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Die Gottesmaschine

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
416 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am30.07.20211. Aufl. 2021
Der römische Weihbischof Lombardi wird in ein Kloster im Montblanc-Gebiet geschickt, das eine geheime Forschungseinrichtung betreibt. Gleich am ersten Abend findet er den Mönch Sébastien brutal gekreuzigt im Computerraum. Kurz darauf wird das Kloster von der Außenwelt abgeschnitten, und Lombardi ist auf sich gestellt. Gemeinsam mit der Physikerin Samira Amirpour findet er heraus, dass Sébastien eine Entdeckung gemacht hat, die die Grundfesten der katholischen Kirche erschüttert. Und dieses Wissen wird nun auch für Lombardi lebensgefährlich ...


Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer römische Weihbischof Lombardi wird in ein Kloster im Montblanc-Gebiet geschickt, das eine geheime Forschungseinrichtung betreibt. Gleich am ersten Abend findet er den Mönch Sébastien brutal gekreuzigt im Computerraum. Kurz darauf wird das Kloster von der Außenwelt abgeschnitten, und Lombardi ist auf sich gestellt. Gemeinsam mit der Physikerin Samira Amirpour findet er heraus, dass Sébastien eine Entdeckung gemacht hat, die die Grundfesten der katholischen Kirche erschüttert. Und dieses Wissen wird nun auch für Lombardi lebensgefährlich ...


Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703956
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum30.07.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420334
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4

»Bischof Lombardi, bonjour!«

Der Abt breitete die Arme aus, als er von seinem Schreibtisch aufstand, auf dem zwei große Monitore standen, und ging auf Lombardi zu. Er umfasste dessen Hand mit beiden Händen und schüttelte sie etwas zu heftig. Lombardi war verblüfft: Der Mönch hatte das schwarze, krause Haar und den dunklen Teint eines Inders. Die Mönche schienen aus allen Erdteilen zu kommen.

Lombardi erwiderte das Lächeln, doch der Abt sah ihm schon nicht mehr in die Augen.

»Wir haben telefoniert, ich bin Shanti. Willkommen! Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anreise«, sagte er mit einem Singsang, der von seiner Herkunft zeugte. Abgesehen von dem Akzent war sein Französisch fließend.

»Danke für das Taxi. Das wäre nicht nötig gewesen. Ich habe nur die Bushaltestelle nicht gefunden.«

»Heute fahren die Shuttlebusse nicht mehr, wegen des Sturms«, erklärte der Abt.

»Ihr Novize am Eingang hat erwähnt, dass die Abtei geschlossen ist«, erinnerte sich Lombardi. »Muss ich mir Sorgen machen?«

»Die Behörden überreagieren etwas, wenn Sie mich fragen. Ich freue mich, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben! Es tut gut, wieder jemanden aus Rom hier zu sehen.«

Das Lächeln des Abts hatte sich seit der Begrüßung nicht verändert. Es wirkte aufgesetzt. Lombardi sah sich den Mönch genauer an. Shanti war einige Jahre jünger als Lombardi, vielleicht Mitte dreißig. Er trug die schwarze Tracht der Benediktiner, eine Tunika und den vorne und hinten bis zu den Füßen reichenden Überwurf mit Kapuze. Doch wo war diese eigentümliche salbungsvolle Sanftheit, die für Mönche so typisch war? Dieser Mann hätte auch ein Unternehmer aus der IT-Branche sein können.

»Eigentlich genehmigen wir derzeit keine Besuche mehr, wir befinden uns mitten in einer großen Umbauphase. Aber Ihr Freund Badalamenti war sehr hartnäckig. Er ist einer unserer größten Förderer, deshalb habe ich ein Auge zugedrückt. Gibt es einen speziellen Grund, warum Sie sich gerade jetzt dazu entschlossen haben?«

Shanti grinste und legte den Kopf zur Seite, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Verzeihen Sie meine Neugierde«, fuhr er fort, »aber Sie waren doch an einem Hilfsprojekt in Afrika engagiert, sehr erfolgreich, wie man hört. Was hat Sie zur Rückkehr bewogen? Man hört verschiedenste Gerüchte aus Rom.«

Lombardi war vor den Kopf gestoßen. Er hatte erwartet, dass man ihn nach seiner caritativen Arbeit fragen würde, aber nicht so früh. Die Sache hatte sich offenbar schneller herumgesprochen als erwartet. Er fragte sich, wie viel der Abt wusste.

Shanti sah, wie unangenehm es Lombardi war, und wischte alles mit einer Geste beiseite. »Sie müssen es nicht erzählen. Vergessen Sie bitte, dass ich gefragt habe. Was mich wirklich interessiert: Wie ist Ihr erster Eindruck?«

»Ich versuche immer noch zu verstehen, womit ich es zu tun habe«, erwiderte Lombardi. »Tagungsstätte, Kloster, Computercluster - es ist schwer, den Überblick zu behalten.«

Shanti sah ihn fragend an. »Haben Sie unsere Broschüre nicht erhalten? Dort ist alles gut erklärt.«

»Die Broschüre habe ich, danke. Es ist nur â¦«

Shanti seufzte. »Sie ist nicht verständlich genug. Wir werden alles noch einmal überarbeiten.« Der Abt hob die Hände wie zum Segen. »Vergessen Sie die Broschüre, unser Ziel ist schließlich ganz einfach, es lautet: Frieden. Wir arbeiten daran, zwei Welten miteinander zu verbinden, zwischen denen seit Jahrhunderten ein Graben verläuft: die Welt der Religion und die der Wissenschaft. Diesen Graben wollen wir schließen.«

Lombardi wartete auf eine Erklärung. »Mit einem Computer?«

»Sie können ihn auch gern Supercomputer nennen, das ist durchaus gängig. Hier wird nicht nur am Austausch gearbeitet, es wird auch wirklich Naturwissenschaft betrieben. Das klingt vielleicht verwirrend, aber wenn Sie es mit eigenen Augen sehen, wird alles klar werden.«

Lombardi spürte, wie sich Skepsis in ihm regte. »Naturwissenschaft?«

»Warum nicht? Das Rationale und der Glaube ergänzen einander. Oder wie Einstein es ausgedrückt hat: Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.«

Lombardi glaubte, den Spruch schon einmal gehört zu haben, doch bestimmt noch nie von einem Mönch.

»Ein sensibles Feld«, sagte er. »Die Kirche hat sich da des Öfteren die Finger verbrannt.«

Shanti nickte, doch Lombardis Zweifel schienen ihn nur noch mehr anzustacheln. »Eine Reihe von Fehlern und Missverständnissen. Wer behauptet eigentlich, dass Glaube und Wissenschaft getrennt sein müssen? Überlegen Sie! Wann kam das auf? Gibt es irgendwelche zwingenden Argumente dafür?«

Lombardi forschte in seiner Erinnerung. Auf die Schnelle fiel ihm nichts ein, um seine Behauptung zu belegen. Für ihn war das immer so klar gewesen, dass er es noch nie hatte begründen müssen.

»Das war eine politische Entscheidung, Bischof Lombardi. Nach der Schmach mit Galilei, dem wir nach fast vierhundert Jahren schließlich recht geben mussten, versuchten wir, Schadensbegrenzung zu betreiben. Man überließ es der Wissenschaft, die Natur zu beschreiben, und entschied, sich da herauszuhalten. Im Gegenzug verlangte man von der Wissenschaft, die Religion in Ruhe zu lassen. Das ist die Situation, die wir heute haben. Eine Art Waffenstillstand. Doch es gibt keinerlei zwingende Begründung dafür.«

»Was Sie vorhaben, klingt sehr ambitioniert«, stellte Lombardi fest.

Shantis Lächeln verschwand. »Überambitioniert. Das meinen Sie doch, nicht wahr? Ich weiß, dass manche uns für Abtrünnige halten, gerade im Vatikan. Dabei setzen wir nur das um, was im Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossen wurde. Deshalb sind gewisse Geisteshaltungen zu bedauern, die in der Mentalität vieler die Überzeugung schufen, dass Glauben und Wissenschaft einander entgegensetzt seien - so steht es in den Dokumenten des Konzils. Ein Friedensangebot der Kirche, wenn Sie so wollen. Und das Konzil geht sogar noch weiter: Wenn der Mensch sich der Mathematik und Naturwissenschaft widmet, kann er im höchsten Grad dazu beitragen, dass die menschliche Familie zu den höheren Prinzipien des Wahren, Guten und Schönen kommt. An dem, was wir tun, ist also nichts Rebellisches.«

»Aber es ist sehr ungewöhnlich«, gab Lombardi zu bedenken. »Es wundert mich ehrlich gesagt, dass ich noch nie von Ihrer Abtei gehört habe.«

Shanti nickte. »Zum Teil ist das Kalkül. Wir wollten die Sache in Ruhe wachsen lassen. In der wissenschaftlichen Welt spricht es sich bereits herum. Natürlich wollen wir nach außen gehen, schon sehr bald, doch das ist ein großer Schritt, und wir wollen nichts überstürzen.«

»Eine große Verantwortung.« Manche halten die Wissenschaft immer noch für unseren Feind.

Er sprach es nicht aus.

»Zweifellos«, fuhr der Abt fort. »Aber wir sollten der Herausforderung mit Mut und Gottvertrauen begegnen. Es ist eine einmalige Chance. Doch was weiß ich schon? Ich bin nur ein Verwalter. Fragen Sie meine Mitbrüder, die können Ihnen bestimmt viel interessantere Dinge erzählen.«

Lombardi nickte. »Das werde ich tun. Vor allem würde ich gern Pater Sébastien treffen. Ich habe viel von ihm gehört.«

Lombardi hatte sich bemüht, das ganz beiläufig klingen zu lassen. Er beobachtete Shanti genau, ohne ihn anzusehen. Die Miene des Abts verfinsterte sich kaum merkbar.

»Natürlich nur, wenn es keine Umstände macht â¦«, fügte Lombardi hinzu, als der Abt zögerte.

Shanti fand seine Contenance schnell wieder.

»Überhaupt nicht«, versicherte er. »Ich kann es Ihnen aber nicht versprechen. Sébastien ist in letzter Zeit sehr beschäftigt. Sie werden ihn kaum zu Gesicht bekommen. Er konzentriert sich derzeit ganz auf die Vorbereitung seiner Präsentation.«

Bei dem Wort »Präsentation« horchte Lombardi auf. Er wartete auf weitere Erklärungen, doch als er keine bekam, winkte er ab.

»Schon in Ordnung, wirklich.«

Er war nicht überrascht. Badalamenti hatte ihm prophezeit, dass so etwas passieren würde.

Shanti seufzte geräuschvoll. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Signore Badalamenti hat ja schon erwähnt, dass Sie ihn treffen möchten. Sie müssen verstehen, wir versuchen nach Kräften, allen Trubel von ihm fernzuhalten. Aber ich werde nachsehen, vielleicht haben wir Glück.«

»Sagen Sie ihm, ich bin ein Freund seines Ziehvaters.«

»Wie gesagt, ich kann nichts versprechen.« Der Abt wirkte plötzlich ungeduldig. Er ging zurück hinter seinen Schreibtisch und griff nach der Computermaus. »Und jetzt muss ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ihr Zimmer ist bereits vorbereitet, in einer Stunde gibt es Abendessen. Der neue Speisesaal ist noch nicht fertig, wir essen derzeit im alten Refektorium. Sie finden es ganz leicht mit der App. Das Programm enthält außerdem eine interaktive Führung. Es handelt sich um einen Prototypen, der in Kürze für alle Gäste freigeschaltet werden soll. Augmented Reality. Sie richten nur Ihr Smartphone auf ein Detail, das Sie interessiert, und die App zeigt Ihnen alle relevanten Informationen dazu. Kennen Sie Pokémon Go?«

Lombardi war sein Unbehagen offenbar anzusehen, denn Shanti hob fragend die Augenbrauen. »Oder soll Sie einer Ihrer Mitbrüder durch die Anlage führen?«

»Wäre das ein Problem?«, fragte Lombardi vorsichtig.

»Überhaupt nicht! Ich schicke Ihnen Demetrios vorbei, unseren Cellerar. Er ist für alles...

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Autor

Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
Die Gottesmaschine

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