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Blake - Der Geschmack des Todes

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.04.2021
Sein Hunger nach Gerechtigkeit ist unersättlich
Einst half Timothy Blake dem FBI dabei, Verbrechen aufzuklären. Nicht so sehr um der Gerechtigkeit willen, sondern weil er gerne Rätsel löst. Und weil das Arrangement es ihm ermöglichte, einen Gewissen Appetit zu stillen: Der eine oder andere Verbrecher verschwand ganz einfach ...
Inzwischen hat Blake bei Charlie Warner angeheuert, einer Größe des lokalen Untergrunds. Für sie kümmert sich Blake um die Entsorgung der anfallenden Leichen - natürlich auf seine Weise. Als das FBI erneut um seine Hilfe in dem Fall eines vermissten Professors bittet, kann Blake beim besten Willen nicht Nein sagen. Denn der Professor ähnelt auf frappierende Weise dem Mann in seiner Gefriertruhe ...

Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.
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Produkt

KlappentextSein Hunger nach Gerechtigkeit ist unersättlich
Einst half Timothy Blake dem FBI dabei, Verbrechen aufzuklären. Nicht so sehr um der Gerechtigkeit willen, sondern weil er gerne Rätsel löst. Und weil das Arrangement es ihm ermöglichte, einen Gewissen Appetit zu stillen: Der eine oder andere Verbrecher verschwand ganz einfach ...
Inzwischen hat Blake bei Charlie Warner angeheuert, einer Größe des lokalen Untergrunds. Für sie kümmert sich Blake um die Entsorgung der anfallenden Leichen - natürlich auf seine Weise. Als das FBI erneut um seine Hilfe in dem Fall eines vermissten Professors bittet, kann Blake beim besten Willen nicht Nein sagen. Denn der Professor ähnelt auf frappierende Weise dem Mann in seiner Gefriertruhe ...

Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641259570
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.04.2021
Reihen-Nr.2
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1562 Kbytes
Artikel-Nr.5143064
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Was fliegt ohne Flügel und weint ohne Augen?

Er ist spät dran.

Ich gehe am Straßenrand auf und ab und halte nach Scheinwerfern Ausschau. In der sanften Brise verraten die Bäume flüsternd ihre Geheimnisse. Mein Atem bildet Wolken vor meinem Gesicht. Die Leute glauben, es ist heiß in Texas, aber Anfang Dezember fällt die Temperatur auf weniger als zehn Grad.

Normalerweise bleibe ich im Auto sitzen und arbeite an Rätseln. Fremde schicken sie mir, und ich löse sie für zwanzig Dollar pro Stück. Ursprünglich war das nichts weiter als eine Aktion, um Geld zu waschen, und es hat mich überrascht, dass es zu einem richtigen Job geworden ist. Doch heute Nacht muss ich raus aus dem Auto. Meine Ernährung, die hauptsächlich aus Fleisch, altbackenem Brot und gesalzenem Kaffee besteht, hat hässliche Nebenwirkungen. Ich habe Magenkrämpfe.

Ich werfe einen Blick auf mein Telefon und mustere den winzigen Bildschirm mit zusammengekniffenen Augen. Es ist zwei Uhr nachts. Ich benutze ein Prepaid-Handy, klein und billig. Warner hat gesagt, ich soll es nie ausschalten und immer dabeihaben. Die Batterie hält nie lange durch, was mir verrät, dass Warner heimlich eine Tracking-App installiert hat. Sie geht wahrscheinlich davon aus, dass ich das inzwischen herausgefunden habe, aber sie weiß auch, dass ich klug genug bin, mich dumm zu stellen.

Meine Därme gurgeln und rumoren in meinem Bauch. Ich brauche eine Toilettenpause. Aber falls ich nicht hier bin, wenn Francis eintrifft, weiß ich nicht, was er tun wird.

Ich hole tief Luft. Das macht alles nur noch schlimmer. Ich versuche stattdessen an den Lieferwagen zu denken, der mit der Leiche unterwegs zu mir ist.

Der Tote hießt Aaron Elliott. Ein Investmentbanker. Er hat eines von Warners Callgirls geschlagen und ihr dabei die Nase gebrochen. Darum kann sie jetzt nicht arbeiten. Warner meinte, es wäre schlecht fürs Geschäft, wenn man jemandem so etwas durchgehen ließe.

Die Leiche soll groß sein. Um die eins achtzig, etwa neunzig Kilo. Könnte eine echte Herausforderung für mich sein, sie loszuwerden.

Der Druck in meinem Bauch wird unerträglich. Ich werfe noch einen weiteren hoffnungsvollen Blick auf die Straße, doch noch immer ist nichts vom Lieferwagen zu sehen, weshalb ich mich beeile, in den Wald zu kommen.

Wenn man sein ganzes Leben in der Stadt verbringt, vergisst man leicht, wie dunkel es draußen werden kann. Sogar als ich noch auf der Straße geschlafen habe, gab es immer irgendwo Licht. Eine flackernde Straßenlampe hier, eine schimmernde Tankstelle da. Keine Bäume, die das Mondlicht abschirmten. Hier draußen gibt es nichts als den Geruch von Erde und das Summen der Insekten. Irgendwo über mir krächzt eine Schleiereule. Ich ertaste einen Weg durch das Laubwerk, während ich mit der Taschenlampen-App eine geeignete Stelle suche.

Plötzlich lässt mich etwas innehalten. Der Geruch von Fleisch.

Ich hatte schon immer einen guten Geruchssinn. Wenn man hungert, bekommt man den. Ich drehe mich langsam um. Schnüffle rasch und intensiv wie ein Hund. Es ist kein gekochtes Fleisch, aber es ist auch kein totes Tier. Es fehlt der typische Duft nach Farm und Fell. Und er kommt aus ... dieser Richtung dort.

Neugier lenkt mich von meinen Bauchkrämpfen ab. Ich schiebe mich durch das Unterholz, Zweige kratzen an meinen Armen und Beinen, und schließlich erreiche ich die Quelle des Geruchs.

Es ist eine Leiche.

Der Mann ist nackt. Dünn, klein - nicht Elliott. Mit dem Gesicht nach unten, ein Arm ausgestreckt, als ob er schwimmen würde. Seine andere Hand ist unter seinem Körper verborgen.

Ich bewege das Handy über ihm hin und her. Das schwache Licht erhellt sein Gesicht. Er ist ein Weißer, Mitte vierzig, mit kurzem Bart und grau meliertem Haar. Seine Augen sind weit aufgerissen, die Zähne gefletscht. Ob vor Schmerz, Wut oder Entsetzen kann ich nicht sagen.

Menschen mit Unterkühlung ziehen sich manchmal aus, kurz bevor sie sterben. Ihre Körpertemperatur sinkt so sehr, dass ihnen die Luft, die sie umgibt, geradezu heiß vorkommt, und so werfen sie eine Kleiderschicht nach der anderen ab. Aber sogar im Winter würde es mindestens eine Stunde dauern, an Unterkühlung zu sterben, und er ist kaum fünfzehn Meter von der Straße entfernt.

In der Dunkelheit ist es unmöglich zu erkennen, aus welcher Richtung er gekommen ist. Aber hier draußen gibt es nichts - was auch der Grund dafür ist, warum Warner diese Stelle ausgesucht hat -, und deshalb nehme ich an, dass ihn jemand aus dem Auto geworfen hat. Die Polizei tut das manchmal. Sie nehmen deine Kleider und befördern dich mit einem Tritt aus dem Wagen, Meilen von der nächsten Stadt entfernt und in eisiger Kälte. Mord mithilfe des Wetters.

Aber in diesem Fall wäre er auf der Straße geblieben. Falls ein Auto vorbeikommt. Er wäre nicht in den Wald gerannt.

Also hat er anscheinend versucht, dem Fahrer zu entkommen. Vielleicht hat er sich sogar selbst aus einem Fahrzeug gestürzt, obwohl ich keine Abschürfungen an seinen Händen oder seinen Knien sehe. Seine Haut ist makellos. Ich berühre sie. Sie ist weich. Er ist noch nicht lange tot. Höchstens einen Tag.

Tu´s nicht. Es ist die Stimme von Agent Reese Thistle, der für mich zuständigen Beamtin beim FBI. Ich habe sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen, aber ich kann sie noch immer in meinem Kopf hören. Sie ist das, was ich anstelle eines Gewissens habe.

Geh einfach weg, sagt sie.

Ich ignoriere sie und betaste den Oberarm des Mannes. Eine perfekte Mischung aus Fett und Muskeln. Ich drücke den Arm und schiebe mich ganz nahe heran. Mein Herzschlag geht durch die Decke. Ich kann kaum noch atmen.

Soll das ein Witz sein?, sagt Thistle. Du weißt nicht, wer er ist, wo er herkommt, woran er gestorben ist und wer möglicherweise nach ihm sucht. Außerdem ist bereits eine weitere Leiche unterwegs zu dir. Die hier brauchst du nicht.

Sie hat recht. Aber es ist zu spät, mich aufzuhalten. Es war schon in dem Augenblick zu spät, als ich die Leiche gesehen habe.

Nur ein Bissen, sage ich mir und reiße mit meinen Zähnen ein Stück aus seinem Arm.

Er schreit auf.

Ich zucke zurück, doch er war es gar nicht. Das Kreischen kommt von woanders. Vielleicht von der Eule von vorhin.

In der Ferne huscht das Licht einer Taschenlampe zwischen den Bäumen hin und her.

Heilige Scheiße. Ich ducke mich. Blut tropft mir aus dem Mund. Ich bin nicht alleine in diesem Wald. Es ist noch jemand hier, wahrscheinlich jemand, der den Toten sucht. Vielleicht der Fahrer des Wagens, aus dem er geflohen ist. Oder ein Cop, der eine Suchaktion durchführt. Aber wer es auch sein mag, er dürfte bewaffnet sein, im Gegensatz zu mir. Ich höre Stiefel, die sich einen Weg durchs Unterholz bahnen, während sie der Spur des Toten folgen. Sie kommen jede Sekunde näher.

Ich könnte zurück zu meinem Auto rennen. Doch wenn derjenige, der sich hier auf die Suche gemacht hat, die Leiche findet, wird ihm die frische Bissspur auffallen, die eindeutig von menschlichen Zähnen stammt. Er wird anfangen, nach mir zu suchen. Wenn er ein Polizist ist, wird er Verstärkung anfordern. Man wird den Wald umstellen und den Highway absperren. Die Cops werden mich aufhalten, das Blut in meinem Gesicht sehen, und dann ist es vorbei.

Deshalb kann ich nicht zulassen, dass er die Leiche findet.

Ich hieve den Toten auf meine Schulter. Er wiegt etwa siebzig Kilo. Weniger als ich, aber es ist trotzdem schwer, mit ihm auf dem Rücken voranzukommen. Mit jedem Schritt versinken meine Füße tiefer im Unterholz. Blätter knirschen, Zweige knacken. Hoffentlich bin ich nicht lauter als die Schritte meines Verfolgers.

Kurz darauf habe ich den Waldrand erreicht. Ich sehe mich um. Kein Anzeichen für andere Autos auf der Straße außer meinem eigenen. Ich dränge mich zwischen den Bäumen hindurch und renne hinüber zu meinem Toyota. Meine Finger zittern, als ich den Kofferraum öffne, und hinterlassen Blut auf dem Griff.

Scheinwerfer in der Ferne. Motorenlärm. Wenn das jemand anders als Francis ist, bin ich in Schwierigkeiten.

Im Kofferraum befindet sich eine Plastikwanne, die knapp einhundertzwanzig Liter fasst. Ich lasse den Toten hineinfallen und schlage den Kofferraumdeckel zu. Während das Auto vorbeifährt, bleibt mein Gesicht abgewendet.

Das Auto fährt langsamer, aber es hält nicht an. Ich weiß nicht sicher, wie viel der Fahrer sehen konnte. Noch weniger weiß ich, ob er irgendetwas von dem melden wird, was er gesehen hat.

Noch eine Sache, bevor ich gehe. Ich hebe einen Stein auf, der etwa die Größe eines Stapels Spielkarten hat und schleudere ihn so weit ich kann über die Spitzen der Bäume hinweg. Irgendwo in der Ferne schlägt er krachend auf. Ich kann die Taschenlampe nicht sehen, aber ich kann hören, wie der Verfolger die Richtung wechselt und die Suche mit neuer Energie wieder aufnimmt.

Ich warte, bis das Geräusch verklungen ist. Dann starte ich den Motor, löse die Handbremse und fahre auf den Highway.

Mein Haus ist ein baufälliges Etwas mit zwei Schlafzimmern und einem Bad in einem miesen Viertel unmittelbar außerhalb des kreisförmigen Highways, der die inneren Stadtbezirke umgibt. Die Miete ist überraschend hoch für eine so schrottige Unterkunft. Idealerweise würde ich sie mit jemandem teilen, doch seit ich meinen letzten Mitbewohner gegessen habe - einen Drogendealer und Vergewaltiger -, macht mich eine solche Vorstellung nervös. Es ist für alle am sichersten, wenn...

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Autor

Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.