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Jagdliches Brauchtum und Jägersprache

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Franckh-Kosmoserschienen am13.02.2020
Seit vielen Jägergenrationen ist Walter Freverts Werk Maßstab und Richtschnur in allen Fragen des jagdlichen Brauchtums und der jagdlichen Ausdrucksweise. Ob auf der Gesellschaftsjagd, beim 'Schüsseltreiben' oder einfach nur im Gespräch mit anderen Vertretern der grünen Zunft - mit diesem Buch bewegen sich unerfahrenen sowie erfahrenen Jäger in jeder jagdlichen Situation auf sicherem Parkett. Der modernisierte Jagdknigge inklusive Tonbeispielen wichtiger Jagdsignale.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSeit vielen Jägergenrationen ist Walter Freverts Werk Maßstab und Richtschnur in allen Fragen des jagdlichen Brauchtums und der jagdlichen Ausdrucksweise. Ob auf der Gesellschaftsjagd, beim 'Schüsseltreiben' oder einfach nur im Gespräch mit anderen Vertretern der grünen Zunft - mit diesem Buch bewegen sich unerfahrenen sowie erfahrenen Jäger in jeder jagdlichen Situation auf sicherem Parkett. Der modernisierte Jagdknigge inklusive Tonbeispielen wichtiger Jagdsignale.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783440501702
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.02.2020
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5081911
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Sagen und Aberglaube

In den alten Volkssagen und Märchen, deren Sammlung und Überlieferung in erster Linie den Brüdern Grimm zu danken ist, haben wir ein unschätzbares Gut. Sitte und Brauch, Glaube und Weltbild versunkener Jahrhunderte werden in den alten Sagen wieder lebendig. Bauern und Hirten, Jäger und Fischer, die örtlich gebunden lebten, waren die Träger der Sage, waren die Gestalten der Märchen. Wald und Feld, Wasser und Luft sind in der Sage belebt von Kobolden und Trollen, Zwergen und Riesen, Geistern und Dämonen.

Das romantische Leben der Jäger, das Im-tiefen-Wald-Weilen bei Tag und Nacht, im Dämmern des Abends, wenn die weißen Nebelschleier auf den Wiesen tanzende Elfen vortäuschten, wenn in stürmischer Nacht das Stöhnen und Ächzen der Bäume sich schaurig mit dem Ruf des Wald­kauzes mischte, schuf die Vorbedingungen für das Entstehen jagdlicher Sagen. Merkwürdige Beobachtungen der Jäger gingen von Mund zu Mund. Geschichten von Fabelwesen im Wald, die an nicht geheuren Orten auf Felsen oder in Ruinen hausten, machten die Runde und wurden geglaubt. Die Sagen von Drachen, vom Werwolf, vom Wilden Jäger, vom heiligen ­Hubertus sind gewiss zuerst von Jägern erzählt worden.

St. Hubertus

Der Schutzpatron der Jäger ist der heilige Hubertus. Früher wurde angenommen, dass es sich hierbei um eine in das Christentum übertragene Verkörperung des nordischen Jagdgottes Uller - nach den Göttersagen eines der Asen, des Stiefsohnes von Thor - handelt. Der 3. November, der Hubertustag, hat auch Bezug zu Uller oder Wol, da der Monat November ursprünglich dem Bogenschützen Uller geweiht war. Schon bei den Kelten galten die ersten Tage des November als heilig.

Aus der Geschichtsforschung wissen wir heute über St. Hubertus bereits mehr (A. Adam, J. B. v. Bistram). Seine Geburt als fränkischer Edelmann wird um das Jahr 655 datiert. Als Glaubensbote in dem schwer zugänglichen Waldgebiet der Ardennen wurde er 709 Nachfolger des ermordeten Bischofs Lambertus von Maastricht-Tongern, später in Lüttich. Hubertus starb 727. Er wurde in der Peterskirche in Lüttich beigesetzt. Sein missionarischer Eifer und sein Wirken als Wohltäter müssen außergewöhnlich gewesen sein. Mehrere Wunder, die er vollbracht haben soll, sind von ihm berichtet. Deshalb wurde er in der Bevölkerung verehrt und als heilig angesehen.

Die »Erhebung seiner Gebeine«, seine Exhumierung, erfolgte am 3. November 743, seine Heiligsprechung 744, und die Überführung seines Leichnams 825 in das Benediktinerkloster Andain (südöstlich von Namur) in den Ardennen. Die Mönche nannten daraufhin das Kloster »St. Hubert«. Es wurde zum Ziel vieler Wallfahrer. Der Reliquienschrein des Heiligen ging in den Wirren der Hugenottenkriege 1568 verloren. Nach Restaurierung der Wallfahrtsstätte ist die Basilika noch heute Ziel zahlreicher Besucher, insbesondere deutscher Jäger.

Im Übrigen waren die Mönche von St. Hubert durch die Zucht guter Jagdhunde bekannt. Sie widmeten sich demnach sicher auch der Jagd. Eine Verbindung dieser Abtei zu der Jägerei verschiedener Fürstenhöfe war dadurch gegeben (Adam). Offenbar hat bereits hier die Pflege jagdlichen Brauchtums wichtige Impulse erfahren. Aus der verbreiteten Verehrung des heiligen Hubertus erwuchs allmählich seine Bedeutung als Schutzpatron der Jäger. Zu seinen Ehren wurden wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert vor gefährlichen Jagden Votivmessen zelebriert und später mehrere Hubertusorden gegründet.

Von diesen historischen Überlieferungen müssen wir das Legendäre trennen, das sich häufig um starke Persönlichkeiten in fantasiereichen Vorstellungen der Nachwelt bildet. Legenden sind eine besondere Form der historischen Überlieferung.

Bei der Hirschlegende handelt es sich um eine alte Wanderlegende, deren Ursprung auf buddhistische Überlieferungen Indiens zurückgeht. Im vorchristlichen Mesopotamien galt der Hirsch als Bote überirdischer Mächte. Die christliche Einbeziehung ist dann im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erfolgt. Dem römischen Feldherrn Placidus erschien bei einer wilden Jagd ein Hirsch mit einem strahlenden Kreuz im Geweih und forderte Placidus auf, zum christlichen Glauben überzutreten. Jener ließ sich daraufhin mit seiner Familie taufen und nahm den Namen Eustachius an. Wegen seines Glaubens wurde er verfolgt und kam als Märtyrer unter Kaiser Hadrian ums Leben.

Nach dieser Legende galt der heilige Eustachius zunächst als der eigentliche Schutzpatron der Jäger. Er wird noch heute als solcher in Österreich und in einigen anderen Ländern verehrt. Die Bekehrungsvision hat zahlreiche Künstler inspiriert und berühmte Kunstwerke, u. a. von Albrecht Dürer und Lucas Cranach, entstehen lassen.


Der heilige Eustachius (Albrecht Dürer, Kupferstich um 1500)



Die Übertragung des Hirschmotivs auf den heiligen Hubertus ist wahrscheinlich erst im 14. Jahrhundert geschehen (v. Bistram).

Durch die Legende ist überliefert, dass Hubertus, nachdem seine junge Frau »Floribona« bei der Geburt ihres Sohnes Floribert starb, mit Gott und der Welt zerfallen war. Unter Missachtung der göttlichen Gebote lebte er nur noch der Jagd, um dabei sein Leid zu vergessen. An einem Feiertag habe er einen Hirsch, »sonderlich groß und schön«, verfolgt und mithilfe seiner Meute gestellt. Als Hubertus sich anschickte, den Hirsch zu erlegen, sah er zwischen den Geweihstangen das Kreuz des Herrn aufleuchten. Zugleich hörte er eine Stimme, die ihn zur Umkehr ermahnte. Hubertus sei in die Knie gesunken und habe gelobt, nur noch der Verbreitung des christ­lichen Glaubens zu dienen.

Dieses Erlebnis und sein Gelübde sollen Hubertus die Kraft außerordentlicher missionarischer Erfolge verliehen haben, die ihm schließlich die Würde des Bischofs einbrachten.

Während von St. Eustachius das Hirschmotiv mit dem Glaubenswandel unmittelbar weitererzählt wurde, ist St. Hubertus erst 600 Jahre nach seinem Tode die Hirschlegende nachgetragen worden. Seine Heiligsprechung erfolgte also nicht aufgrund der Hirschvision, sondern weil er als Wohltäter und Missionar in hohem Maße wertgeschätzt wurde. Dennoch müssen wir angesichts des wundergläubigen Mittelalters vermuten, dass im 13. und 14. Jahrhundert die Jäger jener Region und das jagdlich ambitionierte Benediktinerkloster St. Hubert ihrem Heiligen die Hirschlegende des St. Eustachius in abgewandelter Form übertrugen. Hierdurch erhielt der damals sehr ausgeprägte Hubertuskult einen noch größeren Auftrieb.

Der tiefere Sinn der Legende mit dem kreuztragenden Hirsch ist nicht nur für Jäger, sondern für alle Menschen die Mahnung, stets das eigene Handeln zu überprüfen, Anstand und Verständnis den Menschen und Mitgefühl allen anderen Kreaturen gegenüber zu wahren, sich immer wieder neu dem Guten zu verpflichten, den Schöpfer im Geschöpfe zu ehren.

Aberglaube

Von jeher waren die Jäger abergläubisch. Neben den Sagen vom Wilden Jäger und vom Nachtgejaid, vom Hubertushirsch und von nicht geheuren Orten, neben den Erzählungen von Fabelwesen aller Art, die Wald- und Felsschlucht bevölkerten, neben den unheimlichen Geschichten über Drachen, den Werwolf und den Tatzelwurm spielte vor allem der Aberglaube bei den Jägern eine Rolle. Jener fand seinen Niederschlag in manchen Gebräuchen, die man einhalten sollte, wollte man nicht den Jagderfolg gefährden.

Begegnete dem ausrückenden Jäger ein Wolf, oder brach ein Wolf gar vor den Augen des Jägers in eine Schafherde ein, so galt das als gutes Vorzeichen; auch der Rabe war in dieser Hinsicht beliebt - also die beiden Tiere Wodans. Nach alter Göttersage trabten die beiden Wölfe »Gierig« und »Gehrlich« zu Wodans Seiten, und der Geheimnisse erforschende Rabe umflog sein Haupt.

»Wenn dagegen der Jäger zu Holtze zeucht und ihm unversehens

Und ungefehr etwa ein Haß, Rephun oder anderes Gevögel

Oder zaghaffts Wild aufstößet, ist solches kein gut Zeichen.«

Heute spielt vielleicht bei manch einem das alte Weib die Rolle des Hasen, und Odins Wolf und Rabe mögen durch Schornsteinfeger und junge Mädchen ersetzt sein.

Ist es denn nicht so, dass oft auf der Jagd eigentümliche Dinge vorkommen, die man sich mit seiner Schulweisheit nicht recht erklären kann? Ein merkwürdiges Zusammentreffen, eine Serie von Pech oder Dusel kommen uns auch nicht so ganz geheuer vor, und manch zünftiger Jäger unterliegt selbst heute noch diesem oder jenem Aberglauben.

Sicherlich, ganz ernstlich glaubt er wohl nicht daran, halb mischt sich der Schalk mit hinein, aber das war auch früher bei allem Aberglauben schon so. Die Alten glaubten auch nicht mehr so ganz fest an alle Rezeptlein und Tränklein, an ihr Besprechen und ihre Zauberformeln - aber trotzdem, besser war besser, und ganz genau konnte man es eben doch nicht wissen! Es soll auch heute noch Jäger geben, die umkehren und nach Hause gehen, wenn ihnen ein altes Weib auf dem Weg zur Jagd begegnet, oder die schon von weitem der Alten einen »Guten Morgen« entgegenrufen und hinter ihrem Rücken dann drei Kreuze machen, um den schlechten Zauber zu bannen.

Man wird Pech auf der Jagd haben, wenn man eine gerade Zahl von Patronen mitnimmt, es muss stets eine ungerade Zahl sein, besonders beliebt ist die Zahl sieben oder ein Vielfaches davon.

Wünscht einer dem ausziehenden Waidmann etwa »Viel Glück« zur Jagd, so ist alles verloren. Da ist dem abergläubischen Jäger schon der Wunsch »Hals- und Beinbruch« lieber, denn dieser schlechte Wunsch wird sich in Gutes verwandeln....
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