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Jene Nacht in Paris

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
CORA Verlagerschienen am06.08.20201. Auflage

Produkt

Details
Weitere ISBN/GTIN9783733719197
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum06.08.2020
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1398 Kbytes
Artikel-Nr.5267300
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. KAPITEL
Killian Abbott ging langsam auf die kleine Bar hinter seinem Schreibtisch zu, während Jack Eagan mit seinem Bericht fortfuhr. Jack war erst seit Kurzem bei ihm angestellt, doch er erwies sich schon jetzt als fähigster Personalleiter, den die Bekleidungsfirma Abbott Mills je beschäftigt hatte. Killian hörte ihm daher nur mit einem Ohr zu, während er den Kaffee eingoss. Viel mehr beschäftigte ihn die Frage, ob er die kleine Boutiquenkette Florida Shops kaufen sollte oder nicht, an der seine Stiefmutter so interessiert war.

Dabei handelte es sich nicht um eine große Investition - gerade mal ein paar Millionen Dollar -, aber er könnte Chloe mit der Übernahme eine Freude machen, weil der Besitzer ein Freund von ihr war. Trotzdem hatte er keine Lust, sich gerade jetzt mit allen lästigen Einzelheiten dieses Kaufs zu beschäftigen. Schließlich steckte er mitten in seiner Scheidung, und sein schärfster Konkurrent, die November Corporation, lauerte ständig auf eine Schwachstelle in seinem Unternehmen und hätte nichts gegen eine Übernahme von Abbott Mills.

In den Fabriken ist die Produktivität um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, und die Verkaufserlöse in den Filialen sogar um zwanzig Prozent. Wir glauben, dass die neuen Fitnessräume dazu geführt haben. Das Betriebsklima ist ausgezeichnet und die Krankheitsrate so niedrig ... Jack, der schon aufgestanden war, sobald sich Killian von seinem Chefsessel erhoben hatte, verstummte, als Killian ihm eine Tasse Kaffee reichte.

Mr Abbott , brachte er gequält hervor. Er war ein gewissenhafter älterer Mann, der vor seiner Stelle bei Abbott Mills das Personal von reichen Adligen in England betreut hatte. Es wäre mir lieber, wenn Sie mich nicht bedienen würden, Sir. Das macht mich ganz nervös.

Killian bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen, und setzte sich selbst mit seiner Tasse in der Hand auf eine Ecke seines Schreibtisches. Und mich macht es nervös, dass Sie jedes Mal aufstehen, wenn ich es tue. Ich bin kein Herzog oder Graf, Jack - nur Ihr Arbeitgeber. Und Sie müssen mich nicht mit Sir ansprechen.

Ja, Sir. Jack stöhnte, als Killian die Stirn runzelte. Entschuldigen Sie. Auch nach zwei Jahren Studium an der Southern Massachusetts University kann ich mich immer noch nicht an die amerikanischen Umgangsformen gewöhnen!

Entspannen Sie sich ganz einfach.

Ja, Sir.

Killian beschloss, die Sache erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Er wies auf den Bericht in Jacks Hand. Fahren Sie fort. Die Produktivität ist hoch, die Krankheitsrate niedrig. Sehr schön. Es war eine gute Idee gewesen, in jeder Filiale und Fabrik einen zusätzlichen Fitnessraum einzurichten. Das gefällt mir.

Jack hielt die Kaffeetasse sichtlich unbehaglich in der Hand und suchte mit dem Zeigefinger nach der Stelle auf dem Blatt, wo er gerade stehen geblieben war. Mrs Hamilton von der Filiale in Darmouth berichtet, dass der neue Reinigungsdienst hervorragend arbeitet - genauso wie die neue Einkäuferin für Damenbekleidung, die wir im vergangenen Monat an Bord genommen haben.

Nur gute Nachrichten , stellte Killian fest und lächelte. Na sehen Sie, das war doch gar nicht so übel.

Jack lächelte erleichtert. Killian zog es vor, persönlich Bericht erstattet zu bekommen, anstatt eine schriftliche Ausfertigung bei der Vorstandssitzung zu erhalten. Doch für Jack war dies das erste Mal. Er war groß und stämmig und hatte trotz seiner sechsundfünfzig Jahre eine durchtrainierte Figur. Killian hatte ihn bei seinem Vorstellungsgespräch gefragt, warum er England verlassen wollte, wo er doch sein ganzes Leben dort verbracht hatte.

Jack hatte geantwortet, dass seine Frau gerade gestorben war und er seinen einzigen Sohn bei einem Reitunfall verloren hatte, als dieser noch ein Teenager war. Ich fühlte mich alt und ziellos , hatte er freimütig zugegeben. Da dachte ich, ein Tapetenwechsel würde mir gut tun. Außerdem suche ich eine langfristige Stelle. Wie Sie aus meinem Lebenslauf sehen, habe ich zwölf Jahre für den Herzog von Burrage gearbeitet, bis er aus steuerlichen Gründen sein Gut aufgeben musste. Danach habe ich zweiundzwanzig Jahre lang bei Lord Dunnsford gedient. Ich bin sehr beständig.

Killian hatte ihn eingestellt. Auch er liebte Beständigkeit.

Das war nun drei Monate her, und Killian fand, dass es die beste Entscheidung war, die er je für Abbott Mills getroffen hatte - wenn man einmal davon absah, dass Jack ihn wie eine königliche Hoheit behandelte.

Der Kaffee schmeckte ausgezeichnet, der Personalbericht war erfreulich, und die Sonne schien warm durch das Fenster seines Büros mitten in Manhattan. Außerdem stand das Wochenende vor der Tür und verhieß ein paar gemütliche Stunden am Strand.

Jack atmete sichtlich erleichtert auf. Ich bin auch froh, dass ich den Bericht gut hinter mich gebracht habe, Sir. Mr Abbott, wollte ich sagen.

Aber in Zukunft müssen Sie von dem Gedanken Abstand nehmen, dass Sie bei einer königlichen Hoheit vorsprechen, wenn Sie zu mir ins Büro kommen. Wir sind nämlich eine ziemlich demokratisch geführte Firma. Und wir arbeiten alle gemeinsam im Dienste unserer Kunden - sozusagen. Sie werden schon noch lockerer werden, wenn Sie erst mal an unserer Jahresversammlung teilgenommen haben.

Jack sah ihn zweifelnd an. Man hat mir gesagt, das Jahrestreffen soll auf Ihrem Anwesen auf Long Island stattfinden. Ist das richtig?

Ja, das stimmt. Normalerweise halten wir es in einem großen Hotel ab. Die neuen Mitarbeiter werden vorgestellt, die aktuellen Produkte und die Verkaufsstrategie für das nächste Jahr präsentiert und so weiter. Das vergangene Jahr war äußerst erfolgreich für Abbott Mills, und da wollte ich gerne zum Ausdruck bringen, wie sehr ich die harte Arbeit meiner Angestellten schätze, indem ich sie zu mir nach Hause einlade. Sie müssen nur kurz den Personalbericht vortragen und werden dann ganz bestimmt viel Spaß beim Jahrestreffen haben.

Ich soll ...? Jack klang entsetzt.

Natürlich. Sie haben Ihre Sache gerade eben doch sehr gut gemacht. Das klappt schon. Wir werden alle miteinander ein schönes Wochenende verbringen und zwischendurch auch mal auf dem Grundstück oder am Strand spazieren gehen. So kann man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Ja, Mr Abbott.

Killian nahm Jacks Bericht zur Hand und überflog ihn. Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?

Ich glaube nicht, Sir. Der schriftliche Bericht geht etwas mehr ins Detail, aber die wesentlichen Stichpunkte habe ich Ihnen alle mündlich vorgetragen. Insgesamt kann man sagen, dass die Personalsituation ausgezeichnet ist.

Killian nickte und blätterte den Bericht durch. Plötzlich stutzte er bei dem Profil der neuen Einkäuferin für Damenbekleidung. Jack hatte sie als Glücksfall für Abbott Mills bezeichnet, da sie einen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaftslehre und große Erfahrung im Modebereich besaß. Er hatte sich sehr positiv über ihren geschickten Umgang mit den Kollegen und ihre Kompetenz geäußert ... Um Himmels willen!

Killian wurde heiß und kalt, als er die Stationen ihrer früheren Tätigkeiten überflog. Einkäuferin für Bloomford´s. Drei Jahre als Marketingleiterin beim Möbelhersteller Hyatt in Newport News, Virginia.

Und sie hatte drei Jahre als Model für ... André McGinty gearbeitet!

Ihr Name: Cordelia Hyatt.

Unvermittelt sprang Killian auf und stieß ein paar Worte aus, die Jack vermutlich niemals bei seinen adeligen Arbeitgebern gehört hatte. Jedenfalls war er ziemlich blass, als sein Chef den Bericht auf den Schreibtisch knallte und sich abrupt zu ihm umdrehte.

Stimmt was nicht, Sir? , fragte Jack mit erstaunlich ruhiger Stimme. Egal, worum es sich handelt - ich werde es sofort in Ordnung bringen.

Das will ich Ihnen aber auch schwer raten, Jack , erwiderte Killian mit kaum verhülltem Zorn. Sie haben meine Frau eingestellt!

Jack starrte ihn einen Augenblick lang verwirrt an. Sie meinen ... Ihre Frau ... von der Sie getrennt leben?

Ja, die Frau, von der ich mich gerade scheiden lasse! , donnerte Killian. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er seine Angestellten grundsätzlich nie anbrüllte, und er zählte langsam bis zehn. Was glauben Sie, wie viele Ehefrauen ich habe? , entgegnete er etwas ruhiger.

Ich bitte vielmals um Verzeihung, Sir. Das wusste ich nicht. Jack blickte äußerst bestürzt drein. Ich habe zwar schon etwas über Ihre Trennung nach drei Monaten Ehe mitbekommen, aber ich hatte keine Ahnung ... das heißt ... alle sagten, Ihre Frau sei in Schottland. Und sie sei untröstlich, so habe ich gehört.

Untröstlich! Wütend funkelte Killian Jack an. Cordelia war sicherlich alles andere als das. Sie war es gewohnt, alles zu bekommen, was sie sich in den Kopf setzte - und sie hatte ihn unbedingt haben wollen. Über die Trennung war sie höchstens enttäuscht. Allerdings hätte sie sich diese Enttäuschung ersparen können, wenn sie nicht mit Brian Girard geschlafen hätte, dem Marketingmanager der November Corporation und Sohn des Inhabers Corbin Girard.

Die Girards und die Abbotts waren schon lange scharfe Konkurrenten im Segment hochwertiger Damen- und Herrenbekleidung. Schon Killians Vater und Corbin Girard hatten einander gehasst, und deshalb hatten sich auch Killian und Brian immer misstrauisch gegenübergestanden. Die Abneigung wurde noch dadurch verstärkt, dass die...
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Autor

So lange Muriel Jensen zurückdenken kann, wollte sie nie etwas andere als Autorin sein. Sie wuchs in einer Industriestadt im Südosten von Massachusetts auf und hat die Menschen dort als sehr liebevoll und aufmerksam empfunden. Noch heute verwendet sie in ihren Romances Charaktere, die sie an Bekannte von damals erinnern. Als sie zehn Jahre alt war, zog ihre Familie nach Los Angeles. Mit 17 Jahren, direkt nach der High School, nahm sie ihren ersten Job bei einer Telefongesellschaft an. Als der Drang zu schreiben in ihr wuchs, wurde sie Sekretärin bei der Los Angeles Times und besuchte abends Schreibseminare. Ihren zukünftigen Ehemann Ron traf sie dort an einem Kopierer (von denen es damals im ganzen Gebäude nur zwei gab!). 1968 heirateten sie und Ron. Während der ersten Ehejahre arbeitete Ron als Redakteur bri mehreren kleinen Zeitungen, denen stets eins gemeinsam war: Sie waren immer unterbesetzt. Muriel half ihm manchmal und fand schnell heraus, dass das definitiv nicht der richtige Job für sie war. Die Herausgeber hatten überhaupt kein Verständnis für ihre Neigung, in den Artikeln etwas hinzuzudichten. Also beschloss sie: wenn schreiben, dann Romane. 1973 zogen sie und ihr Mann nach Oregon und adoptierten drei Kinder. Plötzlich musste Muriel ganz neue Prioritäten setzen, aber trotzdem konnte sie den Wunsch, endlich Bücher zu schreiben, nicht länger ignorieren. Zeit dafür fand sie abends. 1983 hieß es, der kanadische Verlag Harlequin habe in New York ein Büro aufgemacht und suche nach Manuskripten von amerikanischen Autorinnen für amerikanische Leserinnen. Damals leitete Muriel eine Buchhandlung und hatte, wenn keine Kundinnen im Laden waren, an einem Roman geschrieben. Sie überarbeitete ihn und schickte ihn Harlequin zu. Mittlerweile sind ihre Kinder erwachsen, die Schar der Enkelkinder wird ständig größer, und zur Familie gehören außerdem vier Katzen und ein Labrador Retriever namens Amber. Vor ungefähr zehn Jahren beschloss Ron, an der Universität Kunst zu studieren. Er baute den Keller ihres Hauses zu einem Atelier um. Inzwischen verkauft er seine Werke regelmäßig an zwei Galerien. Muriel und Ron leben in einem alten viktorianischen Haus, das auf einem Hügel liegt, von dem man einen herrlichen Blick auf den Columbia River hat. Es vergeht kein Tag, an dem Muriel nicht von dort aus Lastkähne, Boote der Küstenwache, Yachten und Fischerboote beobachtet und über die Menschen an Bord nachdenkt - eine ständige Quelle der Inspiration.