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Miss Bensons Reise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.12.20201. Auflage
»Dies ist die Geschichte einer spektakulären Frauenfreundschaft, über die Wunder der Welt und die Freude am Unbekannten - und damit das perfekte Gegenmittel zu dieser seltsamen, eingeschränkten Zeit, die wir gerade durchmachen.« Der SPIEGEL-Bestseller von Rachel Joyce. Raus aus dem grauen London der fünziger Jahre, hinein ins Abenteuer bis ans andere Ende der Welt. Margery Benson und ihre junge Assistentin Enid Pretty wagen sich auf den Weg nach Neu-Kaledonien, um ihre Lebensträume wahr zu machen. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit, voller Mut, Hoffnung und Humor. »Es ist nie zu spät, sich selbst zu überraschen, daran wird man selten mit so viel Wärme und Witz erinnert wie in diesem Roman.« Freundin Zwei unvergessliche Freundinnen auf der Reise ihres Lebens: der große Roman von Rachel Joyce, Autorin des Welt-Bestsellers »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«.

Rachel Joyce nimmt uns in ihren Romanen immer wieder mit auf besondere Lebensreisen. Mit ihren liebenswerten Figuren, ihrem Humor und ihrer feinfühligen Sprache bewegt sie Millionen Leserinnen und Leser. Für ihre Werke, darunter »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Rachel Joyce war Bühnenschauspielerin u.a. bei der Royal Shakespeare Company und ist Autorin zahlreicher Hörspiele für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Gloucestershire.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Dies ist die Geschichte einer spektakulären Frauenfreundschaft, über die Wunder der Welt und die Freude am Unbekannten - und damit das perfekte Gegenmittel zu dieser seltsamen, eingeschränkten Zeit, die wir gerade durchmachen.« Der SPIEGEL-Bestseller von Rachel Joyce. Raus aus dem grauen London der fünziger Jahre, hinein ins Abenteuer bis ans andere Ende der Welt. Margery Benson und ihre junge Assistentin Enid Pretty wagen sich auf den Weg nach Neu-Kaledonien, um ihre Lebensträume wahr zu machen. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit, voller Mut, Hoffnung und Humor. »Es ist nie zu spät, sich selbst zu überraschen, daran wird man selten mit so viel Wärme und Witz erinnert wie in diesem Roman.« Freundin Zwei unvergessliche Freundinnen auf der Reise ihres Lebens: der große Roman von Rachel Joyce, Autorin des Welt-Bestsellers »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«.

Rachel Joyce nimmt uns in ihren Romanen immer wieder mit auf besondere Lebensreisen. Mit ihren liebenswerten Figuren, ihrem Humor und ihrer feinfühligen Sprache bewegt sie Millionen Leserinnen und Leser. Für ihre Werke, darunter »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Rachel Joyce war Bühnenschauspielerin u.a. bei der Royal Shakespeare Company und ist Autorin zahlreicher Hörspiele für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Gloucestershire.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031613
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.12.2020
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2042 Kbytes
Illustrationen4 s/w-Abbildungen
Artikel-Nr.5352684
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2 Was haben Sie mit meinen neuen Lacrosse-Stiefeln vor?


Miss Benson hatte bemerkt, dass in ihrer Klasse ein lustiger Zettel kursierte. Er kam von hinten und wanderte zur Mitte vor.

Die Mädchen hatten erst lautlos gelacht, aber weil sie ihr Lachen unterdrückten, fiel es bald umso mehr auf: Eine bekam Schluckauf, eine andere wurde praktisch blau im Gesicht. Aber Miss Benson unterbrach ihren Unterricht nicht. Sie ging mit dem Zettel um, wie sie immer mit solchen Zetteln umging, das heißt, sie tat, als gäbe es ihn nicht, und sprach höchstens etwas lauter. Die Mädchen gaben den Zettel weiter, während sie ihnen erzählte, wie man in Kriegszeiten einen Kuchen backt.

Der Zweite Weltkrieg war zwar vorbei, seit über fünf Jahren schon, aber die Rationierung nicht. Fleisch war rationiert, Butter war rationiert, ebenso Speck und Margarine. Zucker war rationiert. Tee war rationiert. Käse, Kohle, Seife, Süßigkeiten. Alles war immer noch rationiert. Die Jacke, die Miss Benson trug, war an den Manschettenkanten durchgewetzt, ihr einziges Paar Schuhe war so alt, dass es bei Regen zu schmatzen anfing. Aber wenn sie die Schuhe neu besohlen ließe, müsste sie solange in Strümpfen beim Schuster warten, deshalb trug sie sie einfach weiter und sah ihnen beim Auseinanderfallen zu. Die Häuser entlang der Straßen hatten immer noch Bombenschäden, man konnte in Zimmer blicken, denen ganze Wände fehlten, in denen manchmal noch eine Glühbirne oder die Kette eines Spülkastens hing. Die Gärten waren immer noch dem Anbau von nahrhaftem britischem Gemüse umgewidmet. Einschlaglöcher waren mit Stapeln alter Zeitungen ausgestopft. An den Straßenecken lungerten Männer in Anzügen herum, die sie nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst erhalten hatten; sie passten ihnen nicht, hatten einmal anderen gehört. Die Frauen standen stundenlang für ein Stück Speck an. Man konnte meilenweit im Bus fahren, ohne eine einzige Blume zu sehen. Oder blauen Himmel. Was gäbe Miss Benson nicht für blauen Himmel! Sogar der schien rationiert. Die Leute redeten immer von einem Neuanfang, aber Tag für Tag ging der alte Trott weiter. Warteschlangen. Kälte. Smog. Manchmal hatte sie das Gefühl, als lebte sie schon ihr ganzes Leben lang von Resten.

Inzwischen hatte der Zettel die zweite Reihe erreicht. Prusten. Kichern. Etliche Schultern zuckten. Als Miss Benson gerade erklärte, wie man eine Kuchenform mit Backpapier auskleidet, wurde Wendy Thompson, ein Mädchen in der ersten Reihe, von hinten angestupst und bekam den Zettel in die Hand gedrückt. Wendy war kränklich blass und machte immer ein Gesicht, als rechnete sie mit dem Schlimmsten - selbst wenn man nett zu ihr war, sah sie zu Tode erschrocken aus -, und so kam ihre Reaktion, als sie den Zettel auffaltete, völlig unerwartet: Sie stieß einen schrillen Ton aus. Tatsächlich klang sie wie eine Hupe. Das war´s dann. Die ganze Klasse war außer Rand und Band, niemand riss sich mehr zusammen. Wenn die Mädchen so weiterlachten, würde es die ganze Schule hören.

Margery legte die Kreide weg. Das Gelächter ebbte langsam ab, als die Mädchen merkten, dass Margery sie anstarrte. Hier gilt das Prinzip: Schwimmen oder untergehen, war ihr eingeschärft worden. Versuchen Sie nicht, sich mit den Schülerinnen anzufreunden. Das sind nicht Ihre Freundinnen. Eine Kunstlehrerin hatte nach einer Woche aufgegeben. »Die summen«, hatte sie im Lehrerzimmer schluchzend ihr Leid geklagt, »und wenn ich frage, wer summt, gucken sie mich groß an und sagen, niemand summt, Miss. Wer hier arbeiten will, muss scheintot sein.«

Margery stieg von ihrem Holzpodest herunter und streckte die Hand aus. »Wendy, gib mir bitte den Zettel.«

Wendy saß mit eingezogenem Kopf da wie ein verängstigtes Kaninchen. Die Mädchen in der letzten Reihe tauschten Blicke aus. Niemand rührte sich.

»Ich möchte nur wissen, was hier so lustig ist, Wendy. Vielleicht können wir ja alle gemeinsam darüber lachen.«

Margery hatte nicht die Absicht, den Zettel zu lesen. Und schon gar nicht hatte sie vor, gemeinsam mit den Schülerinnen zu lachen. Sie würde ihn nur auffalten und in den Abfalleimer werfen. Danach würde sie wieder auf das Podest steigen und die Lektion zu Ende führen. Gleich wäre Pause. Im Lehrerzimmer würden Tee und Kekse bereitstehen.

»Den Zettel«, forderte sie Wendy ein zweites Mal auf.

Wendy rückte ihn so zögerlich heraus, dass sogar der Postweg schneller gewesen wäre. »Nicht anschauen, Miss«, sagte sie leise.

Margery nahm den Zettel und faltete ihn auseinander. Die Stille wurde immer länger, wie ein Band, das von seiner Spule abrollt.

Was Margery in der Hand hielt, war nicht das Übliche. Kein Witz. Nicht einmal ein Kommentar, wie langweilig die Stunde war. Es war eine Zeichnung. Die detailfreudige Karikatur einer dicken alten Frau, und diese dicke Alte war eindeutig Margery. Ihr ausgebeultes Kostüm war perfekt getroffen, und auch die Schuhe ließen keinen Zweifel zu: Riesenlatschen, aus denen sogar ein Zeh herausschaute. Ihre Nase war als Kartoffel gezeichnet, ihr Haar als wirres Vogelnest. Die Mädchen hatten ihr sogar einen Oberlippenbart verpasst, keinen eleganten Schnauzer, sondern einen kurzen, stoppeligen Hitlerbart. Über dem Ganzen stand: Die Jungfrau Margery.

Margerys Atmung schaltete in den Rückwärtsgang. Zorn und Kränkung blähten sich in ihr auf, bis sie schier platzte. Sie hätte den Mädchen gern entgegengeschleudert: »Was fällt euch ein? Das bin ich nicht. So bin ich nicht.« Aber sie brachte keinen Ton hervor. Stattdessen stand sie da wie ein Stock und hatte kurz die irrationale Hoffnung, das Ganze würde sich für immer in Luft auflösen, wenn sie einfach stehen blieb und sich totstellte. Dann kicherte jemand. Ein anderes Mädchen hustete.

»Wer war das?«, stieß Margery hervor. In ihrer Not kam ihre Stimme merkwürdig dünn heraus. Es fiel ihr schwer, ihre Atemluft zu genau diesen Lauten zu formen.

Keine Antwort.

Margery hatte sich mit ihrer Frage in Zugzwang gebracht. Sie drohte der Klasse mit Strafarbeit, mit dem Entzug der Nachmittagspause. Sie drohte sogar damit, die Konrektorin zu holen, vor der alle Angst hatten und die man so gut wie nie lachen sah. Gelacht hatte sie allerdings bei dem denkwürdigen Moment, als Margery ihren Rock in der Tür eingeklemmt hatte und stecken geblieben war. (»Ich habe noch nie so etwas Komisches gesehen«, hatte die Konrektorin danach gesagt. »Sie haben ausgesehen wie ein Bär in der Falle.«) Nichts zeigte Wirkung. Die Mädchen saßen da, entschlossen schweigend, mit gesenktem Blick, die Gesichter ein wenig gerötet, bis die Pausenglocke läutete und der Lärm und das Fußgetrappel in den Korridoren anschwollen wie Flüsse bei Hochwasser. Angesichts der Weigerung der Mädchen, sich zu entschuldigen oder den Namen der Übeltäterin zu nennen - nicht einmal Wendy Thompson knickte ein -, fühlte sich Margery einsamer und lächerlicher denn je. Sie warf den Zettel in den Abfalleimer, aber er war immer noch da, schien ein Bestandteil der Luft geworden zu sein.

»Der Unterricht ist beendet«, sagte Margery in einem, wie sie hoffte, würdevollen Ton. Dann nahm sie ihre Handtasche und ging.

Kaum fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, als das Gelächter aufbrandete. »Wendy, du Gans!«, brüllten die Mädchen. Margery hastete am Physiklabor und an der Geschichtsabteilung vorbei, ohne zu wissen, wohin sie lief. Sie brauchte frische Luft. Mädchen, kreischend wie Möwen, verbarrikadierten den Korridor. Margery hatte nur noch Gelächter im Ohr. Sie versuchte es mit dem Ausgang zum Sportplatz, aber die Tür war abgeschlossen. Den Haupteingang durfte sie nicht benutzen, der war ausschließlich Besuchern vorbehalten und für Lehrer streng verboten. Die Aula? Nein. Da übten zig Mädchen in Leibchen und Pluderhosen eine Art Schwebetanz, bei dem auch Fahnen geschwenkt wurden. In Margery kroch die Angst hoch, sie bliebe vielleicht für immer hier gefangen. Sie lief an einem Schaukasten mit Schultrophäen vorbei, stieß gegen eine Kiste mit Sportwesten und fiel beinahe über einen Feuerlöscher. Lehrerzimmer, sagte sie zu sich selbst. Im Lehrerzimmer bin ich sicher.

Margery war eine Frau wie ein Schrank. Das wusste sie selbst. Und sie hatte sich mit den Jahren gehen lassen. Auch das wusste sie. Als Kind war sie groß und dünn gewesen wie ihre Brüder und hatte auch die gleichen strahlend blauen Augen. Sie trug sogar die Sachen auf, die ihren Brüdern zu klein geworden waren. Ihre Größe hatte ihr schon immer zugesetzt, mehr als die abgelegte Kleidung, und sie hatte sich früh eine krumme Haltung angewöhnt. Aber übergewichtig und richtig dick war sie erst geworden, als ihre Regel ausblieb. Genau wie ihre Mutter hatte sie in dieser Zeit enorm zugenommen. Das Gewicht belastete ihre Hüfte, in die ab und zu ein unerwarteter Schmerz schoss, der sie zum Hinken zwang. Aber dass sie zur Witzfigur der Schule geworden war, das hatte Margery nicht gewusst.

Im Lehrerzimmer war es heiß, es roch nach Bratensauce und alten Strickjacken. Niemand grüßte oder lächelte; die meisten dösten vor sich hin. Die Konrektorin, eine scharfzüngige, rührige Frau im Faltenrock, stand mit einer Schachtel Reißzwecken in der Ecke und kontrollierte die Lehrerpinnwand auf Aushänge hin, die ihr missfielen. Margery konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass alle von der Zeichnung wussten und ebenfalls lachten, sogar im Schlaf. Sie goss sich eine Tasse lauwarmen Tee aus dem Spender ein, raffte alles an sich, was an Keksen noch übrig war, und steuerte auf einen Stuhl zu. Darauf lag ein neues Paar Lacrosse-Stiefel. Sie...
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Rachel Joyce nimmt uns in ihren Romanen immer wieder mit auf besondere Lebensreisen. Mit ihren liebenswerten Figuren, ihrem Humor und ihrer feinfühligen Sprache bewegt sie Millionen Leserinnen und Leser. Für ihre Werke, darunter »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Rachel Joyce war Bühnenschauspielerin u.a. bei der Royal Shakespeare Company und ist Autorin zahlreicher Hörspiele für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Gloucestershire. Maria Andreas lebt als Übersetzerin von Belletristik und Sachbüchern in München. Mit feinem Sprachgefühl macht sie das besondere Leseerlebnis der Romane von Rachel Joyce und Eleanor Ray auf Deutsch erfahrbar.