- und Radiosendungen und hat er an einem Trüffel-Kochbuch mitgearbeitet. Gemeinsam mit Marion Demme-Zech ist er in Anthologien mit finsteren Pilzgeschichten vertreten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839262443
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum08.04.2020
Auflage2023
Reihen-Nr.1
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5025277
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Privattruffière und Firmengelände Siedenburg GmbH in Bad Bodendorf
16.11.2034, 9.14 Uhr

Tuber uncinatum - da war er. Er legte den Arm um ihn, wie ein alter Freund, den man lange nicht gesehen hatte. Um seine Anwesenheit zu bemerken, hätte es den Olfaktor, dessen Maske auf seinem Gesicht saß, gar nicht gebraucht. Nicht einmal die feuchte Luft der ersten Novembertage konnte das intensive Aroma zerstreuen. Der Mann mit den in die Jahre gekommenen schwarzen Wanderstiefeln und der dunklen Jacke war an diesem Tag ungewöhnlich früh zur Trüffelsuche aufgebrochen. Die Erwartung, nein vielmehr die Jagdlust, hatte ihn nicht schlafen lassen. Er war hungrig nach dem unverwechselbaren Geruch, der wie Nebel über dem verwitterten Laub der Haselbüsche hing. Der betörende Trüffelduft drängte, presste, scheuchte alles andere an den Rand des Denkens. Der Firmenchef hatte seinen Alltag verlassen und war in eine Welt eingetaucht, die einen archaischen Jagdtrieb in ihm weckte.

Es war außerordentlich still auf der Truffière. Der Wind hielt den Atem an, und nicht ein einziger Lufthauch störte die ungewöhnliche Ruhe, die sich über das Gelände gelegt hatte. Peter Siedenburg bemerkte diesen Umstand kaum. Während der Suche drang nichts an ihn heran. Er spürte weder das Alter noch die schmerzende Hüfte und vergaß selbst die vielen Probleme, die ihm seit Wochen im Nacken saßen. Er fühlte sich, als wäre er nach einer Ewigkeit endlich wieder zu Hause. Alles hatte hier begonnen, die Erinnerung drängte ihm die absonderlichsten Gedanken auf. Die Suche auf dem alten Gelände machte ihn auf seltsame Weise rührselig, fast melancholisch. Womöglich war es Zeit für ihn geworden, er war längst im Alter, um sich zur Ruhe zu setzen. Hatte er nicht langsam genug von all dem Ärger, den beständigen Scherereien in der Firma?

Finanziell bräuchte er sich genau genommen nicht zu sorgen, wenn er seine Situation völlig sachlich betrachtete. Bei dem, was er besaß, würde es für ein paar durchaus gesättigte Leben reichen. Obwohl er auf Anraten seiner Steuerberater Privat- und Firmenvermögen streng getrennt hatte, packte Peter dann und wann die Befürchtung, er könnte eines Tages trotzdem noch einmal, wie damals in seiner Kindheit, bitterarm sein.

Peter Siedenburg suchte den Boden ab. Zwei oder drei Haubenmeisen störten die Ruhe und zeterten über seinem Kopf in den unteren Zweigen von mehreren Eichenriesen. Nicht mit ihm, sondern wegen Eichelhähern und Elstern, die sich mit nicht weniger lautem Gekrächze bemerkbar machten.

Alles hatte sich verändert, sogar hier, ging es dem Firmenchef durch den Kopf. Noch vor wenigen Jahren wäre dieses Verhalten der Meisen undenkbar gewesen. Zu dieser Jahreszeit flogen sie normalerweise überlegenen Gefiederten aus dem Weg. Es hätte nichts zu verteidigen gegeben und nichts zu versorgen, doch jetzt war die letzte Brut vor drei Wochen geschlüpft - die vierte in nur einem Jahr. Nichts war mehr normal: Die stetig hohen Temperaturen stellten das natürliche Verhalten in der Vogelwelt auf den Kopf. Sie bauten ihre erste Nestanlage bereits im Januar. Seit einigen Jahren gab es auch im Winter ausreichend Nahrung - ebenso wie genügend Fressfeinde.

Siedenburg schaltete den Olfaktor ab, entfernte die Maske von seiner Nase und ließ sie am Hals herabbaumeln. Dieses eigens entwickelte Messinstrument brauchte er nur selten. Trotzdem war er stolz auf seine Erfindung, die die Anwesenheit von Trüffel durch ein akustisches Signal anzeigte und - das war das Besondere an diesem Set-up - Trüffelduft sicher in die Nase leitete, ohne dass er den Rücken krumm machen musste. Mit scharfem Blick suchte er den beinah vegetationslosen Waldboden ab. Einige Insekten sprangen ihm ins Auge, die über einem Laubhügel schwirrten.

»Chapeau! Da kannst du auch nicht mehr weit sein, mein Freund«, murmelte Siedenburg und ließ den Rucksack auf den Waldboden sinken.

Er war seinem Ziel nah. Die vor ihm aufsteigenden rotäugigen kleinen Monster waren solide Marker für Trüffel. Fliegende Trüffelhunde sozusagen. Sein Puls hämmerte.

So schnell es mit seinen verschlissenen Hüften ging, kniete er sich hin und verscheuchte die Biester mit den Händen. Luft wirbelte auf, und den flüchtenden Insekten folgte ein aus dem Laub aufsteigender Geruch nach dem, was Siedenburgs Sinne am meisten erregte. Es war wie ein Rausch, jedes Mal von Neuem. Sein fortgeschrittenes Alter änderte nichts daran. Er schob Laub und Lößerde beiseite. Die Handgriffe waren routiniert, bald schon ertasteten die Fingerkuppen die typisch raue Oberfläche eines Trüffels. Der Fruchtkörper verströmte ein Aroma, das direkt in Siedenburgs Hirn zog und nicht den kleinsten Zweifel zuließ: ein enorm großer Tuber uncinatum, definitiv - gemeinhin als Burgundertrüffel bekannt. Eine früher meist verachtete, jedoch besser duftende Variante des Tuber aestivums, dessen märchenhafter Aufstieg die Trüffelmärkte vor einigen Jahrzehnten durcheinandergewirbelt hatte. Das Trüffelfieber hielt seitdem an, und die Absatzchancen waren über die Jahre hinweg prächtig geblieben.

Siedenburgs Augen glänzten. Er hatte die ehemalige Truffière und das darum liegende weitläufige Waldgebiet trotz der ebenfalls auf dem Gelände befindlichen, stetig wachsenden Produktionshallen aus nostalgischen Gründen bewahrt. Auch dabei hatte er den richtigen Riecher bewiesen. Dieser Fund nun würde seiner Firma einen satten Gewinn einbringen. Der Trüffel schien stattlich zu sein. Aufgrund des ungewöhnlich großen Ausmaßes schätzte Siedenburg, die Sporenmenge der Knolle dürfte für gut 5.000 Infektionen ausreichen.

Ein Geschenk des Himmels, urteilte der Firmenchef erleichtert, denn damit könnten sie 5.000 Hasel- oder Eichensetzlinge mykorrhizieren. Was sich für einen Laien vielleicht kompliziert anhörte, war für Siedenburg zwar Alltag, aber trotzdem jeden Tag von Neuem eine Sensation. Es war ihm in den letzten Jahren gelungen, die für die Kultivierung von Trüffeln notwendige Symbiose zwischen Pilz und Wurzel gezielt voranzutreiben und zu steuern. Das war die Grundvoraussetzung dafür, dass man Trüffel gewinnbringend anbauen konnte. Zwar spielte immer noch der Zufall eine Rolle, aber mit den Jahren hatte der Firmenchef erkannt, was es alles brauchte, um das Feinwurzelsystem eines Baums oder Strauchs in richtiger Weise mit den Trüffelsporen in Kontakt zu bringen und ein Wachstum der Pilze zu initiieren. Es war eine erstaunliche Symbiose - ein Zusammenspiel zwischen Pilz und Pflanze, von dem beide profitierten: Die ungewöhnliche Partnerschaft sorgte bei der Wirtspflanze für eine vergrößerte Wurzeloberfläche. Dadurch war sie weit besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Aber auch der Pilz war bei dieser seltsamen Zweckgemeinschaft ein Gewinner. Über die Wurzelzellen nahm er Kohlenhydrate und insbesondere Glucose auf. Selbst konnte er dies nicht produzieren, da er nicht über das dafür notwendige Blattgrün verfügte. Eine harmonische Beziehung also und nach Meinung von Siedenburg glücklicher als die meisten Verbindungen, die es auf Menschenseite gab.

Mittlerweile war der Firmenchef im Bereich des Trüffelanbaus seinen Konkurrenten weit überlegen. Es gelang ihm, fast jede beliebige Baumart und Büsche zu mykorrhizieren. Die gezielte Besiedelung der Wirtspflanzen mit den Symbiosepilzen war für ihn ein Kinderspiel, solange seine Firma über die dafür notwendigen Sporen verfügte.

Die verdammten Sporen waren in dem ganzen Ablauf die einzige vertrackte Stelle, dachte Siedenburg, als er darauf wartete, dass sich auf der anderen Seite der Leitung jemand meldete. Gerade trat er über seinen Comchip, der auf den ersten Blick wie eine schlichte Uhr anmutete, sich aber auf den zweiten als technisches Wunderwerk offenbarte, mit seinem Abteilungsleiter aus dem Bereich Mykorrhizierung in Verbindung. »Sergej? Hallo. Ich bin fündig geworden. Wann könnt ihr vor Ort sein?«

»Halbe Stunde, Mister Siedenburg. Labor ich mach fertik mit Svetlana.«

»In Ordnung. Bis gleich.«

Man würde einen Trupp vorbeischicken, während Sergej gleichzeitig alle notwendigen Vorbereitungen im Labor einleitete. Siedenburg nickte, obwohl ihn niemand sehen konnte. Er wollte den Comchip stummschalten, da er einiges zu erledigen hatte, bis der Trupp eintraf, doch Sergej meldete sich erneut: »Jeannette sagen grade mir: Mister Siedenburg an Pressetermin erinnern. Bitte!«

Peter ächzte und deaktivierte den Comchip mit seinem Daumen. Das Display klappte um und schob sich automatisch zusammen. Nun war es nicht mehr viel größer als eines der früheren Zweieurostücke. Als gäbe es nichts Bedeutenderes auf der Welt als dieses Interview, dachte Siedenburg. Jeannette war seine Vertriebsleiterin. Tüchtig, ohne jede Frage, und stets um sein Image besorgt. Doch ihr fehlte jeglicher Weitblick. Im Moment rettete er die Firma und sicherte damit ihr und all den anderen Schmarotzern den Job.

»So, jetzt werden wir dich Schmuckstück mal ernten«, flüsterte Siedenburg, als er sich wieder seinem Fund zuwandte. Das fachgemäße Heraushebeln des Trüffels würde er übernehmen, nicht diese Pfuscher. So ein Fund musste mit äußerster Sorgfalt extrahiert werden, immer im Bestreben, den Trüffel nach Möglichkeit in einem Stück und unbeschadet zu bergen. Zu diesem Zweck nahm der Firmenchef die Fundstelle ein zweites Mal in Augenschein. Er fuhr mit den Fingern an den Konturen des Trüffels entlang. Er saß beharrlich fest im Boden. Nicht auszuschließen, dass die Baumwurzel, welche ihn versorgte, ihn fest in ihren Fängen hielt, sagte sich Siedenburg. Das würde die Angelegenheit weitaus komplizierter machen.

Der Firmenchef...

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Marion Demme-Zech wurde im Saarland geboren. Dort lebt sie noch heute, mit Tochter und Mann direkt unterhalb einer Burg. Sie studierte Erziehungswissenschaft, Soziologie und ein bisschen Bauingenieurwesen. Anfänglich schrieb sie pädagogische Autorenbeiträge, in den letzten Jahren folgten Romane und eine Reihe von Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien.

Frank Krajewski lebt in Remagen und ist geprüfter Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er arbeitet als Pilzführer, Referent für pilzspezifische Vorträge in Deutschland, Frankreich, Ungarn und als Berater bei Pilzvergiftungen an Kliniken. Außerdem ist er ein gefragter Experte in diversen Fernseh- und Radiosendungen und hat er an einem Trüffel-Kochbuch mitgearbeitet. Gemeinsam mit Marion Demme-Zech ist er in Anthologien mit finsteren Pilzgeschichten vertreten.