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Straße der Schatten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am06.04.20201
Ein rätselhafter Tod und eine Suche in den dunkelsten Stunden in den Straßen von New York - ein spannender historischer Kriminalroman aus der Feder von Bestseller-Autorin Jennifer Donnelly 1890, New York City. Für Josephine Montfort, die aus einer wohlhabenden New Yorker Handelsfamilie stammt, scheint das Leben vorgezeichnet: Nach der Schule eine arrangierte Ehe, Kinder und ein ruhiges, häusliches Leben. Aber Josephine hat andere Pläne: Sie möchte als Journalistin auf das Leben der weniger Privilegierten aufmerksam machen. Doch eine Familientragödie reißt sie jäh aus ihren Träumen - ihr Vater stirbt zu Hause durch seine eigene Waffe. Josephine glaubt nicht an einen Unfall und der attraktive Journalist Eddie Gallagher bestärkt sie in ihrem Verdacht. Zu zweit beginnen sie eine Spurensuche, die sie in die zwielichtigsten und gefährlichsten New Yorker Viertel führt - und setzen dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel ...

Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer »Rosentrilogie« begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane »Das Licht des Nordens«, »Das Blut der Lilie« und »Straße der Schatten« wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall. Jennifer Donnelly, deren Familie aus Schottland stammt, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Brooklyn.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin rätselhafter Tod und eine Suche in den dunkelsten Stunden in den Straßen von New York - ein spannender historischer Kriminalroman aus der Feder von Bestseller-Autorin Jennifer Donnelly 1890, New York City. Für Josephine Montfort, die aus einer wohlhabenden New Yorker Handelsfamilie stammt, scheint das Leben vorgezeichnet: Nach der Schule eine arrangierte Ehe, Kinder und ein ruhiges, häusliches Leben. Aber Josephine hat andere Pläne: Sie möchte als Journalistin auf das Leben der weniger Privilegierten aufmerksam machen. Doch eine Familientragödie reißt sie jäh aus ihren Träumen - ihr Vater stirbt zu Hause durch seine eigene Waffe. Josephine glaubt nicht an einen Unfall und der attraktive Journalist Eddie Gallagher bestärkt sie in ihrem Verdacht. Zu zweit beginnen sie eine Spurensuche, die sie in die zwielichtigsten und gefährlichsten New Yorker Viertel führt - und setzen dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel ...

Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer »Rosentrilogie« begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane »Das Licht des Nordens«, »Das Blut der Lilie« und »Straße der Schatten« wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall. Jennifer Donnelly, deren Familie aus Schottland stammt, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492986946
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum06.04.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse4653 Kbytes
Artikel-Nr.5082950
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

SPARKWELL S INSTITUT FÜR JUNGE DAMEN, FARMINGTON, CONNECTICUT

17. September 1890

»Trudy, sei bitte so lieb und lies mal für mich über diese Geschichten«, sagte Jo Montfort und breitete auf einem Teetisch Artikel für die Schulzeitung aus. »Fehler kann ich nicht leiden.«

Gertrude van Eyck, ein blonder Lockenkopf mit Grübchen, blieb abrupt mitten im Gemeinschaftsraum stehen. »Woher weißt du, dass ich es bin? Du hast doch gar nicht hergeschaut!«

»Duke hat s mir verraten«, antwortete Jo. Die Cameos von Duke rauchte Trudy am liebsten.

Trudy schnupperte an ihrem Ärmel. »Rieche ich etwa?«

»Riechen ist gar kein Ausdruck. Was hält eigentlich Gilbert Grosvenor davon, dass du Zigaretten rauchst?«

»Gilbert Grosvenor weiß nichts davon. Weder von den Zigaretten noch von der Flasche Gin unter meinem Bett und auch nichts von dem schrecklich süßen Jungen, der die Äpfel liefert«, zwinkerte Trudy.

»Eine von Farmington sollte nicht so ordinär reden, Gertrude, das passt einfach nicht«, ereiferte sich Libba Newland, die mit ihrer Freundin May Delano in der Nähe saß.

»Diese Fransen passen aber genauso wenig zu einer von Farmington, Lib«, sagte Trudy mit einem Seitenblick auf Libbas unordentlich gekringelte Stirnlocken.

»Ich krieg das halt nicht hin!«, antwortete die beleidigt.

»Das wird nie etwas bei dir«, sagte Trudy selbstgefällig.

»Sei nicht so ekelhaft, und lies hier jetzt mal drüber, Tru«, sagte Jo. »Ich muss morgen abgeben.«

Trudy setzte sich an den Tisch und nahm ein Törtchen mit Marmelade von Jos Teller. Es war drei Uhr - Teezeit in dem Pensionat -, und der Gemeinschaftsraum füllte sich mit Studentinnen, die eine Pause machten. Alle unterhielten sich und aßen, außer Jo, die noch einiges am Layout der aktuellen Ausgabe der Jonquil korrigierte.

»Was haben wir denn in dieser Woche?«, fragte Trudy. »Den üblichen Unsinn?«

Jo seufzte. »Ich fürchte, ja. Ein Artikel über die richtige Art, Tee zu kochen. Ein Gedicht über kleine Kätzchen. Miss Sparkwells Eindrücke aus dem Louvre und Tipps, wie man Sommersprossen bleichen kann.«

»Du liebe Güte. Sonst noch was?«

Jo zögerte, machte es spannend. »Doch, es gibt da etwas. Eine Geschichte über die Ausbeutung von jungen Arbeiterinnen in der Textilfabrik von Fenton«, sagte sie und gab ihrer Freundin einen der Artikel.

»Ha! Das soll wohl ein Witz sein, Liebe!«, erwiderte Trudy lächelnd. Doch ihr Lächeln verschwand, als sie die ersten Zeilen las. »O Gott, du hast das ernst gemeint.«

Trudy las gefesselt weiter, und Jo beobachtete sie gespannt. Jo war in der Abschlussklasse und hatte schon in den vergangenen drei Jahren für die Jonquil geschrieben, aber dies hier war ihre erste wichtige Geschichte. Sie hatte hart daran gearbeitet. War einige Risiken dafür eingegangen. Wie eine richtige Reporterin.

»Und, was meinst du?«, fragte sie neugierig, als ihre Freundin alles gelesen hatte.

»Ich glaube, du hast den Verstand verloren«, antwortete Trudy.

»Aber findest du das gut?«, fragte Jo drängend.

»Sehr gut.«

Jo, die auf der Stuhlkante gesessen hatte, sprang hoch und fiel Trudy mit einem breiten Grinsen um den Hals.

»Aber darum geht s überhaupt nicht«, meinte Trudy ernst, nachdem Jo sich wieder gesetzt hatte. »Wenn du Sparky das Layout gibst und dieser Artikel ist drin, bist du dran. Eine Woche Arrest und ein Brief nach Hause.«

»So schlecht ist der Text doch nicht. Die von Nellie Bly sind viel provokanter«, sagte Jo.

»Du vergleichst dich mit Nellie Bly?«, fragte Trudy ungläubig. »Muss ich dich daran erinnern, dass sie als Frau ein Skandal ist, eine Reporterin, die im Leben anderer Leute herumschnüffelt und niemals einen anständigen Mann heiraten wird? Du allerdings bist eine Montfort, und die Montforts verheiraten sich. Und zwar früh und gut. Darum geht es.«

»Diese Montfort wird ein bisschen mehr tun«, erklärte Jo. »Beispielsweise Artikel für Zeitungen schreiben.«

Trudy hob eine perfekt geformte Augenbraue. »Ach ja? Weiß deine Mutter davon?«

»Eigentlich nicht. Noch nicht«, räumte Jo ein.

Trudy lachte. »Du meinst wohl: niemals. Jedenfalls wenn du nicht in einem Kloster enden willst, weggesperrt, bis du fünfzig bist.«

»Tru, von dieser Geschichte muss man berichten«, entgegnete Jo voller Leidenschaft. »Diese armen Mädchen werden ausgebeutet. Sie schuften hart und verdienen wenig. Eigentlich wie Sklaven.«

»Jo, bitte. Woher willst du das denn wissen?«

»Ich habe mit einigen gesprochen.«

»Hast du nicht.«

»O doch. Am Sonntag. Nach dem Gottesdienst.«

»Aber nach der Kirche bist du gleich auf dein Zimmer gegangen. Du hast gesagt, du hättest Kopfweh.«

»Und dann bin ich aus dem Fenster gestiegen und runter zum Fluss gegangen. Zu einer der Pensionen dort.« Jo senkte ihre Stimme. Sie wollte nicht, dass irgendjemand lauschte. »Ein Bauer hat mich ein Stück weit auf seinem Karren mitgenommen. Ich habe mit drei Mädchen gesprochen. Eine war siebzehn, so alt wie wir. Tru, die anderen waren noch jünger. Zehn Stunden am Tag stehen sie an diesen höllischen Webstühlen. Immer wieder verletzt sich jemand. Der Umgangston ist total grob und manchmal â¦ passiert etwas. Man hat mir gesagt, dass es Mädchen gibt, die sich auf üble Typen einlassen und dann vom rechten Weg abkommen.«

Trudy riss die Augen auf. »Josephine Montfort. Glaubst du im Ernst, dass Mr Abraham Aldrich damit einverstanden wäre, wenn seine Zukünftige überhaupt etwas darüber weiß, dass es solche gefallenen Mädchen gibt, geschweige denn, dass sie darüber schreibt? Die zukünftige Mrs Aldrich muss rein sein, an Körper und Geist rein. Nur Männer sollten etwas über â¦«, jetzt senkte auch Trudy ihre Stimme, »â¦ über Sex wissen. Wenn sich herumspricht, was du getan hast, musst du nicht nur die Schule hier verlassen, du kannst auch den begehrenswertesten Junggesellen von New York abschreiben. Überleg doch mal, um Gottes willen. Kein Fabrikmädchen, egal ob gefallen oder nicht, ist die Millionen der Aldriches wert!«

May Delano schaute von ihrer Lektüre hoch. »Was ist ein gefallenes Mädchen?«, fragte sie.

Jo stöhnte.

»Egal«, sagte Trudy.

»Sag schon«, drängte May.

»Na, dann«, antwortete Trudy und drehte sich zu May um. »Ein Mädchen mit Kind, aber ohne Ehemann dazu.«

May lachte. »Was du schon wieder redest, Trudy Van Eyck. Der Storch bringt die Babys erst nach der Hochzeit, nicht davor.«

»Komm, May, wir gehen«, sagte Libba Newland und sah Trudy giftig an. »Der Gemeinschaftsraum wird mir ein wenig zu gewöhnlich.«

»Ich wette um einen Dollar, dass Lib das bei Sparky petzt«, prophezeite Trudy, während die beiden gingen. »Ich habe gerade einen Arrest wegen Rauchen hinter mir. Jetzt hast du mir wieder einen eingebrockt!«

Jo nahm ihren Text wieder an sich, enttäuscht von Trudys mangelnder Begeisterung für ihre Geschichte. Wenn doch Trudy sie verstehen würde! Wenn irgendjemand sie verstehen würde! Sie hatte Blys Buch Zehn Tage im Irrenhaus gelesen und von Jacob Riis Wie die andere Hälfte lebt, und beide hatten sie sehr berührt. Erschüttert las sie darin vom Leid der Armen und beschloss, dem Beispiel dieser zwei Journalisten zu folgen, wenn auch nur mit ihren bescheidenen Mitteln.

Sie dachte an die Mädchen in der Textilfabrik, mit denen sie gesprochen hatte. So abgrundtief müde hatten sie ausgesehen. Ihre Gesichter bleich wie Milch, dunkle Ringe unter den Augen. Sie hatten die Schule abbrechen und in die Fabrik zum Arbeiten gehen müssen. Miteinander sprechen und zur Toilette durften sie nur in den Essenspausen. Eine sagte ihr, dass sie abends kaum nach Hause laufen konnte, weil ihre Beine nach dem langen Stehen so schmerzten.

Ihre Geschichten machten Jo traurig - und erfüllten sie mit einem glühenden Zorn. »Trudy, wieso bin ich Redakteurin der Jonquil geworden?«, fragte sie unvermittelt.

»Keine Ahnung«, antwortete Trudy. »Du hättest in den Chor gehen sollen. Sogar dir dürfte es nicht schwerfallen, Come Into the Garden, Maud zu singen.«

»Also, dann sag ich es dir.«

»Wusste ich s doch«, meinte Trudy trocken.

»Ich hab das gemacht, weil ich meine Leserinnen informieren will. Weil ich diesen Schleier zerreißen möchte, der die Ungerechtigkeiten um uns herum verbirgt«, sagte Jo immer lauter. »Wir haben die Möglichkeiten dazu, und uns hört man zu, und das müssen wir einsetzen für diejenigen, die das alles nicht zur Verfügung haben. Aber wie sollen wir ihnen helfen, wenn wir nichts über sie wissen? Und wie können wir etwas über sie erfahren, wenn niemand darüber schreibt? Ist es denn so falsch, wenn man etwas wissen möchte?«

Als sie geendet hatte, drehten sich einige Mädchen in dem Raum nach ihr um und glotzten sie an. Sie starrte zurück, bis sie wieder wegschauten. »Diese Fabrikmädchen leiden«, sagte sie nun etwas ruhiger, doch immer noch voller Mitgefühl. »Sie sind so unglaublich unglücklich.«

Trudy nahm ihre Hand. »Liebste Jo, niemand ist mieser dran als wir. Wir beide, du und ich, sind noch nicht verlobt. Wir sind dumme Fräuleins. Bedauernswerte Niemande. Allein dürfen wir nirgendwo hingehen. Wir dürfen weder mit dem, was wir sagen, noch wie wir uns kleiden oder mit öffentlich gezeigten Gefühlen zu sehr auffallen, weil wir sonst einen möglichen...
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Autor

Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer »Rosentrilogie« begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane »Das Licht des Nordens«, »Das Blut der Lilie« und »Straße der Schatten« wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall. Jennifer Donnelly, deren Familie aus Schottland stammt, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Brooklyn.