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Tage des Hopfens, Tage des Zorns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
376 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am12.08.2020
München 1862. Der Kampf ums Bier geht weiter. Gabriel Sedlmayr baut seine Spatenbrauerei erfolgreich zu einer der führenden Brauereien des Kontinents aus, während in England die Arbeiterbewegung erwacht und die Londoner Brauer vor neue Probleme stellt. In der Folge werden die englischen Brauereien immer rücksichtsloser. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 prallen die Konkurrenten zum ersten Mal direkt aufeinander. Wer wird dieses Duell am Ende gewinnen, wer wird der finale Bierzauberer?

Der Diplom-Braumeister Günther Thömmes, 1963 geboren und in der Bierstadt Bitburg in der Eifel aufgewachsen, bereiste viele Jahre lang beruflich die Welt, hauptsächlich in Sachen Bier. Einige Jahre lang betrieb er auch eine eigene Brauerei, die »Bierzauberei«, als Pionierprojekt in der noch jungen Craftbier-Szene. Er hat bislang zahlreiche Artikel zu den Themen Bier und Brauhistorie in diversen Zeitungen, Fachzeitschriften und -büchern veröffentlicht. Im Jahr 2008 gab Günther Thömmes mit »Der Bierzauberer« sein Debüt als Romanautor, dem bislang sechs weitere Romane sowie einige Kurzkrimis folgten. Er schreibt über alles, was ihn interessiert. Nicht nur Bier. Der Autor ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Brunn am Gebirge, in der Nähe von Wien. Außerdem wurde er 2018 ZDF-Quizchampion.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextMünchen 1862. Der Kampf ums Bier geht weiter. Gabriel Sedlmayr baut seine Spatenbrauerei erfolgreich zu einer der führenden Brauereien des Kontinents aus, während in England die Arbeiterbewegung erwacht und die Londoner Brauer vor neue Probleme stellt. In der Folge werden die englischen Brauereien immer rücksichtsloser. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 prallen die Konkurrenten zum ersten Mal direkt aufeinander. Wer wird dieses Duell am Ende gewinnen, wer wird der finale Bierzauberer?

Der Diplom-Braumeister Günther Thömmes, 1963 geboren und in der Bierstadt Bitburg in der Eifel aufgewachsen, bereiste viele Jahre lang beruflich die Welt, hauptsächlich in Sachen Bier. Einige Jahre lang betrieb er auch eine eigene Brauerei, die »Bierzauberei«, als Pionierprojekt in der noch jungen Craftbier-Szene. Er hat bislang zahlreiche Artikel zu den Themen Bier und Brauhistorie in diversen Zeitungen, Fachzeitschriften und -büchern veröffentlicht. Im Jahr 2008 gab Günther Thömmes mit »Der Bierzauberer« sein Debüt als Romanautor, dem bislang sechs weitere Romane sowie einige Kurzkrimis folgten. Er schreibt über alles, was ihn interessiert. Nicht nur Bier. Der Autor ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Brunn am Gebirge, in der Nähe von Wien. Außerdem wurde er 2018 ZDF-Quizchampion.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839265529
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.08.2020
Reihen-Nr.5
Seiten376 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5168207
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

»Der Tee ist ausgezeichnet!«

Die hohe Stimme, von vielen Beobachtern oft als »weibisch« bezeichnet, passte so gar nicht zum derben Gesichtsausdruck Otto von Bismarcks, zu einem Mann, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Dann träufelte er noch ein paar Tropfen Zitrone in seine Tasse. Sein Gegenüber nickte. Das wusste er. Genauso, wie ihm klar war, dass der preußische Gesandte in Frankreich, der aber auf dem Sprung zum designierten preußischen Ministerpräsidenten und, mindestens ebenso wichtig, zukünftigen preußischen Außenminister war, nicht bei ihm im Büro saß, um Small Talk zu machen oder über Tee zu philosophieren. Dies war kein reiner diplomatischer Höflichkeitsbesuch, auch wenn die Gelegenheit - der Besuch der zweiten Londoner Weltausstellung,- passend war. Der Hüne aus Preußen, der den eher zart und unnahbar wirkenden Engländer um einen Kopf überragte, war von Paris nach London gereist auf der Suche nach Verbündeten für die Zukunft, ohne Frage.

Der Preuße stand auf, klemmte seine Daumen in die Westentaschen und sah sich prüfend um, Höflichkeit und Protokoll dabei ignorierend. Ein schwerer Schreibtisch, genau wie die Wandvertäfelungen und die Bücherregale - vollgepackt mit schweren, eindrucksvollen Folianten - aus dunklem Mahagoni angefertigt; die Sitzmöbel mit fein gedrechselten Füßen und Armlehnen, aufwendig und teuer gepolstert; er musterte die dicken Teppiche, die jeden Laut verschluckten. Er erinnerte sich an die gezielt und abgestuft sparsamer möblierten Büros der Empfangssekretäre, die er wie Schleusen vorher hatte passieren müssen. Es ist wirklich erstaunlich, dachte Otto von Bismarck, die Insignien der Macht sind überall gleich. Kein Unterschied ist da festzustellen zwischen England und Preußen. Obwohl sein Gegenüber nicht im eigentlichen Sinne Macht ausübte. Nur indirekt, durch Druck auf die Machthabenden. Denn Benjamin Disraeli war derzeit Führer der konservativen Opposition. Er war etwa zehn Jahre älter als sein Gast und fand, dass es allmählich Zeit war, zur Sache zu kommen. Ein Räuspern des Engländers veranlasste den Preußen, sich wieder in seinem Sessel niederzulassen.

»Wir waren doch einigermaßen verwundert, dass Ihr uns zuerst die Ehre eines Besuches erweist und nicht unserem Premierminister Henry John Temple.«

Bismarck lachte leise, sein eindrucksvoller Schnauzbart vibrierte.

»Ist das wirklich so erstaunlich? Ihr seid bekannt dafür, die Politik mit den Augen der Wirklichkeit zu sehen, während der 3. Viscount Palmerston«, er grinste zynisch bei der Nennung von Temples Titel, »sich seinen Spitznamen Lord Firebrand immer wieder redlich verdient.«

Von Bismarck nahm einen weiteren Schluck Tee aus der feinen Porzellantasse, die in seinen kräftigen Händen noch zerbrechlicher aussah, als sie es sowieso schon war.

»Ihr seid ein Mann nach meinem Geschmack«, schmeichelte Bismarck seinem Gastgeber weiter. »Realistische Politik zu machen mit unorthodoxen Methoden, das ist ebenso selten wie ratsam in diesen unruhigen Zeiten. Sobald ich Preußen regiere, werden wir dort andere Saiten aufziehen.«

»Was meint Ihr damit?«

Disraelis Neugierde war geweckt. Ungeniert stand Otto von Bismarck erneut auf und ging gespreizt durch das große Büro, diesmal die Arme auf dem Rücken verschränkt. Er redete lieber, während er ging oder stand. Sitzend zu reden, behagte ihm nicht.

»Zuerst werde ich unser Heer reformieren. Ob mich das Abgeordnetenhaus dabei unterstützt oder nicht, ist mir einerlei. Es wird geschehen. Mein großer Plan ist es, einen Nationalstaat aufzubauen nach englischem oder französischem Vorbild. Ohne Österreich.«

»Ohne Österreich? Wie soll das geschehen?«

Disraeli war ehrlich verblüfft.

»Wir werden dieser Missgeburt eines Staates bei erstbester Gelegenheit den Krieg erklären. Deutschland braucht Österreich nicht.«

Disraeli begriff. Dieser Mann wollte sicherstellen, dass sich ihm bei seinen ehrgeizigen Zielen England nicht in den Weg stellte. Neutral oder als Verbündeter, so wollte er England haben.

Eine weitere Stunde dauerte der Austausch gegenseitiger konservativer Ideen. Benjamin Disraeli war erstaunt, wie unverblümt und offen, aber auch klar durchdacht dieser ehrgeizige, aufstrebende Politiker aus Preußen seine Ideen zum Ausdruck brachte.

Zum Abschluss des Besuches fragte Disraeli noch höflich nach:

»Und, Herr von Bismarck, wo werden Euch Eure weiteren Wege nach London noch hinführen? Habt Ihr noch andere Pläne?«

Verschwörerisch beugte er sich hinüber zu dem Politiker aus Preußen.

»Natürlich müsst Ihr nichts sagen, wenn es geheim ist.«

Von Bismarck lächelte verschmitzt, tat gespielt entrüstet.

»Aber Mister Disraeli, da ist nichts geheim. Ich werde mir morgen noch die berühmteste Brauerei Ihres Landes ansehen, danach zurück nach Frankreich gehen und bald meine Siebensachen packen. Meine Zeit in Paris ist so gut wie vorbei, ich werde dann zurückkehren nach Berlin. Dort warten neue Aufgaben auf mich, wie Ihr sicher wisst. Aber vorher fahre ich noch für eine Weile ans Meer, zur Erholung. Mein Leibarzt hat mir ein paar Wochen Kur verschrieben, deswegen reise ich nach Biarritz. Die atlantische Seeluft soll Wunder wirken, sagt man. Alles von Stand und Rang reist daher derzeit nach Biarritz. Wenn man dabei also auch noch Politik machen kann, gewissermaßen das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, dann sage ich natürlich nicht nein.«

Später am Tag, Bismarck war bereits zum nächsten Termin weitergereist, erstattete Disraeli seinem Schattenkabinett Bericht über das Gespräch.

Überliefert ist vor allem der letzte Satz dieses Protokolls: »Take care of that man; he means what he says!« (Übersetzung: Habt acht vor diesem Mann; er meint, was er sagt.)

Bismarck hatte also vor seiner Rückreise nach Paris noch einen weiteren Termin im Kalender stehen: Einen Besuch der Anchor-Brewery, früher auch bekannt als Brauerei Barclay & Perkins, gemeinsam mit dem Premierminister Großbritanniens.

Henry John Temple, 3. Viscount Palmerston, erinnerte sich noch gut an den diplomatischen Eklat vor einigen Jahren, als der österreichische General Julius von Haynau bei seinem Besuch in der Brauerei von den Mitarbeitern verprügelt und misshandelt worden war. Er hatte damals, als Außenminister, die Wogen glätten müssen, was eine beinahe unmögliche Aufgabe gewesen war. So ganz war das Verhältnis mit Österreich immer noch nicht gekittet. Auch im Vorfeld dieses Besuches war das Ereignis zur Sprache gekommen. Bismarck hatte dem englischen Botschafter in Berlin überlegen lächelnd abgewinkt.

»Das ist doch kein Vergleich! Ich bin kein pensionierter Österreicher und erst recht kein Weiberpeitscher. Überhaupt, Österreich â¦«

Der Kommentar troff vor Herablassung.

»Mir werden die Draymen der Brauerei ihren Respekt schon erweisen.«

Seit Wochen schon war der Besuch ein Thema bei den Brauereiarbeitern gewesen. Flüsternd waren die Nachrichten von Mund zu Ohr gegangen. Sollte tatsächlich der junge Robert Barclay einen Fuß in die Brauerei setzen, die sein Vater vor Jahren zur größten Braustätte Europas gemacht hatte? Robert war der Zweit- und Spätgeborene, der nie etwas mit der Brauerei zu tun gehabt hatte und auch angeblich nicht haben wollte. Eine Laufbahn als Jurist und Bankier hatte er eingeschlagen, mit dem ererbten Geld war natürlich auch bereits mit Anfang zwanzig ein Parlamentssitz machbar gewesen. Nach einigen Jahren »Fremdherrschaft« in der Anchor-Brauerei hatte sich Robert zwar doch besonnen und sich mittlerweile wieder in den Vorstand der Brauerei zurückgekämpft. Nicht jedoch aus romantischen Motiven, um an die Tradition ihres einstigen Familienbetriebes anzuknüpfen, sondern um noch mehr Geld zu verdienen. Robert Barclay gehörte mittlerweile mit anderen Londoner Brauereibesitzern wie Truman und Whitbread zu einer kleinen Schicht Londoner Bürger, die so unermesslich reich waren, dass sie auf einem anderen Planeten zu leben schienen. Eine Elite von Geschäftsleuten waren sie, für die Geld keine Rolle mehr spielte. Nicht im Sinne davon, dass Geld nicht wichtig war, ganz im Gegenteil. Sie lebten den Kapitalismus in Reinkultur. Alle Alltagsprobleme wurden delegiert, man sprach nur noch mit seinesgleichen, und wo das Geld verdient wurde, war völlig gleichgültig. Man musste es nicht einmal suchen, es kam von selbst herbei.

Umso mehr Staub wirbelte der anstehende Besuch auf. Wer war dieser Besucher aus Preußen, für den sich Robert Barclay herabließ, die Brauerei zu besuchen? Jeder kannte den Namen Bismarck, auch die ungebildetsten Hilfsarbeiter, aber kaum jemand verband etwas Positives damit. Warum also dieser Besuch?

Mutmaßungen machten die Runde, die Gerüchteküche brodelte. Sowohl der Premierminister als auch Robert Barclay legten Wert auf umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen. Die Geschäftsleitung wollte unter Beweis stellen, dass man Lehren gezogen hatte aus dem Haynau-Skandal. Das hätte noch gefehlt, ein weiterer diplomatischer Zwischenfall mit den wütenden Arbeitern der Brauerei! Der zukünftige preußische Ministerpräsident war definitiv ein anderes Kaliber als ein pensionierter österreichischer General. Da könnte jede Misshandlung, jeder tätliche Angriff auf die Person Bismarcks, eventuell sogar eine persönliche Beleidigung unter Umständen zum Krieg mit Preußen führen.

Die Vorkehrungen zeigten Wirkung. Prügelstrafe mit anschließender sofortiger Kündigung ohne Lohnzahlung hatte Robert Barclay denjenigen »versprochen«, die sich beim...

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Der Diplom-Braumeister Günther Thömmes, 1963 geboren und in der Bierstadt Bitburg in der Eifel aufgewachsen, bereiste viele Jahre lang beruflich die Welt, hauptsächlich in Sachen Bier. Einige Jahre lang betrieb er auch eine eigene Brauerei, die »Bierzauberei«, als Pionierprojekt in der noch jungen Craftbier-Szene. Er hat bislang zahlreiche Artikel zu den Themen Bier und Brauhistorie in diversen Zeitungen, Fachzeitschriften und -büchern veröffentlicht.
Im Jahr 2008 gab Günther Thömmes mit »Der Bierzauberer« sein Debüt als Romanautor, dem bislang sechs weitere Romane sowie einige Kurzkrimis folgten. Er schreibt über alles, was ihn interessiert. Nicht nur Bier. Der Autor Thömmes ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Brunn am Gebirge, in der Nähe von Wien. Außerdem wurde er 2018 ZDF-Quizchampion.