Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die vermisste Schwester

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
367 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am21.12.20201. Aufl. 2020
Burma 1936. Das schillernde Leben der jungen Belle ändert sich schlagartig mit einer Nachricht nach dem Tod ihrer Eltern: Sie hat eine Schwester, die als Baby unter mysteriösen Umständen verschwand.
Als Belle Nachforschungen anstellen will, scheint einzig der sympathische amerikanische Journalist Oliver auf ihrer Seite zu stehen. Doch dann erhält Belle eine anonyme Warnung. Wer will die Wahrheit vertuschen? Hat Belle überhaupt eine Chance, ihre Schwester jemals zu finden?


Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren und wuchs in England auf. Sie studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in über zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBurma 1936. Das schillernde Leben der jungen Belle ändert sich schlagartig mit einer Nachricht nach dem Tod ihrer Eltern: Sie hat eine Schwester, die als Baby unter mysteriösen Umständen verschwand.
Als Belle Nachforschungen anstellen will, scheint einzig der sympathische amerikanische Journalist Oliver auf ihrer Seite zu stehen. Doch dann erhält Belle eine anonyme Warnung. Wer will die Wahrheit vertuschen? Hat Belle überhaupt eine Chance, ihre Schwester jemals zu finden?


Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren und wuchs in England auf. Sie studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in über zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732594542
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.12.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten367 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5162052
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Rangun 1936

Belle straffte die Schultern und warf die langen rotblonden Haare zurück. Freudig erregt schaute sie dem Hafen von Rangun entgegen, dem sich das Schiff nun langsam näherte. Erstaunlich. Die Stadt der Träume, bislang nur eine geheimnisvolle Silhouette in der Ferne, trat allmählich aus dem Dunst hervor. Der Himmel schien mit seinem verblüffend lebhaften Blau weiter und höher als jeder andere zu sein, und das Meer, fast dunkelblau in seinen Tiefen, lag spiegelglatt da und glänzte wie flüssiger Lack, sodass man sich fast darin sehen konnte. Selbst die Luft funkelte, als hätte die Sonne aus der Feuchte über dem Wasser winzige Kristalle gebildet. Die lang gestreckte Bucht war gesprenkelt von Booten. Belle lachte über die Seevögel, die kreischend herabstießen und sich zankten. Die schrillen Laute störten sie nicht, vielmehr trugen sie zu dem Empfinden bei, dass diese Welt aufregend anders war. Sie hatte sich lange nach der Freiheit zu reisen gesehnt, und nun reiste sie tatsächlich.

Das Stimmengewirr der Passagiere in den Ohren, atmete sie tief ein, wie um den herrlichen Moment ganz und gar einzusaugen, und schloss ein Weilchen die Augen. Als sie wieder hinsah, keuchte sie vor Staunen. Aber nicht wegen des geschäftigen Betriebs im Hafen mit seinen hohen Kränen, den Teakholz-Frachtern, den schwerfälligen Öltankern, den Dampfern und kleinen Fischerbooten, die sich im Schatten der großen Schiffe sammelten. Auch nicht wegen der imposanten weißen Kolonialbauten, die ins Blickfeld kamen, sondern wegen des riesigen goldenen Bauwerks, das hinter alldem über der Stadt schwebte. Ja, es schwebte, so als hätte sich ein Teil eines unvorstellbaren Paradieses zur Erde herabgesenkt. Wie gebannt vom Anblick des schimmernden Goldes vor dem kobaltblauen Himmel, konnte Belle nicht wegsehen. Konnte es etwas Faszinierenderes geben? Ohne den Hauch eines Zweifels wusste sie, sie würde sich in Burma verlieben.

Es herrschte jedoch eine drückende Hitze, keine trockene, sondern eine feuchte, die an den Kleidern haftete. Auch das war etwas ganz Neues, aber sie würde sich daran gewöhnen, und an die Luft, die salzig und verbrannt roch und sich im Rachen niederschlug. Sie hörte ihren Namen und drehte den Kopf zur Seite. Gloria, die sie zu Beginn der Reise an Bord kennengelernt hatte, lehnte an der Reling mit einem breitkrempigen rosa Sonnenhut auf dem Kopf. Belle wollte sich gerade abwenden, als Gloria sie erneut rief. Sie hob eine weiß behandschuhte Hand und kam zu ihr.

»Nun, wie gefällt Ihnen die Shwedagon-Pagode?« Glorias glasklare Stimme machte Belles träumerischer Stimmung ein Ende. »Beeindruckend, oder?«

Belle nickte.

»Mit echtem Gold überzogen«, sagte Gloria. »Ein ulkiges Volk, die Burmesen. Im ganzen Land trifft man überall auf Tempel und goldene Pagoden. Wo man geht und steht, fällt man über einen Mönch.«

»Sie müssen brillant sein, um etwas so Wunderbares zu erschaffen.«

»Wie gesagt, Pagoden stehen überall. Mein Chauffeur wartet am Kai. Ich werde Sie zu unserem schönen Strand Hotel mitnehmen. Es steht unmittelbar am Fluss.«

Belle blickte auf die Haut rings um ihre tief liegenden dunklen Augen und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie alt Gloria wohl war. Trotz der vielen Fältchen sah sie gut aus, eher bemerkenswert als schön. Sie hatte eine kräftige römische Nase, markante Wangenknochen, einen langen Hals und glatte dunkle Haare mit eleganter Außenlocke im Nacken. Wie alt sie war, konnte man nur raten. Vermutlich über fünfzig.

Gloria redete, als gehörte ihr die Stadt. Eine Frau mit einem Ruf, der gewahrt werden musste, ebenso wie ihr Gesicht. Belle fragte sich, wie sie wohl ohne die gekonnt aufgetragene Make-up-Schicht und ohne die sorgfältig nachgezogenen Brauen und Filmstar-Lippen aussah. Würde die viele Schminke nicht in der Hitze zerlaufen?

»Wenn es abends spät geworden ist, übernachte ich häufig im Strand Hotel, obwohl ich ein Haus im Golden Valley habe«, sagte Gloria.

»Golden Valley?« Belle konnte ihre Neugier nicht verbergen.

»Ja. Haben Sie davon gehört?«

Belle schüttelte den Kopf, und nach kurzem Zögern beschloss sie, nichts zu sagen. Es war ja nicht so, als würde sie es wirklich kennen, nicht wahr? Sie war nicht gewillt, mit einer flüchtigen Bekannten über Persönliches zu sprechen. »Nein. Überhaupt nicht. Ich finde nur den Namen interessant.«

Gloria schaute sie neugierig an, und Belle dachte an früher, obwohl sie entschlossen gewesen war, das nicht zu tun. Ein Jahr war seit dem Tod ihres Vaters vergangen, und sie hatte es schwer gehabt. Arbeit hatte sie nur in der Buchhandlung eines Freundes bekommen. Aber sie hatte sich jede Woche sofort nach Erscheinen in die neueste Ausgabe der Stage vertieft. Und dann, welche Freude, war ihr die Anzeige ins Auge gesprungen: Für angesehene Hotels in Singapur, Colombo und Rangun wurden Interpreten gesucht. Das Vorsingen hatte in London stattgefunden, wo sie zwei strapaziöse Tage verbracht und gespannt gewartet hatte, bis sie etwas hörte.

Belle hatte sich vor der Reise über Rangun informiert. Seit 1852 stand es unter britischer Herrschaft und hatte sich von einem Dorf aus schilfgedeckten Hütten zu einer Großstadt mit florierendem Hafen entwickelt, zu der sie nun gehören würde. Während Gloria sie auf imposante Regierungsgebäude, Privathäuser und Geschäfte aufmerksam machte, fühlte Belle die stickige Hitze im Auto und freute sich darauf, auszusteigen und die Luft an der Haut zu spüren. Gloria hatte recht gehabt. Die Mönche in ihren safranfarbenen Roben sah man überall unter den Passanten und auch einige Frauen, die von Kopf bis Fuß in blasses Rosa gekleidet waren.

»Nonnen«, erklärte Gloria unbeeindruckt. »Buddhistische Mönche und Nonnen. Letztere sind allerdings selten.«

Das Viertel rings um das Strand sei von den Briten als Erstes entwickelt worden, erzählte Gloria weiter, und außer dem Häuserblock an der Phayre Street sei das die beste Geschäftsadresse. Belle interessierte das nicht sonderlich. Später wäre noch Zeit genug, sich damit zu beschäftigen. Im Augenblick wollte sie nur etwas Kaltes trinken und festen Boden unter den Füßen spüren.

»Die Phayre Street wird Ihnen gefallen«, meinte Gloria. »Sie ist nach dem ersten Generalkommissar von Burma benannt. Geht am Fluss entlang, wo sich auch das Strand befindet. Am Straßenrand stehen die schönen Regenbäume, und vor allem gibt es da viele Juweliere und Seidengeschäfte.«

Belle bemerkte nichts dazu, sondern wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, die vom Haaransatz herunterliefen.

»Da sind wir«, sagte Gloria, als der Chauffeur vor einem eleganten Portikus hielt, vor dem zu beiden Seiten eine große Palme stand. »Aber, allmächtiger Himmel, begeben wir uns schleunigst unter einen Ventilator!«

Zwei Hotelpagen nahmen ihnen wortlos die Koffer ab, und an den schweren Glastüren verbeugte sich ein Portier mit Turban und hielt sie ihnen auf. Drinnen im hohen Foyer war es erfrischend kühl.

»Ich liebe diesen Anblick gegenüber, wie der Fluss durch den hohen Bambus schimmert«, sagte Gloria, als sie sich zur Tür umdrehte. »Sehen Sie nur.«

Belle schaute.

»Ich nehme an, Sie sind in einem der kleinen Zimmer in dem neuen Anbau oder im Dachgeschoss untergebracht. Wie man hört, sollen der Pool abgerissen und mehr Zimmer gebaut werden, wissen Sie, aber da tut sich noch nichts, und ich hoffe, es wird dabei bleiben.«

Sie nahm ein Päckchen Lambert & Butler aus ihrer Krokodilledertasche und bot Belle eine Zigarette an.

Belle fasste sich an den Hals. »Ich darf nicht. Wegen meiner Stimme.«

»Natürlich. Wie dumm von mir.« Gloria zögerte einen Moment. »Ich möchte Sie warnen. Gehen Sie nicht in den Hafen und meiden Sie die schmalen Seitenstraßen am Flussufer, besonders wenn es dunkel ist. Dort leben die Chinesen in einem fürchterlichen Labyrinth von Gassen. Da ist es extrem gefährlich.«

Ein kleiner, stämmiger und diensteifrig wirkender Mann mit Menjoubärtchen und rötlichem Teint eilte heran, um Gloria zu begrüßen.

»Mrs de Clemente«, sagte er mit einer servilen Verbeugung und irgendeinem nördlichen Akzent, den er zu unterdrücken versuchte. »Und Ihre schöne Begleiterin. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich mich einmische, aber wenn Ihre Begleiterin Hilfe benötigt, kann ich sofort für sie buchen.« Lächelnd wandte er sich an Belle.

»Oh nein«, widersprach sie, um seine irrige Annahme zu korrigieren. »Ich bin kein Hotelgast, sondern werde hier auftreten. Als Sängerin.«

Seine Miene verhärtete sich, und ohne Belle noch einmal anzusehen, sprach er mit Gloria. »Wie Sie sicherlich wissen, Mrs de Clemente, gibt es einen separaten Personaleingang. Ich möchte Ihre Begleiterin höflich bitten, ihn zu benutzen.«

Gloria zog die Brauen hoch und bedachte ihn mit einem gnädigen, aber eisigen Lächeln. »Mr Fowler, Miss Hatton gehört nicht zum Personal. Als Künstlerin, und als meine Freundin, möchte ich hinzufügen, hat sie gewisse Rechte. Ich erwarte, dass man die berücksichtigt.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging an die Rezeption.

Fowler war noch röter geworden und zischte Belle böse zu, sie möge ihm folgen.

»Es tut mir leid«, flüsterte sie und dachte sich schon, dass der kurze Wortwechsel nicht hilfreich sein würde.

Nachdem er sie aus dem Foyer geführt hatte, blieb er stehen und baute sich vor ihr auf. »Ich bin sicher, Sie werden eine Möglichkeit finden, das bei mir wiedergutzumachen. Bedenken Sie, ich bin der...

mehr

Autor

Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren und wuchs in England auf. Sie studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in über zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste.
Die vermisste Schwester

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt