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Die Tochter des Seidenhändlers

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
413 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am28.06.20171. Aufl. 2017
Eine Frau zwischen zwei Kulturen, eine Liebe gegen alle Widerstände

Vietnam, 1950. Die junge Nicole stand von jeher im Schatten ihrer schönen Schwester Sylvie. Als Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin soll sie nun in Hanoi ein Stoffgeschäft übernehmen. Bald kommt Nicole mit Einheimischen in Berührung, die sich gegen die französische Fremdherrschaft auflehnen. Dabei entdeckt sie voller Schrecken, dass ihr Vater in dunkle Machenschaften verwickelt ist. Als sie sich in den charismatischen Mark verliebt, gerät ihre Welt abermals ins Wanken. Denn Mark scheint auch für ihre Schwester Gefühle zu hegen. Auf der Suche nach ihrem Platz in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint, fasst Nicole einen kühnen Plan ...

Farbgewaltige Exotik des Vietnam der 1950er Jahre - Mit 'Die Tochter des Seidenhändlers' ist Dinah Jefferies eine mitreißende Geschichte um die Selbstfindung einer Frau, die Rivalität unter Schwestern und eine unmöglich scheinende Liebe gelungen.



Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, neun Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in 18 Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
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Produkt

KlappentextEine Frau zwischen zwei Kulturen, eine Liebe gegen alle Widerstände

Vietnam, 1950. Die junge Nicole stand von jeher im Schatten ihrer schönen Schwester Sylvie. Als Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin soll sie nun in Hanoi ein Stoffgeschäft übernehmen. Bald kommt Nicole mit Einheimischen in Berührung, die sich gegen die französische Fremdherrschaft auflehnen. Dabei entdeckt sie voller Schrecken, dass ihr Vater in dunkle Machenschaften verwickelt ist. Als sie sich in den charismatischen Mark verliebt, gerät ihre Welt abermals ins Wanken. Denn Mark scheint auch für ihre Schwester Gefühle zu hegen. Auf der Suche nach ihrem Platz in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint, fasst Nicole einen kühnen Plan ...

Farbgewaltige Exotik des Vietnam der 1950er Jahre - Mit 'Die Tochter des Seidenhändlers' ist Dinah Jefferies eine mitreißende Geschichte um die Selbstfindung einer Frau, die Rivalität unter Schwestern und eine unmöglich scheinende Liebe gelungen.



Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, neun Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in 18 Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732540785
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.06.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten413 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2272100
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

 

Am nächsten Morgen begab sich Nicole in das Labyrinth der Räume im Tiefparterre. Am Ende der schmalen Treppe ging sie einen langen Korridor entlang und stieß die Tür zur Küche auf. Ihr Blick fiel auf die schmalen weißen Kacheln der Wände und die schimmernden Kupfertöpfe, die von einer Stange unter der Decke hingen. Die neuen grünen Rollos ließen die Küche kühler wirken, und die vier großen Mauerbögen, die den Raum teilten, gaben noch Farbgeruch ab.

Lisa hatte es sich in ihrem Lehnstuhl schon bequem gemacht, unmittelbar neben der Tür des Wintergartens, wo sie über ihr kostbares Gemüsebeet wachen konnte. Seit Nicoles Geburt war Lisa die eine Konstante gewesen. Sie sah aus, wie man sich eine Köchin wünschte: mollig. Obwohl erst in den Vierzigern, waren ihre schwer zu bändigenden, zum Dutt frisierten Haare schon grau und ihre Hände rot vom vielen Geschirrspülen. Sie hatte beide Füße auf einen Hocker hochgelegt und kramte in der Schürzentasche nach der ersten Zigarette des Tages, eine Frau, der nur Kaninchen, Eidechsen und Vögel Sorge bereiteten und der es wichtig war, dass im Juli die Longanfrüchte unbeschadet geerntet und zum Einkochen vorbereitet wurden.

»Kannst du dir den Kaffee selbst nehmen?«

Nicole nickte, goss sich eine große Tasse voll ein und setzte sich in den Lehnstuhl gegenüber. »Den brauche ich jetzt.«

»Verkatert?«

»Scheint so.«

»Ich habe dich gestern Abend mit einem interessanten Mann gesehen.«

»Welchen meinst du?« Nicole versuchte, ihr Lächeln zu überspielen, aber vor Lisa konnte man gar nichts verbergen.

»Du magst ihn wohl?«

Nicole lachte. »Es war fantastisch. Wahrscheinlich klingt es ein wenig kindisch, aber mir war, als hätte ich den einen Menschen getroffen, der mein ganzes Leben verändern kann.«

Lisa schmunzelte. »Er sieht sehr gut aus. Ich freue mich für dich, chérie. Hast du getanzt?«

»Nicht mit ihm. Er ist nicht lange geblieben.«

Nicole vermochte nicht angemessen in Worte zu kleiden, inwiefern sie sich verändert fühlte; es war, als verschwänden ihre alten Unzulänglichkeitsgefühle nun. Die kurze Begegnung mit Mark war ihr unter die Haut gegangen, und sie dachte immer wieder, dies sei der Beginn eines ganz anderen Lebens.

»Was macht er?«

»Ich habe nicht gefragt.« Sie grinste Lisa an und stand auf. »Er ist Amerikaner.«

»Ein Freund von Sylvie?«

Aus dem Zimmer der Haushälterin, das ebenfalls an dem Korridor lag, kamen Geräusche, und Nicole verzog das Gesicht. »Bettine ist da?«

Lisa nickte. Sie arbeiteten schon seit Jahren zusammen und hätten kaum verschiedener sein können. Bettine war dünn wie eine Bohnenstange und hatte ein steifes Benehmen. Lisas gemütliches Schlafzimmer und kleines Wohnzimmer, beide neben der Küche gelegen, waren eine stete Quelle des Streits zwischen den beiden, denn die Haushälterin wohnte auswärts. Die Spülküche und die Waschküche waren das Reich des Hausmädchens Pauline, und es gab einen Raum für die Speisenzubereitung, in dem das stundenweise beschäftigte Küchenmädchen arbeitete, das nur gerufen wurde, wenn Lisa zusätzliche Hilfe brauchte.

Nicole öffnete die Tür des Wintergartens, und beim satten Geruch von feuchter Erde lauschte sie dem Quietschen der Rikscha, die hinter dem Haus vorfuhr. Sie band sich den Morgenrock neu zu, schaute nach einigen frühen gelben Persimonen, die im Gras lagen - wo nach Sylvies Behauptung die Leichen begraben waren -, und entdeckte Yvette, die Bäckerstochter, die soeben aus der Rikscha stieg. Die Bänder an ihren dunklen Zöpfen flogen im Wind.

Der Duft frischer Brioches wehte heran.

Nicole winkte dem Kind, und sowie es in der Küche stand, zog sie zwei Stühle unter dem gescheuerten Kieferntisch hervor. Lisa hatte schon Teller für Nicoles Schokoladenbrötchen und Yvettes weiche Weißbrotscheibe hingestellt, die mit Butter und Honig bestrichen war.

Yvette lieferte trotz ihrer zehn Jahre jeden Samstag die Konditorwaren aus: Vanillecremetörtchen, frisches Brot, das mit Marmelade und Einmachobst gegessen wurde, Brioches, Croissants und Schokoladenbrötchen. Ihre vietnamesische Mutter war während des Krieges von Japanern getötet worden, doch Yves war ein hingebungsvoller Vater, der versuchte, ihr die Mutter zu ersetzen, und Nicole mochte die Kleine sehr.

Nicole schlug die Beine unter und hielt ein Auge auf Yvettes jungen Hund. Trophy schnüffelte bereits überall herum und sprang plötzlich auf einen Stuhl.

»Böser Hund!« Yvette schüttelte die Faust, aber zu spät. Der Hund hatte sich schon ein Croissant geschnappt und zog sich damit unter den Tisch zurück, um es zu verschlingen.

Nicole lachte. »Aber er ist anbetungswürdig.«

»Ich wünschte, ich wäre schon alt genug und hätte zu deiner Party kommen können. Hast du getanzt?«

»Erst später. Aber der Abend war so schön, keiner wollte hineingehen.«

Lisa schaute zur Uhr. Yvette durfte eigentlich nicht bei ihnen frühstücken, aber es war eine Gewohnheit, die sie alle drei jedes Mal wieder genossen. »Du fährst jetzt besser wieder«, sagte Lisa und blickte bedeutsam nach oben.

Nicole wollte schon widersprechen, doch Yvette sprang vom Stuhl auf, und Trophy lief bellend hinter ihr her.

»Sei still, sonst weckst du noch das ganze Haus auf!« Yvette nahm das Hündchen hoch, das ihr sogleich übers Gesicht leckte, und flitzte durch den Wintergarten nach draußen, sodass der kräftige Geruch von Lisas schilfartigen Ingwerpflanzen hereinzog.

Sobald Yvette fort war, gab Nicole der Köchin einen Kuss auf die Wange.

»Kaum zu glauben, dass du schon achtzehn bist, mein liebstes Mädchen«, sagte Lisa schniefend. »Wie schnell die Zeit vergangen ist â¦«

»Werd jetzt nur nicht sentimental«, erwiderte Nicole grinsend. »Ich habe Wichtiges zu erledigen.«

»Zum Beispiel?«

»Zum Beispiel mein neues Leben zu planen.«

»Kommt darin auch der Amerikaner vor, auf den du ein Auge geworfen hast?«

»Ich weiß nicht, wann ich ihn wiedersehen werde.« Nicole stutzte. Ihr war gar nicht bekannt, wie lange Mark in Hanoi bleiben würde. Sie hoffte aber, das »Paris des Orients«, wie die Franzosen die wasserreiche Stadt nannten, würde ihn verzaubern und festhalten.

Beim Abendessen waren sie nur zu dritt. Vom kleineren der beiden Speiseräume in der Villa der Duvals blickte man auf einen schilfgedeckten Pavillon, wo übergroße Korbsessel und ein Glastisch neben einem Seerosenteich standen. In einer Ecke schirmte ein hübsch geschnitzter Paravent einen kleinen Schreibtisch und ein Sofa ab, wo Sylvie gern schrieb. Da Nicole die kurze Zeit vor dem Abendessen mit einem Buch vertrödelt hatte, anstatt sich frisch zu machen, kämmte sie sich die Haare rasch mit den Fingern. Dabei schaute sie zum Deckengemälde auf: ein blauer Himmel mit flauschigen weißen Wolken und Putten, die um den Ventilator flogen. Sie hatte es nie leiden können.

Im Nachbargarten hörte man die Pfauen schreien.

»Diese verfluchten Viecher mit ihrem elenden Gekreische«, schimpfte ihr Vater.

»Aber sie sind schön, findest du nicht?«, wandte Nicole ein.

»Warum muss sie sie unbedingt im Garten halten? Sie machen mich verrückt.«

»Vater hat recht«, meinte Sylvie. »Sie sind eine echte Plage.«

Danach aßen sie schweigend. Trotz des Ventilators war es zu heiß. Die schweren Seidenvorhänge, die mit goldenen Quastenkordeln beiseitegehalten wurden, waren nicht zugezogen, und die leichten Musselingardinen bewegten sich beim geringsten Luftzug. Die nächsten Pfauenschreie senkten die Laune ihres Vaters noch mehr.

Sie beendeten gerade das Dessert, als er seine Töchter anschaute und dann sagte: »Ich bin froh, euch beide hier zu haben.«

Die Schwestern wechselten einen Blick. In letzter Zeit war im Haus eine gewisse Unruhe zu spüren gewesen: Angespannte Soldaten in weißer Uniform überbrachten ständig Nachrichten, das Telefon klingelte sich heiß, und Papa wirkte zunehmend belastet. Nicole war aufgefallen, wie viele Amerikaner plötzlich ins Haus kamen, und sie vermutete, dass sie zur Central Intelligence Agency gehörten. Als sie Sylvie darauf ansprach, bekam sie jedoch nur allgemeine Floskeln zur Antwort. Offenbar wusste auch sie nicht, was dahintersteckte.

Ihr Vater neigte sich ein wenig nach vorn. »Da du nun achtzehn Jahre alt bist, Nicole, möchte ich dich über meine Pläne aufklären. Eigentlich wollte ich erst darüber sprechen, wenn ihr beide einundzwanzig seid, aber da ich im Begriff bin, eine Stellung bei der Regierung anzunehmen, habe ich es mir anders überlegt.«

»Und das heißt?«, fragte Sylvie.

»Das heißt, ich werde nicht hier sein und mich daher nicht um das Geschäft kümmern können.«

»Was für eine Stellung ist das, Papa?«, wollte Nicole wissen.

»Über die genaue Art meiner Aufgaben darf ich nicht sprechen, doch wegen meiner vietnamesischen Kontakte ist man der Ansicht, ich sei der richtige Mann dafür. Es ist eine große Ehre, dass man mich ausgewählt hat, zum Wohle Frankreichs zu arbeiten.«

»Aber doch wohl hier in Hanoi?«

»Hauptsächlich.« Er hielt kurz inne. »Es kommt sicherlich überraschend, aber ich glaube, es ist im besten Interesse der Firma, wenn nur eine von euch die Führung innehat. Da Sylvie die ältere von euch beiden ist, habe ich entschieden, ihr die Geschäftsleitung zu übertragen, mit sofortiger Wirkung.«

Nicole blickte ihre Schwester an, doch die schlug die Augen nieder und...

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Autor

Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, neun Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in 18 Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
Die Tochter des Seidenhändlers

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