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Die Krankenschwester von St. Pauli - Jahre des Aufbruchs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am03.08.20201
Das Schicksal einer Krankenschwester im Kultviertel St. Pauli Svantje Claasen verbindet als Krankenschwester erfolgreich Beruf und Familie. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet sie sich freiwillig an die deutsch-französische Front. Plötzlich findet sie sich auf feindlicher Seite wieder und muss fürchten, ihre Familie nie wiederzusehen. Der dritte Band der aufwühlenden historischen Saga um Krankenschwester Svantje Claasen für Fans der Serien 'Call the Midwife' und 'Die Charité'.  Rebecca Maly studierte Altskandinavistik und Runenkunde und war mehrere Jahre in Amerika und Deutschland als Drehbuchautorin beim Film tätig. Sie veröffentlichte eine Vielzahl an Romanen und wurde 2017 für 'Die Schwestern vom Eisfluss' mit dem Delia-Preis ausgezeichnet.

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin, sowie in Köln und Los Angeles beim Film, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Gespräche mit indianischen Freunden und ausgedehnte Reisen im Westen der USA inspirierten sie zu diesem Roman. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax veröffentlichte sie bereits erfolgreich mehrere Romane und wurde 2017 für »Die Schwestern vom Eisfluss« mit dem Delia-Preis ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDas Schicksal einer Krankenschwester im Kultviertel St. Pauli Svantje Claasen verbindet als Krankenschwester erfolgreich Beruf und Familie. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet sie sich freiwillig an die deutsch-französische Front. Plötzlich findet sie sich auf feindlicher Seite wieder und muss fürchten, ihre Familie nie wiederzusehen. Der dritte Band der aufwühlenden historischen Saga um Krankenschwester Svantje Claasen für Fans der Serien 'Call the Midwife' und 'Die Charité'.  Rebecca Maly studierte Altskandinavistik und Runenkunde und war mehrere Jahre in Amerika und Deutschland als Drehbuchautorin beim Film tätig. Sie veröffentlichte eine Vielzahl an Romanen und wurde 2017 für 'Die Schwestern vom Eisfluss' mit dem Delia-Preis ausgezeichnet.

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin, sowie in Köln und Los Angeles beim Film, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Gespräche mit indianischen Freunden und ausgedehnte Reisen im Westen der USA inspirierten sie zu diesem Roman. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax veröffentlichte sie bereits erfolgreich mehrere Romane und wurde 2017 für »Die Schwestern vom Eisfluss« mit dem Delia-Preis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492995504
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum03.08.2020
Auflage1
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Dateigrösse6611 Kbytes
Artikel-Nr.5074982
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Hamburg, Eppendorfer Klinikum
8.âAugust 1914

Svantje war fassungslos.

»Ich bleibe keinen Tag länger im Krankenhaus!«, wiederholte Friedrich energisch und klemmte sich die Krücken in die Armbeugen. Er ging so schnell voraus, dass Svantje ihn nicht mehr vor einem Sturz hätte bewahren können, falls er seine Kraft überschätzte.

Friedrich bleckte die Zähne. Es musste entsetzlich wehtun, doch er unterdrückte jeden Schmerzenslaut. Sie konnte es kaum mit ansehen.

»Du hast drei gebrochene Rippen, du kannst nicht mit Krücken gehen«, protestierte sie, wohl wissend, dass sie ihrem Mann kaum etwas austreiben konnte, wenn er es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hatte.

Friedrich schwankte, dann tat er einen Schritt und noch einen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, er war blass, die grünen Augen glänzten fiebrig. »Es geht«, keuchte er.

Svantje trug seine Tasche und öffnete die Tür.

»Ich kann Vater nicht mit alldem alleinlassen«, verkündete er entschlossen. »Lager und Büros sind völlig verwüstet.«

»Das spielt keine Rolle, Friedrich! Dein Vater hätte beinahe seinen Sohn verloren! Du wärst fast gestorben. Was diese Gauner angerichtet haben, lässt sich wieder reparieren.«

»Womit er zweifellos bereits angefangen hat.« Er blieb stehen, schwer auf die Krücken gestützt. Svantje stellte die Tasche ab, sah ihrem Mann tief in die Augen und legte eine Hand an seine Wange. »Ich weiß, wie schwer es dir fällt, zum Nichtstun verurteilt zu sein. Aber wir haben Krieg, der Handel ruht. Du hast Zeit, gesund zu werden.«

Friedrich drückte ihre Hand. »Ja, du hast vermutlich recht. Und wenn es stimmt, was die Militärs behaupten, ist der Krieg schon in einigen Wochen vorüber. Gehen wir also nach Hause. Denn wenn du mich auch überzeugt hast, nicht in die Firma zu fahren, so bleibe ich trotzdem nicht im Krankenhaus!«

Seit seiner Einlieferung waren nur sieben Tage ins Land gegangen, doch für Svantje fühlten sie sich an wie eine kleine Ewigkeit. Neben der Angst um ihren Mann und der Sorge um ihre beiden gemeinsamen Kinder war sie regelmäßig zu ihrem Dienst als Krankenschwester im Eppendorfer Klinikum erschienen. Sie klammerte sich an Beruf und Familie gleichermaßen, denn die Welt um sie herum schien den Verstand verloren zu haben.

Krieg. Er war nun allgegenwärtig.

Während sie in einer Mietsdroschke heimfuhren, sahen sie Soldaten auf den Straßen. Junge Männer standen in langen Schlangen an, um sich freiwillig an die Front zu melden. Sie redeten sich die Köpfe heiß, die Begeisterung war ihnen anzusehen.

Am Tag nach dem Überfall auf Friedrichs Lager hatte Deutschland auch Belgien, von dem es zuvor immer hieß, es sei unbeteiligt, ein Ultimatum gestellt. Das Land hielt weder zur Triple Entente Russland, England und Frankreich noch zum Dreierbund aus Deutschem Reich, Österreich-Ungarn und Italien. Luxemburg wurde besetzt, sodass sich Deutschland fast auf ganzer Länge Frankreich gegenübersah. Am 3.âAugust bombardierten die Franzosen Nürnberg, und am 4. marschierten deutsche Soldaten in Belgien ein.

Fast jeden Tag folgte nun eine neue Kriegserklärung. Erst erklärte Großbritannien dem Kaiserreich den Krieg, dann Österreich-Ungarn Russland.

»Heute hat Großbritannien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt«, sagte Svantje mit einem lähmenden Gefühl in der Brust.

»Das hatte ja so kommen müssen.« Friedrich nahm ihre Hand und hielt sie fest. Drückte sie.

»Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr klar denken, Liebster. Deutschland ist von Feinden umzingelt, und wir sind mittendrin. Was soll nur werden?«

»Es geht immer irgendwie weiter«, sagte er, stoisch wie ein Fels in der Brandung. Nicht zuletzt dafür liebte sie ihn. Er gab ihr Halt, wenn sie glaubte, von den Wogen davongerissen zu werden. »Wir haben doch bislang alles durchgestanden, gemeinsam.«

»Aber das waren friedliche Zeiten, nun versinkt alles in Wahnsinn.« Svantje blickte ihn lange an. »Dennochâ⦠du ahnst gar nicht, wie viel mir deine Worte bedeuten.«

Die Kutsche hielt vor ihrem Haus. Die weiße, trutzige Fassade der kleinen Villa kam ihr wie eine Burg vor, und genau das brauchte sie jetzt. Eine Festung, die ihre kleine Familie beschützte. An einem Fenster erkannte sie zwei vertraute Gesichter. »Schau, du wirst schon sehnlichst erwartet.«

Friedrich sagte nichts, sondern winkte seinen Kindern, bevor er ausstieg. Als er den ersten humpelnden Schritt tat, nachdem er den Kutscher entlohnt hatte, flog die Tür auf, und Clemens stürmte heraus. Mit seinen fünfzehn Jahren war er ein ungestümes Abbild seines Vaters. Der Junge besaß nicht nur dessen edel geschnittenes Gesicht, sondern auch das dunkle Haar und die grünen Augen.

Auf Friedrichs Miene breitete sich väterlicher Stolz aus und überdeckte einen Moment lang die tiefen Furchen, die der Schmerz gegraben hatte. Die Blässe blieb.

»Vorsicht, Clemens, dein Vater hat Schmerzen.«

Der Junge hielt inne und sah fragend zum Vater, der ihn nur noch um einen halben Kopf überragte. Es musste merkwürdig für ihn sein, den Beschützer der Familie plötzlich schwach zu sehen. Clemens nahm Svantje den Koffer ab. »Den kann ich tragen«, sagte er und trug das Gepäckstück mühelos die Stufen hinauf.

In der offenen Tür stand Karoline. Wie schnell sie doch groß werden, dachte Svantje. Ihre Tochter war mit ihren neunzehn Jahren ein richtiges junges Fräulein. Das blonde, dichte Haar fiel ihr bis zur Hüfte und sah aus wie frisch gekämmt. Das war es sicherlich auch. Svantje war überzeugt, dass ihre Tochter die letzte Stunde mit Putz verbracht hatte.

Eitelkeit hieß Svantje nicht gut. In Karolines Alter hatte sie keine Zeit dafür gehabt, längst waren die Tage mit Arbeit angefüllt gewesen. Da die Mutter oft bis zur Abenddämmerung schuftete, wurde von der ältesten Tochter erwartet, dass sie sich neben der Anstellung im Krankenhaus um die kleinen Geschwister kümmerte, den Haushalt besorgte und Essen kochte.

Karoline kannte derlei Sorgen nicht. Im Haus der Falkenbergs gab es zwei Angestellte, die alles erledigten. Sie hatte noch nie gearbeitet, sondern die vergangenen Jahre eine Schule für höhere Töchter besucht. Nun bekam sie privaten Unterricht. Karoline wirkte noch ein wenig unentschlossen, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Einerseits war sie eine intelligente junge Frau, die jegliches Wissen in sich aufsog wie ein Schwamm, doch darin lag auch das Problem. Es gab so viele Möglichkeiten. Ihre Freundinnen von der Schule wünschten fast alle, den klassischen Weg zu gehen, träumten von Ehe und Familie. Von ihnen hatte Karoline auch ihre Begeisterung für Kleidung und Putz, denn viele der Mädchen kannten nur dieses Thema.

Dennoch erkannte sich Svantje in der Willenskraft und dem Wissensdurst ihrer Tochter selbst wieder, und sie hoffte, dass Karoline eines Tages einen Weg einschlagen würde, der ihr ein selbstbestimmtes und sinnvolles Leben ermöglichte.

Svantjes eigenes Leben hatte bereits im Alter von zwölf Jahren völlig anders ausgesehen. Damals war sie mit der Mutter und dem sechs Monate alten Bruder Piet nach Hamburg gekommen. Der Vater verdiente als Hilfsarbeiter in einer Werft kaum genug, um seine Familie durchzubringen, und so war Svantje mit einem Handkarren losgezogen, um Wasser zu verkaufen, das sie aus einem Brunnen schöpfte. Erst als die Mutter ebenfalls eine Arbeit fand, war genug Geld vorhanden gewesen, damit Svantje wieder zur Schule gehen konnte.

Sie war froh, dass ihren Kindern dieser Erfahrung erspart blieb, andererseits verstanden die beiden nicht, wie privilegiert sie tatsächlich waren.

Karoline zupfte am Rüschensaum ihres Ärmels. Das veilchenfarbene Kleid war ihr ganzer Stolz. Zögernd umarmte sie den Vater und hielt ihm die Tür auf.

»Mein wunderschönes Mädchen«, sagte der und strich ihr über die Wange. Svantje wurde das Herz leicht. Da war er, der vollkommene Moment, während die Welt drumherum im Chaos des Krieges versank.

 

Eine Stunde später saßen sie gemeinsam an der Kaffeetafel. Friedrich blätterte mit fiebrigem Blick durch die aktuelle Zeitung. Zwischen ihm und Svantje lag die gefaltete Ausgabe vom 5.âAugust. Clemens reckte sich, um den riesig gedruckten Titel auf den Hamburger Nachrichten zu entziffern. »Was steht da, Mama?«

»Lies doch selbst«, erwiderte sie und reichte ihm das drei Tage alte Blatt.

»Weltenâ¦brand«, murmelte er. »Und was bedeutet das?«

»Na, dass die Welt brennt, du Hanswurstgesicht.«

»Karoline! Ich möchte nicht, dass du so mit deinem Bruder sprichst«, tadelte Svantje. Das Wort aus dem Mund ihres Sohnes zu hören hatte sie innerlich zusammenfahren lassen. Weltenbrand. Sie ahnte, dass es nicht nur ein reißerischer Aufmacher war, sondern eine Ankündigung dessen, was sie alle erwartete.

»Aber die Welt brennt doch gar nicht, und unsere Soldaten werden diese Franzosen im Handumdrehen besiegen«, protestierte Clemens, drückte den Finger auf die Seite und las weiter: »Hier steht: Kurz nach 7 Uhr erschien der englische Botschafter Goschen auf dem Auswärtigen Amt, um den Krieg zu erklären und seine Pässe zu fordern. Das verstehe ich nicht. Wofür braucht er denn den Pass, um Krieg zu führen?«

Friedrich musterte seinen Sohn mit schwerem Blick. »Zum Ausreisen, Junge. Ein Botschafter ist dazu da, den Frieden zwischen den Ländern zu bewahren. Doch im Krieg wird er nicht mehr gebraucht. Also will er jetzt seinen Pass, um nach Hause zurückkehren zu können.«

»Ach so.« Clemens runzelte die Stirn und grinste schief. »Dann hätte er wohl besser nicht den Krieg erklärt, wenn er länger bleiben wollte.«

Friedrich musste trotz des...
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Autor

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin, sowie in Köln und Los Angeles beim Film, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Gespräche mit indianischen Freunden und ausgedehnte Reisen im Westen der USA inspirierten sie zu diesem Roman. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax veröffentlichte sie bereits erfolgreich mehrere Romane.