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Der Leutnant und das Mädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
SCM Hänsslererschienen am05.06.20201. Auflage
1918. Lieutenant Colin Mabry ist Soldat in der britischen Armee. Als er verwundet war, rettete ihm die Französin Jewel das Leben. Als ihn eine mysteriöse Nachricht von ihr erreicht, will er zu ihr reisen - braucht sie seine Hilfe? Doch in Frankreich trifft er nur ihre Halbschwester Johanna, die davon überzeugt ist, dass Jewel in Schwierigkeiten steckt. Colin ist skeptisch: Sagt Johanna die Wahrheit? Kann er ihr trauen? Die gemeinsame Suche nach Jewel bringt die beiden selbst in große Gefahr.

Kate Breslin stammt aus Florida und lebt mit ihrem Mann in Seattle. Sie ist die Autorin zahlloser Reise-Reportagen, preisgekrönter Lyrik und romantischer Romane. Sie hat lange als Buchhändlerin gearbeitet und reist in ihrer Freizeit - immer aus der Suche nach einer Idee für eine neue Geschichte.
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Produkt

Klappentext1918. Lieutenant Colin Mabry ist Soldat in der britischen Armee. Als er verwundet war, rettete ihm die Französin Jewel das Leben. Als ihn eine mysteriöse Nachricht von ihr erreicht, will er zu ihr reisen - braucht sie seine Hilfe? Doch in Frankreich trifft er nur ihre Halbschwester Johanna, die davon überzeugt ist, dass Jewel in Schwierigkeiten steckt. Colin ist skeptisch: Sagt Johanna die Wahrheit? Kann er ihr trauen? Die gemeinsame Suche nach Jewel bringt die beiden selbst in große Gefahr.

Kate Breslin stammt aus Florida und lebt mit ihrem Mann in Seattle. Sie ist die Autorin zahlloser Reise-Reportagen, preisgekrönter Lyrik und romantischer Romane. Sie hat lange als Buchhändlerin gearbeitet und reist in ihrer Freizeit - immer aus der Suche nach einer Idee für eine neue Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775175012
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum05.06.2020
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4479 Kbytes
Artikel-Nr.5266207
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
2

Kensington, London

»Wie war die Fahrt von Hastings nach London?« Lord Walenfords dunkelblaue Augen sahen ihn über den kleinen, mit feinem Leinen eingedeckten Tisch hinweg an.

»Ganz gut, ... Jack.« Colin setzte sich auf den Stuhl gegenüber seinem blonden Arbeitgeber. Knowles, der langjährige Butler, hatte ihn ins Arbeitszimmer geführt. Jetzt ließ er unauffällig seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Der holzgetäfelte Raum in dem eleganten viktorianischen Backsteinhaus in der Holland Street war größer als seine ganze Wohnung in Hastings.

Er griff nach seiner weißen Leinenserviette, bevor Knowles sie ihm reichen konnte, schüttelte sie, um sie zu entfalten, und legte sie sich auf seinen Schoß. Als er wieder aufblickte, bemerkte er erstmals Jacks hellen Leinenanzug und die locker gebundene rote Halsbinde. Jack sah seinen Blick und lächelte. »Ich kleide mich zum Essen nur sehr selten so leger.«

Colin war dankbar, dass er keinen formellen Abendanzug hatte anziehen müssen. Das Militär hatte die Vorschriften über das Tragen von Ausgehuniformen während des Kriegs ausgesetzt. Zwar waren sein Smoking und die weiße Halsbinde im Londoner Haus seiner Familie in Knightsbridge verblieben, doch bis er endlich alle erforderlichen Knöpfe und Manschettenknöpfe geschlossen gehabt hätte, wäre Jack am Verhungern gewesen. »Zwanglose Dinnereinladungen kommen mir sehr entgegen und die Uniform erspart mir viel Kopfzerbrechen.«

»Noch ein Vorteil, wenn man beim Militär ist.« Jack griff grinsend nach seinem Weinglas. »Wie auch immer. Angesichts der neuen Rationierungen sind die Mahlzeiten heutzutage sowieso eher schlicht.« Er lehnte sich zurück. Seine Augen funkelten. »Wenn du Mrs Riley sagst, dass ich das gesagt habe, werde ich es abstreiten. Immerhin macht sie aus den schlichtesten Zutaten noch ein geschmackvolles Essen.«

Er trank einen Schluck Rotwein, dann sah er Colin an. »Und - wie gefällt es dir in dem malerischen Küstenstädtchen?«

»Hastings ist auf jeden Fall besser, als hier in der Stadt wohnen zu müssen.« Colin erinnerte sich an seine Angst, als er vor zwei Monaten von der Farm seines Onkels in London eingetroffen war. »Mit weniger Menschen komme ich besser zurecht. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir die Stelle verschafft hast.«

»Gern geschehen.« Als Jack lächelte, kräuselte sich die vernarbte Haut um seine Augen. Der Krieg hatte auch ihm seine Opfer abverlangt. »Aber ich kann gut nachvollziehen, dass du, seit Kaiser Wilhelm letzten Monat mit seiner Frühjahrsoffensive begonnen hat, ganz schön unter dem Lärm von der anderen Kanalseite zu leiden hast. Manchmal hören wir die Geschütze sogar bis hierher nach London.«

Colin griff nach seinem Wasserglas aus Kristall und starrte es einen Moment lang an, dann stellte er es wieder hin. »Das Geräusch ist - verstörend, aber nicht unerträglich.« Als er aufblickte, sah er das Mitgefühl in Jacks attraktivem Gesicht.

»Jedes Mal wenn ein deutsches Flugzeug unsere Abwehr durchbricht und ein oder zwei Bomben über London fallen lässt, erschrecke ich zu Tode.« Er schwieg und spielte mit dem Stiel seines Glases. »Grace hat mich gebeten, dir zu sagen, dass dein Vater sich noch immer wünscht, dass du zurückkommst und in sein Geschäft eintrittst. Wenn deine Schwester und ich verheiratet sind, wird sie ihre Stellung als Geschäftsführerin im Teehaus aufgeben. Patrick möchte, dass du die Leitung übernimmst und das Teegeschäft von der Pike auf lernst.«

Colin presste die Lippen zusammen. Das Schuldgefühl, das er empfand, war wie ein Stich. Seit ihre Mutter vor zwei Jahren an Tuberkulose gestorben war, standen er und seine Schwester sich näher denn je. Grace besuchte ihn sogar hin und wieder in Hastings.

Er hingegen war nur ein seltener Gast im Haus der Familie Mabry in Knightsbridge. Es fiel ihm schwer, die traurigen Blicke zu ertragen, die Grace zu verbergen suchte, wenn sie zusah, wie er aß oder seinen Mantel zuknöpfte. Auch dem Mitleid seines Vaters, der es geflissentlich vermied, seine Prothese anzusehen, und verzweifelt bemüht war, seinem Sohn alle schwierigeren Handgriffe abzunehmen, wollte er sich möglichst selten aussetzen. Noch schlimmer aber waren die ständigen Versuche seines Vaters, Colin zu bewegen, ins Familiengeschäft einzusteigen.

»Du weißt doch, dass ich nicht bei Swans arbeiten kann. So in der Öffentlichkeit zu stehen ...« Er schob seinen Arm mit der hölzernen Hand noch etwas weiter unter den Tisch.

Jack seufzte. »Ich habe es ihr gesagt. Ich habe Monate damit verbracht, mich nach der Explosion vor der Gesellschaft zu verstecken, weil ich wusste, wie sehr ich die Dorfbewohner erschrecken würde.« Er berührte seine vernarbte Braue. »Blind, wie ich war, wollte ich einfach nur unsichtbar sein.«

Colin nickte nur.

Es klopfte. Ein älterer Diener - er hinkte leicht - betrat das Arbeitszimmer. Er trug ein Tablett mit einer weißen Suppenterrine. Unter dem wachsamen Blick von Knowles schöpfte er Mrs Rileys dampfend heißen Rationierungseintopf auf die Teller.

Colin war erleichtert gewesen, als er gehört hatte, dass Eintopf auf dem Speiseplan stand. Er griff nach seinem Löffel, sog den Duft nach Fleischbrühe und Thymian ein und dachte, dass das frische Gemüse wahrscheinlich von Jacks Anwesen in Kent stammte, wo Colins Schwester den Erben von Stonebrooke kennengelernt hatte, als sie auf seinem Gut mit ein paar Frauen aus dem Women´s Forage Corps bei der Heuernte half.

Die beiden Männer widmeten sich dem Essen. Colin schmeckte kleine Fleischstückchen wie die in den Dosen mit Rinderpastete, welche die Soldaten an der Front erhielten, heraus.

»Da du schon mal hier bist, würde ich dich gern um einen Gefallen bitten.« Jack sah von seinem Teller auf. »Ich brauche deine Hilfe bei der Hochzeit.«

Colin hielt inne, den Löffel auf halbem Weg zum Mund. Neugier kämpfte mit Skepsis. »Inwiefern?«

»Ich hätte dich gern als Trauzeugen.«

»Mich?« Colins Magen zog sich schmerzhaft zusammen, sein Löffel fiel zurück auf den Teller. »Aber ... ich dachte, du hast schon einen Trauzeugen, Hauptmann Weatherford.«

Jack wurde ernst. »Ja, ich hatte eigentlich an Marcus gedacht, doch er hat London vor ein paar Wochen im Auftrag der Krone verlassen und seither haben wir nichts mehr von ihm gehört.« Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Nicht einmal sein Abteilungsleiter besitzt irgendwelche Informationen über ihn.«

Colin war Hauptmann Weatherford zweimal begegnet, seit er nach London zurückgekehrt war. Er wusste, dass der Mann für den MI 6 bei der Admiralität arbeitete und dass er und Jack Benningham enge Freunde waren. Der Tag der Hochzeit rückte unaufhaltsam näher. Warum hatte er Jack nicht längst kontaktiert? Die Möglichkeit, dass der Hauptmann auf ein falsches Spiel hereingefallen war, wollte Colin lieber nicht in Erwägung ziehen.

Der kalte Schweiß brach ihm aus, als er sich vorstellte, wie er neben Jack in einer Kirche voller Mitglieder der vornehmsten Adelsfamilien Englands stand. Und alle, alle würden auf die Braut und den Bräutigam - und Colins Prothese starren.

»Vielleicht kommt Hauptmann Weatherford ja noch rechtzeitig zur Hochzeit zurück.« Seiner Stimme war die Verzweiflung anzumerken, während er unbehaglich den Kopf hin und her drehte, weil sein Kragen sich auf einmal viel zu eng anfühlte.

»Ich verspreche dir, wenn Marcus bis dahin auftauchen sollte, bist du von deiner Aufgabe entbunden.« Jack beugte sich vor, den Löffel in der Hand. »Colin, ich weiß, wie dir zumute ist, wenn du dich in der Öffentlichkeit präsentierst, aber ich will auf keinen Fall Grace' Hochzeit ruinieren, nur weil ich keinen Trauzeugen habe.« Er lächelte. »Und wen außer Marcus könnte ich darum bitten, wenn nicht meinen künftigen Schwager?«

Colin sah ihn an. Er verdankte Jack unendlich viel. Sein Gastgeber hatte sehr viel mehr für ihn getan, als ihm lediglich einen Posten zu besorgen, auf dem er sich in diesem Krieg noch immer nützlich machen konnte. Außerdem musste er dabei nicht in London leben, wo ihn so viele Menschen voller Neugier oder auch Mitleid angafften. Jack Benningham hatte ihm das Leben gerettet.

Er blickte auf die Prothese in seinem Schoß und dachte daran, dass sein Leben zwar nie mehr dasselbe sein würde, dass er jedoch - durch Gottes Gnade - überlebt hatte. Jack war über den Kanal an die Front gereist und hatte dank seines schon fast unheimlichen Orientierungssinns den eingebrochenen Tunnel aufgespürt, in dem Colin und mehrere andere Soldaten lebendig begraben gewesen waren. Er hatte es natürlich für Grace getan, doch Colin war trotzdem dankbar, der Nutznießer dieses Liebesdienstes gewesen zu sein. Als sein Trauzeuge zu fungieren, war wirklich das Mindeste, was er für ihn tun konnte.

Er schluckte und sah seinem künftigen Schwager in die Augen. »Es wird mir eine Ehre sein, bei der Hochzeit an deiner Seite zu stehen.«

»Wunderbar!« Jack lächelte erleichtert und schob sich einen großen Löffel Eintopf in den Mund.

Colin starrte auf sein Essen hinunter. Auf der Zugfahrt von Hastings nach London hatte er überlegt, wie er Jewels Nachricht ansprechen sollte.

Doch Colin selbst war der lebendige Beweis, dass sein künftiger Schwager ein mutiger und ehrenhafter Mann war. Ganz bestimmt würde Jack verstehen, warum er der Frau, der er so viel verdankte, helfen wollte. »Ich würde gerne auch noch etwas mit dir besprechen.«

Jack blickte auf. »Und das wäre?«

Colins Herz schlug schneller, als er an die täglichen Bombardements jenseits des Kanals dachte. »Vor der Hochzeit...
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Kate Breslin stammt aus Florida und lebt mit ihrem Mann in Seattle. Sie ist die Autorin zahlloser Reise-Reportagen, preisgekrönter Lyrik und romantischer Romane. Sie hat lange als Buchhändlerin gearbeitet und reist in ihrer Freizeit - immer aus der Suche nach einer Idee für eine neue Geschichte.