Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Shadowsong

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.09.20191. Auflage
Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

S. Jae-Jones wird JJ genannt und ist Künstlerin, Adrenalinjunkie und ehemalige Lektorin. Wenn sie gerade keine Bücher verschlingt, springt sie gerne aus Flugzeugen, moderiert den Pub(lishing) Crawl-Podcast oder verkleidet sich. Sie ist in Los Angeles geboren und aufgewachsen, lebt jetzt aber in North Carolina - und an vielen anderen Orten im Internet, wie Twitter, Tumblr, Facebook, Instagram und ihrem Blog. Ihr Debüt »Wintersong« stieg in den USA auf Platz 3 in die New-York-Times-Bestsellerliste ein.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSeit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

S. Jae-Jones wird JJ genannt und ist Künstlerin, Adrenalinjunkie und ehemalige Lektorin. Wenn sie gerade keine Bücher verschlingt, springt sie gerne aus Flugzeugen, moderiert den Pub(lishing) Crawl-Podcast oder verkleidet sich. Sie ist in Los Angeles geboren und aufgewachsen, lebt jetzt aber in North Carolina - und an vielen anderen Orten im Internet, wie Twitter, Tumblr, Facebook, Instagram und ihrem Blog. Ihr Debüt »Wintersong« stieg in den USA auf Platz 3 in die New-York-Times-Bestsellerliste ein.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492994859
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.09.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5575 Kbytes
Artikel-Nr.5074917
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Der Ruf

»Auf keinen Fall«, rief Constanze und ließ ihren Gehstock auf den Boden krachen. »Ich verbiete es!«

Wir hatten uns alle nach der Abendessenszeit in der Küche versammelt. Mutter wusch das Geschirr der Gäste ab, während Käthe ein schnelles Essen aus Spätzle und Röstzwiebeln für uns zubereitete. Josefs Brief lag offen auf dem Tisch. Mir hatte er Erlösung gebracht, meiner Großmutter Ärger.

Meister Antonius ist tot. Ich bin in Wien. Komm schnell.

Komm schnell. Eindrückliche und unverblümte Worte auf dem Blatt Papier, doch Constanze und ich konnten uns nicht darüber einig werden, was sie zu bedeuten hatten. Ich glaubte, sie wären ein Ruf. Meine Großmutter war anderer Meinung.

»Was willst du mir verbieten?«, gab ich zurück. »Josef zu antworten?«

»Deinen Bruder bei diesen Mätzchen auch noch zu unterstützen!« Anklagend deutete sie auf den Brief zwischen uns und machte dann mit dem Arm eine ausschweifende, vage Geste, die das Dunkel vor dem Fenster miteinschloss, das Unbekannte jenseits unserer Türschwelle. »Bei diesemâ⦠diesem Unsinn mit der Musik!«

»Unsinn?«, fragte Mutter scharf und hielt beim Schrubben der Töpfe und Pfannen inne. »Was für ein Unsinn, Constanze? Meinst du seine Karriere?«

Letztes Jahr hatte mein Bruder die ihm bekannte Welt hinter sich gelassen, um seinem Traum zu folgen - unserem Traum - und ein weltbekannter Violinist zu werden. Das Gasthaus sorgte bereits seit Generationen für das tägliche Brot unserer Familie, aber unsere Leidenschaft galt seit jeher der Musik. Papa war einst Hofmusikant in Salzburg gewesen, wo er auch Mutter kennengelernt hatte, die damals Sängerin in einer Musikertruppe gewesen war. Doch das war, bevor seine verschwenderische und lasterhafte Art ihn wieder in die tiefste Provinz der bayerischen Wälder zurückgetrieben hatte. Josef war der Beste und Strahlendste von uns, der am besten Ausgebildete, der Disziplinierteste, der Talentierteste, und ihm war gelungen, was wir anderen nie erreicht hatten: Er war entkommen.

»Das geht dich nichts an«, fauchte Constanze ihre Schwiegertochter an. »Halte deine spitze, zänkische Nase aus Angelegenheiten heraus, von denen du nichts verstehst.«

»Es geht mich sehr wohl etwas an.« Mutters Nasenflügel bebten. Normalerweise war sie immer kühl, ruhig und gefasst, doch Großmutter wusste, was ihr unter die Haut ging. »Josef ist mein Sohn.«

»Er gehört dem Erlkönig«, murmelte Constanze. In ihren dunklen Augen glühte fiebriger Glaube. »Nicht dir.«

Mutter rollte mit den Augen und fuhr mit dem Abwasch fort. »Genug jetzt mit den Kobolden und dem ganzen Geschwafel, du alte Hexe. Josef ist zu alt für Märchen und solchen Humbug.«

»Erzähl das der da!« Constanze deutete mit ihrem knotigen Finger auf mich und ich spürte die Wucht ihres Eifers wie einen Schlag auf die Brust. »Sie glaubt. Sie weiß. Sie trägt den Abdruck der Berührung des Koboldkönigs auf der Seele.«

Ein Schauer kroch mir den Rücken hinauf, eisige Fingerspitzen, die mir über die Haut strichen. Ich schwieg, fühlte jedoch Käthes neugierigen Blick. Früher hätte sie wie Mutter abfällig über das abergläubische Geplapper unserer Großmutter gelacht, aber meine Schwester hatte sich verändert.

Ich hatte mich verändert.

»Wir müssen an Josefs Zukunft denken«, sagte ich leise. »Daran, was er braucht.«

Aber was war es, was mein Bruder brauchte? Die Post war erst am Vortag eingetroffen, doch der Brief war von den vielen unausgesprochenen und unbeantworteten Fragen schon ganz zerlesen. Komm schnell. Was meinte er damit? Dass ich zu ihm kommen sollte? Wie? Warum?

»Was Josef braucht, ist sein Zuhause«, sagte Constanze.

»Und was gibt es hier für ihn, zu dem er nach Hause kommen kann?«, fragte Mutter und ging wütend auf die Rostflecken eines verbeulten Topfes los.

Käthe und ich tauschten einen Blick, hielten unsere Hände aber beschäftigt und den Mund geschlossen.

»Gar nichts gibt es hier«, fuhr sie bitter fort. »Nichts, außer einem langen, langsamen Abstieg ins Armenhaus.« Mit einem abrupten Klappern legte sie die Spülbürste beiseite und drückte sich Daumen und Zeigefinger ihrer seifigen Hand auf die Nasenwurzel. Seit Papas Tod war die Falte zwischen ihren Brauen wieder und wieder aufgetaucht, und mit jedem Tag, der verging, wurde sie tiefer.

»Sollen wir Josef denn einfach sich selbst überlassen?«, mischte ich mich ein. »Was soll er tun, so weit fort und ohne Freunde?«

Mutter biss sich auf die Lippe. »Was schlägst du vor?«

Darauf hatte ich keine Antwort. Wir hatten nicht die Mittel, um zu ihm zu reisen oder um ihn heimzuholen.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie entschlossen. »Es ist besser, wenn Josef in Wien bleibt. Wenn er dort sein Glück versucht und der Welt seinen Stempel aufdrückt, wie Gott es will.«

»Es spielt keine Rolle, was Gott will«, verkündete Constanze düster. »Sondern nur, was die alten Gesetze verlangen. Wenn man sie um ihr Opfer betrügt, müssen wir alle den Preis dafür zahlen. Die Jagd beginnt und mit ihr kommen Tod, Verderben und Zerstörung.«

Ein plötzliches, schmerzerfülltes Einatmen. Erschrocken sah ich auf, als Käthe rasch den Finger, in den sie sich mit dem Messer geschnitten hatte, in den Mund steckte. Hastig fuhr sie mit dem Kochen fort, doch ihre Hände zitterten, als sie begann, die Spätzle vom Brett zu schaben. Ich erhob mich, um ihr die Arbeit abzunehmen, woraufhin sie sich dankbar daranmachte, die Zwiebeln zu rösten.

Mutter gab ein angewidertes Schnauben von sich. »Nicht das schon wieder.« Constanze und sie gingen aufeinander los, solange ich mich erinnern konnte, und das Gezänk war ein ebenso beständiges Hintergrundgeräusch wie Josefs Tonleiterübungen. Nicht einmal Papa war in der Lage gewesen, Frieden zwischen ihnen zu stiften, da er seiner Mutter stets nachgab, obwohl er sich lieber auf die Seite seiner Frau gestellt hätte. »Wenn ich nicht vollkommen sicher wäre, dass dein Platz in der Hölle bereits auf dich wartet, du streitsüchtige alte Harpyie, dann würde ich für deine Seele beten.«

Constanze schlug mit der Hand auf den Tisch und wir zuckten zusammen. »Siehst du denn nicht, dass ich versuche, Josefs Seele zu retten?«, brüllte sie und Spucke flog ihr aus dem Mund.

Wir waren verblüfft. Trotz ihres reizbaren und jähzornigen Wesens verlor Constanze selten die Beherrschung. Auf ihre eigene Weise war sie so verlässlich wie ein Metronom, das beständig zwischen Zufriedenheit und Ärger hin- und herpendelte. Unsere Großmutter war Furcht einflößend, nicht furchtsam.

Dann hörte ich wieder die Stimme meines Bruders. Ich bin hier geboren worden. Ich bin dazu bestimmt, auch hier zu sterben.

Zerstreut ließ ich die Nudeln in den Topf gleiten und verbrannte mich an dem aufspritzenden kochend heißen Wasser. Ungebeten tauchte das Bild kohlschwarzer Augen in einem scharfzügigen Gesicht aus den Tiefen meiner Erinnerung auf.

»Mädchen«, krächzte Constanze und richtete den Blick ihrer dunklen Augen auf mich. »Du weißt, was er ist.«

Ich schwieg. Das Blubbern des kochenden Wassers und das Zischen der Zwiebeln in der Pfanne waren die einzigen Geräusche in der Küche.

»Was?«, fragte Mutter. »Was meinst du damit?«

Käthe warf mir einen Seitenblick zu, aber ich goss nur die Spätzle ab und gab sie in die Pfanne zu den Zwiebeln.

»Über was in aller Welt redet ihr da?«, verlangte Mutter zu wissen. Dann wandte sie sich mir zu. »Liesl?«

Ich gab Käthe ein Zeichen, mir die Teller zu bringen, und verteilte das Essen darauf.

»Nun?« Constanze grinste. »Was sagst du dazu, Mädchen?«

Du weißt, was er ist.

Ich dachte an die sorglosen Wünsche, die ich als Kind in die Dunkelheit gesagt hatte - Schönheit, Bestätigung, Anerkennung -, aber keiner dieser Wünsche war so inbrünstig und verzweifelt gewesen wie der in jener Nacht, in der ich das schwache Weinen meines Bruders gehört hatte. Käthe, Josef und ich hatten Scharlach bekommen, als wir noch klein gewesen waren. Käthe und ich waren damals schon Kinder, Josef dagegen nur ein Baby. An meiner Schwester und mir war das Schlimmste vorübergegangen, doch als mein Bruder von der Krankheit genesen war, war er ein anderer.

Ein Wechselbalg.

»Ich weiß genau, wer mein Bruder ist«, sagte ich leise, mehr zu mir selbst als zu meiner Großmutter. Ich stellte einen Teller mit einem Berg aus Spätzle und Zwiebeln vor sie hin. »Iss auf.«

»Dann weißt du auch, warum Josef zurückkehren muss«, sagte Constanze. »Warum er heimkehren und hier leben muss.«

Letztendlich kommen wir alle wieder zurück.

Ein Wechselbalg konnte sich nicht weit von der Unterwelt entfernen, sonst verblasste und verging er. Mein Bruder konnte nicht jenseits des Einflussbereichs des Erlkönigs leben, es sei denn aus der Kraft der Liebe. Meiner Liebe. Das war es, was ihn frei sein ließ.

Dann erinnerte ich mich an das Gefühl der Spinnenfinger, die über meine Haut krochen wie Brombeerranken; ein aus Händen geformtes Gesicht und tausend zischende Stimmen, die wisperten: Deine Liebe ist ein Käfig, Sterbliche.

Wieder betrachtete ich den Brief auf dem Tisch. Komm schnell.

»Isst du dein Abendessen?«, fragte ich und sah betont auf Constanzes vollen Teller.

Angewidert betrachtete sie die Spätzle und rümpfte die Nase. »Ich habe keinen Hunger.«

»Tja, etwas anderes bekommst du aber nicht, du undankbare Nervensäge.« Wütend stieß Mutter die Gabel in ihr Essen. »Wir können es uns nicht leisten, deinem besonderen...
mehr

Autor

S. Jae-Jones wird JJ genannt und ist Künstlerin, Adrenalinjunkie und ehemalige Lektorin. Wenn sie gerade keine Bücher verschlingt, springt sie gerne aus Flugzeugen, moderiert den Pub(lishing) Crawl-Podcast oder verkleidet sich. Sie ist in Los Angeles geboren und aufgewachsen, lebt jetzt aber in North Carolina - und an vielen anderen Orten im Internet, wie Twitter, Tumblr, Facebook, Instagram und ihrem Blog. Ihr Debüt "Wintersong" stieg in den USA auf Platz 3 in die New-York-Times-Bestsellerliste ein.