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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.09.20202021
Egal, ob wir uns im 50. Stock eines Frankfurter Finanzinstituts, in einer musealen Äpplerkneipe, im Darmstädter Naherholungsgebiet oder am Mainspitzdreieck befinden - letztlich bleibt nur eine beängstigende Erkenntnis: Im Rhein-Main-Gebiet gibt es überall Mörder und Banditen! Das beweisen in diesem Buch ortskundige, renommierte Autoren - in ihren 19 Kurzgeschichten zieht sich ein bunter Reigen kriminellen Treibens durch das Bermudadreieck zwischen Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt.

Eric Barnert, Jahrgang 1968, lebt in seinem Geburtsort Darmstadt. Nach Jahren in Forschung und Lehre ist der promovierte Geologe und begeisterte Bergsportler freiberuflich tätig. Er verfasste zahlreiche Artikel über seine Bergerlebnisse und fand so den Zugang zum Schreiben. Gründlich recherchierte Fakten und authentische Charaktere spielen in seinen Büchern eine zentrale Rolle. Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte Germanistik, Filmwissenschaft und Psychologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. 1998 promovierte er. Schreiben ist seine Passion, weshalb er seit 1991 als Texter arbeitet und bereits zahlreiche Krimis veröffentlicht hat. Beide sind Mitglied des Syndikat e. V. - Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEgal, ob wir uns im 50. Stock eines Frankfurter Finanzinstituts, in einer musealen Äpplerkneipe, im Darmstädter Naherholungsgebiet oder am Mainspitzdreieck befinden - letztlich bleibt nur eine beängstigende Erkenntnis: Im Rhein-Main-Gebiet gibt es überall Mörder und Banditen! Das beweisen in diesem Buch ortskundige, renommierte Autoren - in ihren 19 Kurzgeschichten zieht sich ein bunter Reigen kriminellen Treibens durch das Bermudadreieck zwischen Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt.

Eric Barnert, Jahrgang 1968, lebt in seinem Geburtsort Darmstadt. Nach Jahren in Forschung und Lehre ist der promovierte Geologe und begeisterte Bergsportler freiberuflich tätig. Er verfasste zahlreiche Artikel über seine Bergerlebnisse und fand so den Zugang zum Schreiben. Gründlich recherchierte Fakten und authentische Charaktere spielen in seinen Büchern eine zentrale Rolle. Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte Germanistik, Filmwissenschaft und Psychologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. 1998 promovierte er. Schreiben ist seine Passion, weshalb er seit 1991 als Texter arbeitet und bereits zahlreiche Krimis veröffentlicht hat. Beide sind Mitglied des Syndikat e. V. - Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839265666
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum09.09.2020
Auflage2021
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5168214
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eric Barnert:
Die letzte Kugel

Die einen gehen ins Böllenfalltor-Stadion, andere fahren Rad, wandern im Odenwald, grillen mit Freunden, berauschen sich an den Exponaten eines Museums oder auch ganz praktisch bei einer Weinprobe. Vielleicht legen manche auch einfach nur die Füße hoch und lesen. Oder sie tun alles auf einmal. Nun ist es keineswegs so, dass wir so etwas nicht täten. Aber für uns beginnt jedes Wochenende am Freitagnachmittag auf der Darmstädter Mathildenhöhe mit Boulespielen. Zumindest von April bis Oktober, sofern es nicht gerade aus Kübeln schüttet. Das halten wir seit rund 20 Jahren so.

Im Schatten des Platanenhains der Großherzoglichen Bouleanlage unterhalb des Hochzeitsturms, inmitten der berühmten Jugendstilbauten von Olbrich und Behrens, lassen wir die Woche Revue passieren, witzeln über uns und unsere Partnerinnen, freilich etwas zurückhaltender, wenn eine davon dabei ist, trinken manchmal ein Glas Wein dazu, essen Baguette und Käse. Heute sind wir unter uns.

Es ist Anfang Juni, das Blätterdach hat sich bereits geschlossen, das Grün der Bäume fließt ineinander und lässt die Sonnenstrahlen nicht bis auf den feinen Kies am Boden durchdringen, unser Spielfeld, auf dem wir üblicherweise in zwei Mannschaften gegeneinander antreten. So haben alle genug Zeit für das Drumherum, was mindestens genauso wichtig ist wie das Spiel selbst.

Sechs Freunde, allesamt Architekten, die sich während des Studiums in Darmstadt kennengelernt haben, alle inzwischen mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen und ein paar Haaren weniger auf dem Kopf, alle zwischen Mitte und Ende 40, manche mit Kindern, manche verheiratet, manche arbeiten als Architekten, andere haben umgeschult, denn nirgendwo in Deutschland gibt es mehr Architekten pro Einwohner als in Darmstadt. Wer nicht wegziehen will, muss deshalb manchmal in Kauf nehmen, nicht in seinem Beruf zu arbeiten.

So ist es auch bei Michael und Karl. Michael arbeitet inzwischen auf dem Sportamt der Stadt, Karl wenigstens noch in der Immobilienabteilung der Sparkasse.

Auch Alfred hat der Architektur den Rücken gekehrt, er programmiert jetzt bei einer Software-Firma.

Nur Peter, Sven und ich arbeiten noch als Architekten. Peter bei der staatlichen Bauverwaltung, wo er sich mit Ausschreibungen für öffentliche Bauvorhaben beschäftigt, während Sven und ich jeweils ein kleines Architekturbüro betreiben, oder anders formuliert, wir sind die Einzigen, die wirklich Häuser bauen und zuweilen auch stolz darauf. Ehrlicherweise sei erwähnt, dass wir jedoch meist unsere Brötchen mit kleineren Renovierungen oder Umbauten im Auftrag von privaten Immobilienbesitzern verdienen. Dass Karl uns immer wieder Bauherrn vermittelt, die bei ihm eine Sparkassen-Immobilie gekauft haben, verrate ich hier nur am Rande, nicht dass er noch Ärger bekommt.

Alfred, dem Programmierer, kommt das Verdienst zu, unsere Runde ins Leben gerufen zu haben, und er ist vielleicht der Einzige, der das Boulespiel wirklich beherrscht und ernst nimmt. Wobei wir alle im Laufe der Jahre einen gewissen Ehrgeiz entwickelt haben, was aber keiner zugeben würde.

An diesem Freitag spielen die umgelernten gegen die praktizierenden Architekten, also drei gegen drei, ein sogenanntes Triplette, jeder hat zwei Kugeln. Diese Konstellation ergibt sich immer wieder, obwohl Peter, Sven und ich meistens verlieren. Aber so ist am meisten Raum, um sich zu unterhalten, zu scherzen, etwas zu trinken und zu essen. Außerdem sind meist noch andere Gruppen da, eigentlich immer dieselben, man kennt sich und tratscht entspannt.

Eben hat der schmächtige Alfred seine letzte Kugel ganz knapp neben der kleinen Holzkugel, dem sogenannten »Schweinchen«, platziert. Es steht ohnehin schon acht zu sechs für die nicht praktizierenden Architekten, und es zeichnet sich eine unserer üblichen Niederlagen ab. Aber noch sind es ein paar Punkte bis 13, und deshalb ist Sven kämpferisch, als er sich in den Kreis stellt, um die letzte Kugel noch näher an das Schweinchen zu werfen. Wenn er Alfreds Kugel herausschießen und zugleich seine daneben platzieren könnte, würden wir gleichziehen, es stünde acht zu acht, denn auch die Kugel mit der zweitbesten Platzierung ist eine der unsrigen.

Er hält seine Kugel am langen Arm in der rechten Hand, die nach hinten geöffnet ist, schwingt erst nach vorne, nimmt Maß über seinen Arm, geht in die Knie, lässt den Arm nach hinten durchschwingen, streckt dann gleichzeitig die Beine und wirft die Kugel nach vorne.

Und genau in diesem Moment, als die Kugel seine Hand verlässt und in einem hohen Bogen in Richtung des Schweinchens fliegt, fällt er der Kugel hinterher, er macht ein glucksendes Geräusch dabei, so etwas wie ein »Uh«, zischt den Atem zwischen den Zähnen hindurch und landet der Länge nach auf dem Boden. Es sieht lustig aus, und ich ziehe spontan die Mundwinkel hoch zu einem Grinsen, aber gleich darauf begreife ich, dass es nicht zum Lachen ist.

Peter, der, wie wir alle, zuerst nur auf die Kugel geachtet hat, ruft noch enthusiastisch: »Ja! Die kommt genau richtig!«, und in der Tat trifft sie mit einem »Klack« eine der gegnerischen Kugeln, genau jene, die bislang am nächsten an der kleinen Zielkugel lag und bleibt, statt ihrer, wenige Zentimeter entfernt liegen. Unentschieden.

Ich schaue in Richtung Hochzeitsturm und sehe ein paar Passanten, dann wandert mein Blick zurück zu Sven, der keine Anstalten macht wieder aufzustehen. Auch Peter wendet nun den Kopf zu ihm und ruft erstaunt: »Oh!«, während ich schon bei unserem am Boden liegenden Freund bin, um ihm aufzuhelfen. Jetzt erst bemerke ich ein Loch in seinem T-Shirt und realisiere, dass etwas nicht stimmt, dass gerade etwas aus dem Ruder läuft, dass hier etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Ich knie mich neben ihn und hebe seinen Kopf. Er stöhnt und ringt nach Luft. Deshalb drehe ich ihn etwas und sehe das Blut, das aus seiner Brust fließt, oder genauer gesagt, es spritzt mir regelrecht entgegen und tropft auf den Kies.

»Ruft einen Krankenwagen, schnell, Krankenwagen, Polizei. Los, macht schon«, schreie ich, gestikuliere unbeholfen und habe ein ganz mieses Gefühl dabei. »Ist hier ein Arzt oder Sanitäter?«, frage ich laut und schaue mich um. »Wir haben einen Notfall!«

Die benachbarten Gruppen hören auf zu spielen und kommen zu uns. Alle schauen ratlos in die Runde. Es ist keiner dabei, der uns helfen könnte. Also drehe ich Sven in die Seitenlage, auf die Seite, wo das Loch ist, damit, sollte dort die Lunge verletzt sein, der andere Lungenflügel frei bleibt zum Atmen. So viel weiß ich noch von meinem letzten Erste-Hilfe-Kurs. Glaube ich zumindest.

»Georg, hilf mir bitte«, flüstert Sven mir zu und ich höre mich sagen: »Ja, ich helfe dir, halt durch, das Krankenhaus ist ja gleich nebenan«, denn ich sehe es direkt vor mir, nur hundert Meter weg, das wird mir gerade erst klar. Das könnte die Rettung sein.

»Renn mal jemand zum Alice-Hospital und hol Hilfe, schnell!« brülle ich.

Ich ziehe mein T-Shirt aus und versuche damit das Loch zuzuhalten, aber es ist in kurzer Zeit voller Blut. Ich drücke trotzdem weiter.

Alfred rennt los, Karl hat schon die 112 angerufen, jetzt ruft er im benachbarten Krankenhaus an.

Alles ist ganz real, trotzdem passiert es wie in Zeitlupe, und es dauert viel zu lange. Sven hustet, Blut kommt aus seinem Mund, er röchelt, ich drücke auf die Wunde und bitte ihn ein weiteres Mal durchzuhalten.

Er atmet nur noch flach, er zuckt, spuckt noch einmal, dann verliert sein Körper die Spannung. Er bewegt sich nicht mehr. Seine Augen sind starr.

In der Ferne erklingt die Sirene eines Rettungswagens, die rasch lauter wird.

»Sven! Sven, hörst du? Bleib bei uns, komm schon, du hast es gleich geschafft. Sven? Scheiße! Bitte, Sven.« Es hilft nichts, er atmet nicht mehr.

Ich drehe ihn auf den Rücken, und Peter drückt nun das blutdurchtränkte T-Shirt auf das Loch in Svens Brust. Dann beuge ich mich über Sven und beginne mit der Herzdruckmassage, nach kurzem Zweifeln, denn das Loch ist nicht weit daneben. Ich beatme ihn. Die Sanitäter sind endlich da, und ich weiche zurück. Fast gleichzeitig kommen noch zwei Ärzte vom Alice-Hospital. Sie versuchen alles. Erfolglos. Sven ist tot. Ich stehe wie erstarrt daneben und möchte weinen, aber es geht nicht.

*

Kurz nach den Rettern ist die Polizei da. Sie sperren alles ab, nehmen die Personalien der Anwesenden auf und vernehmen uns. Die Spurensicherung trifft ein, während wir mit dem Ermittler reden, ein erfahrener Haudegen, wie es den Anschein hat.

»Guten Tag, mein Name ist Klaus Miller, ich bin Hauptkommissar beim Kommissariat 10 hier im Polizeipräsidium. Wir sind auch für Tötungsdelikte zuständig, und wie es ausschaut, liegt im Falle Ihres Freundes Sven Arnold leider ein solches vor. Bitte sagen Sie mir doch Ihre Namen. Danach würde ich mich da vorne gerne mit jedem von Ihnen unterhalten, wenn Sie einverstanden sind.«

Wir sind einverstanden. Alfred geht als Erster zu ihm, dann bin ich dran.

»Berichten Sie mir doch bitte, wie Sie den Tathergang erlebt haben.«

Ich erzähle, was ich mitbekommen habe. Hinweise zum Täter kann ich aber, wie alle anderen auch, nicht geben. Nicht mal einen Schuss habe ich gehört. Das Einzige, was ich Hauptkommissar Miller zeigen kann, ist, wo und in welcher Haltung Sven stand, als er seine letzte Kugel warf. Das sei wichtig, um den Standort des Schützen eingrenzen zu können, und erleichtere das Finden des Projektils, das meinen Freund getroffen habe, erklärt mir der Hauptkommissar. Dann nimmt er mich zur...

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Autor

Eric Barnert, Jahrgang 1968, lebt in seinem Geburtsort Darmstadt. Nach Jahren in Forschung und Lehre ist der promovierte Geologe und begeisterte Bergsportler freiberuflich tätig. Er verfasste zahlreiche Artikel über seine Bergerlebnisse und fand so den Zugang zum Schreiben. Gründlich recherchierte Fakten und authentische Charaktere spielen in seinen Büchern eine zentrale Rolle.
Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte Germanistik, Filmwissenschaft und Psychologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. 1998 promovierte er. Schreiben ist seine Passion, weshalb er seit 1991 als Texter arbeitet und bereits zahlreiche Krimis veröffentlicht hat.
Beide sind Mitglied des Syndikat e. V. - Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur.