Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die psychiatrisch-psychologische Begutachtung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
214 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am28.10.20151. Auflage
Der Leitfaden schließt eine Lücke, denn praktische Einführungen in die Begutachtung sind kaum zu finden. Er orientiert sich am praktischen Ablauf: Auftragsübernahme, Vorbereitung der Untersuchung einschließlich Wahl der Instrumente, Durchführung, Auswertung, Textfassung. Ausgewählte Instrumente und Hilfsmittel werden vorgestellt und der praktische Einsatz an Beispielen beschrieben. Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten werden dargestellt, Problemkonstellationen beschrieben und Lösungsansätze vorgeschlagen. 'Ich bin ganz sicher, dass jeder, der sich den [...] erheblichen Herausforderungen psychiatrisch-psychologischer Begutachtung stellen muss oder möchte, von der Lektüre dieses Praxisleitfadens für die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der eigenen Gutachten profitieren wird.' (Peter Henningsen, aus dem Geleitwort)

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, ist nach Aufbau und langjähriger Leitung des Versicherungspsychiatrischen Dienstes der Schweizer Unfallversicherungsanstalt (Suva) in eigener Praxis in Luzern tätig. Dr. phil. Laura Pielmaier, Dipl.-Psych., ist in den Psychiatrischen Diensten Aargau AG tätig.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR49,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR43,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR43,99

Produkt

KlappentextDer Leitfaden schließt eine Lücke, denn praktische Einführungen in die Begutachtung sind kaum zu finden. Er orientiert sich am praktischen Ablauf: Auftragsübernahme, Vorbereitung der Untersuchung einschließlich Wahl der Instrumente, Durchführung, Auswertung, Textfassung. Ausgewählte Instrumente und Hilfsmittel werden vorgestellt und der praktische Einsatz an Beispielen beschrieben. Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten werden dargestellt, Problemkonstellationen beschrieben und Lösungsansätze vorgeschlagen. 'Ich bin ganz sicher, dass jeder, der sich den [...] erheblichen Herausforderungen psychiatrisch-psychologischer Begutachtung stellen muss oder möchte, von der Lektüre dieses Praxisleitfadens für die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der eigenen Gutachten profitieren wird.' (Peter Henningsen, aus dem Geleitwort)

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, ist nach Aufbau und langjähriger Leitung des Versicherungspsychiatrischen Dienstes der Schweizer Unfallversicherungsanstalt (Suva) in eigener Praxis in Luzern tätig. Dr. phil. Laura Pielmaier, Dipl.-Psych., ist in den Psychiatrischen Diensten Aargau AG tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170285071
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum28.10.2015
Auflage1. Auflage
Seiten214 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3548 Kbytes
Illustrationen4 Abbildungen, 5 Tabellen
Artikel-Nr.5252541
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Deckblatt;1
2;Titelseite;4
3;Impressum;5
4;Inhaltsverzeichnis;6
5;Geleitwort;12
6;Vorwort;15
7;1 Einführung;18
7.1;1.1 Implizites Wissen;18
7.2;1.2 Explizieren;19
7.3;1.3 Ziel des Leitfadens;19
7.4;1.4 Bedeutung der Praxis;20
7.5;1.5 Formalisierte Instrumente;21
7.6;1.6 Integrierte Diagnostik;22
7.7;1.7 Notwendige Sprachregelungen und Verbalisierungen;24
8;2 Verfügbare diagnostische Zugänge;31
8.1;2.1 Verfahrensgruppen;35
8.2;2.2 Anwendungsbereiche;37
8.2.1;2.2.1 Erfassung von Beschwerden und des allgemeinen Belastungsausmaßes;37
8.2.2;2.2.2 Psychopathologischer Befund;38
8.2.3;2.2.3 Störungsspezifische Diagnostik;38
8.2.4;2.2.4 Erfassung störungsassoziierter Merkmale;40
8.2.5;2.2.5 Therapie- und Veränderungsmotivation;40
8.2.6;2.2.6 Persönlichkeitsdiagnostik und Beziehungsanalyse;40
8.2.7;2.2.7 Leistungs- und Funktionsdiagnostik;41
8.2.8;2.2.8 Beurteilung der Leistungsfähigkeit;42
8.2.9;2.2.9 Beschwerdenvalidierungsverfahren;43
8.3;2.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten in der Begutachtung;44
9;3 Vor der Untersuchung;46
9.1;3.1 Redefinition des Arbeitsauftrags;46
9.2;3.2 Aktenanalyse;54
9.3;3.3 Ausgangsbedingungen;60
9.3.1;3.3.1 Ausgangsbedingungen von Seiten der Explorandin;60
9.3.2;3.3.2 Ausgangsbedingungen auf Seiten der Explorierenden/Untersuchenden;66
9.4;3.4 Auswahl der formalisierten Instrumente;68
9.4.1;3.4.1 Orientierung am Auftrag;69
9.4.2;3.4.2 Orientierung an den vorhandenen Informationen über die Explorandin;73
9.4.3;3.4.3 Orientierung an den Gütekriterien;78
9.4.4;3.4.4 Orientierung an der Bekanntheit der Verfahren;82
9.4.5;3.4.5 Orientierung an den Ausgangsbedingungen aufseiten der Untersucherin;83
9.5;3.5 Zur Selbstreflexion vor der Untersuchung;84
9.6;3.6 Eingrenzung des Auftrags für die Untersuchung;86
9.6.1;3.6.1 Ordnen der vorhandenen Informationen;87
9.6.2;3.6.2 Zusatzuntersuchungen;87
9.6.3;3.6.3 Resümee und Unterlagen für die Untersuchung;89
9.7;3.7 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten;90
9.7.1;3.7.1 Wann ist ein interdisziplinäres Gutachten notwendig?;90
9.7.2;3.7.2 Zur Aktenanalyse;91
9.7.3;3.7.3 Vorinformationen über die Situation in den anderen Fachgebieten;91
9.7.4;3.7.4 Gemeinsame Vorbesprechung;91
10;4 Während der Untersuchung;93
10.1;4.1 Ausgangsbedingungen der Untersuchung;95
10.1.1;4.1.1 Allgemeine Rahmenbedingungen;95
10.1.2;4.1.2 Sprachliche Verständigung;96
10.1.3;4.1.3 Intellektuelle Voraussetzungen;98
10.1.4;4.1.4 Beteiligung von Drittpersonen;99
10.1.5;4.1.5 Zur Dokumentation während der Untersuchung;100
10.2;4.2 Gesprächsetappen;100
10.2.1;4.2.1 Einleitung;102
10.2.2;4.2.2 Offene Frage nach dem Befinden;103
10.2.3;4.2.3 Hauptteil;104
10.2.4;4.2.4 Diskrepanzen abarbeiten;107
10.2.5;4.2.5 Pausen;110
10.2.6;4.2.6 Mehrere Explorationstermine;111
10.2.7;4.2.7 Gespräch mit Begleitpersonen;112
10.2.8;4.2.8 Abschlussbesprechung;112
10.3;4.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten;113
10.3.1;4.3.1 Zeitpunkt des Einsatzes;113
10.3.2;4.3.2 Praktische Durchführung;117
10.4;4.4 Problemkonstellationen;119
10.4.1;Problematische Untersuchungs- und Begutachtungserfahrungen;120
10.4.2;Die Beeinträchtigung ist zu groß;120
10.4.3;Nichts als Geplauder;121
10.4.4;Der Explorand redet wie ein Wasserfall;123
10.4.5;Die Explorandin dominiert und kontrolliert die Untersuchung;124
10.4.6;Aufsteigende Spannungen, Drohungen;125
10.4.7;Den wunden Punkt treffen;128
10.4.8;Probemkonstellationen beim Einsatz von formalisierten Instrumenten;131
10.5;4.5 Selbstreflexion;135
10.6;4.6 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten;137
11;5 Nach der Untersuchung;140
11.1;5.1 Nachgespräch mit Dolmetschenden;141
11.2;5.2 Auswertung der Exploration;142
11.2.1;5.2.1 Diskrepanzen prüfen;144
11.3;5.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten;144
11.3.1;5.3.1 Formalisierte Instrumente, die erst nach der Untersuchung eingesetzt werden;144
11.3.2;5.3.2 Auswertung und Interpretation von formalisierten Instrumenten;148
11.4;5.4 Auswertung der Zusatzuntersuchungen;157
11.5;5.5 Selbstreflexion;158
11.5.1;5.5.1 Rekonstruktion der Gefühlsarbeit während der Untersuchung;158
11.5.2;5.5.2 Gefühlsarbeit nach der Untersuchung;160
11.6;5.6 Verfassen der Beurteilung;163
11.7;5.7 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten;164
12;6 Textfassung;166
12.1;6.1 Gliederung des Gutachtens;167
12.2;6.2 Diktat bzw. Schreibprozess;168
12.2.1;6.2.1 Zur Sprache in Gutachten;169
12.2.2;6.2.2 Etappen des Schreibens bzw. Diktierens;171
12.2.3;6.2.3 Darstellungsform(en) einzelner Abschnitte;172
12.2.4;6.2.4 Bearbeitungen;178
12.2.5;6.2.5 Interdisziplinäre Beurteilungen;179
12.3;6.3 Dokumentation des Einsatzes von formalisierten Instrumenten;180
12.4;6.4 Umgang mit der Selbstreflexion;182
12.5;6.5 Datenschutz;182
13;7 Nachlese;184
13.1;7.1 Was habe ich bei der Verfassung des Gutachtens gelernt?;184
13.2;7.2 Nachspiele;184
14;8 Anhang;187
14.1;8.1 Hilfsmittel;187
14.1.1;8.1.1 Arbeit mit Mindmaps;187
14.1.2;8.1.2 Life-Chart: Lebens- und Störungsverlauf;189
14.1.3;8.1.3 Explorationsleitfaden;191
14.1.4;8.1.4 Funktionsorientiertes und motivationales Interview;198
14.1.5;8.1.5 Gliederung des Gutachtens;202
14.2;8.2 Übersicht ausgewählte formalisierte Instrumente;203
15;Literatur;205
16;Stichwortverzeichnis;212
mehr
Leseprobe
2         Verfügbare diagnostische Zugänge

 

 

 

 

 

Weil das Ziel dieses Buchs die Praxis der Begutachtung ist, werden Methoden und formalisierte Instrumente weder mit dem Anliegen vorgestellt, sie möglichst vollständig zu erfassen, noch sie ausführlich zu beschreiben und ihre Entwicklung sowie dahinter liegende theoretische Annahmen zu erklären. Wir verweisen auf die Lehr- und Handbücher, Fachzeitschriften sowie Archive für Testinstrumente. Als Standardwerk gilt beispielsweise das Lehrbuch der psychologischen Diagnostik von Fisseni (2004). Es informiert über die wesentlichen Grundlagen der psychologischen Diagnostik und die Anwendung psychodiagnostischer Verfahren in den einzelnen psychologischen Teildisziplinen. Ähnlich ist das Buch von Schmidt-Atzert und Amelang (2012), das die Verknüpfung von Diagnostik und Intervention bezogen auf die verschiedenen psychologischen Anwendungsfelder betont. Eine Auflistung und Beschreibung der verbreitesten Testverfahren in der Psychologie bieten Brähler et al. (2002). Speziell zur Diagnostik im Bereich der klinischen Psychologie bzw. Psychiatrie und Psychotherapie geben Stieglitz (2008) sowie Röhrle, Caspar und Schlottke (2008) einen umfassenden Überblick über Verfahrensgruppen und deren Anwendungsbereiche. Diese Lehrbücher eignen sich auch als Nachschlagwerke zu den gängigsten Verfahren der störungsbezogenen und störungsübergreifenden Diagnostik. Daneben gibt es Bücher, die zu Teilbereichen oder einzelnen Störungsbildern Verfahren ausführlicher beschreiben sowie Empfehlungen für deren Anwendung aussprechen, wie z. B. das Buch von Bengel, Wirtz und Zwingmann (2008) zu diagnostischen Verfahren in der Rehabilitation. Um aktuelle Entwicklungen zu verfolgen empfiehlt sich auch eine Recherche in Fachzeitschriften, wie beispielsweise der Diagnostica, dem Journal Klinische Diagnostik und Evaluation und dem European Journal of Psychological Assessment. Die vom Leibnitz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation angebotene deutschsprachige Literaturdatenbank Psyndex bietet eine Unterrubrik zu Testverfahren, in der die im deutschen Sprachraum relevanten Veröffentlichungen zu psychologischen Messinstrumenten verzeichnet sind (abzurufen unter der Website: www.zpid.de). Viele Messinstrumente inklusive Manual und Auswertungshilfen kann man über die Testzentrale des Hogrefe Verlags in Deutschland bzw. des Hans Huber Verlags in der Schweiz beziehen (www.testzentrale.de, www.testzentrale.ch). Der jährlich herausgegebene Testkatalog des Verlags liefert zu allen angebotenen Verfahren eine Kurzbeschreibung. Er ist somit ein hilfreiches Nachschlagwerk für die erste Orientierung bei der Suche nach einem geeigneten Verfahren. In einem zweiten Schritt sollten jedoch weitere Informationen bzgl. Gütekriterien, Einsatzbereich und Aufwand herangezogen werden, bevor man sich für ein Verfahren entscheidet. Eine wichtige Regel lautet: Die gängigsten Verfahren sind nicht immer die geeignetsten. Es lohnt sich in der Regel, entsprechende Validierungspublikationen zu lesen, um die Brauchbarkeit des Verfahrens abschließend beurteilen zu können. Einige Verfahren stehen auch kostenfrei im Internet zur Verfügung. Die suchmaschinengesteuerte Recherche lohnt sich in jedem Fall.

Die Psychologie blickt auf eine lange Tradition der Entwicklung von Messverfahren zurück. Voraussetzung für die Anwendung formalisierter Instrumente ist die Auseinandersetzung mit den Grundannahmen und Problemen der Mess- bzw. Testtheorie sowie den Standards des psychologischen Testens. Was fester Bestandteil des Psychologiestudiums ist, kommt in der medizinischen Ausbildung zu kurz. Dies hat zur Folge, dass die Psychiaterin oft nicht die Begrenztheit der auf Grundlage eines Messinstrumentes gewonnenen Informationen einschätzen kann. Der Nutzen der Verfahren wird über- wie unterschätzt (Dohrenbusch und Merten 2010;  Kap. 2.3). Das entscheidende Merkmal von formalisierten Instrumenten ist, dass sie einen Sachverhalt - ein psychologisches Konstrukt - möglichst unabhängig von der Person des Untersuchenden erfassen. Ihr Einsatz liefert einen wesentlichen zusätzlichen Beitrag zur Validität der Begutachtung, die ansonsten ausschließlich auf dem klinischen Interview basieren würde.

Das klinische Interview ist die Basis jeder psychiatrisch-psychologischen Diagnostik. Wenn es um Anforderungen an Reliabilität und Validität geht, wird es häufig gering geachtet. Diese Geringschätzung teilen wir nicht, im Gegenteil. Jede gutachterliche Untersuchung birgt die Chance der persönlichen Begegnung mit der Explorandin, dem Exploranden. Sie setzt ein hohes Maß an Erfahrung, Selbstreflexion und Übung voraus. Gelingt die Begegnung, liegt in ihr eine »Wahrheitschance«, die nicht durch den blossen Einsatz von formalisierten Instrumenten ersetzt werden kann (Hoffmann-Richter et al. 2012, S. 60-61; vgl. auch  Kap. 3.3.2). Auch das klinische Interview kann hier im Detail nicht vorgestellt werden. Wir konzentrieren uns auf die Praxis im Rahmen der integrierten psychiatrisch-psychologischen Diagnostik. Zu den Grundlagen verweisen wir auf die Ausführungen zum klinischen Interview bzw. der Exploration in Hoffmann-Richter et al. 2012, S. 56-74 und Schneider et al. 2012, S. 53-57).

Ziel der Psychometrie ist es, psychologische Merkmale, die zunächst rein theoretische Konstrukte sind, messbar zu machen. Dies basiert auf mess-/testtheoretischen Annahmen. Testtheorien sind mathematische Modelle, die die statistischen Zusammenhänge zwischen den zu messenden psychologischen Merkmalen (z. B. dem Persönlichkeitsmerkmal Extraversion) und den ermittelten Testwerten (z. B. Skalenwert für Extraversion im Freiburger Persönlichkeitsinventar) beschreiben. Die in der Psychologie gängigsten Testtheorien sind:


⢠ Klassische Testtheorie (KTT): Die KTT stellt das Konzept der Messgenauigkeit in den Mittelpunkt, so wird von einem ermittelten Testwert einer Person auf die wahre Merkmalsausprägung der Person geschlossen. Die KTT formuliert folgende Axiome:

    1. Der ermittelte Testwert einer Person setzt sich additiv aus einem wahren Merkmalsanteil (dem wahren Wert der Person) und einem Messfehleranteil zusammen. 2. Der Mittelwert aller Messfehler ist Null, d. h. bei mehrfacher Testanwendung kommt es zu einem Ausgleich und der ermittelte Testwert nähert sich dem wahren Wert der Person an. 3. Der Messfehler und die Merkmalsausprägung sind voneinander unabhängig, d. h. sie sind unkorreliert. 4. Der Messfehler ist unabhängig von der Ausprägung anderer Merkmale. 5. Die Messfehler mehrerer Testanwendungen sind voneinander unabhängig. Je größer der Messfehleranteil, desto ungenauer misst der Test das zu messende Merkmal. Die meisten und verbreitesten Messinstrumente in der klinischen Psychologie beruhen auf der KTT.

⢠ Probabilistische Testtheorie (PTT): Die PTT nimmt an, dass psychologische Konstrukte nicht unmittelbar gemessen werden können. Sie bleiben »latent« und manifestieren sich im jeweiligen Antwortverhalten einer Person. Die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Antwort auf ein Item hängt demnach von der jeweiligen Ausprägung des zugrundeliegenden latenten Merkmals ab. Diese stochastischen Zusammenhänge werden in der PTT explizit genutzt, um Merkmale zu messen. Eine Person mit ausgeprägter Extraversion (latentes Merkmal) wird der Aussage »Ich gehe gerne auf andere Menschen zu« mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zustimmen (Antwortverhalten) als eine weniger extrovertierte Person.


Statt einer Auflistung mit Anspruch auf Vollständigkeit werden wir beispielhaft vorstellen, welche Varianten an Methoden und formalisierten Instrumenten aus der Klinischen Psychologie und Psychiatrie zur Verfügung stehen, die auch bei Begutachtungen zur Anwendung kommen könnten. Wir werden also einzelne Verfahren genauer vorstellen und beschreiben, wann und wozu sie eingesetzt werden können. Weil eine einheitliche Systematik der Methoden nicht möglich ist, werden im Folgenden zwei Ordnungen aufgeführt, um (1) sie nach formalen Gesichtspunkten zu unterscheiden und zu beschreiben (Verfahrensgruppen) und (2) sie anschließend inhaltlich den Fragestellungen medizinischer Begutachtungen im Sozialversicherungsbereich zuzuordnen (Anwendungsbereiche). Zwangsläufig ergeben sich hierbei Redundanzen. Uns ist dabei bewusst, dass diese Systematik wesentlich weiter ausgeführt werden könnte, widmen sich dem Thema doch ganze Lehrbücher zur Diagnostik in der (klinischen) Psychologie, auf die wir bereits verwiesen haben.
2.1        Verfahrensgruppen

Ein wichtiges Merkmal von Verfahren...
mehr

Autor

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, ist nach Aufbau und langjähriger Leitung des Versicherungspsychiatrischen Dienstes der Schweizer Unfallversicherungsanstalt (Suva) in eigener Praxis in Luzern tätig. Dr. phil. Laura Pielmaier, Dipl.-Psych., ist in den Psychiatrischen Diensten Aargau AG tätig.