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Tears of Light

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am30.11.20201
Eine Liebe, die alle Grenzen überwindet Aufgrund einer Lichtkrankheit lebt Lennox wie ein Eremit in der großen Wohnung seines Vaters, der ständig auf Geschäftsreisen ist. Bisher hat er jede Haushaltshilfe seines Vaters innerhalb weniger Tage durch seine schnoddrige Art in die Flucht geschlagen. Deshalb fordert ihn sein Vater zu einer Wette heraus: Wenn er es nicht schafft Suki, die neue Haushaltshilfe zu vergraulen, dann muss Lennox endlich sein Leben in den Griff kriegen. Obwohl Suki ein Geheimnis umgibt, ist er von ihr fasziniert, weil sie so ganz anders ist als alle anderen und dadurch wieder Licht in Lennox` Leben bringt.

Ava Blum, in Berlin geboren, reiste nach dem Abitur einige Jahre als Choreographin umher. Der Liebe wegen verschlug es sie nach Gran Canaria, wo sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie lebt. Hier nutzt die Großstadtinsulanerin die traumhafte Ruhe unter afrikanischer Sonne, um ihre Geschichten zu spinnen. Nur ab und an muss sie der Hitze entfliehen, um sich vom Trubel und Lärm ihrer Heimatstadt inspirieren zu lassen. Während ihres Journalismus-Studiums hat sie sich mit dem Schreibvirus infiziert. Seither ist sie nicht mehr zu bremsen und widmet ihre freie Zeit dem Schreiben von Geschichten.
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Produkt

KlappentextEine Liebe, die alle Grenzen überwindet Aufgrund einer Lichtkrankheit lebt Lennox wie ein Eremit in der großen Wohnung seines Vaters, der ständig auf Geschäftsreisen ist. Bisher hat er jede Haushaltshilfe seines Vaters innerhalb weniger Tage durch seine schnoddrige Art in die Flucht geschlagen. Deshalb fordert ihn sein Vater zu einer Wette heraus: Wenn er es nicht schafft Suki, die neue Haushaltshilfe zu vergraulen, dann muss Lennox endlich sein Leben in den Griff kriegen. Obwohl Suki ein Geheimnis umgibt, ist er von ihr fasziniert, weil sie so ganz anders ist als alle anderen und dadurch wieder Licht in Lennox` Leben bringt.

Ava Blum, in Berlin geboren, reiste nach dem Abitur einige Jahre als Choreographin umher. Der Liebe wegen verschlug es sie nach Gran Canaria, wo sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie lebt. Hier nutzt die Großstadtinsulanerin die traumhafte Ruhe unter afrikanischer Sonne, um ihre Geschichten zu spinnen. Nur ab und an muss sie der Hitze entfliehen, um sich vom Trubel und Lärm ihrer Heimatstadt inspirieren zu lassen. Während ihres Journalismus-Studiums hat sie sich mit dem Schreibvirus infiziert. Seither ist sie nicht mehr zu bremsen und widmet ihre freie Zeit dem Schreiben von Geschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492987349
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.11.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3758 Kbytes
Artikel-Nr.5312448
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Die Welt da draußen kann mich mal

Verflucht! Die Mittagssonne knallt unbarmherzig durchs Fenster auf meine Haut, obwohl sie für heute eigentlich Regen angesagt haben. Vier Minuten werden zur Hölle. Ich stöhne auf, drücke hastig die selbstklebende Verdunklungsfolie wieder an die Scheibe und schließe mit einem schnellen Ratsch den Vorhang. Meine Lippen prickeln und allmählich setzt das Brennen ein, das sich im Gesicht ausbreitet - es fühlt sich an, als würde eine beißwütige Ameisenarmee unter meiner Haut ihr Gift versprühen. Ich lehne mich rücklings gegen die Wand, schließe die Augen und zähle von zehn abwärts, um den Schmerz besser zu ertragen.

Schon zum zweiten Mal diese Woche verpasse ich mir die volle Dröhnung Tageslicht. Warum tue ich mir das eigentlich immer wieder an? Um mich, dank des Schmerzes, der wie glühende Kohlen durch alle Schichten meiner Epidermis brennt, wenigstens ein paarmal im Monat lebendig zu fühlen? Um vom Treiben da draußen etwas mitzubekommen? Oder einfach nur, weil ich völlig durchgeknallt bin?

Ich befürchte, alles davon trifft zu. Wahrscheinlich werde ich auch langsam verrückt, weil ich ein Gefangener in meinen eigenen vier Wänden bin. Verdammt zu einem Leben in Finsternis friste ich mein Dasein wie ein Vampir, der die Wohnung nur nach Sonnenuntergang verlassen kann.

Ich drehe mich um, schlage mit der Faust gegen den Fensterrahmen und presse die Lippen aufeinander. Scheiße, tut das weh, an den brennenden Schmerz werde ich mich wohl nie gewöhnen. Als hielte mir jemand einen Flammenwerfer vors Gesicht. Ich rutsche an der Wand hinunter, bis ich den Boden unter meinem Hintern spüre. Tränen steigen mir in die Augen, ich könnte schreien, doch stattdessen wimmere ich leise vor mich hin.

Keine Ahnung, wie lange. Irgendwann verliere ich das Zeitgefühl.

Normale Jungs in meinem Alter haben schon seit einem Jahr ihr Abi in der Tasche, studieren oder reisen durch die Weltgeschichte. Ich hingegen kämpfe jeden Tag aufs Neue damit, mein Leben zu ertragen, so, wie es ist. Doch die Phase des Selbstmitleids habe ich längst hinter mir, mittlerweile durchlaufe ich eine viel destruktivere: Die Welt da draußen kann mich mal!

Ich lebe isoliert in der 150-Quadratmeter-Altbauwohnung meines Vaters in Berlin-Mitte, der so gut wie nie da ist. Vor anderthalb Jahren brach die Krankheit aus, man nimmt an, dass mein Leiden psychisch bedingt ist, weil es kurz vor Mamas Tod eintrat. Es wurde schon alles Mögliche vermutet, der Auslöser ist jedoch nach wie vor nicht bekannt. Meine Krankheit ist so gut wie unerforscht, deshalb musste ich jedes Mal Versuchskaninchen spielen. Bisher hat nichts wirklich über einen längeren Zeitraum geholfen. Anfangs wurden ständig Fehldiagnosen von verschiedenen Ärzten gestellt, manche glaubten mir die Schmerzen nicht mal, wollten mich zum Psychologen überweisen, wenn die Auswirkungen nicht stark genug waren, dass man mir etwas ansah.

Monatelang haben sie an mir rumgedoktert, von Akupunktur über Cortisonsalbe bis hin zur Hypnose haben sie schulmedizinische wie auch alternative Behandlungsmethoden ausprobiert. Ich habe dann irgendwann das Handtuch geschmissen und mich geweigert, weitere Untersuchungen über mich ergehen zu lassen.

Fuck! Ich rapple mich hoch und renne durch den dunklen Flur, der durch eine Lichtleiste am Fußboden beleuchtet wird. Im Bad drücke ich den Lichtschalter und der Sternenhimmel aus LED-Leuchten geht an der Decke auf. Superromantisch, könnte man meinen. Von wegen! Sie wurden speziell für mich angebracht, um mir das Leben erträglicher zu machen. Bei mir herrscht den ganzen Tag über Dunkelheit, denn manchmal reagiert meine Haut sogar auf künstliches Licht empfindlich.

Ich öffne den Hahn und beuge mich übers Waschbecken. Unter lautem Stöhnen schaufle ich mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Während es meine Haut hinabperlt, hebe ich den Kopf und blicke mich im Spiegel an. Auf dem Jahrmarkt der Absonderlichkeiten könnte ich mir mit der Visage sicherlich noch ein paar Euro dazuverdienen. Mit dem blau getönten Haar und den fleckigen Rötungen im Gesicht sehe ich aus wie einer Freakshow entlaufen, das ganze Ausmaß der Aktion wird jedoch erst in einigen Stunden sichtbar sein.

Als ich sieben war, habe ich mir mit einem Freund die Arme mit Brennnesseln abgerieben. Einfach so, um das Gefühl auszukosten, wenn der Schmerz nachlässt. Genauso fühlt es sich heute an, zwölf Jahre später. Nur dass das Brennen nicht abnimmt, sondern sich in höllische Qualen verwandelt, die erst nach einigen Stunden nachlassen. Die äußerlichen Auswirkungen verschwinden jedoch erst Tage, manchmal sogar erst Wochen später.

»Lennox!« Eine vertraute Stimme zerschneidet die Stille, gefolgt von einem lauten Bellen.

Ich wirble herum, Wassertropfen laufen über mein Gesicht, nässen mein stinkendes Shirt, das ich seit mindestens einer Woche nicht gewechselt habe.

Grandma schnappt nach Luft und schlägt die Hände vor den Mund. Natürlich weiß sie wieder mal sofort, was Sache ist. Doch ihr vorwurfsvoller Blick prallt an mir ab wie Graupelkörner an der Frontscheibe eines Autos. Es ist mein Leben - ich kann es versauen, wie ich will.

Ich hasse es, wenn sie ohne Ankündigung einfach so hier auftaucht. Am liebsten würde ich ihr den Schlüssel abnehmen, ihr Eindringen ist ein Eingriff in meine Intimsphäre.

»Warum tust du mir das an, Junge?«, fragt sie, während Checker mir hingebungsvoll die Hand abschleckt. Ich habe ihn vermisst.

»Was machst du hier?«, antworte ich mit einer Gegenfrage, während ich das Handtuch aus der Halterung ziehe und mir damit Hals und Kinn abtupfe. Das Gesicht abzurubbeln würde jetzt an blanke Folter grenzen. »Ich komme gut allein zurecht.« Meine Stimme klingt rau und angriffslustig. Dabei hat Grandma das nicht verdient. Sie ist die Einzige, die gelegentlich nach mir schaut und sich um meinen Bobtail kümmert. Doch ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Ich brauche niemanden.

»Ja, das ist nicht zu übersehen.« Sie eilt zum Spiegelschrank und greift nach der Cortisoncreme. »Was soll das? Was willst du damit bewirken?«

Ich ignoriere ihre Frage, wehre stattdessen ihre Hand ab, die mir die Salbe entgegenhält. »Lass es, ich nehme sie nicht mehr, meine Haut wird abhängig davon.«

Ein Seufzen ertönt, dann höre ich, wie sie die Tube zurück in den Schrank legt und die Tür schließt.

Checker nimmt hechelnd vor mir Platz, sein Schwanz peitscht aufgeregt von einer Seite zur anderen. Sieht aus, als hätte er mich auch vermisst. Ich streiche ihm den verzottelten Pony zurück und tätschle seinen Kopf. Sein Fell ist ein wenig feucht, anscheinend regnet es mittlerweile draußen.

Grandma fasst meine Schulter und dreht mich zu sich. »Schau mich an.«

Ich spüre einen kleinen Stich im Herzen, als ich sehe, wie sich ihre Augen mit Tränen füllen, doch sie blinzelt sie rasch weg. Sie zeigt niemals Schwäche, musste schon immer für alle anderen stark sein.

»Ich kann eben nicht ständig hier sein, ich würde es ja gern, aber ...«

Ich höre Pfoten über die Fliesen tapsen, Checker verlässt den Raum. Er hat ein Gespür dafür, wann es besser ist, den Rückzug anzutreten.

»Granny, ich weiß, ist schon gut ...« Ich senke den Blick und will mich abwenden, doch sie hält mich zurück.

»Nein, Lennox, nichts ist gut! Sieh dich doch an.«

Dem ist nichts entgegenzusetzen. Ich unterdrücke ein Stöhnen, während ich Grandmas orangebraun geschminkte Lippen in Augenschein nehme, um die sich Fältchen kräuseln, wenn sie spricht. Sie wirkt erschöpft, als hätte sie wenig geschlafen. Darüber vermag auch das perfekt aufgetragene Make-up nicht hinwegzutäuschen. Als sie sich zu mir hinüberbeugt, steigt der aufdringliche Geruch von Haarspray aus ihren tadellos sitzenden rotblonden Locken in meine Nase. Granny sah noch nie aus wie eine Großmutter, sie hat schon immer auf ihr Äußeres geachtet. Gegen die Falten der Verbitterung, die sich um ihre Mundwinkel eingegraben haben, ist sie allerdings machtlos. Wen wundert es, ihre einzige Tochter starb an Krebs, Grandpa sitzt seit Jahren als Pflegefall im Rollstuhl, und um die ganze gequirlte Scheiße komplett zu machen: Ihrem Enkel ist nicht mehr zu helfen.

Ich fühle mich unwohl unter ihrem eindringlichen Blick und senke den Kopf. Wie ich mich manchmal selbst verachte.

Sie streicht mir durchs Haar, das zerwühlt ist, weil ich mir ständig hindurchfahre. Diese kurze Geste fühlt sich fremd an, ich merke, wie ich mich innerlich versteife. Ich bin kein kleiner Junge mehr, außerdem überrage ich sie um mindestens einen Kopf. Hastig drehe ich mich zur Seite, jede Art von Berührung ist mir zuwider.

Ein resigniertes Seufzen erklingt. Auch sie wird mich irgendwann abschreiben und nicht mehr nach mir schauen.

Gut so.

Der Schmerz hat gerade seinen höchsten Punkt erreicht, er wühlt sich unter meiner Haut hindurch wie ein lebendiges Wesen, das mich von innen allmählich auffrisst. Andere würden heulen, ich hingegen spüre Trotz in mir aufsteigen, der sich mit Selbsthass und einer gehörigen Portion Zynismus vermischt - meine Waffe gegen alles und jeden, vor allem gegen mich selbst. Was gäbe ich darum, mich wie eine Schlange häuten zu können, um Platz zu machen für gesunde Haut, die darunter wächst. Ich stelle mir bildlich vor, dass ich sie wie eine Maske abziehe und eine neue zum Vorschein kommt.

»Was ist mit der Frau, die dir im Haushalt helfen sollte?«, fragt Granny und katapultiert mich damit in die knallharte Realität zurück.

Ich schnaube. »Sprichst du von Mrs. Doubtfire, die ständig um mich rumgeschlichen ist und mich nicht aus den Augen gelassen hat? Eins muss man ihr lassen: Sie hatte mindestens genauso viel Bartwuchs wie...
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Ava Blum, in Berlin geboren, reiste nach dem Abitur einige Jahre als Choreographin umher. Der Liebe wegen verschlug es sie nach Gran Canaria, wo sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie lebt. Hier nutzt die Großstadtinsulanerin die traumhafte Ruhe unter afrikanischer Sonne, um ihre Geschichten zu spinnen. Nur ab und an muss sie der Hitze entfliehen, um sich vom Trubel und Lärm ihrer Heimatstadt inspirieren zu lassen. Während ihres Journalismus-Studiums hat sie sich mit dem Schreibvirus infiziert. Seither ist sie nicht mehr zu bremsen und widmet ihre freie Zeit dem Schreiben von Geschichten.