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Rominten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Franckh-Kosmoserschienen am26.11.2020
Das ostpreußische Rominten ist in der Jägerschaft bis heute unvergessen, sein Rotwildbestand, der weltweit seinesgleichen suchte, legendär. Der letzte Oberforstmeister der Rominter Heide setzt mit seinen Schilderungen Wildtieren, Landschaft und den mit ihnen verbundenen Menschen ein Denkmal. Die persönlichen Erinnerungen des Autors sowie viele historische Dokumente und Fotos lassen ein versunkenes Jagdparadies wieder lebendig werden.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextDas ostpreußische Rominten ist in der Jägerschaft bis heute unvergessen, sein Rotwildbestand, der weltweit seinesgleichen suchte, legendär. Der letzte Oberforstmeister der Rominter Heide setzt mit seinen Schilderungen Wildtieren, Landschaft und den mit ihnen verbundenen Menschen ein Denkmal. Die persönlichen Erinnerungen des Autors sowie viele historische Dokumente und Fotos lassen ein versunkenes Jagdparadies wieder lebendig werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783440502891
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum26.11.2020
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5471693
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Geschichte

Die Rominter Heide war ursprünglich ein Teil der sogenannten »Großen Wildnis«, die bis ins 15. und 16. Jahrhundert hinein den ganzen Ostteil Ostpreußens einnahm. Während noch im 12. Jahrhundert ausgedehnte Teile der »Großen Wildnis« von den preußischen Stämmen der Schalauer, Sudauer, Nadrauer und Galinder besiedelt waren, wurde später durch Stammesfehden und Kämpfe mit den benachbarten Polen und Litauern die Bevölkerung stark dezimiert und eine fast vollständige Entsiedlung und Wüstlegung des Gebietes herbeigeführt. So wurde es dem deutschen Ritterorden verhältnismäßig leicht, die Reste der Bevölkerung unter seine Obrigkeit zu bringen, als er vom Jahre 1230 an begann, das Land der Pruzzen zu erobern und zu kolonisieren. Durch diese Kämpfe, die infolge der Einfälle der Litauer und Polen immer wieder auflebten, entstand im Osten der Provinz Ostpreußen ein großes, fast menschenleeres Gebiet, welches beinahe die gesamten heutigen Regierungsbezirke Allenstein und Gumbinnen umfaßte und darüber hinaus tief in den polnischen und litauischen Raum hineinragte. Durch die Wüstlegung derartig großer Flächen rückte der Wald überall wieder vor, um etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts als fast geschlossene Wald- und Bruchzone ein Revier von etwa 50-60 000 qkm zu bedecken. Dieses riesige, nur von Jägern und Fallenstellern durchstreifte Waldgebiet entwickelte sich naturgemäß zu einem hervorragenden Wildreservat.

Um das Jahr 1280 war die Eroberung Preußens durch den deutschen Orden im allgemeinen abgeschlossen. Es setzte nun eine Kolonisation ein, die in erster Linie die Randgebiete der »Großen Wildnis« erfaßte und vor allem die fruchtbaren Flußniederungen der unteren Weichsel entlang und die Landstriche längs des Frischen Haffs bis zum Samland einschloß. Von hier aus wurde die weitere Kolonisierung in Richtung Osten vorgetrieben. Durch die zahlreichen Kriege mit Polen-Litauen wurde jedoch diese Kolonisationstätigkeit immer wieder empfindlich gestört. Weite Gebiete wurden verwüstet und immer wieder vom Wald bedeckt. Die eigentliche »Große Wildnis« wurde erst in stärkerem Maße kultiviert, als nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) infolge des Verlustes von Westpreußen die Wildnis­zone für den deutschen Orden als Siedlungsreserve an Bedeutung gewann. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden dann entscheidendere, große Fortschritte erzielt, besonders im nordöstlichen Teil, wo vom deutschen Orden litauische Kolonisten angesetzt wurden. Diese machten weite Teile des Landes urbar, rodeten den Wald und gewannen fruchtbares Ackerland. Dabei wurde auch der Raum um die Rominter Heide erfaßt. Zahlreiche litauische Namen erinnern noch heute daran; daneben finden wir aber auch Namen aus der altpruzzischen Zeit, die an die alten preußischen Stämme erinnern. Pellkawen, Markawen, Nassawen sind solche pruzzischen Namen. Alle Ortsbezeichnungen mit den Endungen »kehmen« und »lauken«, wie Szittkehmen, Mehlkehmen, Aschlauken usw. sind dagegen litauischen Ursprungs.

Die weitere Kultivierung im 17. und 18. Jahrhundert wurde durch landes­herrliche Schatull-Kolonisation bewirkt, die durch Ansiedlung von deutschen Bauern besonders das Gebiet der südlichen »Großen Wildnis«, den Bezirk Allenstein und die Memelniederung erfaßte. Sehr viel hat König Friedrich I. für die Umwandlung der Wildniszone in Kulturland getan und im Jahre 1739 den Namen »Wildnis« abgeschafft, weil »Se. Kgl. Majestät keine Wildnis in ihren Landen erkenneten«. Leider wurde bei diesen Rodungen und Umwandlungen in Ackerland auch stellenweise des Guten zuviel getan. Während das Gebiet Ostpreußens ursprünglich ein ungeheures Wald- und Bruchland darstellte, war die Provinz im Vergleich mit anderen deutschen Gauen zu unserer Zeit geradezu als »waldarm« zu bezeichnen. Nur wenige größere Waldgebiete waren von der »Großen Wildnis« übriggeblieben, vor allem im Osten der Memelwald, nach Süden dann die Rominter Heide, die Borker Heide und die Johannisburger Heide. Die Belassung gerade dieses Waldgürtels im Osten der Provinz ist einmal sicherlich auch aus jagdlichen Gründen erfolgt. Die Hochmeister des Ordens und die späteren Herzöge und Könige von Preußen hatten hier ihre Leibjagdreviere, die zur Rodung nicht freigegeben wurden. Vielleicht mögen aber auch strategische Gesichtspunkte für die Belassung dieser Waldbarriere gegen Polen und Litauen maßgebend gewesen sein.

Wenn wir uns ein Bild machen wollen von den Bestandesverhältnissen der »Großen Wildnis« und damit auch der Rominter Heide zur Ordenszeit, so geben uns die heutigen Verhältnisse im Urwald von Bialowieza einen guten Anhalt. Dieser Urwald ist noch zum Teil in völlig unberührtem Zustande und wächst unter ganz ähnlichen Klima- und Bodenverhältnissen wie die Rominter Heide. Demgemäß war ursprünglich auch der Laubholz­anteil in der Rominter Heide erheblich größer als heute. Der Grundwasserstand war im Durchschnitt höher, und dadurch waren weite Gebiete laubholzfähig, die heute nur noch Nadelholz tragen können. Große Brücher und Sümpfe unterbrachen die dichten Urwaldbestände. Auch Wiesen waren vorhanden, die aus den Biberteichen entstanden. Die Biber, die damals sehr zahlreich waren, bauten an allen Wasserläufen Stauanlagen und errichteten in den so entstandenen Stauseen ihre Burgen. Bei dem geringen Gefälle der Wasserläufe traten Anstauungen von mehreren Kilometern Länge ein, wodurch der Waldbestand abstarb und zusammenbrach. Durch Ablagerung von Schlick und Sand wurde das zusammengebrochene Holz überlagert. Die in der Nähe befindlichen Weichhölzer, vor allem Aspe, Weide, Birke und Erle wurden vom Biber durch kreisförmiges Benagen zu Futterzwecken gefällt. Waren diese Futterbäume in der Nachbarschaft des Wassers aber aufgebraucht, so wanderte der Biber flußauf- oder abwärts, um andere, bessere Äsungsplätze aufzusuchen und dort einen neuen Staudamm zu errichten. Die verlassene Kolonie verfiel, und bei Hochwasser wurde eines Tages der Staudamm fortgerissen, die überflutete Fläche wurde frei, und so entstand eine Wiese, die dann im Laufe der Jahrzehnte wieder vom Walde durch Anflug erobert wurde. Durch diese Biberwiesen war also zweifellos - zum mindesten entlang der Flußläufe - eine gewisse Durchlichtung des Urwaldes gegeben.

Weiterhin spielte das Feuer eine große Rolle im Leben des Urwaldes. Durch Blitzschlag entstanden Waldbrände, die große Gebiete verwüsteten. Langsam eroberte der Wald dann durch Anflug von Samen auch dieses Terrain zurück. Durch diese Entwicklung wurde auch bedingt, daß der Wald im Urzustand - d. h. durch keine menschliche Bewirtschaftung beeinflußt - keineswegs überall einen plenterwaldähnlichen Charakter trug, daß also keineswegs alle Altersklassen auf kleinster Fläche vertreten waren, sondern es gab auch große Flächen gleichalterigen Hochwaldes, insbesondere im Nadelholz, in dem die Bäume dicht wie »Haare auf dem Hunde« standen. Erst durch Sturm, Eis und Schneebruch wurden wieder Lücken in die auf Brandflächen entstandenen gleichalterigen, dichten Bestände gebrochen, und durch Verjüngung auf diesen Lücken entstand dann das Bild des Plenterwaldes. So beeinflußten damals Feuer, Sturm, Schnee und Biber das Aussehen des Urwaldes an Stelle der Axt und Säge des heutigen Forstmannes.

Wenn auch zweifellos das Laubholz erheblich stärker vertreten war als im heutigen Kulturwalde, so hat doch auch schon in alten Zeiten das Nadelholz, besonders im östlichen Teil der »Großen Wildnis«, einen erheblichen bestandesbildenden Anteil am Aufbau des Waldes gehabt. Die Fichte und die Kiefer sind in der Rominter Heide autochthon und nicht etwa später künstlich eingebracht. Das beweisen auch die im Gebiet der Rominter Heide durchgeführten pollenanalytischen Untersuchungen.

Schon frühzeitig setzte eine Ausplünderung des Waldes in der »Großen Wildnis« ein. Insbesondere die Eichen wurden schon zur Ordenszeit rücksichtslos eingeschlagen und für Haus- und Schiffsbau verwertet. Da nichts für den Wiederanbau dieser Holzart geschah, mußte die rücksichtslose Nutzung selbst bei dem ungeheuren Holzvorrat der damaligen Zeit allmählich stark vermindernd auf diese Holzart wirken. Daß mächtige Eichen in der »Großen Wildnis« gewachsen sind, beweisen heute noch zahlreiche gute Eichenbestände im Gebiet der ehemaligen »Großen Wildnis«, ich erinnere nur an die berühmten Eichenalleen Trakehnens! (Das Vorbild für die Eiche auf der Rückseite der alten Fünfmarkstücke steht in Trakehnen!) Der größte Teil des Waldes der »Großen Wildnis« bestand jedoch zweifellos aus Mischbestän­den von Eiche, Birke, Aspe, Winterlinde, Hainbuche, Esche, Ulme, Erle und Fichte. Auf trockenen und sandigen Partien trat die Kiefer stärker hervor. Diese anpassungsfähigste aller Holzarten kam aber auch auf allen übrigen Standorten vor. In den weitverbreiteten Mooren war die Kiefer die Hauptholzart; dort, wo infolge stagnierender Nässe weder Edellaubhölzer noch Erlen sich halten konnten, und wo es der Fichte zu naß war, fand die Kiefer noch eine Existenzmöglichkeit. Allerdings waren in diesen Brüchern hundertjährige Kiefernbestände nur wenige Meter hoch und hatten in Brusthöhe Durchmesser von 15-20 cm. Nur dort, wo beste Bodenverhältnisse herrschten, insbesondere den Flußläufen im alluvialen Schwemmland entlang und auf frischen Lehmböden, wurde die Kiefer von den üppig wachsenden Laubhölzern verdrängt. Hier fand sich auch die Fichte nur in wenigen Exemplaren. An allen etwas weniger feuchten Stellen war aber sofort das Nadelholz in stamm- und horstweiser Mischung wieder da, um auf den trockenen Partien zu dominieren. Wildobst, Eberesche, Hasel, die beiden Holunderarten und andere Waldsträucher spielten...
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