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Liebe braucht nur zwei Herzen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2021
Gerade als sie ihr Leben sortiert hat, bringt er ihr Herz durcheinander
Niemand kann besser loslassen als Liv. Als Ordnungsfee hilft sie ihren Kunden dabei, ihr Leben auszumisten - denn sie weiß ganz genau, dass es sich oft nicht lohnt, Dinge aufzubewahren. Genauso wenig, wie sich die Liebe lohnt. Als sie im Haus ihrer Eltern eine Kiste voller Jugenderinnerungen findet, beschließt Liv, endlich die Liebesbriefe von Flo, dem Nachbarsjungen, loszuwerden. Doch gerade als sie seine Briefe in die übervolle Mülltonne stampft, steht Flo plötzlich wieder vor ihr - groß, erwachsen und mit seiner stupsnasigen kleinen Tochter an der Hand. Livs Herz macht ganz unerwartet einen Salto. Doch bestimmt lässt sich auch Chaos im Herzen ganz leicht aufräumen ... oder?

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.
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Produkt

KlappentextGerade als sie ihr Leben sortiert hat, bringt er ihr Herz durcheinander
Niemand kann besser loslassen als Liv. Als Ordnungsfee hilft sie ihren Kunden dabei, ihr Leben auszumisten - denn sie weiß ganz genau, dass es sich oft nicht lohnt, Dinge aufzubewahren. Genauso wenig, wie sich die Liebe lohnt. Als sie im Haus ihrer Eltern eine Kiste voller Jugenderinnerungen findet, beschließt Liv, endlich die Liebesbriefe von Flo, dem Nachbarsjungen, loszuwerden. Doch gerade als sie seine Briefe in die übervolle Mülltonne stampft, steht Flo plötzlich wieder vor ihr - groß, erwachsen und mit seiner stupsnasigen kleinen Tochter an der Hand. Livs Herz macht ganz unerwartet einen Salto. Doch bestimmt lässt sich auch Chaos im Herzen ganz leicht aufräumen ... oder?

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641254391
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1820 Kbytes
Artikel-Nr.5143195
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Lektion 1:

Auch deine Lieblingsdinge sind nur Dinge.

Willkommen in Berlin.

Auf diesem Schild in der Ankunftshalle steht doch tatsächlich Willkommen in Berlin. Ich seufze. Es ist zwanzig Grad kälter als in Andalusien, es ist abends um halb fünf schon stockdunkel, und der Bus, der vom Flughafen Tegel in die Innenstadt fährt, ist heillos überfüllt. Ich schiebe mich mühsam an mehreren Typen vorbei, die auf ihr Smartphone starren, bis ich eine Lücke finde. Ein Zweimetermann rempelt sich bis in den hinteren Teil des Busses durch, was auf lautes Stöhnen und Empörung stößt. Willkommen in Berlin, denke ich, greife nach der Haltestange und spähe nach draußen. Die Lichter der entgegenkommenden Autos ziehen an mir vorüber. Ich versuche, die nörgelnden Kommentare um mich herum auch an mir vorüberziehen zu lassen. Denn das, was ich hier vorhabe, entschädigt mich für alles: Ich habe die Wärme Spaniens hinter mir gelassen, weil ich endlich mal wieder einen richtig großen Auftrag habe. Einer, der meinem Konto guttun wird. Das habe ich Vicky zu verdanken. Sie lebt mit ihrer Familie dauerhaft in Berlin und ist trotz Familienalltag sehr geschickt darin, solche Jobs an Land zu ziehen. Ich bin fürs Ausmisten zuständig und schreibe darüber in meinem Blog, das Liv with less heißt. Vicky ist fürs Behalten und Aufarbeiten der verborgenen Schätze zuständig, die sie dann in ihrem Vintage-Laden verkauft. Ich lächle in mich hinein bei dem Gedanken daran. Im Grunde könnten wir nicht unterschiedlicher sein, aber genau das macht uns zu einem tollen Team. Ein Team, das immer wieder in Berlin zusammenfindet, um solche Aufträge gemeinsam zu meistern.

Kurz vor der Haltestelle Hauptbahnhof klingelt mein Handy so laut los, dass ich zusammenzucke. Ich versuche, es schnell aus der Seitentasche meines Rucksacks zu ziehen, bekomme es in der Enge aber nicht richtig zu fassen. Hinter mir sagt jemand: »Aua!« Mein Handy dudelt immer weiter. Eine Frau mit knallrot gefärbten Haaren dreht sich zu mir um und blickt mich böse an. Sie sieht aus, als stünden ihre Haare vor Wut in Flammen. Ich lächle ihr entschuldigend zu. Da endlich erwische ich mein Telefon.

»Hallo?«

»Liv?« Irgendetwas ist nicht in Ordnung, das höre ich Vickys Stimme sofort an. Wenn man seit Schulzeiten befreundet ist, kennt man jede Tonlage.

»Liv, sitzt du? Ach, egal. Also - der Auftrag ist geplatzt.«

»Was?!« Vier Köpfe drehen sich zu mir. »Verdammte ...« Ich beiße mir auf die Lippen.

Ohne diesen Auftrag, eine Haushaltsauflösung, fehlen mir bitter benötigte zweitausend Euro. Vicky erklärt mir, dass der ältere Herr, dessen Villa wir hätten ausräumen sollen, alles in letzter Minute abgeblasen habe.

»Und weißt du, warum? Weil er sich verliebt hat. In seinem Alter! Jetzt will er mit seiner neuen Flamme in der Villa wohnen.«

»Hätte der sich nicht erst verlieben können, nachdem er ausgewandert ist?«

»Du bist wie immer unglaublich romantisch, Liv.«

Im Hintergrund höre ich ihren kleinen Sohn Jonas losschreien. Ich halte das Handy von meinem Ohr weg.

Vicky erhebt ihre Stimme über den Lärm. »Alles Weitere besprechen wir wohl besser morgen ... Mir wäre auch nach Schreien, jetzt, wo dieser Auftrag geplatzt ist.«

Resigniert stimme ich ihr zu. »Bis dann. Gib Jonas einen Kuss von mir.«

Als der Bus wieder losruckelt, blicke ich durch eine Lücke in der Menge nach draußen. Die Lichter ziehen an mir vorüber, aber ich stecke hier fest. In Berlin. Ohne Auftrag. Ohne Kohle. Ich atme tief durch, doch die Luft hier im Bus ist stickig. Ohne Kohle. Ohne Kohle. Ich presse kurz die Augen zusammen. Stopp, Liv. Das Einzige, was mir jetzt noch helfen kann, ist, zu zählen. Während wir durch die Straßen rattern, nehme ich einfach, was als Nächstes in meinem Blickfeld auftaucht: Ich beginne, Ampeln zu zählen.

Ampel eins: Der langersehnte, wichtige Auftrag ist weg, aber - ich schaffe das schon. Irgendwie.

Ampel zwei: Meine Hand an der Haltestange ist schön gebräunt. Ich konnte in Andalusien noch richtig Sonne tanken bei der Arbeit, obwohl es November ist.

Ampel drei: Dadurch, dass der Auftrag geplatzt ist, werde ich unerwartet viel Zeit haben. Die nutze ich dann eben für meinen Blog. Oder sogar, meldet sich eine Stimme in meinem Hinterkopf, oder sogar für dieses Buch, das ich schon immer mal schreiben wollte.

Ampel vier: Ich könnte mir andere Aufträge suchen. Nicht die Haushaltsauflösungen, die Vicky uns organisiert. Ich arbeite einfach auch in Berlin als Ordnungsfee. Wenn ich auf Reisen bin, ist das ohnehin meine Hauptbeschäftigung. In den letzten drei Jahren meines Nomadenlebens habe ich in Bibliotheken ausgemistet, in Hotels, auf Reiterhöfen und in Privathaushalten. Schon mit ein bis zwei kleinen Ordnungsaufträgen könnte ich zumindest das Geld verdienen, das ich brauche, um wieder von hier abzuhauen.

Ich bin in Berlin aufgewachsen, aber zurzeit hält mich wirklich nichts hier. Nur bei meinem Vater und meiner Schwester lasse ich mich jedes Mal kurz blicken, wenn ich mit Vicky arbeite. Wohlgemerkt: kurz. Das reicht dann auch.

Bei Ampel fünf geht es mir schon besser. Das Ampelzählen hilft mir, im Stillen die guten Aspekte einer Situation aufzulisten. Auf Reisen passiert immer etwas Unerwartetes. Damit geht man am besten um, indem man nicht allzu viel plant. Und indem man sein Glück zählt. So nenne ich das, wenn ich mir überlege, wofür ich eigentlich dankbar sein kann: mein Glück zählen.

Es bleibt mir heute erst einmal gar nichts anderes übrig, als wie ursprünglich geplant nach Wilmersdorf zu der Wohnung zu fahren, die ich über Airbnb gebucht habe. Stornieren lässt sich die sowieso nicht mehr.

Also halte ich mich an der Stange so fest, dass ich auf keinen Fall die Feuerhaarige anrempele. Und ich versuche auszumachen, wo die nächste Ampel auftaucht. Ich zähle weiter mein Glück.

Als wir in Wilmersdorf ankommen, sage ich freundlich »Tschüss!« zu der Feuerhaarigen, drücke mich durch die Menge, schiebe meinen Rollkoffer nach draußen und hüpfe hinterher. Die frische Nachtluft tut gut, ich atme tief durch. Meine Laune ist besser. Viel besser. Jetzt bin ich nun mal hier gelandet und mache eben das Beste daraus.

Wie jedes Mal, wenn ich bei einer neuen Wohnung ankomme und über die Schwelle trete, erwacht in mir ein aufgeregtes Kribbeln. Es ist immer so eine Art Neuanfang. Natürlich habe ich nach all den Jahren gelernt, die Hostels, Zimmer und Apartments erst einmal kritisch einzuschätzen, bevor ich meine Tasche auspacke. So auch jetzt. Ich erlaube dem erwartungsvollen Kribbeln noch nicht, sich auszubreiten, sondern ziehe gedanklich meine Checkliste hervor und scanne die kleine Wohnung: Ist sie sauber? Die dunkelrote Küchenzeile glänzt, die mädchenhaften Sofakissen sind aufgeschüttelt. In diesem Punkt gibt es also keine Probleme. Keine mit wochenlangen Ablagerungen verkrusteten Herdplatten hier, keine benutzten Unterhosen (oder Schlimmeres) auf dem Sitzpolster da. All das habe ich schon erlebt. Und darüber in meinem Blog geschrieben. Den Kommentaren zu dem Beitrag zufolge bin ich bisher sogar noch glimpflich davongekommen. Mein Blog - dieser Gedanke bringt mich zum nächsten Thema auf meiner Checkliste: Wo ist der Internetanschluss? Ich sehe zu den Buchsen in der Wand. Das Kabelgewirr führt zu einem Ikea-Tischchen, auf dem im Schein der Tischlampe ein Router und ein Telefon liegen, beide schwarz und kastenförmig. Gut. Auf dem Fensterbrett darüber steht nur eine einzige Sache: eine schmale metallene Buchstütze mit einer aztekisch wirkenden Figur. Allerdings ohne Bücher. Ich lächle. Eine Buchstütze ohne Bücher? Das muss ihr Unscheinbarer sein. Ich frage mich, welche Geschichte wohl dahintersteckt.

Ich drehe mich zu der Vermieterin um, die ungefähr so alt ist wie ich, nicke und ziehe dabei den Rucksack auf meiner Schulter zurecht, wie zur Bestätigung. »Sieht gut aus.«

Sie lächelt. »Prima! Hier habe ich das WLAN-Passwort aufgeschrieben, und hier ist der Schlüssel. Ende der Woche kannst du mich ja einfach anrufen, bevor du gehst, und wir machen die Übergabe.«

Sie reicht mir einen Zettel und einen Schlüssel mit einem rosafarbenen Schlüsselband, auf dem »Heimat« eingestickt ist. Ich strecke die Hand danach aus, da klingelt es.

»Entschuldige ...«

Ich sehe ihr hinterher, als sie zur Gegensprechanlage läuft und den Hörer abnimmt. »Ja?«

Das rosa Zopfmuster ihrer Strickjacke ist ebenso mädchenhaft wie ihre Sofakissen. Während ich sie betrachte, verändert sich auf einen Schlag ihre ganze Körperhaltung. Es ist, als könnte ich ein elektrisches Summen hören, das durch ihre Wirbelsäule strömt. Dabei hat sie noch nicht mal auf den Türöffner gedrückt.

»Zur Überprüfung?« Sie antwortet gepresst. »Ja, das bin ich. - Ja, natürlich. Kein Problem. - Wer hat ...? - Ja. Ja, ich mache Ihnen auf.« Sie zögert eine Sekunde, bevor sie das Knöpfchen mit dem Schlüsselsymbol drückt, dann wirft sie den Hörer in die Halterung und dreht sich hektisch zu mir um.

»Das ist die Polizei. Sie kommen hoch! Schnell, du musst verschwinden.«

Polizei? Verschwinden? Wohin?

Ich bin zu perplex, um irgendetwas davon laut zu fragen.

»Schnell!«, schreit sie. Aufgeschreckt will ich Richtung Tür, doch sie zieht mich an meinem Rucksack zurück.

»Nicht da raus! Da kommen die doch rein! Wir sind hier im sechsten Stock, keine Ahnung, wie lange die für diese verdammten Treppen brauchen ...«

»Ich...

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Autor

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.