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Tiger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Eisele eBookserschienen am02.11.2020Auflage
Ein bewegender Familienroman über Freundschaft, Liebe und die Höhen und Tiefen einer Ehe  'Ein großes Buch mit großen Themen. Eindringlich und berührend. Absolut fantastisch.' Brigitte Als die Gleesons und die Stanhopes in dieselbe Nachbarschaft ziehen, scheinen die Weichen für ein freundschaftliches Miteinander gestellt, sind die beiden Familienväter zudem Kollegen bei der New Yorker Polizei. Lena Gleeson fühlt sich in der neuen Gegend ein wenig einsam und versucht mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen. Doch deren kühle, distanzierte Art verhindert jeden Kontakt. Erst ihre Kinder bringen die Gleesons und die Stanhopes wieder miteinander in Verbindung. Lenas jüngste Tochter Kate und Annes einziger Sohn Peter sind von Anfang an unzertrennlich. Aber ihre aufkeimende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Tragödie beide Familien für lange Zeit auseinanderreißt.

Polly Clark wurde in Toronto geboren und lebt abwechselnd an der schottischen Westküste und auf einem Hausboot in London. Ihre Lyrik wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, und ihr erster Roman Larchfield, für den sie den MsLexia Prize gewann, u.a. von Margaret Atwood, John Boyne und Richard Ford hochgelobt. Während ihrer Arbeit als Wärterin im Edinburgher Zoo begann sie sich für den vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tiger zu interessieren. Für die Recherchen an Tiger reiste sie in die russische Taiga, wo sie im tiefsten Winter bei Temperaturen von -35°C lernte, wie man die Spur eines Tigers verfolgt. Tiger stand 2019 auf der Shortlist für den Scottish National Book Award.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEin bewegender Familienroman über Freundschaft, Liebe und die Höhen und Tiefen einer Ehe  'Ein großes Buch mit großen Themen. Eindringlich und berührend. Absolut fantastisch.' Brigitte Als die Gleesons und die Stanhopes in dieselbe Nachbarschaft ziehen, scheinen die Weichen für ein freundschaftliches Miteinander gestellt, sind die beiden Familienväter zudem Kollegen bei der New Yorker Polizei. Lena Gleeson fühlt sich in der neuen Gegend ein wenig einsam und versucht mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen. Doch deren kühle, distanzierte Art verhindert jeden Kontakt. Erst ihre Kinder bringen die Gleesons und die Stanhopes wieder miteinander in Verbindung. Lenas jüngste Tochter Kate und Annes einziger Sohn Peter sind von Anfang an unzertrennlich. Aber ihre aufkeimende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Tragödie beide Familien für lange Zeit auseinanderreißt.

Polly Clark wurde in Toronto geboren und lebt abwechselnd an der schottischen Westküste und auf einem Hausboot in London. Ihre Lyrik wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, und ihr erster Roman Larchfield, für den sie den MsLexia Prize gewann, u.a. von Margaret Atwood, John Boyne und Richard Ford hochgelobt. Während ihrer Arbeit als Wärterin im Edinburgher Zoo begann sie sich für den vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tiger zu interessieren. Für die Recherchen an Tiger reiste sie in die russische Taiga, wo sie im tiefsten Winter bei Temperaturen von -35°C lernte, wie man die Spur eines Tigers verfolgt. Tiger stand 2019 auf der Shortlist für den Scottish National Book Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961611027
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.11.2020
AuflageAuflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse961 Kbytes
Artikel-Nr.5186762
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

Russische Taiga, Winter 1992

Oi, moros ...
Oh du grimm´ge Kälte,
lass mich nicht erfrier´n ...
Ich habe ein gar missgünstig Weib ...
Oi, moros ...

Dmitri kauerte vor einem Baum und befestigte vergnügt vor sich hin singend eine Falle am Stamm. Egal, wie betrunken er war, eine einwandfreie Schlinge brachte er immer zustande - eine, die sich unter Zug unerbittlich festzurrte und dennoch problemlos lösen ließ. Er schwankte, verstummte kurz, während er sein Werk prüfend betrachtete. Praktische Sache, so eine Schlingenfalle, dachte er. Elegant, einfach, brutal. Am Rande der kleinen Lichtung, die um eine umgestürzte Koreakiefer entstanden war, hatte er vier Schlingenfallen ausgelegt. Dies hier war die letzte. Er bedeckte das Stahlseil mit etwas Reisig und Schnee, dann verwischte er seine Fußspuren.

»Vorsicht, Jana«, sagte er zu dem rostroten Terrierweibchen, das schnüffelnd das Feuer umrundete. »Du hast hoffentlich gut aufgepasst, wo sie liegen.«

Mein liebreizend Weibe
harrt meiner zu Haus.
Harrt meiner, von Gram erfüllt ...
Kehr ich abends heime,
schließ sie in die Arm´...
Oi, moros ...

Dmitri kehrte zurück zu seiner Flasche und dem Baumstumpf, der ihm als Sitzgelegenheit diente, und sein Gesang - dank seiner von Polypen übersäten Stimmbänder eher ein heiseres Krächzen - hallte noch eine ganze Weile durch den Wald, bis die Flammen des Lagerfeuers in der Glut versanken und die kalte Luft über ihn herfiel, stechend wie Dolchspitzen, gerade so, als hätten sich zehn mit Kidschal bewehrte Kosaken auf ihn gestürzt.

Um den Moment, an dem er aufstehen und neues Feuerholz holen musste, noch ein Weilchen hinauszuschieben, klopfte sich Dmitri lockend auf die Oberschenkel, doch Jana hatte wie üblich keine Lust, ihm als Wärmekissen zu dienen. Zwischen seinem Schmerbauch und den Knien war kaum Platz, zudem stank sein Atem um diese Uhrzeit schon beißend nach Alkohol. »Nun komm schon, Kleines!«, rief Dmitri, doch die Hündin zierte sich, wich seinen Händen aus.

Er steckte sich grummelnd eine Zigarette zwischen die Lippen. Es dauerte etliche Sekunden, bis er es geschafft hatte, die Flamme und das untere Ende der Zigarette zueinander zu führen.

Dmitri hatte einen Plan, und dieser Plan würde ihn reich machen.

»Und zwar schon sehr bald.« Mit diesen Worten erhob er sich schwerfällig vom Baumstumpf, griff nach seiner Axt und steuerte durch den Schnee wankend auf die Bäume zu. »Oi, moros«, sang er. »Lass mich nicht erfriern ...«

Jana hüpfte hinter ihm her, die Ohren gespitzt, die Schnauze in die Luft gestreckt, weil der Schnee ein klein wenig zu hoch lag für ihren Geschmack.

Dmitri kehrte mit einem Armvoll Ästen zurück, kippte etwas Wodka auf die Feuerstelle und nahm selbst einen wärmenden Schluck aus der Flasche. Dann umrundete er einige Male den behelfsmäßigen Unterschlupf, den er sich gebaut hatte. Es war ein armseliges Gebilde unter einem rostigen Stück Wellblech, das im Schnee gesteckt hatte. Er hatte es an den dicken Stamm der umgestürzten Koreakiefer gelehnt, hatte Zweige und Reisig darauf gehäuft und mit Ästen beschwert, hatte weitere Äste geschlagen und damit das eine Ende verschlossen, sodass ein niedriges Schlaflager entstanden war, das den Elementen herzlich wenig entgegenzusetzen hatte, aber er gedachte ohnehin nicht lange zu bleiben. Sein Plan erforderte lediglich Kraft und Mut, und von beidem hatte Dmitri reichlich, was etwaige Schwächen in den Hintergrund treten ließ. Außerdem hatte er Jana, die ihn wärmen würde. Die Hündin beäugte den Unterschlupf argwöhnisch.

In einigen Metern Entfernung hing ein dunkelroter Rehkadaver, der in der Kälte allmählich zu Stein gefror - der Köder für den Tiger, an dem sich Dmitri nun aber selbst gütlich tun musste. Er hackte ein Stück davon ab und hielt es eine Weile mithilfe eines Stocks über das Feuer, ehe er den zischenden, triefenden Brocken verzehrte und mit Wodka nachspülte. Auch Jana gab er etwas davon ab.

»Zeig dich, Tiger!«, röhrte er in die fortschreitende Dämmerung. Die Stille dröhnte in seinen Ohren. Er setzte sich hin, dem Rehkadaver zugewandt, das Gewehr auf dem Schoß, der Hahn gespannt, den Finger am Abzug. Jana legte sich neben das Feuer, die Schnauze auf den Vorderpfoten.

Dmitri war nicht gern allein. Im Dorf hatte er stets Gesellschaft, jemanden, mit dem er auf seinen bevorstehenden Wohlstand anstoßen konnte. Der Wodka machte ihn glauben, dass sein Ziel ganz einfach zu erreichen war, wenngleich er die Einzelheiten verschwimmen ließ. Außerdem war Dmitri müde. Auf einen Tiger zu warten war harte Arbeit. Und dieses Starren in die Finsternis, das Ausschauhalten nach der Bestie, das konnte den wachsamen Blick eines Mannes schon mal in einen fahrigen Hund verwandeln, der, an einen Holzpflock gebunden, blinzelnd und sich duckend hierhin und dorthin springt. Der Wodka torpedierte seine Konzentration.

Schließlich gähnte Dmitri, hob Jana hoch, die widerwillig mit den Hinterläufen strampelte, und robbte vor Anstrengung grunzend in seinen mit Reisig ausgekleideten Unterschlupf. Ein schwerer, dicht gewachsener Fichtenast diente als Tür. Mann und Hund machten es sich in ihrem beengten Lager gemütlich. Dmitris alkoholgeschwängerter Atem hing in der Luft. Neben ihm lag das Gewehr, geladen und einsatzbereit.

Natürlich war es besser, wach zu bleiben, wenn man einen Tiger erlegen wollte, das war Dmitri bewusst, aber er konnte die Augen nicht länger offenhalten, und auf Jana war Verlass. Ein Hund hört schon von Weitem, wenn sich ein Tiger nähert. Sie würde ihn mit ihrem Gebell wecken, und er würde sich sein Gewehr schnappen und dem Tiger das Hirn wegblasen. Ein Kinderspiel, zumal das Vieh in einer Schlingenfalle festhängen würde.

Dann musste er sich nur noch überlegen, ob er das Tier an Ort und Stelle häuten oder lieber ins Dorf schleppen sollte, wo er Helfer hätte, mit denen er sich dann allerdings die Einnahmen würde teilen müssen. Es kam auf die Größe an - vielleicht gelang es ihm ja, den »König« zu erlegen, den größten Tiger, der sich hier in der Gegend herumtrieb, der angeblich um die vierhundert Kilo wog und knapp vier Meter lang war! In diesem Fall konnte er großzügig sein. Mit diesem ausgesprochen beruhigenden Gedanken schlief Dmitri ein, seine Hündin an die Brust gedrückt. Jana winselte noch einmal, dann gab sie den Widerstand auf.

Als Dmitri erwachte, fühlten sich seine Gliedmaßen so steif und taub an, dass er kurz in sich hineinhorchte: War er tot? Jana hatte sich aus seiner Umklammerung gewunden. Fluchend schob er den Ast am Eingang beiseite und spähte hinaus. »Jana!« Etliche Zweige rutschten von seinem Unterschlupf, während Dmitri seinen massigen Körper daraus befreite.

»Was zum Henker ...?«

Fassungslos ließ er den Blick über den aufgewühlten Schnee wandern. In einiger Entfernung eine dünne Blutspur und ein rostrotes Fellbüschel. Dmitri wirbelte herum. Der Rehkadaver war verschwunden, die Feuerstelle zertrampelt, und auf der gesamten Lichtung, bis direkt vor seinen Unterschlupf, das unverkennbare Trittsiegel des Tigers: der große Hauptballen, darüber die kleineren Zehenballen.

Dmitri verspürte ein Brennen in der Lunge. Die Sonne sah hart und unbeeindruckt auf ihn hinunter wie ein gleichgültiger Gott. Mit einem flauen Gefühl im Magen eilte Dmitri zu den Fallen. Eine, zwei, drei waren unberührt, doch siehe da, um die vierte war der Schnee niedergetreten und blutig. Aber ... Wie konnte das sein?

Das Stahlseil, das sich um die Pranke des Tigers zugezogen hatte, war zernagt. Der Tiger hatte das Stahlseil durchgebissen!

Wie zum Teufel konnte das sein?

Dmitri holte sein Gewehr aus dem Unterschlupf und gab einen Schuss in die Luft ab. »Tiger! Du elender Feigling!« Wieso war er nicht aufgewacht, als sich das Vieh an seinen Unterschlupf herangeschlichen und sich Jana und das tote Reh geholt hatte? Und wenn er so tief geschlafen hatte, warum hatte der Tiger dann nicht auch ihn getötet? Hatte er seine Anwesenheit etwa nicht gewittert?

Natürlich hatte er das.

Eine schockierende Erkenntnis drang jäh durch Dmitris verkaterte Benommenheit, schlug auf wie ein Stein auf dem Grund eines Brunnenschachts: Er saß in der Falle, zwei Tagesmärsche von seinem Dorf entfernt, ohne Hund und ohne Nahrung. Und irgendwo dort draußen lief ein Tiger herum, der Stahlseile durchbeißen konnte und seinerseits einen Plan zu haben schien.

Dmitris Blick folgte der Spur des Raubtiers, die sich zwischen den Bäumen in der Tiefe des Waldes verlor. Sie war von Blutstropfen gesäumt. Wenn er ihr folgte, wäre er dem Tiger schutzlos ausgeliefert. Nein, es war sicherer, hierzubleiben, bei seinem Lagerfeuer, seinem Gewehr und seinen Schlingenfallen.

Die Wodkaflasche war wie durch ein Wunder nicht umgefallen.

Mit zitternden Fingern schraubte Dmitri sie auf und genehmigte sich einen großen, beruhigenden Schluck.

Der Tiger würde zurückkehren. (Nur: Wann?)

Er musste sich bloß bereithalten.

Er spähte zu dem Blutfleck hinüber. Jana musste sich nachts aus seinen Armen gewunden haben. Bestimmt hatte sich der Tiger gegen den Wind angeschlichen und sich die Hündin geschnappt, ehe sie hatte Laut geben können.

Nutzlose Töle. Kann gut drauf verzichten.

Er räusperte sich, versuchte, sich auf den vor ihm liegenden Tag zu konzentrieren. Das vertraute Zittern, das seinen Körper nun jeden Morgen erfasste, setzte ein. Heute fühlte es sich anders an als sonst. Es war nicht...

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Polly Clark wurde in Toronto geboren und lebt abwechselnd an der schottischen Westküste und auf einem Hausboot in London. Ihre Lyrik wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, und ihr erster Roman Larchfield, für den sie den MsLexia Prize gewann, u.a. von Margaret Atwood, John Boyne und Richard Ford hochgelobt. Während ihrer Arbeit als Wärterin im Edinburgher Zoo begann sie sich für den vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tiger zu interessieren. Für die Recherchen an Tiger reiste sie in die russische Taiga, wo sie im tiefsten Winter bei Temperaturen von -35°C lernte, wie man die Spur eines Tigers verfolgt. Tiger stand 2019 auf der Shortlist für den Scottish National Book Award.