Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Brot, Salz und unsere Herzen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Edition Erdmann in der marixverlag GmbHerschienen am28.08.20201. Auflage
Der Arzt verordnete der an Tuberkulose erkrankten Edith Durham, London zu verlassen und sich unter der Sonne des Südens von ihrer Krankheit zu erholen. Sie aber entschied sich für den 'Nahen Osten' und ging dort im Sommer 1900 in Montenegro zum ersten Mal an Land. Von diesem Moment an begann ihre lebenslange Liebe und Faszination für den Balkan - und vor allem für Albanien.Von 1908 bis 1912 reiste sie durch die Bergwelt im Norden Albaniens. Eine Gegend, in die zu jener Zeit noch kein westlicher Mann einen Fuß gesetzt hatte, geschweige denn eine Frau. Und in der immer noch Scharmützel zwischen Türken und den für ihre Unabhängigkeit kämpfenden Albanern stattfanden. Sie erlebte kriegsähnliche Zustände, 'registrierte aber die Schüsse bald nicht einmal mehr'. Auch alle Entbehrungen und körperlichen Strapazen nahm die im Herrensattel reitende Durham in Kauf, sie war mutig und unerschrocken - und neugierig, denn 'hinter jeder kahlen und grauen Felswand tat sich eine Geschichte auf': grausame Erzählungen über Leben und Tod, von Blutrache unter Männern, den Emanzipationsbestrebungen 'eingeschworener Jungfrauen', die rituell in die Gesellschaft der Männer aufgenommen wurden. Aufmerksam hörte sie den Geschichten, Sagen, Anekdoten ihrer Gastgeber zu. Überall, wo sie auftrat, war die 'ungekrönte Königin der albanischen Berge' willkommen, auch wenn die arme Bevölkerung ihr nicht mehr bieten konnte als 'Brot, Salz und unsere Herzen'.

Edith Durham, geboren 1863 in London, starb dort 1944. Sie war die Tochter des Leibarztes von Queen Victoria und fertigte nach ihrem Abschluss an der Royal Academy of Arts Illustrationen für Zeitschriften an. Ihre Reisen durch den Balkan und ihre Reiseberichte sind legendär. Sie war eine profunde Kennerin der Region und voller Sympathie für die Unabhängigkeitsbestrebungen und setzte sich in zahlreichen Artikeln in englischen Zeitungen für die Unabhängigkeit Albaniens ein. Noch im Alter von 76 Jahren ging sie 1939 in London auf die Straße, um gegen die Okkupation Albaniens durch Mussolinis Truppen zu demonstrieren. Christel Dormagen studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur, u. a. von Daphne du Maurier, Rose Tremain, Lucy Foley, Vita Sackville-West, Etel Adnan. Außerdem ist sie als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin. Susanne Gretter studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie lebt und arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe DIE KÜHNE REISENDE.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDer Arzt verordnete der an Tuberkulose erkrankten Edith Durham, London zu verlassen und sich unter der Sonne des Südens von ihrer Krankheit zu erholen. Sie aber entschied sich für den 'Nahen Osten' und ging dort im Sommer 1900 in Montenegro zum ersten Mal an Land. Von diesem Moment an begann ihre lebenslange Liebe und Faszination für den Balkan - und vor allem für Albanien.Von 1908 bis 1912 reiste sie durch die Bergwelt im Norden Albaniens. Eine Gegend, in die zu jener Zeit noch kein westlicher Mann einen Fuß gesetzt hatte, geschweige denn eine Frau. Und in der immer noch Scharmützel zwischen Türken und den für ihre Unabhängigkeit kämpfenden Albanern stattfanden. Sie erlebte kriegsähnliche Zustände, 'registrierte aber die Schüsse bald nicht einmal mehr'. Auch alle Entbehrungen und körperlichen Strapazen nahm die im Herrensattel reitende Durham in Kauf, sie war mutig und unerschrocken - und neugierig, denn 'hinter jeder kahlen und grauen Felswand tat sich eine Geschichte auf': grausame Erzählungen über Leben und Tod, von Blutrache unter Männern, den Emanzipationsbestrebungen 'eingeschworener Jungfrauen', die rituell in die Gesellschaft der Männer aufgenommen wurden. Aufmerksam hörte sie den Geschichten, Sagen, Anekdoten ihrer Gastgeber zu. Überall, wo sie auftrat, war die 'ungekrönte Königin der albanischen Berge' willkommen, auch wenn die arme Bevölkerung ihr nicht mehr bieten konnte als 'Brot, Salz und unsere Herzen'.

Edith Durham, geboren 1863 in London, starb dort 1944. Sie war die Tochter des Leibarztes von Queen Victoria und fertigte nach ihrem Abschluss an der Royal Academy of Arts Illustrationen für Zeitschriften an. Ihre Reisen durch den Balkan und ihre Reiseberichte sind legendär. Sie war eine profunde Kennerin der Region und voller Sympathie für die Unabhängigkeitsbestrebungen und setzte sich in zahlreichen Artikeln in englischen Zeitungen für die Unabhängigkeit Albaniens ein. Noch im Alter von 76 Jahren ging sie 1939 in London auf die Straße, um gegen die Okkupation Albaniens durch Mussolinis Truppen zu demonstrieren. Christel Dormagen studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur, u. a. von Daphne du Maurier, Rose Tremain, Lucy Foley, Vita Sackville-West, Etel Adnan. Außerdem ist sie als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin. Susanne Gretter studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie lebt und arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe DIE KÜHNE REISENDE.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843806268
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.08.2020
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1052 Kbytes
Artikel-Nr.5320080
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Königin der BergeVorwort von Susanne GretterKastrati, Skreli, Gruda und HotiSeltze, Vukli, Boga, RechiPulati - Ghoanni, Plani, ThethiDie Prokletija, Shala und SumaDukaghini - Dushmani, Berisha, Nikai, ShalaGlossarmehr
Leseprobe
KASTRATI, SKRELI, GRUDA UND HOTI

Es war Freitag, der 8. Mai 1908, und Skutari schlief - selbst die Hunde lagen noch eng zusammengerollt in den Gassen -, als wir zu Fuß in die graue Morgendämmerung aufbrachen und die Stadt absichtlich über die falsche Straße verließen. Der kirijee und die beiden Pferde erwarteten uns draußen vor der Stadt. Und erst jetzt, als wir aufsaßen, begann die Reise tatsächlich für mich.

Es ist ein ganz besonderes Vergnügen, ins Ungewisse hinauszureiten - ein Vergnügen, das sich bei einer zweiten Reise auf derselben Strecke niemals einstellen kann.

Jenseits der Ebene türmten sich in der Ferne malvenfarben die hohen Berge. Wir folgten dem kirijee und lenkten unsere Pferde weg vom holprigen Pfad, ließen sie bis zur Brust in ein Meer aus rosafarbenem, vom Tau weißgrau überzogenem Affodill eintauchen, kämpften uns in einem großen Bogen über Fusha Stojit voran, bis wir das serbische Dorf Vraka erreichten und damit weit jenseits des Gendarmeriepostens waren. Dass diese aufwendige Vorsichtsmaßnahme wirklich nötig war, bezweifle ich allerdings. Ich fand sie wenig angenehm, doch in allen Konsulaten, die ich um Auskunft bat, war mir versichert worden, dass dies die einzige Möglichkeit sei. Sie kostete uns anderthalb Stunden, verschaffte dem kirijee jedoch große Genugtuung und verlieh der Expedition auf jeden Fall ein nahöstliches Flair.

Vraka empfing mich heiter, aber wir hielten uns nicht lange bei den mit Kaurischnecken geschmückten Frauen auf, sondern zogen rasch weiter. Hinter Kopliku, dem Ort eines kleinen muslimischen Stamms, steigt die Ebene an und wird in Teilen felsig. Ihr Name Pustopoj, offensichtlich eine Verballhornung des serbischen pustopolje (wüstenartiges Land), erinnert an vergangene serbische Zeiten.

Hier verlor der kirijee die Orientierung. Anderthalb Stunden lang irrten wir ratlos umher, bis wir auf das trockene Flussbett des Proni Thaat stießen, ihm folgten und zu der Brücke - Ura Zais - gelangten, die ihn überspannt, und schließlich zu einem han.

Weil wir einen Bogen um Ezzad Beys Gendarmerie geschlagen und uns außerdem noch verlaufen hatten, waren wir nicht besonders weit gekommen. Es war inzwischen schon nach zwölf Uhr, und so machten wir Halt für ein Mittagsmahl.

Ein han ist gewöhnlich ein maroder Schuppen, der in England nicht einmal für die Kuh einer besseren Familie gut genug wäre. Sein Fenster ist vergittert, und die hölzerne Klappe, mit der er nachts geschlossen wird, ist über Tag heruntergelassen und bildet so eine Art Brett, auf dem Bewohner und Reisende sich im Schneidersitz niederlassen. Im Innern harren Regale voller Flaschen und ein oder zwei Fässer in der Dunkelheit. Möbel gibt es nicht, und der Fußboden besteht aus Muttererde.

Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot. Reisende schimpfen gern über den »elenden türkischen han«. All seine Unzulänglichkeiten habe ich jedoch längt vergessen und erinnere mich nur noch an die vielen Male, wenn ich dort klatschnass und erschöpft hineinstolperte und er mich wärmte und trocknete und mit Kaffee und rakia zu neuem Leben erweckte. Er hat alles für mich getan, was ihm möglich war - was mehr ist, als sich von sämtlichen vom Baedeker ausgezeichneten Hotels sagen lässt.

Zusammen mit anderen Reisenden, lauter Skreli-Männern, hockten wir unter einer schlichten Pergola aus Ästen. Der lebhafte hanjee plauderte auf Albanisch und Serbisch drauflos. Sein Vorgänger sei vor dreizehn Jahren aus Blutrache erschossen worden - dort, neben dem Weg, liege sein Grab. Das Gespräch drehte sich nun um ghak (Blut). Sie betrachteten es von allen Seiten - von der ernsten bis zur komischen -, vor allem aber aus dem Blickwinkel eines Mannes, bei dem die Blutrache zum Leben gehört.

Und man muss die Blutrache auch unter diesem Gesichtspunkt sehen, um sie zu verstehen. Nicht nur bei Journalisten ist es Mode, von den »gesetzlosen Albanern« zu sprechen. Dabei leidet wahrscheinlich kein anderes Volk in Europa so sehr unter der Tyrannei seiner Gesetze.

Das ungeschriebene Gesetz des Bluts ist für den Albaner das, was die Furie in der griechischen Tragödie ist. Es führt ihn unerbittlich in sein Verhängnis. Der Fluch des Bluts liegt seit dem Tag seiner Geburt über ihm, und er schickt ihn in sein frühes Grab. So selbstverständlich ist ein albanischer Mann an das Schießen oder Erschossenwerden gewöhnt, dass es ihn in seinem Lebensgefühl ebenso wenig stört, wie der Satz »Alle Menschen sind sterblich« dem wohlgenährten Geschäftsmann in Westeuropa den Appetit verdirbt.

Ein Mann, dessen Ehre beschmutzt worden ist, muss sie reinigen. Solange er das nicht getan hat, ist er in den Augen aller entwürdigt - ein von seinen Freunden Ausgestoßener, bei allen Zusammenkünften mit Verachtung Gestrafter. Wenn die Leute ihm schließlich das Glas mit rakia nur noch ganz verstohlen in die Hand drücken, kann er sich nicht mehr bei ihnen sehen lassen, und um seine Ehre wiederherzustellen, tötet er.

Und falls Sie, die Sie dieses Buch lesen, sich entsetzt über die »Sitten der Wilden« äußern sollten, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir dasselbe Spiel, nur in sehr viel größerem Maßstab, spielen. Wir nennen es Krieg. Und weder »Blut« noch Krieg lassen sich pauschal verdammen.

Der hanjee erzählte, dass sich vor wenigen Tagen zwei Männer, Blutsfeinde (die er mit Namen nannte), zufällig in seinem han begegnet seien. Da sie in Gesellschaft von Freunden waren und sich unter demselben Dach befanden, gehörte es sich nicht, zu schießen. Sie tranken Kaffee miteinander und wurden einander so sympathisch, dass sie schworen, für sechs Wochen Frieden zu bewahren. Die versammelte Gesellschaft hielt das für einen ausgezeichneten Witz und lachte herzlich.

Nachdem wir unser Rührei mit Scheiben von gebratenem Schafskäse aufgegessen hatten, brachen wir nach Bratoshi in Kastrati Sypermi (oberes Kastrati) auf und betraten schon bald Kastratiland.

Der Pfad wand sich einen Berghang aus nackten grauen Felsen hinauf. Die Pferde, kaum mehr als arme Klepper, waren vollkommen erschöpft und mussten den Rest der Strecke an der Leine geführt werden. Weiter unten lag, wie ein Garten, die fruchtbare Ebene des unteren Kastrati, und der Skutarisee funkelte silbern im Nachmittagslicht. Als wir endlich die Kirche von Bratoshi erreichten, waren wir dreizehn Stunden unterwegs gewesen, und aksham, die Zeit der Abenddämmerung, war vorbei.

Der dort zuständige junge Franziskaner hieß uns sehr herzlich willkommen, und seine bezaubernde alte Mutter wuselte eifrig umher, um das Abendessen vorzubereiten.

Der Name Kastrati soll sich vom lateinischen castrum (Festung) herleiten, was nicht unwahrscheinlich ist, denn die Hauptstraße von Scodra nach Dioclea muss durch das untere Kastrati geführt haben, und man benötigte Wachposten, um sie zu sichern.

Die Stammesangehörigen wiederum erzählen, ihr Name komme von ihrem Helden, George Kastrioti, dem großen Skenderbeg. »Als Skenderbeg starb, saßen wir am Wegesrand und weinten. Der Türke kam vorbei und sagte: Warum weint ihr! , und wir sagten: Wir weinen, weil wir unser Schwert verloren haben! Und er sagte: Ich will euer Hauptschwert sein (Sergherdé).

Dann las er uns das Sheriat (das türkische Gesetz) vor und sagte: Ihr müsst euren Kummer beenden. Legt eure schwarze ghurdi ab (die schwarze, kurze Jacke, die der Tradition zufolge das Trauergewand für George Skenderbeg ist und nach ihm benannt wurde) und zieht die türkische Ghiube an.

Aber , sagten wir, Christen sind wir, und Christen waren wir seit jeher! Weder können wir unter dem türkischen Gesetz leben. Noch können wir türkische Kleidung anlegen. Wir gehorchen dem Kanun des Lekë Dukagjini. Dann überreichte er uns die Weste, die wir immer noch jelek nennen, und sagte: Je Lek (Ihr seid Lek.) Und so kamen wir unter die Türken. « Diese kuriose kleine Geschichte mit ihrer fantastischen Etymologie ist höchst interessant, insofern sie Skenderbeg eindeutig mit einem Stamm aus dem Norden verbindet. Denn es ist eher wahrscheinlich, dass er seinen Namen von dem Ort hat, als dass der Ort seinen Namen von ihm hat.

Kastrati besteht aus nur einem bariak mit fünfhundert Häusern und verfügt, wie alle Stammesgemeinschaften, über eine konkrete Herkunftslegende. Danach hat sie ihren Ursprung in dem berühmten kriegerischen Volksstamm, den Drekalovich von Kuchi, die wiederum von den Berisha abstammen, einem der ältesten und traditionsreichsten aller albanischen Stämme. Kuchi liegt seit dem Krieg von 1876-77 politisch innerhalb der montenegrinischen...
mehr

Autor

Edith Durham, geboren 1863 in London, starb dort 1944. Sie war die Tochter des Leibarztes von Queen Victoria und fertigte nach ihrem Abschluss an der Royal Academy of Arts Illustrationen für Zeitschriften an. Ihre Reisen durch den Balkan und ihre Reiseberichte sind legendär. Sie war eine profunde Kennerin der Region und voller Sympathie für die Unabhängigkeitsbestrebungen und setzte sich in zahlreichen Artikeln in englischen Zeitungen für die Unabhängigkeit Albaniens ein. Noch im Alter von 76 Jahren ging sie 1939 in London auf die Straße, um gegen die Okkupation Albaniens durch Mussolinis Truppen zu demonstrieren.Christel Dormagen studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur, u. a. von Daphne du Maurier, Rose Tremain, Lucy Foley, Vita Sackville-West, Etel Adnan. Außerdem ist sie als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin.Susanne Gretter studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie lebt und arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe DIE KÜHNE REISENDE.