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Wenn dein Herz woanders wohnt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.12.2022
Sie teilen sich eine Wohnung. Sie haben sich noch nie gesehen. Trotzdem könnten sie sich ineinander verlieben ...
Die Einrichtungsexpertin Leonie braucht dringend einen Tapetenwechsel, um neue Kreativität zu schöpfen. Die Wochenenden, wenn ihr Sohn bei ihrem Ex-Mann ist, verbringt sie deshalb in einer fremden Wohnung - sie gehört dem Wochenendheimfahrer Thies, den sie noch nie gesehen hat. Und dessen Inneneinrichtung leider nur wenig über ihn preisgibt. Leonie, die am liebsten mit Farben experimentiert, juckt es in den Fingern, sein Zuhause schöner zu gestalten. Auf ihre gut gemeinten Dekorationsvorschläge folgt allerdings eine entrüstete handschriftliche Nachricht von Thies. Doch je mehr Botschaften sie austauschen, desto sympathischer wird ihr der geheimnisvolle Mitbewohner ...
Was - oder wen - brauchst du, um dich zuhause zu fühlen? Eine feinfühlige und moderne Wohlfühlgeschichte, der dem zeitgenössischen Liebesroman einen neuen Anstrich gibt.

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextSie teilen sich eine Wohnung. Sie haben sich noch nie gesehen. Trotzdem könnten sie sich ineinander verlieben ...
Die Einrichtungsexpertin Leonie braucht dringend einen Tapetenwechsel, um neue Kreativität zu schöpfen. Die Wochenenden, wenn ihr Sohn bei ihrem Ex-Mann ist, verbringt sie deshalb in einer fremden Wohnung - sie gehört dem Wochenendheimfahrer Thies, den sie noch nie gesehen hat. Und dessen Inneneinrichtung leider nur wenig über ihn preisgibt. Leonie, die am liebsten mit Farben experimentiert, juckt es in den Fingern, sein Zuhause schöner zu gestalten. Auf ihre gut gemeinten Dekorationsvorschläge folgt allerdings eine entrüstete handschriftliche Nachricht von Thies. Doch je mehr Botschaften sie austauschen, desto sympathischer wird ihr der geheimnisvolle Mitbewohner ...
Was - oder wen - brauchst du, um dich zuhause zu fühlen? Eine feinfühlige und moderne Wohlfühlgeschichte, der dem zeitgenössischen Liebesroman einen neuen Anstrich gibt.

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641273828
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.12.2022
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2447 Kbytes
Artikel-Nr.9098696
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1: Vanillegelb
Leonie

Sechs Wochen zuvor

Geld fließt ganz leicht zu mir.
Ich ziehe Geld magnetisch an.

Ich betrachtete den Papierstreifen mit der Affirmation darauf, löste den Finger von dem Tesa, der überlappte, und stützte mich mit einem Arm auf dem Waschbeckenrand ab. Je häufiger ich diese Sätze las, desto weniger schien ich sie zu verstehen. Aber besondere Zeiten erforderten eben besondere Maßnahmen. Ich vermied es, mir in die Augen zu sehen, als ich den Streifen unter die anderen Affirmationen an den Spiegel klebte.

Nur gut, dass Milan noch nicht lesen konnte. Natürlich würde er mir Löcher in den Bauch fragen, was diese Buchstaben bedeuteten. Vielleicht könnte ich ihm sagen, es stünde eine Anleitung zum Zähneputzen für ihn darauf. Obwohl er viel zu schlau war, um mir das abzukaufen. Oder womöglich war ich nur zu schlecht darin, ihn anzuflunkern und dabei ein ernstes Gesicht zu bewahren. Ich schnappte meinen himbeerroten Pulli vom Badewannenrand und beeilte mich, endlich loszukommen. Als ich im Treppenhaus schon fast unten war, hörte ich, wie im Erdgeschoss eine Wohnungstür aufging. Scharrnberger! Die letzten Stufen sprang ich hinunter und hechtete zur Tür hinaus. Ich hatte schon vor drei Tagen nur herumgestottert, und so langsam gingen mir die Ausreden aus, wenn er mich wieder abfangen und zur Rede stellen sollte. Erst in der Tram beruhigte sich mein Atem. Ich lehnte die Stirn gegen die Scheibe. Es musste sich etwas ändern. Dringend. Wann war ich eigentlich zu einem gehetzten Eichhörnchen geworden, das vor seinem Vermieter floh? Ich schob den Gedanken weg, aber natürlich kannte ich die Antwort sehr genau: seit dem Tag, an dem Raphael ausgezogen war.

Normalerweise musste ich jeden Morgen unwillkürlich lächeln, wenn ich durch die Eingangstür in die Agentur trat. Ganz am Anfang, weil ich so stolz gewesen war, eine Agentur gefunden zu haben, die nicht einfach nur Werbung machte, sondern auf Einrichtungskunden spezialisiert war. Kataloge für Badhersteller, Werbung für Farbfirmen, Social-Media-Kampagnen für die mutigeren kleinen Möbelläden. Später dann immer noch, weil ich mich jeden Tag aufs Neue darüber amüsierte, dass diese schlichte Eingangstür in der eher unscheinbaren Münchner Lisztstraße ein Innenleben offenbarte, das man dahinter niemals vermuten würde. Die Wände waren nicht weiß, sondern in modischen Farben gestrichen - Honiggelb, Basaltgrau, Korallenrot. Ein großer Vorteil, wenn die Farbfirma Juniper schon so lange Kunde war. Im Grunde war man ja verpflichtet, die Produkte einmal selbst zu testen. Der Eingangstresen war ein ungewöhnlicher handgefertigter Holztisch in riesigen Ausmaßen und die Bürostühle ausnahmslos stilvolle Bauhausklassiker. Ich hatte mich in dieser Mischung, die farbenfroh und doch ästhetisch daherkam, immer wohlgefühlt.

In letzter Zeit jedoch hatte ich die Agentur immer häufiger mit einem flauen Gefühl im Bauch betreten. Die mutigen kleinen Möbelläden hatten nicht viel Budget für die Kampagnen, und der Badhersteller Lavand, der uns seit zehn Jahren treu gewesen war, wurde inzwischen hinter vorgehaltener Hand als Wackelkandidat bezeichnet. Immer wieder war die Stimmung hektisch. Und das lag nicht an den Abgabeterminen.

»Hallo, ihr Lieben!«, rief ich trotzdem wie immer in die Runde, als ich das Großraumbüro betrat. Die Kolleginnen, die bereits am Platz waren, winkten oder grüßten zurück. Auf dem Weg zur Küche - zuallererst musste eine große Tasse Kaffee her - kam ich am Druckerraum vorbei. Ich sah, wie die Praktikantin darin unbeweglich auf einen Stapel Blätter in ihrer Hand starrte.

Ich stoppte und lehnte mich zur Tür hinein. »Anna-Lena, richtig?« Die Praktikantin nickte schüchtern. Mit riesigen Augen sah sie mich an. Ich fand sie faszinierend: Ihre Seelenfarbe war ein ganz helles Vanillegelb. Freundlich, fröhlich und ruhig. Ich konnte es nicht nur spüren, sondern geradezu sehen.

Ich zeigte auf den Drucker. »Brauchst du Hilfe mit dem Papiereinzug?«, fragte ich. »Der klemmt manchmal, und dann muss man ...«

Aber Anna-Lena schüttelte den Kopf. »Ich soll für Christine die neue Farbübersicht ausdrucken, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist. Die Beschriftung ist verschoben, und jetzt ... Das muss für das Morgenmeeting fertig sein.«

Ich sah auf den Bogen. Fünf Brauntöne waren darauf abgebildet, aber die Bezeichnungen waren nach hinten verschoben, eine fehlte. Ich verstand gut, dass Anna-Lena nervös war. Christine konnte sehr ungemütlich werden, wenn sie schon am frühen Morgen mit halb fertigen Unterlagen arbeiten musste. Anna-Lena wusste das sicher noch nicht, aber wir anderen nannten Christine mehr oder weniger liebevoll »den Drachen«. Zugegeben, meistens weniger liebevoll.

Ich tippte auf die verschiedenen Quadrate. »Das hier ist Warmes Erdbraun, dann kommt Wollbeige, Strandbeige und hier Kaschmirbraun. Das Feld ohne Bezeichnung - hier, siehst du, das hellste Braun von allen - heißt bei dem Kunden Leichtes Leinenbeige.«

»Das weißt du auswendig?«

Ich zuckte nur mit den Schultern. Anna-Lena war noch nicht lange hier und kannte mich dementsprechend nicht gut. Fünf verschiedene Brauntöne aus der aktuellen Kollektion von Juniper zu benennen war gar nichts.

»Damit die Bezeichnungen sich nicht verschieben, musst du das Dokument als PDF zum Drucker schicken. Komm, ich zeige dir schnell, wie das geht. Wir haben noch zehn Minuten bis zum Meeting, das schaffen wir. Da können wir uns sogar noch ganz schnell einen Kaffee holen.« Anna-Lena zog eine erleichterte Miene.

Das Morgenmeeting fand immer im kleinen Konferenzraum statt, weil es dort keine Stühle gab, sondern bloß einen großen, runden Stehtisch. So dauerten die Meetings nicht zu lange, hatte Christine verkündet, und man spräche nur über das Wesentliche. Ob das wirklich so stimmte, wagte ich manchmal zu bezweifeln. Meistens lehnten sich die Kolleginnen an die Fensterfront, stellten sich vor die weiße Wand, die als Projektionsfläche für den Beamer diente, oder blieben neben der Tür stehen, so wie Anna-Lena. Am Tisch sammelten sich oft nur die Teamleiterinnen, die dort ihre Unterlagen ablegen und ausbreiten konnten, um über den aktuellen Stand der Kampagnen, Ideen und Druckvorgänge zu berichten. Nicht jeden Tag wollte man Christine so nahekommen.

Als ich den Raum betrat, bemerkte ich sofort die kleine Sammlung Farbtöpfe, die unser Team nach einem Brainstorming am Freitag nicht ins Materiallager geräumt hatte. Schnell stellte ich mich davor, damit Christine die Unordnung nicht gleich am frühen Morgen bemerkte. Ich linste noch einmal hinter mich. Farrow & Ball, eine der besten und teuersten Marken, mit außergewöhnlichen Farbschattierungen: Giftgrün, Hellorange, Elektrischblau. Wir waren tief in die Konkurrenzanalyse abgetaucht, und ich hoffte, dass unser Farbkunde Juniper nicht auf die Idee kam, ähnlich Ausgefallenes produzieren zu wollen. Gerade als ich aufblickte, stellte sich Valerie an den runden Tisch, eine unserer Art-Direktorinnen. Valerie bestand allerdings auf der Bezeichnung Art Directrice, französisch ausgesprochen. Vorsichtig legte sie ihre Unterlagen auf den Tisch und tastete dann mit einer Hand an ihre Wange. Beide Seiten warten deutlich geschwollen nach ihrer Weisheitszahn-Operation Mitte letzter Woche. Sie hatte sogar zurück in die Klinik gehen müssen, da sich eine Naht gelöst hatte. Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, mir selbst an die Wange zu greifen. So eine Zahngeschichte wünschte man nicht einmal seinem ärgsten Feind. (Außer Tamara. Der wünschte ich eine Wurzelbehandlung.) Valerie wäre aber nicht Valerie, wenn sie nicht direkt nach der OP wieder ihre beruflichen E-Mails beantwortet hätte, am nächsten Tag im Büro gewesen wäre und Kundentelefonate mit geschwollenem Mundraum durchgeführt hätte, egal, wie undeutlich. Sie zog eine kleine Kapsel aus ihrer Jeanstasche. Dann spülte sie das, was ich als Schmerzmittel einordnete, mit einem Schluck aus ihrer Kaffeetasse hinunter.

Ich blickte auf die Tasse in meiner eigenen Hand. Valerie gehörte definitiv ins Bett und nicht an den Bürotisch.

Ich nippte gerade an meinem Kaffee und wunderte mich, dass es schon fünf nach neun war, als Christine mit ihren schnurgeraden platinblonden Haaren endlich hereinstürmte und etwas von »Feuerwehr bei Lavand« murmelte. Genervt knallte sie ihr Handy auf den Tisch, direkt auf das Blatt mit den beigen Farbtönen, das Anna-Lena für sie ausgedruckt hatte. »Feuerwehr« bedeutete, dass man bei einem Kunden schnell und dringend eingreifen musste, weil etwas schiefgelaufen war: Fehler im gedruckten Katalog, plötzliche Änderungen in der Kollektion, obwohl die Kampagne kurz vor Launch war, ein schlecht gelaunter Kunde, den man beschwichtigen musste, oder eine falsche Papiersorte für den Flyer. In letzter Zeit war Lavand, ein Familienunternehmen aus dem Allgäu, das hochwertige Waschbecken, Toiletten und Duschköpfe herstellte und deutschlandweit als Qualitätsmarke bekannt war, immer häufiger ein Feuerwehr-Kandidat gewesen. Das war kein gutes Zeichen.

Christine atmete tief durch und fing sich. »Okay«, sagte sie, schon etwas ruhiger. Sie legte ihr Handy zur Seite und betrachtete das Papier darunter. »Gut«, sie nickte. »Alles klar, mit den neuen Tönen der Saison können wir vielleicht eine skandinavisch anmutende Fotostrecke machen.«

Anna-Lena und ich wechselten einen Blick. Die Praktikantin lächelte nicht, aber ihre großen Augen schauten schon nicht mehr so ängstlich drein.

Unser...

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Autor

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.