Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Making Faces

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
LYX.digitalerschienen am30.10.20201. Aufl. 2020
Sterben ist einfach. Die wahre Herausforderung ist das Leben.

Seit sie denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt. Ambrose, der überall beliebt ist und so schön, dass ein unscheinbares Mädchen wie Fern niemals auch nur auf die Idee gekommen wäre, bei ihm eine Chance zu haben. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrem besten Freund Bailey, der an den Rollstuhl gefesselt ist, aber dennoch das Leben mit jeder Faser aufsaugen will. Eigentlich schien es ganz klar, was die Zukunft für sie bereithält. Bis zu dem Moment, als Ambrose Fern endlich 'sieht', aber so zerbrochen ist, dass sie nicht weiß, ob ihre Liebe genug sein wird ...

'Ich liebe, liebe, liebe dieses Buch!' Colleen Hoover

NEUAUSGABE von 'Vor uns das Leben'
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSterben ist einfach. Die wahre Herausforderung ist das Leben.

Seit sie denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt. Ambrose, der überall beliebt ist und so schön, dass ein unscheinbares Mädchen wie Fern niemals auch nur auf die Idee gekommen wäre, bei ihm eine Chance zu haben. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrem besten Freund Bailey, der an den Rollstuhl gefesselt ist, aber dennoch das Leben mit jeder Faser aufsaugen will. Eigentlich schien es ganz klar, was die Zukunft für sie bereithält. Bis zu dem Moment, als Ambrose Fern endlich 'sieht', aber so zerbrochen ist, dass sie nicht weiß, ob ihre Liebe genug sein wird ...

'Ich liebe, liebe, liebe dieses Buch!' Colleen Hoover

NEUAUSGABE von 'Vor uns das Leben'
Details
Weitere ISBN/GTIN9783736312388
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.10.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5192806
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Superstar oder Superheld

Erster Schultag - September 2001

In der Turnhalle war es so laut, dass sich Fern ganz nah zu Baileys Ohr hinunterbeugen musste, damit er sie hörte. Bailey war zwar durchaus in der Lage, seinen Rollstuhl allein durch das Schülergewimmel zu manövrieren, aber Fern schob ihn, damit sie leichter zusammenbleiben konnten.

»Kannst du Rita irgendwo sehen?«, brüllte sie und blickte sich um. Rita wusste, dass sie einen Platz in der unteren Reihe der Tribüne finden mussten, damit Bailey neben ihnen sitzen konnte. Bailey deutete mit dem Finger, und als Fern in die angegebene Richtung sah, entdeckte sie Rita, die ihnen hektisch zuwinkte. Ihre Brüste hüpften auf und ab, und die blonden Haare flogen ihr wild um die Schultern. Sie kämpften sich zu ihr durch, und Fern überließ Bailey die Kontrolle über den Rollstuhl, während sie in die zweite Reihe kletterte und sich direkt hinter Rita setzte, damit Bailey ans Ende der Bank fahren konnte.

Fern hasste Pep Rallys. Sie war klein und wurde meistens geschubst und gequetscht, ganz egal wo sie bei diesen Motivationsversammlungen vor den Sportveranstaltungen saß. Außerdem hatte sie nur wenig Interesse am Hurraschreien und Füßestampfen. Sie seufzte und wappnete sich innerlich für die kommende halbe Stunde Brüllen, laute Musik und die Footballspieler, die sich gleich in einen Rausch jubeln lassen würden.

»Bitte erhebt euch für die Nationalhymne« ertönte eine Stimme. Das Mikrofon protestierte mit einem schrillen Ton, der die Anwesenden zusammenzucken und sich die Ohren zuhalten ließ, aber augenblicklich Ruhe in die Turnhalle brachte.

»Heute haben wir etwas ganz Besonderes für euch, Jungs und Mädels.« Connor O´Toole, auch als Beans bekannt, hielt das Mikrofon in der Hand und grinste breit. Beans heckte immer irgendwas aus, und die ungeteilte Aufmerksamkeit aller war ihm sofort sicher. Seine Vorfahren waren irischer und hispanischer Abstammung, und seine Stupsnase, die strahlend haselnussbraunen Augen und das teuflische Grinsen standen in krassem Kontrast zu seiner olivfarbenen Haut. Außerdem redete er gerne und genoss ganz offensichtlich seine Mikrofonzeit.

»Unser aller Freund, Ambrose Young, hat eine Wette verloren. Er hat gesagt, wenn wir unser erstes Spiel gewinnen, wird er heute die Nationalhymne singen.« Ein Keuchen ging durch die Menge, und die Lautstärke auf der Tribüne stieg schlagartig an.

»Aber wir haben nicht nur unser erstes, sondern auch unser zweites Spiel gewonnen!« Die Zuschauer jubelten und stampften mit den Füßen. »Und da er zu jenen gehört, die zu ihrem Wort stehen, kommt hier Ambrose Young mit der Nationalhymne«, verkündete Beans und schwenkte das Mikrofon in Richtung seines Freundes.

Beans war schmächtig. Obwohl Zwölftklässler, gehörte er zu den kleineren Spielern im Team und hatte eher die Statur eines Ringers als die eines Footballspielers. Auch Ambrose war in der zwölften Klasse, aber keineswegs klein. Er überragte Beans deutlich - sein Bizeps hatte fast den Umfang von Beans´ Kopf -, und er sah aus wie dem Cover eines Liebesromans entsprungen. Sogar sein Name klang nach dem Helden einer heißen Geschichte. Fern wusste das besser als jeder andere. Sie hatte Tausende solcher Romane gelesen. Alphamänner, brettharte Bauchmuskeln, feurige Blicke, Happy Ends. Allerdings konnte es niemand mit Ambrose Young aufnehmen, weder im fiktiven noch im realen Leben.

In Ferns Augen war Ambrose Young einfach wunderbar, ein griechischer Gott unter Sterblichen, eine Figur wie aus einem Märchen oder Film. Anders als die anderen Jungen trug er seine dunklen Haare wellig bis auf die Schultern und strich sie gelegentlich zurück, wenn sie ihm in die braunen Augen mit den langen, dichten Wimpern fielen. Sein kantiges Kinn sorgte dafür, dass er nicht wie ein Schönling wirkte, genauso wie die Tatsache, dass er mit achtzehn Jahren und in Socken einen Meter neunzig maß und knapp einhundert knackige Kilo wog. Sein Körper war von den Schultern bis zu den wohlgeformten Waden von straffen Muskeln überzogen.

Wenn man den Gerüchten glauben durfte, hatte sich Ambrose´ Mutter, Lily Grafton, auf ihrer Suche nach Reichtum und Ruhm in New York City mit einem italienischen Unterwäschemodel eingelassen. Die Beziehung fand jedoch ein schnelles Ende, als der Typ entdeckte, dass sie von ihm schwanger war. Abserviert und in anderen Umständen kehrte sie nach Hause zurück, wo ihr alter Freund, Elliott Young, sie tröstete, nur zu gerne heiratete und gemeinsam mit ihr sechs Monate später einen Sohn willkommen hieß.

Die ganze Stadt hatte den heranwachsenden Jungen aufmerksam beobachtet, besonders weil der schmächtige, blonde Elliott Young nun einen muskelbepackten Sohn mit dunklen Augen und Haaren und der Statur eines, nun ja, Unterwäschemodels hatte. Als Lily vierzehn Jahre später Elliott verließ und zurück nach New York ging, um Ambrose´ leiblichen Vater zu suchen, war niemand überrascht. Die eigentliche Überraschung bestand darin, dass der vierzehnjährige Ambrose in Hannah Lake bei Elliott blieb.

Zu dieser Zeit war Ambrose bereits eine Institution in der Kleinstadt gewesen, und die Leute nahmen an, dass das der Grund für sein Bleiben war. Er konnte einen Speer so weit werfen wie ein mystischer Krieger und durch seine Gegner auf dem Footballfeld pflügen, als ob sie aus Papier wären. Er führte seine Jugendbaseballmannschaft zur regionalen Meisterschaft und schaffte mit fünfzehn seinen ersten Slam Dunk beim Basketball. Und obwohl alle diese Dinge gebührend anerkannt wurden, waren es Ambrose Youngs Fähigkeiten auf der Matte, die ihn zu einer Berühmtheit gemacht hatten. Denn in Hannah Lake, Pennsylvania, wo die Stadt die Geschäfte für Lokalderbys schloss und die Rangliste im Staat so aufmerksam wie die Ziehung der Lotteriegewinnzahlen verfolgte, war Ringen eine Besessenheit, die man höchstens noch mit Football in Texas vergleichen konnte.

Sobald Ambrose das Mikrofon übernahm, wurde es still. Alle erwarteten ein höchst unterhaltsames Massaker der Nationalhymne. Ambrose war für seine Kraft, sein gutes Aussehen und seine sportlichen Erfolge bekannt, aber nie hatte ihn jemand singen gehört. In der Stille schwang freudige Erwartung mit. Ambrose strich sich die Haare zurück und schob die Hand in die Tasche, als ob ihm das Ganze unangenehm wäre. Dann fixierte er den Blick auf die Flagge und begann zu singen.

»Oh, say can you see by the dawn´s early light ...« Wieder hörte man die Zuschauer keuchen. Nicht weil der Gesang so schlecht gewesen wäre, sondern weil Ambrose wunderbar sang. Er hatte eine Stimme, die zu ihrer Verpackung passte - weich und tief und unglaublich voll. Wenn dunkle Schokolade singen könnte, würde sie klingen wie Ambrose Young. Fern erschauerte, als sich seine Stimme wie ein Anker um sie legte, sich tief in ihrem Inneren verhakte und sie mitriss. Hinter ihren dicken Brillengläsern schloss sie die Augen und ließ den Klang über sich hinwegspülen. Es war unglaublich.

»O´er the land of the free ...« Ambrose´ Stimme erreichte den höchsten Ton des Liedes, und Fern hatte das Gefühl, den Mount Everest bestiegen zu haben - so atemlos und euphorisch und triumphierend war ihr zumute. »And the home of the brave!« Um sie herum brach die Menge in lauten Jubel aus, aber Fern klammerte sich immer noch an diesen letzten Ton.

»Fern!« Ritas Stimme drang zu ihr durch. Fern aber ignorierte sie ebenso wie das Rütteln an ihrem Knie. Sie erlebte gerade einen ganz besonderen Moment. Einen Moment mit der ihrer Meinung nach schönsten Stimme auf dem Planeten.

»Fern hat gerade ihren ersten Orgasmus«, sagte eine von Ritas Freundinnen kichernd. Fern riss die Augen auf und entdeckte Rita, Bailey und Cindy Miller, die sie grinsend anstarrten. Glücklicherweise hatten die anderen um sie herum durch den Applaus und das Johlen Cindys peinliche Bemerkung nicht gehört.

Zierlich und blass, mit leuchtend roten Haaren und einem leicht zu vergessenden Aussehen war sich Fern darüber im Klaren, dass sie schnell übersehen und problemlos ignoriert werden konnte und niemals irgendjemand von ihr träumen würde. Sie war dramafrei und ohne großes Trara durch ihre Kindheit und Jugend geglitten und sich ihrer Mittelmäßigkeit sehr genau bewusst.

Wie Zacharias und Elisabet, die Eltern von Johannes dem Täufer, waren auch Ferns Eltern bereits älter gewesen, als sie plötzlich überraschend ein Kind bekamen. Der fünfzig Jahre alte Joshua Taylor, ein beliebter Pfarrer in der Kleinstadt Hannah Lake, war sprachlos gewesen, als ihm seine Frau, die er fünfzehn Jahre zuvor geheiratet hatte, unter Tränen erklärte, dass sie ein Baby erwartete. Die Kinnlade fiel ihm herunter, seine Hände zitterten, und wenn er nicht den Ausdruck stiller Freude im Gesicht seiner fünfundvierzigjährigen Ehefrau Rachel gesehen hätte, hätte er geglaubt, dass sie ihm zum ersten Mal in ihrem Leben einen Streich spielte. Sieben Monate später wurde Fern geboren, ein unerwartetes Wunder. Die ganze Stadt freute sich mit dem beliebten Paar. Fern fand es ironisch, dass sie einmal als ein Wunder gegolten hatte, da ihr Leben alles andere als magisch war.

Sie nahm die Brille ab und putzte sie mit dem Saum ihres T-Shirts, wodurch sie die amüsierten Gesichter um sich herum effektiv ausblendete. Sollten sie doch lachen. Sie fühlte sich gleichzeitig euphorisch und schwindlig, genauso wie manchmal nach einer besonders befriedigenden Liebesszene in einem ihrer Lieblingsromane. Fern Taylor liebte Ambrose Young, seit sie mit zehn Jahren seine Stimme bei einem ganz anderen Lied gehört hatte. In diesem Moment...

mehr

Autor