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Union Atlantic

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am11.12.20091. Auflage
Eine pensionierte Geschichtslehrerin, ein Investmentbanker und der junge, haltlose Nate - unweit von Boston, in einer Kleinstadt am See, treffen sie zum ersten Mal zusammen: drei Generationen, drei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Sie werden sich streiten, sich verlieben und fast ruinieren - und am Ende dieses Sommers eine noch viel weiter reichende Krise heraufdämmern sehen. Adam Haslett hat den großen Roman zur internationalen Finanzkrise geschrieben: ein tief berührendes Porträt der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts - hellsichtig, menschlich und klug.

Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband 'Hingabe' gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman 'Union Atlantic' erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. 'Stellt euch vor, ich bin fort', sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine pensionierte Geschichtslehrerin, ein Investmentbanker und der junge, haltlose Nate - unweit von Boston, in einer Kleinstadt am See, treffen sie zum ersten Mal zusammen: drei Generationen, drei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Sie werden sich streiten, sich verlieben und fast ruinieren - und am Ende dieses Sommers eine noch viel weiter reichende Krise heraufdämmern sehen. Adam Haslett hat den großen Roman zur internationalen Finanzkrise geschrieben: ein tief berührendes Porträt der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts - hellsichtig, menschlich und klug.

Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband 'Hingabe' gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman 'Union Atlantic' erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. 'Stellt euch vor, ich bin fort', sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644005112
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum11.12.2009
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5138136
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Juli 1988

Sie lagen den zweiten Abend im Hafen von Bahrain, als drüben im Admiralstab jemand beschloss, an Bord der Vincennes hätten alle zumindest mal eine Schachtel Zigaretten verdient. Die Geste kam gut an, bis - erst in der Kantine, dann in den Automaten - der Vorrat ausging und unter den Mannschaften und Unteroffizieren rund fünfzig zu kurz Gekommene sich um die einzige Anerkennung dessen betrogen fühlten, was sie durchgemacht hatten. Einige von ihnen strichen vor dem Bordsupermarkt herum, betrunken und deutlich der Meinung, der solle gefälligst aufmachen und das Versprechen einlösen. Der Admiralstäbler sah sich mit einem ernsten Problem konfrontiert; er zog Vrieger beiseite, reichte ihm einen Umschlag mit Geld aus der Handkasse und sagte, am Tor warte ein Jeep mit Fahrer.

«Der Laden an der Budaiya Road müsste noch aufhaben. Besorgen Sie, was Sie kriegen können. Menthol, wenn´s sein muss. Hauptsache schnell.»

«Los, Fanning», rief Vrieger. «Kleine Spritztour.»

«Aber ich hab doch welche», sagte Doug und hielt seine halbleere Packung Carltons hoch. Drei, vier Bier hatten ihre Wirkung getan und ihn auf die Bank hinter der Offiziersmesse versetzt, wo er nichts weiter suchte als seine Ruhe.

«Um Sie geht´s doch gar nicht, Mann.»

Den Blick mit Mühe vom Linoleum lösend, sah Doug den Quadratschädel seines Lieutenant Commander auf sich zuhalten. Keine Schönheit, der Korvettenkapitän, mit seinem ausladenden Kinn und sehr kleinen Augen für so viel Kopf. Der Metallrahmen seiner eckigen Brille verstärkte noch den Eindruck von gesetztem Alter, obwohl Vrieger ihm mit einunddreißig nur zehn Jahre voraus war. Der Commander war der einzige Typ in der Navy, der mehr von ihm wusste als den Geburtsort und seine Ausbildungsstationen, und das wollte was heißen.

Also hievte er sich von der Bank und folgte Vrieger durch den Hinterausgang.

Draußen waren nur noch knapp dreißig Grad, aber die Luft blieb drückend und stank nach Diesel. Jenseits des Wüstengürtels hoben sich in gut einer Meile Entfernung die weißen Minarettnadeln der Großen Moschee hell vom leeren Nachthimmel ab. Der Einsatzstützpunkt in Juffair, kleiner Insel-Pit-Stop im Persischen Golf, bestand lediglich aus ein paar Hektar Baracken am Hafen südöstlich von Manama. Wäre die Tour nach Plan verlaufen, hätte Doug von hier aus in die Staaten zurückfliegen können. Aber jetzt?

Er schob sich auf die Rückbank des Jeeps, nicht ganz aufrecht, nicht ganz in der Horizontalen.

«Wohin?», fragte der Fahrer, als sie zur holprigen zweispurigen Straße Richtung Hauptstadt hinaufsteuerten.

«Einfach nach Manama rein», sagte ihm Vrieger.

«Wilder Luftkampf war das, wie?»

«Der Kleine redet, als wär er fünfzehn», schrie Doug. «Kleiner, du redest, als wärst du fünfzehn.»

«Nein, Sir. Achtzehn.»

«Luftkampf war´s jedenfalls keiner», sagte Doug. «Ohne Gegner kein Kampf.»

«Schnauze», sagte Vrieger, schob dem Fahrer sein Kinn vor die Nase und fragte, ob irgendwer was von Tempolimit gesagt habe. Der Jeep schoss vorwärts. Doug rutschte noch tiefer auf die Bank, duckte sich aus dem Fahrtwind und schloss die Augen.

Den ganzen Morgen hatte er mit einem Stabsoffizier vom Naval Weapons Center drüben in Virginia am Telefon gesessen und war sämtliche Bänder der Vincennes durchgegangen. Danach hatte er den ganzen Nachmittag mit den Ermittlern wieder und wieder dieselben Fragen besprochen: Als das Flugzeug auf Siporskis Radarschirm aufgetaucht war, wie hatte Lieutenant Commander Vrieger da reagiert? Er hatte eine Kennung verlangt. Und die Antwort? Mode 3. Also war das Transpondersignal der Maschine bei der Erstabfrage als «zivil» zurückgekommen? Ja. Und so endlos weiter, stundenlang, jede Antwort zur nächsten Frage paraphrasierend, als verstünden die kein Wort von dem, was er sagte. Nie auch nur ein «Muss hart gewesen sein», nichts, nicht mal ein feuchter Händedruck zum Auftakt. Er hatte die Wahrheit gesagt, hatte jede Frage wahrheitsgemäß beantwortet. Sie hatten die Bänder doch gehört. Sie wussten, was Doug auf dem Schirm gehabt und nicht gemeldet hatte. Aber welche Daten Vrieger von ihm bekommen hatte, danach hatten sie ihn gar nicht gefragt, als hätten sie sich längst auf eine Version verständigt. Das Oberkommando drüben war offenbar schon eifrig am Vertuschen.

Zum Beschuss kam es in internationalen Gewässern. Unwahr.

Die Vincennes griff zum Schutz eines beflaggten Tankers ein. Unwahr.

Weil der Kleine die Schlaglöcher umkurvte, schwankte der Jeep sanft hin und her, und im Radio lief ein Song von Journey. Dasselbe Stück hatte Doug, in der Woche bevor er zur Navy abgehauen war, auf dem Rücksitz des Wagens eines Freundes vor dem Einkaufszentrum in Alden, Massachusetts, gehört. Als es jetzt wieder lief - diese gewaltige Stadion-Rockhymne mit der steil abhebenden Gitarre und der harten, wunden Stimme des Sängers, der Wut über verlorene Liebe und verursachten Schaden -, stellte er sich seine Mutter allein in ihrer Wohnung vor und einen Augenblick lang auch die Erleichterung, die es bedeuten würde, wenn der Jeep jetzt auf die Gegenfahrbahn geriete und auf einen unbeleuchteten Lastwagen prallte. Dann eine Explosion, die sie so blitzartig auslöschen würde wie die Bordabfangrakete ihr Ziel.

Aber das war Schwäche. Und schwach würde er nicht sein.

Drei Jahre waren vergangen, seit er Alden verlassen hatte, ohne seiner Mutter ein Wort zu sagen. In den vierundzwanzig Stunden seit dem Vorfall war er immer wieder versucht gewesen, sie anzurufen, aber dann hätte er Rechenschaft ablegen müssen, wo er doch bloß jemandem davon erzählen wollte. Jemandem, der nicht dabei gewesen war.

Der Tag gestern hatte sich angelassen wie jeder andere. Kaffee und Cornflakes in der Offiziersmesse und anschließend der Rundgang übers Achterdeck, bevor die Temperaturen über vierzig Grad stiegen und man sich an der Reling die Finger verbrannte. Vom Heck aus hatte er die trüben Bäuche der Quallen beobachtet, die im Kielwasser gekippt waren und nun, der Sonne ausgesetzt, mit dem Müll anderer Schiffe im Schwell trieben.

Auf der Verlegungsfahrt aus dem Pazifik hatte er die letzte seiner College-Bewerbungen geschrieben, zusammen mit den Briefen an die Banken und Broker, bei denen er während des Studiums jobben zu können hoffte, notfalls am Empfang oder im Postraum. Die meisten, die abmusterten, spekulierten auf Jobs in der Rüstungsindustrie - Elektromechanik und dergleichen -, aber Doug hatte schon immer mehr gewollt.

Unten im Halbdunkel der Operationszentrale hatte die Wache unspektakulär begonnen. Auf seinem wie auf Siporskis Schirm nichts als ein iranischer Seefernaufklärer, eine P-3, und ein paar Linienmaschinen auf Regionalflügen von Bandar Abbas nach Doha oder Dubai.

Seit Juni war die Vincennes der Operation Earnest Will zugeteilt und sollte kuwaitische Tanker durch die Straße von Hormus begleiten. Kuwait war Saddams wichtigster Verbündeter im Krieg gegen den Iran, und die Fünfte Flotte hatte Befehl, die Schiffe vor iranischen Kanonenbooten zu schützen. Offiziell waren die USA im Iran-Irak-Krieg neutral, aber wer der wahre Feind war, wussten alle: die Ajatollahs. Die mit der Geiselnahme von 79, die mit den Bombenanschlägen auf das Quartier der Marines in Beirut.

Die Kanonenboote gehörten nicht zur Marine, sondern zur Revolutionsgarde. Im Grunde ein Haufen Fanatiker in Schnellbooten mit einem ganzen Arsenal Panzerfäuste und Maschinengewehre. Ein Hubschrauberpilot hatte Doug von vier Typen auf einem dümpelnden Leichtbauboot erzählt, alle Mann auf den Knien, die Stirn nach Westen, gen Mekka, geneigt, während an der Reling die Panzerfäuste aufgereiht standen wie Angelruten.

Als diensthabender Offizier an Deck nahm Vrieger an diesem Morgen den Funkspruch der Montgomery entgegen. Fünf, sechs Kanonenboote hatte die Fregatte hinter der winzigen Insel Abu Musa geortet. Sie nahmen offenbar Kurs auf einen deutschen Tanker.

Kaum hatte Vrieger dem Captain - einem auf den Admiralsrang und die dazu erforderlichen Einsätze versessenen Mann - Meldung gemacht, ließ der die Besatzung auf Gefechtsstation gehen. Stiefel stampften über und unter ihnen, Luken knallten, die Eisensprossen der Leitern schepperten unter dem schweren Tritt derer, die in die Operationszentrale strömten. AchtzigtausendPS dröhnten, als bräche das Achterdeck weg. Dreißig Knoten machten sie, ehe der Alte überhaupt aus seiner Kabine auftauchte. Das Führungsnetz an Dougs Ohr begann zu quaken, aber die Signale waren bald merklich geschwächt, weil die halbe Besatzung über frisierte Walkmen mithörte.

Doch dann schien die Sache sich so plötzlich, wie sie da gewesen war, wieder erledigt zu haben. Ocean Lord, der Hubschrauber, den der Captain zur Aufklärung hochgeschickt hatte, meldete, die Boote würden allem Anschein nach abdrehen und sich von dem Tanker entfernen. Als das Regionalkommando in Bahrain das hörte, schickte man die Vincennes auf Kurs zurück.

«War´s das, Captain?», fragte der Pilot des Ocean Lord.

«Negativ», hieß es. «Den Booten folgen.»

Auf seinem Schirm sah Doug den Hubschrauber nach Westen wandern. Die verfolgten Boote hingegen lagen für ein gleichbleibendes Radarecho zu flach im Wasser.

Kaum zehn Minuten später ging es los.

«Unter Beschuss!», bellte der Pilot in den Funk. «Drehe ab.»

Mehr brauchte der Captain nicht, um den Befehl des Regionalkommandos zu ignorieren. Kurz darauf hatte der Kreuzer sich...
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Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband "Hingabe" gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman "Union Atlantic" erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. "Stellt euch vor, ich bin fort", sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.