Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Fragen an die Pädagogik

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
277 Seiten
Deutsch
Klett / Kallmeyererschienen am24.05.20161. Auflage
Standortbestimmung der Pädagogik Die Pädagogik ist eine Disziplin, die mit komplexen Methoden und Theorien eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Probleme und Fragen bearbeitet. Die Erwartung, dass die Pädagogik Antworten auf zentrale Fragen findet, ist groß. Schon seit längerem ringt sie um eine Standortbestimmung und sucht Positionen innerhalb der eigenen Disziplin zu klären. Dieses Buch will das teils undurchsichtige Dickicht von offenen Fragen und Positionen ein wenig lichten. Fragen an die Pädagogik hat dazu über 20 namhafte WissenschaftlerInnen zu Wort kommen lassen, die leidenschaftliche und persönliche Antworten auf drängende Fragen geben - und damit der Pädagogik auch einen neuen Umriss: Was zeichnet einen guten Pädagogen/eine gute Pädagogin aus? In welche Richtung entwickelt sich die Jugend? Wie verändern Medien die Kindheit? Wie soll die Pädagogik sozialer Ungleichheit begegnen? Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Was bedeuten die demografischen Umbrüche für die Pädagogik? Folgende WissenschaftlerInnen kommen zu Wort: Sabine Andresen, Dietrich Benner, Manuela du Bois-Reymond, Hans Brügelmann, Micha Brumlik, Ludwig Duncker, Peter Fauser, Hannelore Faulstich-Wieland, Heide von Felden, Hermann Giesecke, Ingrid Gogolin, Marianne Horstkemper, Heinz-Hermann Krüger, Hans Merkens, Arnd-Michael Nohl, Thomas Rauschenbach, Klaus-Jürgen Tillmann, Werner Thole, Jochen Wissinger

Sabine Maschke ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet als Privatdozentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Integrative Sozialforschung, Biografieforschung, Extended Education, Bildungsforschung und Kindheits- und Jugendforschung. Ludwig Stecher ist Sozial- und Erziehungswissenschaftler und als Professor für Empirische Bildungsforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildungsforschung, Extended Education, Ganztagsschulforschung und quantitative Forschungsmethoden.
mehr
Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR28,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR28,99

Produkt

KlappentextStandortbestimmung der Pädagogik Die Pädagogik ist eine Disziplin, die mit komplexen Methoden und Theorien eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Probleme und Fragen bearbeitet. Die Erwartung, dass die Pädagogik Antworten auf zentrale Fragen findet, ist groß. Schon seit längerem ringt sie um eine Standortbestimmung und sucht Positionen innerhalb der eigenen Disziplin zu klären. Dieses Buch will das teils undurchsichtige Dickicht von offenen Fragen und Positionen ein wenig lichten. Fragen an die Pädagogik hat dazu über 20 namhafte WissenschaftlerInnen zu Wort kommen lassen, die leidenschaftliche und persönliche Antworten auf drängende Fragen geben - und damit der Pädagogik auch einen neuen Umriss: Was zeichnet einen guten Pädagogen/eine gute Pädagogin aus? In welche Richtung entwickelt sich die Jugend? Wie verändern Medien die Kindheit? Wie soll die Pädagogik sozialer Ungleichheit begegnen? Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Was bedeuten die demografischen Umbrüche für die Pädagogik? Folgende WissenschaftlerInnen kommen zu Wort: Sabine Andresen, Dietrich Benner, Manuela du Bois-Reymond, Hans Brügelmann, Micha Brumlik, Ludwig Duncker, Peter Fauser, Hannelore Faulstich-Wieland, Heide von Felden, Hermann Giesecke, Ingrid Gogolin, Marianne Horstkemper, Heinz-Hermann Krüger, Hans Merkens, Arnd-Michael Nohl, Thomas Rauschenbach, Klaus-Jürgen Tillmann, Werner Thole, Jochen Wissinger

Sabine Maschke ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet als Privatdozentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Integrative Sozialforschung, Biografieforschung, Extended Education, Bildungsforschung und Kindheits- und Jugendforschung. Ludwig Stecher ist Sozial- und Erziehungswissenschaftler und als Professor für Empirische Bildungsforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildungsforschung, Extended Education, Ganztagsschulforschung und quantitative Forschungsmethoden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783772790041
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum24.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten277 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1497 Kbytes
Artikel-Nr.5337138
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Sabine Andresen

Weiterführend ist der Blick auf die Brüche der Pädagogik

Sabine Andresen studierte an der PH Heidelberg Geschichte, Deutsch und Musik auf Lehramt mit der Absicht, später einen Aufbaustudiengang Sonderpädagogik zu absolvieren. Nach dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen folgte jedoch ein Aufbaustudium Diplompädagogik, weil sich im Laufe des Studiums, vor allem des Faches Geschichte, Interessen an der wissenschaftlichen Arbeit entwickelt hatten. Nach der Geburt einer Tochter 1994 erfolgte 1997 die Promotion bei Micha Brumlik in Heidelberg. Im Anschluss daran erhielt sie ein Margarete von Wrangell-Habilitationsstipendium und war als wissenschaftliche Assistentin in Heidelberg tätig, ab 2001 als Oberassistentin an der Universität Zürich, an der sie auch habilitierte mit einer Arbeit über Kindheit und Politik. Sozialistische Kindheitskonzepte . 2004 trat sie eine Professur für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld an. 2011 erfolgte der Wechsel auf eine Forschungsprofessur für Sozialpädagogik und Familienforschung an die Goethe-Universität Frankfurt a. M. Neben der historischen Forschung befasste sie sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Forschungen zu Kinderarmut, kindlichem Wohlbefinden, zu Familien und deren Passung zu pädagogischen Institutionen sowie zu sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend.

1. Durch welche Vorbilder aus der Pädagogik bzw. Untersuchungen oder Schriften sind Sie in Ihrer eigenen Arbeit beeinflusst worden?

Die historische Forschung hat mich in der Pädagogik in den ersten Jahren intensiv beschäftigt. Darum sei an dieser Stelle auf drei Lektüren und damit verbundene Erfahrungen oder Prägungen verwiesen. Eine intensive Auseinandersetzung fand mit der schwedischen Frauenrechtlerin und Reformpädagogin Ellen Key und ihren Schriften, vor allem ihrem Buch Das Jahrhundert des Kindes (1902) statt. Auf sie war ich im Laufe des Studiums gestoßen. In meiner Diplomarbeit habe ich über die Freundschaft zwischen Key und der Schriftstellerin und späteren Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé und deren intellektuelles Umfeld gearbeitet. Dafür lagen mir u. a. sehr interessante Briefe von Lou Andreas-Salomé an Key vor. Beide verband eine Freundschaft mit Rilke, die Begeisterung für Nietzsche und Tolstoi und die persönliche Umsetzung verschiedener Elemente der damaligen Lebensreformen.

An der Reformpädagogik und einigen Vertreter(inne)n wie Ellen Key hat mich zunächst der historische Kontext mit seinen facettenreichen Überschneidungen fasziniert. Aber durch die intensive Arbeit an der Geschichte, ihrer Dogmen und die historische Rekonstruktion der Positionen Ellen Keys habe ich gelernt, dass und wie auf den ersten Blick scheinbar widersprüchliche Menschenbilder von einer Protagonistin der Frauenbewegung und Reformpädagogik vertreten wurden und Eingang in die Pädagogik fanden. Interessant war hier die Erkenntnis, dass diese Widersprüchlichkeit elementarer Bestandteil der gesamten Reformpädagogik war: So trat Ellen Key für die Demokratisierung der Generationen- und Geschlechterverhältnisse ein und nannte dafür durchaus kluge Argumente. Doch in demselben Buch plädierte sie 1902 für Eugenik, Rassengesetze und unter bestimmten Voraussetzungen auch für Euthanasie. Diese Geschichte hat mich gelehrt, stärker auf die Widersprüche und Brüche zu achten, weniger nach Kontinuitäten zu suchen und in der Pädagogik nicht den Ort sozialer Bewegungen zu sehen.

Diese kritische Distanz fällt mir bei Siegfried Bernfeld deutlich schwerer. In den Arbeiten zur historischen Jugendforschung stieß ich auf den von Jugendbewegung, Psychoanalyse und Marxismus geprägten Bernfeld. Dabei war es zunächst nicht seine Schrift Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung (1925), die ich immer wieder heranziehe und auch Studierenden empfehle. Sie ist mir persönlich wichtig als kluge, scharfsinnige und dennoch zugewandte Mahnung an die Grenzen der Pädagogik, auch wenn die Lektüre nicht nur für Studierende teilweise mühsam ist. Geprägt wurde ich durch Bernfelds jugendtheoretische Schriften und seine Ansichten zur Jugendpolitik. Große Teile der bürgerlichen Jugendbewegung konnten mit dem Wiener Bernfeld wenig anfangen, weil er zu Volkstum und Nationalismus auf Distanz ging und stattdessen ausschließlich etwas über die Jugend an sich erfahren wollte. In Wien hatte er die Zeitschrift der Jugendkulturbewegung Der Anfang mit gegründet, er hatte Schülerhilfegruppen ins Leben gerufen und war am Akademischen Comité für Schulreform (ACS) beteiligt. Für das ACS formulierte Bernfeld drei Arbeitsgebiete, nämlich erstens wissenschaftliche Fundierung von Begriff, Aufgaben und Technik der Jugendkultur, zweitens Verbreitung von Begriff und Gesinnung unter den Studierenden und drittens jugendkulturelle Veranstaltungen für die Schülerschaft. Das sind bis heute interessante Anliegen.

Bernfeld trat stets als aufmerksamer Vertreter der Jugendinteressen hervor und forderte von der Jugend, sich Gehör zu verschaffen, um eigene Rechte gegenüber den Eltern und der Schule zu erkämpfen und die eigenen kulturellen Werke wertzuschätzen und zu sammeln. Er forderte die prinzipielle Anerkennung der Jugend als einer eigenen und unvergleichlichen Lebensform. Die Gesellschaft habe deshalb die Pflicht, Menschen ihr Recht auf Jugend zuzugestehen und jugendliche Lebensformen ebenso wie Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen.

Am Anfang seiner jugendbewegten Zeit stand Bernfeld auch dem heute sehr umstrittenen Reformpädagogen Gustav Wyneken nahe. Als dieser in den 1920er-Jahren wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stand und in seiner Schrift Eros voller Missachtung für die Opfer und voller Selbstmitleid über die Bedeutung des Eros in der Pädagogik schwadronierte, gab es bereits lange ein Zerwürfnis zwischen den beiden. Dieses hatte sich aber vor allem aus politischen Gründen und der Haltung gegenüber dem Ersten Weltkrieg ergeben.

Eine dritte Wissenschaftlerin, die ich an dieser Stelle gerne nennen möchte, weil sie meine Arbeiten zur Kindheitsforschung inspiriert hat, ist die Hamburger Psychologin und frühe Kindheitsforscherin Martha Muchow. Nicht nur ihre Lebensgeschichte und ihr wissenschaftlicher Werdegang in enger Zusammenarbeit mit William Stern in Hamburg, nicht nur ihre Studie Der Lebensraum des Großstadtkindes , sondern auch weniger umfangreiche Arbeiten sind markante Dokumente einer frühen, auch an internationalen Diskussionen orientierten, Forschung über Kinder und Kindheit. Der Blick Muchows auf Kinder und ihre Umwelt, ihre Herangehensweise und die darin sichtbare ethische und intellektuelle Haltung sind wegweisend.

2. Was hat sich aus Ihrer Sicht durch die Pädagogik oder den Einfluss von Pädagog(inn)en in der Welt zum Besseren gewandelt? Wo liegen die Grenzen der Pädagogik?

Keine Disziplin allein kann etwas in der Welt zum Besseren verändern. Und mit Bernfelds Skepsis im Hinterkopf sowie mit seiner Kritik an der Hybris der Pädagogik, große Veränderungen, eine neue Welt oder den neuen Menschen durch eine neue Pädagogik hervorbringen zu können, lohnt es sich eher nach den Ursachen des Scheiterns zu forschen.

Interessant ist jedoch die Frage, an welchen konkreten Maßnahmen oder Denkrichtungen Pädagog(inn)en beteiligt waren. So ist bspw. Konrad Agadh zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Protagonist im Streit um Kinderarbeitsschutzgesetze gewesen. Der polnische Kinderarzt und Pädagoge Janusz Korczak hat in seinen Schriften die für die Pädagogik und den Blick auf pädagogisches Handeln und wissenschaftliches Herangehen an Erziehung wichtige systematische Unterscheidung zwischen Beobachten und Beschreiben vorgelegt und damit einen sehr aufschlussreichen phänomenologischen Zugang vorgeschlagen. Marie Baum und Alice Salomon haben mit den von ihnen herausgegebenen empirischen Studien über Bestand und Erschütterung der Familien der Gegenwart Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre die Alltagsprobleme von Familien mit vielfältigen empirischen Methoden untersucht und auf strukturelle Probleme von Familien oder einzelnen Familienmitgliedern wie alleinerziehenden Müttern oder ungelernten Töchtern aufmerksam gemacht.

Die Versuche, über empirische Daten Wissen zu erzeugen und Kritik an strukturellen Rahmenbedingungen gut begründetet vorzubringen, findet sich bis heute in der Erziehungswissenschaft. Doch nicht nur die empirische Forschung ermöglicht den kritischen Blick auf die Tatsachen . Gleichrangig und wichtig sind nach wie vor historische Rekonstruktionen sowie bildungs- und erziehungsphilosophische Analysen in unserer Disziplin. Letztere öffnen den unverzichtbaren Blick auf die Möglichkeitsräume, ohne den langfristig die Beschreibung und Interpretation von Wirklichkeit schal werden würde.

3. Was sind die wichtigsten Zukunftsaufgaben der Pädagogik? Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Zukunft der Schule oder außerschulischer Bildungsinstitutionen und -angebote?

Ich möchte hier auf drei Aufgabenbereiche verweisen:

- Erstens ist die Pädagogik mit Armut und Mangelerfahrungen in Kindheit und Jugend konfrontiert und muss sich dazu verhalten . Pädagogik allein kann Armut nicht bekämpfen, aber es fehlt an einem sensiblen Umgang mit Kindern und ihren Familien in Armut. Pädagogik verstärkt häufig noch die Ausgrenzungserfahrungen und positioniert sich nicht gegen die Prekarisierung im Prozess des Aufwachsens. Außerdem muss sie sich fragen, wie sehr sie selbst mit dazu beiträgt, zu beschämen.

- Zweitens...
mehr

Autor

Sabine Maschke ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet als Privatdozentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Integrative Sozialforschung, Biografieforschung, Extended Education, Bildungsforschung und Kindheits- und Jugendforschung.

Ludwig Stecher ist Sozial- und Erziehungswissenschaftler und als Professor für Empirische Bildungsforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Erziehungswissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildungsforschung, Extended Education, Ganztagsschulforschung und quantitative Forschungsmethoden.