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Die Teufelsbraut zu Aachen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Meyer & Meyererschienen am05.10.20151. Auflage
Der Teufel lebt - am liebsten in Aachen. Denn dort weilt Camena, die betörende Wassernymphe, der er seit Jahrtausenden verfallen ist. Als römischer Gott Faunus ist er ihr einst ins schweflige Sumpfland gefolgt. Endlich erzählt er selbst, weshalb er sich dort in den christlichen Höllenfürsten verwandeln musste. Doch nicht einmal als Teufel kann er Camena erobern. Ganz hoffnungslos wird es, als sie ihr Herz an einen Sterblichen namens Karl hängt, der später mit dem Beinamen der Große in die Geschichte eingehen soll. Der Teufel tobt und zieht alle Register. Mal möchte er den Bau des prächtigen Doms zum Seelenfang missbrauchen oder die Kirche zum Einsturz bringen, mal will er Karls Tochter ins Unglück stürzen, dann wieder lauert er nächtens als grässliches Untier auf Trunkenbolde. Mit List und Tücke jagt er Camena, doch sie und die Aachener lassen ihn auf der ganzen Linie scheitern. Bis heute. Jetzt aber schmiedet er den teuflischen Plan, sich die Seele der ganzen Stadt einzuverleiben: Einem gewissen Dr. Faunus soll nämlich der Orden wider den tierischen Ernst verliehen werden. Ein moderner Schelmenroman, ein Satyrical: Martina Kempff versteht es wie keine Zweite, mit Witz und Ironie alten Sagen neues Leben einzuhauchen.

Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie 'Die Königsmacherin', 'Die Beutefrau' und 'Die Welfenkaiserin', die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDer Teufel lebt - am liebsten in Aachen. Denn dort weilt Camena, die betörende Wassernymphe, der er seit Jahrtausenden verfallen ist. Als römischer Gott Faunus ist er ihr einst ins schweflige Sumpfland gefolgt. Endlich erzählt er selbst, weshalb er sich dort in den christlichen Höllenfürsten verwandeln musste. Doch nicht einmal als Teufel kann er Camena erobern. Ganz hoffnungslos wird es, als sie ihr Herz an einen Sterblichen namens Karl hängt, der später mit dem Beinamen der Große in die Geschichte eingehen soll. Der Teufel tobt und zieht alle Register. Mal möchte er den Bau des prächtigen Doms zum Seelenfang missbrauchen oder die Kirche zum Einsturz bringen, mal will er Karls Tochter ins Unglück stürzen, dann wieder lauert er nächtens als grässliches Untier auf Trunkenbolde. Mit List und Tücke jagt er Camena, doch sie und die Aachener lassen ihn auf der ganzen Linie scheitern. Bis heute. Jetzt aber schmiedet er den teuflischen Plan, sich die Seele der ganzen Stadt einzuverleiben: Einem gewissen Dr. Faunus soll nämlich der Orden wider den tierischen Ernst verliehen werden. Ein moderner Schelmenroman, ein Satyrical: Martina Kempff versteht es wie keine Zweite, mit Witz und Ironie alten Sagen neues Leben einzuhauchen.

Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie 'Die Königsmacherin', 'Die Beutefrau' und 'Die Welfenkaiserin', die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783840336010
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum05.10.2015
Auflage1. Auflage
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse807 Kbytes
Artikel-Nr.5387307
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

II

Wie Gott Grannus endet und das Bahkauv entsteht


Der Centurio der Vorhut sandte am nächsten Morgen eine Kundschaftertruppe Richtung Nordwesten aus. Fragen nach dem Grund einer Mission derart abseits der großen römischen Verkehrswege umging er mit der Antwort, die Männer würden dort dringend benötigt. Was durchaus der Wahrheit entsprach. Der Trupp sollte die Kultstätte des Quellgottes Grannus ausfindig machen und dort ein kriegsfernes Erholungslager mit angemessenen Kultstätten für Camena und mich errichten.

Diesen Befehl hatte ich dem Centurio in der Nacht eingetrichtert. Dabei hatte ich allerdings den Namen des ihm fremden Gottes Grannus durch den des Apollo ersetzt, obwohl mich seit dem musikalischen Wettstreit im Hause Midas ein gespaltenes Verhältnis mit diesem Gott des Lichts verbindet. Blond gelockt, purpurgewandet und lorbeerbekränzt, schindet man bei Neureichen mit der antiken Leier eben mehr Eindruck, als wenn man ihnen mit Hörnern, nacktem Oberkörper und Bocksfüßen auf einer Mehrrohrflöte etwas bläst.

Doch da wir uns in einem feindlichen Land befanden und Apollo gegnerischen Truppen auch gern mal die Pest ins Lager schickte, erschien es mir sinnvoll, diesen reiselustigen Gott in unser Projekt mit einzubeziehen. Ich freute mich, dass der Centurio seinen Traumauftrag augenblicklich in die Tat umsetzte.

Weniger beglückt war ich, als unterwegs ein unanständig liebreizendes Hirtenmädchen am Wegesrand über einen verknacksten Knöchel wehklagte. Der schöne Legionär Fabius beugte sich vom Ross und versprach, das unglückliche Geschöpf heimzubringen.

»Aber es ist doch noch so schrecklich weit«, säuselte Camena, und dem dummen Legionär fiel nicht einmal auf, dass sich das vermeintliche Kind des Barbarenlandes seiner eigenen Sprache bediente.

»Alles eine Frage der Perspektive«, antwortete der Legionär und starrte auf den halb entblößten Busen vor sich. Dann hob er Camena hinter sich auf seinen Hengst. Ich wandte mich angewidert ab, als sie sich entzückt an den breiten Rücken des Sterblichen schmiegte. Wie peinlich die Vernarrtheit der Geliebten doch sein kann, wenn sie einem nicht selbst gilt!

Camena würde diese lächerliche Erscheinungsform wohl erst aufgeben, wenn mehr als nur ein einziger, leicht beeinflussbarer Legionär ihren Kult wieder aufleben ließe.

So dachte ich damals. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie sich später aus lauter Liebe sogar soweit herablassen würde, neben dem dummen Legionär scheinbar zu altern. Denn leider kann ich nur für andere die Zukunft vorhersagen. Alle Angelegenheiten, die mich selbst betreffen, und dazu gehört eben auch Camena, sind für mich, einen Gott der Weissagung, in undurchschaubare Nebel gehüllt. Während die Göttin meiner Sehnsucht mit dem Legionär ihrer Sehnsucht Süßholz raspelte, gaukelte ich ein drohendes Unwetter vor. Ich trieb ein paar Auerochsen vor uns her und so zu unbehaglicher Eile an. Es wurde Zeit, dem vernachlässigten alten Quellgott unsere Aufwartung zu machen.

Ich hörte ihn schon lange, bevor ich ihn roch:

»Grannus! Grannus! Grannus!«

Die Stimme klang laut, aber so zittrig, wie die eines jeden Greises, den Angst vor herannahender Nichtexistenz befällt.

Die Pferde scheuten, die Legionäre hielten sich die Nasen zu.

»Welch infernalischer Gestank!«, rief Fabius, wandte sich um und zog Camena fürsorglich das karierte Bauerntuch übers Gesicht.

Ich holte tief Luft. Ach, welch ein köstliches Aroma! Nichts ist bekömmlicher als Sulfur. Schwefel verhütet Krankheiten, trocknet Pusteln aus, veredelt Wein, bleicht Stoffe und ist obendrein auch noch als Brandbeschleuniger nützlich. Nie habe ich verstanden, weshalb die Menschen diesem Element eine solche Abneigung entgegenbringen. Ich versinke am liebsten darin.

»Grannus! Grannus! Grannus!«

»Wir kommen ja schon!«, rief ich und flog rasch voraus. Hah, damit hatte ich es Camena gezeigt! Wie sollte sie sich jetzt vom Rücken des dummen Legionärs lösen?

Doch als ich in die immer dichter werdende Schwefelwolke eintauchte, spürte ich eine weitere göttliche Präsenz. Ich verlangsamte meinen Flug.

»Camena?«, fragte ich unsicher.

»Natürlich«, antwortete sie. »Ich lasse dich das doch nicht allein machen! Schließlich geht es um mein Dasein.«

»Und ⦠Fabius?«, fragte ich, mir den dummen Legionär mühsam verkneifend.

»Den hält meine Zwillingsschwester jetzt fest.«

Ich stürzte ab.

»Hoppla«, sagte Camena und zog mich aus dem Sumpf. »Die Kunst des Fliegens hast du auch schon mal besser beherrscht, mein lieber Faunus. Muss ich mir um dich etwa Sorgen machen?«

»Deine Zwillingsschwester?«, brachte ich atemlos hervor.

»Natürlich. Du hast doch nicht angenommen, dass ich ohne sie auf Reisen ginge?«

»Aber sie ist doch nur ⦫

»â¦ ein Schatten meiner selbst, gewiss. Aber dennoch sehr nützlich, wie du siehst.«

»Aber sie ist stumm. Wie soll sich dein Legionär erklären, dass du plötzlich aufhörst, lauter dummes Zeug daherzuplappern?«

»Dummes Zeug in der Tat. Nachdem ich ihm von den wundersamen Klängen vorgeschwärmt habe, die der Gott Faunus zu Ehren Apollos an den Schilfufern meiner germanischen Heimat hervorbringt, muss mich die Eintönigkeit dieser Vorstellung in den Schlaf gewiegt haben.«

»Grannus! Grannus! Grannus!«

»Es reicht!«, brüllte ich. »Zeig dich uns, Grannus!«

»Ausländische Götzen!«, krächzte es. »Verlasst mein Reich! Raus! Sonst lasse ich eure Flügel flattern!«

Die Ladung heißen Dampfes, die der greise Gott zur Bekräftigung hinterhersandte, atmete ich begierig ein. Camena aber liebt frischere Dünste. Sie schüttelte sich und sandte einen besonders schön geformten Tautropfen aus. Wie ein riesiger Diamant schnitt er durch die wabernden gelben Schwaden und kam zu einem funkelnden Halt vor den kaum erkennbaren Umrissen eines krötenähnlichen Wesens in Hinkelsteingröße.

»Ich opfere dir, verehrter Grannus«, zirpte sie. »Ich, die Quellgöttin Camena.«

»Wasserschlange!« Der schlecht gelaunte Gott schleuderte den Tautropfen zurück. »Nicht mir, sondern mich willst du opfern! Um meinen Platz einzunehmen! Verschwinde! Ich bin hier der Gott, ich, Grannus, Grannus, Grannus.«

»Schweig!«, donnerte ich in den Nachhall hinein. »Kein Mensch glaubt mehr an dich. Dein Name ist nur noch Schall und Dampf! Du bist ein Niemand! Lös dich auf! Oder soll ich dich in den Orkus stürzen?«

Um meiner Drohung Nachdruck zu verleihen, verwandelte ich mich in ein schreckliches Ungetüm. Ich hätte nichts, was dem Innersten der Erde entkommt, grauenerregender aussehen lassen können. Klotzige Augen ließ ich wie Feuerkugeln leuchten. Scharfnägelige, lange Klauen drohten, den Schemen des gastfeindlichen Gottes zu zerfetzen. Ich ließ meinen schuppenbesetzten Schweif auf die Erde schlagen und eiserne Ketten an Hals und Beinen gewaltig rasseln.

»Ich werde mich über dich herwerfen, Grannus! Deine müden Knochen werden mich nicht abschütteln können! Je lauter du fluchst, desto fester werde ich dich halten! Bis du endlich im Abgrund erstickt und aufgelöst bist!« Ich öffnete das Maul mit den riesigen Fängen und schleuderte dem Schatten des Quellgottes einen Feuerstrahl entgegen. Er schaffte es zwar, ihn verzischen zu lassen, aber die Anstrengung kostete ihn Kontur.

»Hebe dich hinweg!«, nuschelte er.

Zum ersten Mal hörte ich jene drei Wörter, die meine spätere moderne Erscheinungsform über Jahrtausende zwar bannen sollte, doch mit dem Namenszusatz Satan meine Existenz immer wieder aufs Neue konsolidierte.

»Gib nicht so an, Faunus«, wies mich Camena zurecht und flatterte an mir vorüber. Sie ließ vor den immer schwächer werdenden Umrissen der Kröte eine frische Fontäne emporsprudeln. Auf deren Spitze führte sie einen so betörenden Tanz auf, dass mir zu schwindlig wurde, um einzugreifen.

»Hast du Kinder, Quellgott Grannus?«, flötete sie.

»Waren mir nicht vergönnt«, knurrte der Krötenschatten.

»Ach, und ich bin elternlos der Quelle entsprungen.«

»Und dazu noch im Ausland!«, antwortete Grannus. Seine Stimme klang schon erheblich weniger barsch.

»Elternlos und fern der Heimat«, schluchzte Camena. »Willst du nicht mein Vater sein?«

»Dich adoptieren? Was hätte ich davon? Ich, Grannus, Grannus, Grannus!«

Das musste man dem Alten lassen: Mitten in der Auflösung konnte er mit seinem Namen immer noch ein ganz schönes Unwetter entfachen. Die Kundschafterabteilung hinter uns geriet auf der Suche nach Schutz in ein heilloses Durcheinander.

»Du könntest deine Stimme schonen«, antwortete Camena dem Alten.

»Was bleibt mir sonst?«

Die Silhouette der Kröte war kaum noch sichtbar.

»Aquae Granni«, flüsterte Camena. »Die Wasser des Grannus. So soll die Kultstätte heißen, die dich dem Vergessen der Menschen entreißen wird. Das verspreche ich dir, bei allem, was mir heilig ist. Apollo sei mein Zeuge.«

Sie deutete nach oben. Die Schwefelwolke teilte sich und zeigte für einen Augenblick das Bild des blond gelockten, purpurgewandeten und lorbeerbekränzten Leiergottes.

»Das bin ja ich!«, jauchzte die schon nicht mehr sichtbare Kröte. Der wohlgefällige Blick, mit dem Apollo Camena eine Botschaft zu übermitteln schien, gefiel mir überhaupt nicht. Der blasierte Gott ignorierte mich gänzlich und trollte sich. Vermutlich Richtung England, wo er sich in zahlreichen etablierten Kultstätten feiern lassen konnte.

»Apollo Grannus«, bestätigte Camena. »Der Name steht. Du darfst dich also zur Ruhe setzen, mein Vater. Ich führe deine Arbeit weiter. Dein Haus ist gut bestellt.«

Angesichts der kümmerlichen Kultstätte fand ich...
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Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie 'Die Königsmacherin', 'Die Beutefrau' und 'Die Welfenkaiserin', die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.