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Richtung Paradies

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am17.11.2020
»Im Moment meiner größten Verzweiflung wurde mir klar: Ich muss diesen Weg zu Ende gehen. Egal, was kommt. Immer weiter. Immer Richtung Paradies.« Als Teil der KMN Gang revolutionierte er den Sound von Deutschrap. Doch sein Aufstieg war keine Selbstverständlichkeit. Zuna, bürgerlich Ghassan Ramlawi, wird in einem kleinen Dorf im Libanon geboren. Ein Leben, vorgezeichnet in Armut und Kriminalität, will die Mutter nicht akzeptieren und begibt sich mit den vier Söhnen auf eine verstörende, fast zehn Jahre andauernde Odyssee von Togo über Frankreich, die Schweiz bis nach Deutschland. In seiner Autobiografie berichtet Zuna erstmals von seinen traumatischen Erfahrungen - von dreckigen Flüchtlingsunterkünften und ständiger Obdachlosigkeit, von Menschenhändlern und Drogendealern. Aber auch von seinem Traum, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, um sein ganz eigenes Paradies zu finden.

Zuna, 1994 als Ghassan Ramlawi im Libanon geboren, floh bereits als Kind mit seiner Familie in den Westen. Nach seiner Flucht über Afrika und halb Europa landete er schließlich in Dresden, wo er mit Azet und Nash 2010 die KMN-Gang gründete. Zunas Singles und Alben werden millionenfach gestreamt und erreichen regelmäßig Spitzenpositionen der deutschen Charts. Dennis Sand, geboren 1985 in Bonn, ist Journalist und arbeitet für die Welt-Gruppe. Zuvor hat er für überregionale Medien wie »Die Zeit«, den »Stern«, die »Süddeutsche Zeitung« und das »Rolling Stone Magazine« geschrieben. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher, die sich monatelang auf den Bestsellerlisten hielten. Sand lebt in Berlin und Hamburg. Nils Frenzel, geboren 1991 in Bonn, ist ein deutscher Autor und Journalist. Er schreibt u. a. für »Zeit Campus«, »Die Welt«, »Welt am Sonntag«, »Vice« und den »Musikexpress«. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher. Frenzel wohnt in Bonn und Köln.
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Produkt

Klappentext»Im Moment meiner größten Verzweiflung wurde mir klar: Ich muss diesen Weg zu Ende gehen. Egal, was kommt. Immer weiter. Immer Richtung Paradies.« Als Teil der KMN Gang revolutionierte er den Sound von Deutschrap. Doch sein Aufstieg war keine Selbstverständlichkeit. Zuna, bürgerlich Ghassan Ramlawi, wird in einem kleinen Dorf im Libanon geboren. Ein Leben, vorgezeichnet in Armut und Kriminalität, will die Mutter nicht akzeptieren und begibt sich mit den vier Söhnen auf eine verstörende, fast zehn Jahre andauernde Odyssee von Togo über Frankreich, die Schweiz bis nach Deutschland. In seiner Autobiografie berichtet Zuna erstmals von seinen traumatischen Erfahrungen - von dreckigen Flüchtlingsunterkünften und ständiger Obdachlosigkeit, von Menschenhändlern und Drogendealern. Aber auch von seinem Traum, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, um sein ganz eigenes Paradies zu finden.

Zuna, 1994 als Ghassan Ramlawi im Libanon geboren, floh bereits als Kind mit seiner Familie in den Westen. Nach seiner Flucht über Afrika und halb Europa landete er schließlich in Dresden, wo er mit Azet und Nash 2010 die KMN-Gang gründete. Zunas Singles und Alben werden millionenfach gestreamt und erreichen regelmäßig Spitzenpositionen der deutschen Charts. Dennis Sand, geboren 1985 in Bonn, ist Journalist und arbeitet für die Welt-Gruppe. Zuvor hat er für überregionale Medien wie »Die Zeit«, den »Stern«, die »Süddeutsche Zeitung« und das »Rolling Stone Magazine« geschrieben. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher, die sich monatelang auf den Bestsellerlisten hielten. Sand lebt in Berlin und Hamburg. Nils Frenzel, geboren 1991 in Bonn, ist ein deutscher Autor und Journalist. Er schreibt u. a. für »Zeit Campus«, »Die Welt«, »Welt am Sonntag«, »Vice« und den »Musikexpress«. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher. Frenzel wohnt in Bonn und Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745308310
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum17.11.2020
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9733 Kbytes
Artikel-Nr.5189064
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG

Dresden, im Winter 2010




Es heißt, dass jede Reise ein Ausdruck der rastlosen Sehnsucht nach dem Leben ist. Aber wenn das Leben selbst eine einzige Reise bleibt, dann sehnen wir uns nach einem Platz, an dem wir Rast machen können. Nach einem Platz, an dem wir Ruhe finden. Einem Ort, den wir Heimat nennen. Doch was ist schon Heimat? Ist die Heimat wirklich ein konkreter Ort oder ist sie bloß ein Gefühl, etwas, das wir nur in uns selbst finden können?

Ich starrte an die Decke und atmete tief durch. Ich war müde. Ich war wahnsinnig müde. Aber ich lag trotzdem hellwach in meinem unbequemen Etagenbett und bekam kein Auge zu. Ich hatte einfach zu viele Gedanken im Kopf. Eigentlich hatte ich schon mein ganzes Leben lang zu viele Gedanken im Kopf, aber seit einigen Wochen war alles noch viel komplizierter geworden. Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Wieso hatten wir nur mit so einer Scheiße angefangen? Ich vertrieb den Gedanken wieder und zog meine Decke etwas höher. Wie spät es wohl war? 2 Uhr? 3 Uhr? Ich beobachtete eine Kakerlake, die an der Wand entlangkrabbelte. Die Viecher trauten sich nur bei Nacht raus. Ich dachte kurz darüber nach, ob ich aufstehen und sie mit meinem Schuh erschlagen sollte. Aber es hatte keinen Sinn. Sie kamen sowieso immer wieder. Die Dinger waren nicht kaputt zu kriegen.

Ich schreckte auf. Was war das für ein Knall? Ruhig, Ghassan, dreh nicht durch! Das war nichts, das waren nur die Nachbarn. Ich versuchte das Geräusch in meinem Kopf einzuordnen. Zersprungenes Geschirr. Vielleicht ein Glas oder ein Teller. Dann hörte ich Stimmen. Erst leise, dann immer lauter. Die Wände hier waren verdammt dünn. Ich versuchte die beiden Stimmen zuzuordnen. Es waren zwei Männer. Das mussten die Hamad-Brüder sein, sie wohnten links neben uns. Iraner. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Verhältnis die beiden wirklich zueinander standen. Sie waren beide Anfang zwanzig. Vielleicht waren sie wirklich Brüder. Oder Freunde. Oder Cousins. Es war eigentlich egal. Für uns waren die beiden die Hamad-Brüder, und das würden sie auch bleiben. Die Wände hier waren so dünn, dass ich jedes einzelne Wort verstand, das gesprochen wurde. Auch wenn ich nicht begreifen konnte, was es bedeutete.

Die beiden sprachen Farsi. Persisch. Aber da war noch eine dritte Person. Und eine vierte. Ich versuchte mich auf die Stimmen zu konzentrieren. Sie wurden immer lauter. Bedrohlich laut. Die Männer brüllten sich an. Ich konnte sie nicht richtig auseinanderhalten. Zwar hatte ich in den letzten Jahren ein paar Worte Farsi aufgeschnappt, aber es reichte natürlich nicht, um zu verstehen, worum es ging. Ich kannte nur den ein oder anderen Begriff. Vertrauen. Ehre. Geschäfte. Dann ein stumpfes Geräusch. Als wäre ein schwerer Gegenstand auf den Boden gefallen. Oder â¦ ein Körper? Einer der Männer schrie laut auf und ich saß jetzt senkrecht in meinem Bett. Gottverdammt!

»Ghassan?«, hörte ich meinen kleinen Bruder Nour. »Bist du wach?«

Er schlief im Doppelbett gegenüber.

»Ja«, flüsterte ich.

»Was ist denn da los?«, fragte er.

»Nichts. Die streiten. Ganz normal. Kennst du doch.«

Ich ließ eine kurze Pause. Wollte hören, was in der Wohnung nebenan passierte. Aber es war ruhig. Beängstigend ruhig. Ich hörte nur noch ein paar Geräusche, die so klangen, als würde man Möbel hin und her schieben. Ich spürte, wie mein Herzschlag immer heftiger wurde.

»Meinst du, die haben einen getötet?«, fragte Nour, der wahrscheinlich die ganze Zeit genauso wach gewesen war wie ich und ebenso jedes einzelne Geräusch aus der Nachbarwohnung verfolgt hatte.

»Red kein Unsinn!«, sagte ich scharf. »Schlaf jetzt.«

Doch ich wusste, dass er nicht schlafen können würde. Genauso wenig wie ich. Wahrscheinlich war niemand getötet worden. Aber ganz ausschließen konnte man das nicht. Ausschließen konnte man hier überhaupt nichts! Ich hasste dieses Loch, in dem wir lebten. Es war verrückt. Diese Wohnung war das Beste, was wir seit zehn Jahren gesehen hatten, und dennoch lag ich wach und war mir nicht ganz sicher, ob in der Nachbarwohnung nicht gerade jemand einfach umgebracht worden war.

Es war kalt. Mama hatte uns verboten, die Heizung aufzudrehen. Das würde nur Geld kosten, sagte sie. Und Geld war etwas, das wir nicht hatten. Zumindest bis jetzt nicht. In diesem Moment erinnerte ich mich wieder, warum wir uns auf diese Nummer eingelassen hatten. Ich atmete tief aus und hörte, wie mein großer Bruder Nasser sich im Bett neben mir umdrehte. Er hatte einen unruhigen Schlaf. Aber wenigstens konnte er überhaupt schlafen. Ich starrte wieder an die Decke und versuchte zur Ruhe zu kommen.

Die Hamads waren komische Leute. Sie waren ziemlich verschlossen. Grüßten niemanden. Blieben unter sich. Sie waren safe in irgendwelche seltsamen Geschäfte verstrickt. In dem Moment dachte ich wieder an unser eigenes Business. An die Drogen, die wir seit einigen Wochen verkauften. Mein Magen zog sich zusammen.

Ich wusste, dass das, was wir taten, falsch war. Ich wusste, dass wir uns auf sehr, sehr dünnem Eis bewegten. Dass wir uns auf sehr gefährliche Leute eingelassen hatten. Und ich wusste, dass das alles ganz brutale Konsequenzen haben konnte. Aber ich wusste auch, dass es keine wirkliche Alternative für uns gab. Mein ganzes Leben lang, meine gesamte Kindheit über war es mir und meiner Familie nur darum gegangen zu überleben. Wir hatten überlebt. Aber das, was wir nach zehn Jahren auf der Reise und im ständigen Kampf gewonnen hatten, war es nicht wirklich wert, ein Leben genannt zu werden.

Ich schreckte hoch. Wieder das Geräusch von Möbeln, die verschoben wurden. Dieses Mal lauter als vorhin. Was stellten die da bloß an? Dann hörte man, wie einer unserer Nachbarn seine Wohnungstür aufriss. »Jetzt haltet doch mal die Fresse!«, brüllte er in den Flur. Das war Herr Zahid. Ein übergewichtiger Araber, der mit seinen fünf Kindern und seiner Frau direkt gegenüber wohnte. Es war nicht so schwer, Herrn Zahid zu provozieren. Er war ein übler Choleriker. Es wunderte mich nicht, dass er auf die Barrikaden ging, wenn man seine Nachtruhe störte. Und seine Ansage zeigte Wirkung. Auf einmal war es ganz still.

Aber in meinem Kopf arbeitete es weiter. Ich malte mir aus, was da in der Wohnung nebenan passiert war. In dem Block, in dem wir lebten, passierte ständig etwas. Es gab immer irgendwelche Geschichten, die man hier erzählen konnte. Vielleicht lag das daran, dass hier so viele Menschen zusammenge­pfercht waren, die alle eine Vergangenheit mit sich schleppten, die ihnen ihre Gegenwart aussichtslos erscheinen ließ. Das waren Menschen, die keine Hoffnung mehr hatten. Und wenn ein Mensch keine Hoffnung mehr hat, dann verliert er seine Menschlichkeit.

Noch während ich darüber nachdachte, dass inzwischen auch ich oft kurz davor stand, die Hoffnung zu verlieren, bemerkte ich, dass das gesamte Zimmer hell erleuchtet wurde. Irritiert schaute ich mich um. Die Decke, die Wände, die Möbel, alles blau. Ich brauchte einen kurzen Moment, um zu realisieren, was los war. Dann verstand ich. Das Blaulicht kam durchs Fenster. Ich stieg vorsichtig aus dem Bett und schaute auf den Hof hinaus. Da standen vier Polizeiwagen, aus denen jeweils zwei Beamte ausstiegen.

»Ghassan?«, hörte ich meinen kleinen Bruder. »Was ist da los?«

Ich reagierte nicht. Ich starrte einfach nur auf die Polizeiwagen. Auf die lautlosen Sirenen, auf das kreisende Blaulicht. Es war, als würde es mich hypnotisieren.

»Ghassan? Alles klar bei dir?«

Ich spürte, wie all die Gedanken, die mich den ganzen Abend über belastet hatten, von mir abfielen. Ich war auf einmal ganz klar und wechselte nun in einen ganz anderen Modus. In meinen Überlebensmodus.

»Bleib im Bett liegen!«, sagte ich zu Nour.

Dann zog ich meine Jogginghose an, streifte mir ein Shirt über und griff nach meiner Jacke.

»Ghassan, was machst du? Wo willst du hin?«

Ich wusste nicht, was ich meinem kleinen Bruder antworten sollte.

Ich ging zur Tür und schaute mich noch einmal im erleuchteten Zimmer um. Ließ meinen Blick über den kleinen Tisch mit den Aldi-Eistee-Packs und dem Fladenbrot schweifen, das wir nach dem Abendessen wieder in die hauchdünne blaue Plastiktüte verpackt hatten, damit es nicht hart wurde. Ich betrachtete das kleine verranzte Waschbecken mit den braunen Kalkablagerungen an der Wand. Auf dem Teppich sah ich im Blaulicht deutlich den riesigen rostfarbenen Fleck. Ich erinnerte mich, wie Mama zusammengezuckt war, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, an dem Tag, als wir hier eingezogen waren. Wie viele Stunden hatte sie versucht, ihn wegzuschrubben? Vergeblich. Ich betrachtete die kaputten Möbel, die uns das Rote Kreuz besorgt hatte - und die älter waren als wir. Dann schaute ich auf meine Brüder. Nasser und Mansour schliefen fest. Nur Nour lag wach und schaute mich mit großen Augen an.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Alles wird gut.«

Ich öffnete die Wohnungstür einen kleinen Spaltbreit und versuchte zu hören, was im Hausflur vor sich ging.

»Los, los, los!«, hörte ich einen Mann brüllen. »Zweiter Stock, dritte Wohnung links. Schneller, schneller!« Die Männer stapften die Treppe hinauf.

»Alles ist gut, Nour!«, sagte ich zu meinem kleinen Bruder. »Du musst keine Angst haben.« Ich war ein klein wenig beruhigt. Ich wusste, dass sie nicht wegen uns gekommen waren. »Pass auf, dass Mama sich nicht aufregt, okay?« Nour nickte.

Dann verließ ich das Loch, das unsere Wohnung war, und zog die Tür hinter...

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Zuna, 1994 als Ghassan Ramlawi im Libanon geboren, floh bereits als Kind mit seiner Familie in den Westen. Nach seiner Flucht über Afrika und halb Europa landete er schließlich in Dresden, wo er mit Azet und Nash 2010 die KMN-Gang gründete. Zunas Singles und Alben werden millionenfach gestreamt und erreichen regelmäßig Spitzenpositionen der deutschen Charts.Dennis Sand, geboren 1985 in Bonn, ist Journalist und arbeitet für die Welt-Gruppe. Zuvor hat er für überregionale Medien wie »Die Zeit«, den »Stern«, die »Süddeutsche Zeitung« und das »Rolling Stone Magazine« geschrieben. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher, die sich monatelang auf den Bestsellerlisten hielten. Sand lebt in Berlin und Hamburg.Nils Frenzel, geboren 1991 in Bonn, ist ein deutscher Autor und Journalist.Er schreibt u. a. für »Zeit Campus«, »Die Welt«, »Welt am Sonntag«, »Vice« und den »Musikexpress«. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher. Frenzel wohnt in Bonn und Köln.