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Erkenntnistheorie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am08.05.20141. Auflage
'Was können wir wissen?' ist nach Immanuel Kant die erste der Fragen, die die Philosophie beschäftigen. Wie aber können wir zu wahrer Erkenntnis gelangen und wie lässt sich Gewissheit über diese Wahrheit gewinnen? Die klassische Antwort verweist zunächst auf die Erkenntnis der Existenz meiner selbst, sodann auf die Erkenntnis anderer Personen und Objekte, wobei nach dem Spezifischen der menschlichen Sprache, nach ihrer Bedeutung und ihrer Bezugnahme auf die Objekte zu fragen ist. Danach sind die Prinzipien jeglicher Erkenntnis zu erörtern: Vermeidung des Widerspruchs, Kausalität und Teleologie. Schließlich stellt sich die Frage nach dem Wesen der Wahrheit: Welche Antworten geben hier zeitgenössische 'Wahrheitstheorien'? Einige dieser Theorien, wie etwa die Pragmatische Wahrheitstheorie, wollen ein universal anwendbares Kriterium angeben, das uns die Wahrheit einer Erkenntnis zu garantieren vermag. Doch schon Kant hat gezeigt, dass es ein solches Kriterium aufgrund der unterschiedlichen Art des Erkennens nicht geben kann.

Prof. Dr. Harald Schöndorf SJ lehrt an der Hochschule für Philosophie München.
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Produkt

Klappentext'Was können wir wissen?' ist nach Immanuel Kant die erste der Fragen, die die Philosophie beschäftigen. Wie aber können wir zu wahrer Erkenntnis gelangen und wie lässt sich Gewissheit über diese Wahrheit gewinnen? Die klassische Antwort verweist zunächst auf die Erkenntnis der Existenz meiner selbst, sodann auf die Erkenntnis anderer Personen und Objekte, wobei nach dem Spezifischen der menschlichen Sprache, nach ihrer Bedeutung und ihrer Bezugnahme auf die Objekte zu fragen ist. Danach sind die Prinzipien jeglicher Erkenntnis zu erörtern: Vermeidung des Widerspruchs, Kausalität und Teleologie. Schließlich stellt sich die Frage nach dem Wesen der Wahrheit: Welche Antworten geben hier zeitgenössische 'Wahrheitstheorien'? Einige dieser Theorien, wie etwa die Pragmatische Wahrheitstheorie, wollen ein universal anwendbares Kriterium angeben, das uns die Wahrheit einer Erkenntnis zu garantieren vermag. Doch schon Kant hat gezeigt, dass es ein solches Kriterium aufgrund der unterschiedlichen Art des Erkennens nicht geben kann.

Prof. Dr. Harald Schöndorf SJ lehrt an der Hochschule für Philosophie München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170252172
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum08.05.2014
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2065 Kbytes
Artikel-Nr.5386642
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
C. Selbstgewissheit, Personen- und Welterkenntnis
I.  Die Gewissheit meiner eigenen Existenz
1.  Aufweis

Selbst wenn ich alles bezweifle, alles für eine mögliche Täuschung ansehe, so setzt dies voraus, dass es diesen Zweifel und somit mein eigenes Denken gibt. Wie Descartes herausgestellt hat, ist die Gewissheit meiner eigenen Existenz unbezweifelbar. Sie stellt darum für ihn und für alle, die seine Überlegungen übernehmen, den zweifelsfrei gewissen Ausgangspunkt aller Erkenntnis dar.

Denn jeder mögliche Irrtum, jede mögliche Täuschung setzt voraus, dass es denjenigen gibt, der sich täuscht. Und wie ungewiss, zweifelhaft oder trügerisch auch die Objekte meines Denkens sein mögen, so ist und bleibt unbestreitbar und unbezweifelbar, dass es mich geben muss, wenn ich irgendetwas denke, wenn ich mir meiner bewusst bin. Zwar wurde bereits dargelegt, dass ein universaler Irrtum in Bezug auf unsere Welterkenntnis nicht möglich ist, so dass auch die Gesamterkenntnis der Welt unbezweifelbar ist. Aber die Selbsterkenntnis scheint die einzige konkrete, partikuläre Erkenntnis zu sein, die zweifelsfrei gewiss ist.

Gegen alle anderen philosophischen Ansätze ist darum daran festzuhalten, dass sinnlich-empirisch wahrgenommene materielle Objekte nicht den Ausgangspunkt für gewisse Erkenntnis bieten können, sondern dem Zweifel unterliegen. Wenn es überhaupt eine gewisse Einzelerkenntnis gibt, dann ist es die meiner eigenen Existenz.

Ist aber diese Selbstgewissheit tatsächlich von der Art, dass sie mit all den Konsequenzen, die üblicherweise daraus gezogen werden, den unbezweifelbar gewissen Ausgangspunkt der Erkenntnis darstellt? Dies ist kritisch zu prüfen. Maßstab dieser kritischen Prüfung ist die konsequente Durchführung der Forderung Descartes', nur das unbezweifelbar Gewisse als wahr anzuerkennen.
2.  Problematisierung

Absolut gewiss ist nur Jetztpunkt

Die Gewissheit meiner eigenen Existenz besteht genau dann und nur dann, wenn ich den Akt des Denkens vollziehe, d. h. wenn ich mir irgendeiner Sache und somit, wenn ich hierauf reflektiere, mir meiner selbst bewusst bin. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft ist mir zweifelsfrei gegeben: Dass ich vom Künftigen keine gewisse Erkenntnis habe, steht außer Frage, und was Vergangenes angeht, so kann mich mein Gedächtnis täuschen. Dabei ist es nicht so, dass eine solche Irrtumsmöglichkeit nur bei den Dingen und Vorkommnissen bestünde, die schon vor längerer Zeit gewesen sind oder sich ereignet haben. Vielmehr zeigt schon die Erfahrung, dass ein Irrtum auch bei Ereignissen möglich ist, die gerade erst vor einem Augenblick geschehen sind. Es kann nur das unbezweifelbar gewiss sein, was dem Bewusstsein wirklich gegenwärtig ist.

Wie lange erstreckt sich diese zweifelsfreie Gewissheit? Es scheint so zu sein, dass ich mir meiner Existenz so lange bewusst bin, solange ich denke. Trifft dies zu? Erstreckt sich die Gewissheit meiner Existenz über die ganze Zeit meines Wachbewusstseins? Offenbar kann eine solche zeitliche Erstreckung nicht die Gegenwart, während der ich allein Gewissheit besitze, verlängern. Vielmehr wird das jeweils Vorhergehende zur Vergangenheit und verliert damit seine absolute Gewissheit, wird Gegenstand der Erinnerung und somit zweifelhaft.

Besitzt die Gegenwart, das Jetzt aber nicht eine bestimmte zeitliche Erstreckung, während der mir die Erkenntnis meiner selbst zweifelsfrei gewiss ist? Wir erleben immer eine gewisse Zeitspanne als gegenwärtig, die sog. "Präsenzzeit". Von daher scheint es berechtigt, dieser Präsenzzeit die zweifelsfrei gewisse Selbsterkenntnis zuzuschreiben. Wenn ich eine Schlussfolgerung vollziehe, so müssen mir die verschiedenen Schritte dieser Folgerung präsent sein. Ferner scheint es möglich zu sein, dass ich verschiedene Tätigkeiten zur selben Zeit vollziehe, worauf Descartes in seinem "Gespräch mit Burman" hingewiesen hat. Also scheint die Gegenwart, während der ich mir meiner gewiss bin, eine bestimmte inhaltlich durchaus erfüllte Zeitspanne zu sein.

Was ist aber die Zeit, wenn ich auf nichts außer mir rekurrieren kann, sondern nur mein eigenes Bewusstsein zur Verfügung habe? Wenn und solange alles außer mir fraglich ist, besteht die Zeit im Nacheinander, wie ich es in meinem eigenen Bewusstsein erlebe. Der Ablauf der Zeit fällt dann mit dem Ablauf verschiedener Bewusstseinsgehalte zusammen. Gäbe es keinen Übergang von einem Bewusstseinsinhalt zu einem anderen, so gäbe es für mein Bewusstsein kein Vergehen von Zeit. Kann ich unter diesen Umständen "gleichzeitig" mehrere Bewusstseinsgehalte präsent haben?

Einerseits scheint Denken, Schlussfolgern nur dann möglich zu sein, wenn mir mehrere Gehalte zugleich gegenwärtig sind. Insofern muss man auch dem Bewusstsein (im Gegensatz zu einer verbreiteten Tendenz der modernen Philosophie) eine zumindest gewisse Zeitüberhobenheit, Überzeitlichkeit zusprechen. Andererseits scheint die Tatsache, dass die Bewusstseinszeit gerade im Übergang von einem Gehalt zu einem anderen besteht, gegen diese Möglichkeit zu sprechen. Allerdings scheint es zumindest nötig zu sein, dass im Augenblick des Übergangs sowohl der vorhergehende als auch der nachfolgende Gedanke im Bewusstsein präsent sind, da wir uns keines "leeren" Momentes des Überganges bewusst sind.

Im unmittelbaren Hinblick auf die Objekte unseres Bewusstseins trifft es sicher zu, dass wir uns zumindest zeitweise einer Mehrheit von Gehalten gleichzeitig bewusst sind. Hier gilt, was über die Präsenzzeit und über das Zusammensehen einer Schlussfolgerung ausgeführt wurde. Dies gilt aber nicht mehr, sobald wir unser ausdrückliches Augenmerk auf die Zeitabfolge in unserem Bewusstsein richten und auf sie reflektieren. Dann nämlich sind wir in der Lage und auch, wenn wir genau analysieren, genötigt, die verschiedenen Gehalte unseres Denkens auseinander zu nehmen und sie verschiedenen Momenten unseres bewusstseinsmäßigen Zeiterlebens zuzuordnen. Sobald sich also die kritische Reflexion (und der Zweifel ist eine solche) auf die Gehalte unseres Bewusstseins richtet, können wir bestenfalls noch davon sprechen, dass im Übergang von einem Gehalt zu einem anderen eine Präsenz beider Gehalte gegeben ist.

Hiergegen kann auch nicht geltend gemacht werden, dass doch dasjenige Wissen um mich, das im Sinne der von Husserl analysierten Retention und Protention gleichsam bruchlos und unterschiedslos noch in die unmittelbare Vergangenheit hineinreicht und in die unmittelbare Zukunft ausgreift, dem Ich eine Art Ausdehnung verschaffe und somit den Bereich des zweifelsfrei Gewissen erweitere. Denn wenn und insofern dies als (und sei es auch ganz unmittelbar angrenzende) Vergangenheit und Zukunft erfasst wird, wird es von der gegenwärtigen Selbsterfahrung unterschieden und ist darum nicht mehr zweifelsfrei gewiss. Sofern und soweit es schlechterdings inhaltlich mit dem jetzigen Bewusstseinsgehalt identisch sein sollte, bringt es keinerlei inhaltliches Mehr zu dem jetzt punktuell Bewussten hinzu.

Ergebnis: Unbezweifelbar gewiss ist nur der jeweils aktuell vollzogene Bewusstseinsakt, höchstens noch der Übergang von einem solchen Akt zum nächsten. Gewiss ist nur das Jetzt im strengsten Sinne. Damit reduziert sich aber die Gewissheit auf ein atomar-punktuelles Jetzt meines Bewusstseins, auf ein inhaltliches Minimum also, das weit davon entfernt ist, die Gesamtheit dessen zu umfassen, was etwa Descartes als Bestimmung des Selbstbewusstseins angibt, nämlich alle unsere verschiedenen geistigen Fähigkeiten, die nicht zugleich zweifelsfrei gewiss sein können.

Inhaltsleeres Ich

Unbezweifelbar ist also nicht eine "res cogitans" mit allen möglichen Akten des Denkens und Wollens, sondern nur das, was ich in diesem Moment in mir erfahre ohne jede "Ausdehnung" in Vergangenheit oder Zukunft. Wenn ich wirklich streng alles eliminiere, was irgendwie über das strikteste atomar-punktuelle Jetzt hinausgeht, ihm voraufgeht oder nachfolgt, so bleibt nur ein Etwas übrig, dessen inhaltliche Bedeutung sich ausschließlich auf das beschränkt, was mir in diesem Augenblick gewiss ist.

Ohne jede Möglichkeit des Rückgriffs auf oder der Verbindung mit anderen Erkenntnissen kann ich aber den Inhalt einer momentanen punktuellen Erfahrung überhaupt nicht mehr angeben und benennen und von anderem unterscheiden. Der Inhalt dieser atomar-punktuellen Gewissheit ist also auf ein derartiges Minimum reduziert, dass er nicht mehr distinkt fassbar ist.

Im Bild gesprochen, wäre dies mit folgender Situation vergleichbar: Jemand unternimmt in einem Raumschiff oder dgl. eine Reise durch absolute Dunkelheit (innerhalb und außerhalb seines Gefährts). Plötzlich taucht ein Blitz alles in hellstes Licht. Im nächsten Augenblick jedoch versinkt wieder alles in dieselbe Dunkelheit wie vorher. Im Augenblick des Blitzes kann er zwar alles sehen und erkennen, aber da er diese Erkenntnis weder mit Vorher noch mit Nachher in Beziehung setzen...
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