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Eine kurze Geschichte der Fantasy

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Golkonda Verlagerschienen am06.12.2017Deutsche Erstausgabe
Fantasy ist, obwohl Literaturkritiker wie Akademiker dies gerne ausblenden, das einfluss- und erfolgreichste Genre des 21. Jahrhunderts. Einige der frühsten Bücher unserer Kultur, darunter das Gilgamesch-Epos und die Odyssee, handeln von Ungeheuern, Wundern, phantastischen Reisen und Magie. Gegenwärtig reicht das Spektrum der Fantasy von weltweit rezipierten mehrbändigen Serien bis zu anspruchsvollsten Nischenpublikationen. Die vorliegende Einführung stellt das Genre in den Zusammenhang der euröpäischen Literatur, erzählt seine Geschichte von den Anfängen bis zu den Ursprüngen der modernen Fantasy im 20. Jahrhundert und widmet sich in ihren Hauptkapiteln der Zeit seit Tolkiens ?Herr der Ringe?, vom Fantasy-Boom der 70er- und 80er-Jahre über den Erfolg der ?Harry Potter?-Serie bis hin zu aktuellen Entwicklungen.

Farah Mendlesohn hat ? unter anderem ? mit ?Rhetorics of Fantasy? eines der klügsten Bücher über ein Genre verfasst, das von Akademikern nur selten mit dem nötigen Ernst und den nötigen Kenntnissen behandelt wird. Edward James ist ? unter anderem ? der Herausgeber des maßgeblichen ?Cambridge Companion to Fantasy Literature?, eines Handbuchs, in dem sich Schriftsteller, Kritiker und Akademiker auf allerhöchstem Niveau mit den unterschiedlichsten Aspekten des Genres befassen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR24,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextFantasy ist, obwohl Literaturkritiker wie Akademiker dies gerne ausblenden, das einfluss- und erfolgreichste Genre des 21. Jahrhunderts. Einige der frühsten Bücher unserer Kultur, darunter das Gilgamesch-Epos und die Odyssee, handeln von Ungeheuern, Wundern, phantastischen Reisen und Magie. Gegenwärtig reicht das Spektrum der Fantasy von weltweit rezipierten mehrbändigen Serien bis zu anspruchsvollsten Nischenpublikationen. Die vorliegende Einführung stellt das Genre in den Zusammenhang der euröpäischen Literatur, erzählt seine Geschichte von den Anfängen bis zu den Ursprüngen der modernen Fantasy im 20. Jahrhundert und widmet sich in ihren Hauptkapiteln der Zeit seit Tolkiens ?Herr der Ringe?, vom Fantasy-Boom der 70er- und 80er-Jahre über den Erfolg der ?Harry Potter?-Serie bis hin zu aktuellen Entwicklungen.

Farah Mendlesohn hat ? unter anderem ? mit ?Rhetorics of Fantasy? eines der klügsten Bücher über ein Genre verfasst, das von Akademikern nur selten mit dem nötigen Ernst und den nötigen Kenntnissen behandelt wird. Edward James ist ? unter anderem ? der Herausgeber des maßgeblichen ?Cambridge Companion to Fantasy Literature?, eines Handbuchs, in dem sich Schriftsteller, Kritiker und Akademiker auf allerhöchstem Niveau mit den unterschiedlichsten Aspekten des Genres befassen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944720265
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum06.12.2017
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1474 Kbytes
Artikel-Nr.5312870
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2 | Vom Mythos zur Magie

In der Dichtung (und Kunst) des Westens war die längste Zeit Phantastik der gängige Modus, nicht Realismus. Die Fantasy als Genre entwickelt sich allerdings wohl erst als Reaktion auf die Idee einer mimetischen Literatur (und zur gleichen Zeit wie diese): Nur wenn das Konzept eines gewollten Realismus existiert, so der Gedankengang, kann es ein Konzept der gewollten Phantastik geben. Dennoch nutzen der antike griechische und römische Roman, der mittelalterliche höfische Roman und die Lyrik- und Prosatexte der frühen Moderne allesamt Elemente, die wir als Tropen der Fantasy betrachten: magische Verwandlungen, merkwürdige Ungeheuer, Zauberer und Drachen und die Existenz einer übernatürlichen Welt.

Bei den frühesten Ausprägungen schriftlicher Dichtung, die uns aus der antiken Welt überliefert sind, handelt es sich um Werke, die man als Phantastik ansehen könnte und die viele moderne Fantasy-Autoren beeinflusst haben: Geschichten über Götter und Helden, wie etwa das Gilgamesch-Epos und die Werke von Homer. Seine Odyssee, ein Epos über die Reisen eines Helden durch eine von Riesen, Zauberern und Ungeheuern bevölkerte Welt, die den Launen übernatürlicher Mächte ausgeliefert ist, stellt einen Vorläufer späterer Fantasy-Literatur dar.

Für die meisten alten Griechen gehörten die Göttergeschichten natürlich zu ihrem Glaubensgefüge, aber Dichter oder Dramatiker konnten sie ausschmücken, und einige Zeitgenossen bezeichneten sie sogar als »die Lügen der Dichter«. Epen über Götter und Helden wurden manchmal zu offensichtlich politischen Zwecken eingesetzt, etwa Vergils Aeneis.

Die heroische Überlieferung der Griechen und Römer war westlichen Erzählern während des ganzen Mittelalters (und auch später) wohlbekannt. Die ägyptischen Geschichten von Göttern und der Unterwelt hingegen hatten bis ins 19. Jahrhundert kaum einen Einfluss auf die westliche Tradition; danach wurden sie zu einer Goldmine für beunruhigende Konzepte vom Tod, von Ritualen und von einer zyklischen Welt.

Am Anfang des ersten Jahrtausends nach Christus besaßen die verschiedenen »Barbaren«-Völker (also alle Nicht-Römer) ihre eigenen Überlieferungen von Göttern und Helden, und vermutlich auch ihre Geschichten und Gedichte darüber. Sie wurden jedoch erst sehr viel später aufgezeichnet, oder wenn sie denn aufgezeichnet wurden, haben die Manuskripte nicht überdauert. Das epische Gedicht Beowulf mit seiner dreiteiligen Geschichte, in der der Held das Ungeheuer, die Mutter des Ungeheuers und den Drachen bekämpft, ist beinahe alles, was von der heroischen Überlieferung des vornormannischen England erhalten ist. Das Wenige, was wir über die altenglischen Götter wissen können, muss hingegen aus der Lektüre von Snorri Sturlusons Prosa-Edda rekonstruiert werden, die im 13. Jahrhundert in Island niedergeschrieben wurde. Snorri Sturluson könnte auch der Verfasser einiger der vielen erhaltenen Isländersagas sein: Sie berichten zum Großteil von den Fährnissen der Bauern im neu besiedelten Island und beschäftigen sich dabei auf dieselbe nüchterne Art und Weise mit Geistern und Visionen, wie sie auch Fehden und Familienpolitik erörtern. Durch Übersetzungen von William Morris und anderen sind die Isländersagas im 19. Jahrhundert einem breiteren Publikum zugänglich gemacht worden; sie lieferten einen wichtigen neuen Strang für die Entwicklung der englischsprachigen Fantasy und haben viele Fantasy-Autoren beeinflusst, die wir hier erwähnen werden, ganz besonders Morris selbst, J. R. R. Tolkien, Diana Wynne Jones, Alan Garner und Neil Gaiman.

In der keltischsprachigen Welt wurde viel mehr aufgeschrieben, unter anderem die vielen Geschichten über irische Helden wie Cúchulainn und eine Sammlung walisischer Legenden unter dem Namen Das Mabinogion. Diese Überlieferungen waren jedoch größtenteils wenig verbreitet und der europäischen Tradition bis zu den Anfängen der im 19. Jahrhundert aufkeimenden nationalistischen Bewegungen nicht geläufig. Der keltische Stoff war so wenig bekannt, dass man im 18. Jahrhundert, als der schottische Dichter James McPherson behauptete, die alten irischen Mythen des Dichters Ossian übersetzt zu haben, seine Fälschung für echt hielt und sie in die damalige Begeisterung für Neugotisches und Mittelalterliches integrierte. Im späteren 19. Jahrhundert wurde die walisische und irische Literatur des Mittelalters veröffentlicht und erforscht, und in ganz Europa bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sollte die Elite künftig Volkstümliches sammeln und (manchmal auf sehr naive Weise) die übernatürliche Gedankenwelt der europäischen Bauern rekonstruieren. »Keltische« Fantasy, die lose auf diese Überlieferungen zurückgeht, ist immer noch ein wichtiges Element der modernen nordamerikanischen Fantasy, da Autoren wie Evangeline Walton, Charles de Lint, Lloyd Alexander, Katherine Kerr und Emma Bull diese Tradition weiterentwickelten.

Während Mythen, Legenden und Sagas viel zur modernen Fantasy beigetragen haben, wurde der Einfluss der antiken Romane erst in letzter Zeit gewürdigt. Größtenteils handelt es sich um melodramatische Geschichten von Schiffsunglücken und Abenteuern, aber einige davon weisen starke Fantasy-Elemente auf. Am weitesten verbreitet war während des Mittelalters vermutlich der Alexanderroman, dessen älteste Version bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden kann: Achtzig mittelalterliche Versionen in vierundzwanzig Sprachen sind erhalten geblieben. Der Alexanderroman erzählt viele der Geschichten über Alexander den Großen nach, mit denen wir ansonsten durch mehr oder weniger zeitgenössische Biographien vertraut sind, beschreibt allerdings auch fabelhafte Reiseerlebnisse voller unmöglicher Begegnungen mit sprechenden Bäumen und fünfäugigen Tieren. Es gibt sogar einen Science-Fiction-Moment, in dem Alexander in einer gläsernen Tauchglocke den Meeresboden erkundet. Die berühmteste römische Nachahmung eines griechischen Romans war Der Goldene Esel von Apuleius, der im 16. Jahrhundert zum ersten Mal übersetzt wurde und von den Abenteuern eines Mannes berichtet, der in einen Esel verwandelt wird.

Die antike Tradition der Wundergeschichten wurde im Mittelalter in der Form des höfischen Romans fortgesetzt. Die bekanntesten darunter beschäftigen sich mit der »Matière de Bretagne«: Geschichten über König Artus und seine Ritter. Die frühesten Verweise auf Artus entstammen einem walisischen Kontext, aber die ersten vollständigen Erzählungen über ihn wurden im normannischen England und Frankreich niedergeschrieben. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts gewannen sie in ganz Europa Beliebtheit. Viele der »französischen Romane« wurden eigentlich in England geschrieben: Hier sprach der Adel nach 1066 Französisch, und die politischen und wirtschaftlichen Geschicke des Landes waren eng mit Frankreich verknüpft. Die früheren Artus-Geschichten können als Teil einer breiteren Tradition höfischer Literatur angesehen werden und kreisen um Liebe und Ehebruch. Später, unter dem Einfluss der Kirche, fließen mehr christliche Themen in die Geschichten ein, verschlüsselt als Suche nach dem Heiligen Gral. Einige der Artus-Überlieferungen, wie etwa die Figur Merlin, scheinen vollständig auf Geoffrey von Monmouth zurückzugehen, dessen fiktive History of the Kings of Britain (1136) man am Ende des 12. Jahrhunderts als authentische Geschichtsschreibung betrachtete und bis zum 16. Jahrhundert nicht infrage stellte. Zur Blüte kam die mittelalterliche Artus-Tradition Englands im 15. Jahrhundert mit Sir Thomas Malorys Le Morte d Artur.

Die höfischen Romane befassten sich außerdem mit der »Matière de France«, Geschichten über Karl den Großen und seine Paladine, die denselben generischen Regeln wie die Artus-Geschichten folgten. Der Artus-Zyklus wurde jedoch ständig revitalisiert, um die englische Monarchie zu stützen, und möglicherweise führte dies in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Wiederaufleben der Artussagen, als Alfred Tennyson und die Präraffaeliten auf der Suche nach Sujets waren. Die bekanntesten Autoren des 20. Jahrhunderts in diesem Bereich sind wohl Rosemary Sutcliff, Mary Stewart, Marion Zimmer Bradley, Peter David und Stephen Lawhead.

Das Überdauern des Artus-Zyklus lässt sich einerseits nachvollziehen, indem man ihn als Folklore der Elite betrachtet, durch die christliche Ansprüche auf weltliche Macht sowie der höfische Verhaltenskodex untermauert wurden, der dem Adel moralische Autorität verlieh. Daneben existierten jedoch auch alternative Überlieferungen, die der Mittelschicht, den Armen und Enteigneten gehörten. Eine der nachhaltigsten Überlieferungen war die Geschichte von Robin Hood. In der Geschichte der Fantasy spielte sie keine große Rolle, da sie auf mimetischen Grundlagen errichtet ist; allerdings hat sie etliche Fantasy-Versionen des Mittelalters hervorgebracht, von denen die mit Errol Flynn und Richard Greene die bekanntesten sind. In den 1980ern, als in Großbritannien die gesellschaftliche Spaltung so tief wie nie seit fünfzig Jahren war, zeigte ITV eine Serie namens Robin of Sherwood (1984-1986, dt. Robin Hood), die die Robin-Hood-Legende mit dem Widerstand der armen Arbeiter und mit der Geschichte von Herne dem Jäger verband. Die Serie war von keltischer Mythologie durchzogen und wurde mit einem Soundtrack von...

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