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Zwischen uns nur ein Wort

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
352 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am25.06.20211. Aufl. 2021
Mia hat ihre Zukunft bis ins kleinste Detail geplant: Karriere, Familie, Sicherheit. Als ihr Vater, ein Musiker und Träumer, stirbt, fliegt sie nach New York, um dort sein altmodisches Café zu verkaufen, das Herz des Viertels und eine wahre Institution. Dort trifft Mia Will, einen charmanten Gitarristen und unverbesserlichen Optimisten, der eine Bleibe sucht. Sie ziehen zusammen - vorübergehend und als Freunde. Doch bald muss Mia sich fragen, ob sie sich wirklich zwischen Verstand und Herz entscheiden will ...


Renée Carlino ist Drehbuchautorin und lebt mit ihrem Mann, den beiden Söhnen und einem niedlichen Hund namens John Snow Cash im sonnigen Süden Kaliforniens. Sie ist eine Leseratte, liebt Livemusik und ist ganz versessen auf dunkle Schokolade.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMia hat ihre Zukunft bis ins kleinste Detail geplant: Karriere, Familie, Sicherheit. Als ihr Vater, ein Musiker und Träumer, stirbt, fliegt sie nach New York, um dort sein altmodisches Café zu verkaufen, das Herz des Viertels und eine wahre Institution. Dort trifft Mia Will, einen charmanten Gitarristen und unverbesserlichen Optimisten, der eine Bleibe sucht. Sie ziehen zusammen - vorübergehend und als Freunde. Doch bald muss Mia sich fragen, ob sie sich wirklich zwischen Verstand und Herz entscheiden will ...


Renée Carlino ist Drehbuchautorin und lebt mit ihrem Mann, den beiden Söhnen und einem niedlichen Hund namens John Snow Cash im sonnigen Süden Kaliforniens. Sie ist eine Leseratte, liebt Livemusik und ist ganz versessen auf dunkle Schokolade.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703611
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.06.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420502
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Track 2:
Hallo, ich mag dich

Beim Sortieren eines Kartons voller Fotos zog Martha eines hervor und hielt es hoch. »Erinnerst du dich daran, Mia?«

Ich musterte das Foto, und die Erinnerungen strömten auf mich ein. Wir waren im Zoo von Memphis, wir alle. Ich war ungefähr sechs und thronte auf den Schultern meines Vaters. Auf der einen Seite von uns standen meine Mutter und David, auf der anderen Martha und ihr Mann Jimmy. Bis auf meine Mutter strahlten wir alle überglücklich in die Kamera; sie jedoch sah meinen Vater und mich an, und ihr Lächeln war anders, nicht so aufgeregt, sondern warmherzig und liebevoll.

Martha, Jimmy und Pops hatten eine Autoreise kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten gemacht. Meine Mutter und David hatten vorgeschlagen, dass wir uns in Memphis mit ihnen treffen könnten.

Wir hatten kaum dieses Foto gemacht, da fing es an zu regnen. Aber statt es damit genug sein zu lassen, zeigte mein Vater voran und rief lauthals: »Zu den Schmetterlingen!« Im warmen Regen sprang er zum Schmetterlingshaus, und ich hüpfte über seinen eins-dreiundneunzig auf und ab und hielt mich an seinen rötlich braunen Locken fest, während er Rocky Road to Dublin summte.

Ich weiß noch, wie sicher und geliebt ich mich gefühlt hatte, so, als wäre ich genau da, wo ich sein sollte. In dem überdachten Gehege zeigte er auf einen Kokon und erklärte mir die Metamorphose.

»Bekomme ich auch eine Metamorphose, Pops?«

»Aber natürlich, Liebes. Wir verändern uns ständig, lernen dazu und entwickeln uns weiter.«

»Und dann werde ich irgendwann ein wunderschöner Schmetterling?«

Er lächelte vergnügt. »Du bist jetzt schon ein wunderschöner Schmetterling. Was zählt, ist die Veränderung hier drin.« Er zeigte auf mein Herz.

Ehe ich ihr das Foto zurückgab, starrte ich es einige Augenblicke lang wie gebannt an und sog die jugendliche Frische von uns allen in mich auf. Marthas Haar war inzwischen vollständig ergraut, und ihre Augen, einst strahlend blau, nun wolkig grau, aber immer noch enorm ausdrucksstark, waren von tiefen Falten umgeben. Make-up trug sie nur selten; stattdessen blieb sie ihrem klassischen Hippiestil treu, trug ständig farbenfrohe Shirts zu langen geblümten Röcken oder ausgewaschenen Jeans.

Während sie weiter die Bilder durchging, reichte ich ihr die Fotografie. Als sie danach griff, blickte sie auf und bemerkte meine verquollenen Augen. Sofort machte sie sich daran, den Karton zuzukleben.

»Behalte das einfach für dich, Schätzchen, und sieh es durch, wenn du dazu bereit bist.«

Ich trug den Karton zum Flurschrank und stellte ihn im obersten Fach ab, um mich ein andermal damit zu befassen.

Sheil und Martha kamen in den Tagen nach meiner Ankunft in New York einige Male zu mir in die Wohnung. Sie sammelten einige Sachen ein, die für sie von Bedeutung waren, und halfen mir, mich einzurichten, sodass das Apartment mehr wie mein Zuhause wirkte.

Sheil trauerte stumm. Manche mochten diese stille Art für Teilnahmslosigkeit halten, aber ich wusste es besser. Sie war vor zwanzig Jahren mit einer Gruppe Musiker von Indien hergekommen und hatte, nachdem sie meinem Vater begegnet war, nie wieder zurückgeblickt. Als versierte Sitarspielerin war Sheil sehr erfolgreich und arbeitete beim World Music Institute. Mit ihrer überwältigenden Schönheit und ihrem leidenschaftlichen Spiel war sie eine gefragte Musikerin für alle möglichen Shows, die ihre Darbietung um östliche Klänge bereichern wollten.

Auch wenn ich sie nie weinen sah, wusste ich, dass der Verlust meines Vaters sie zutiefst schmerzte. Sie hatte ihn nur wenige Augenblicke nach dem Herzinfarkt in seiner Wohnung gefunden. Bei seiner Beerdigung hatte sie ein sehr langes und trauriges Stück gespielt, doch ihre Miene hatte nichts als Gleichmut preisgegeben. Als ich sie danach in die Arme genommen hatte, erkannte ich, dass ihr Sari über der Brust nass vor Tränen war, die sie vergossen hatte, ohne dabei eine Miene zu verziehen.

Es ist ein Zeichen reinen Schmerzes und völliger Hingabe, wenn die Seele weint, ohne dass der Körper Widerstand leistet, und darum wusste ich, dass sie tief betroffen war.

Pops Bestattungsfeier kam einer Ehrung gleich. Eine große Menge hatte sich im Garten neben der St. Brigid s Church eingefunden, wo etliche Musiker Songs zum Besten gaben und Stammgäste des Cafés über seine Großzügigkeit und seinen Charakter sprachen.

Für einen Februartag in New York war es ungewöhnlich mild. Ich weiß noch, dass ich unter Tränen das Sonnenlicht bestaunte, das sich scherbengleich seinen Weg durch die Bäume bahnte und die Umgebung mit Wärme und Energie speiste. Das war eine wunderbare Art, um sich von seinen sterblichen Überresten zu verabschieden, und eine Erinnerung daran, dass sein Geist immer bei uns bleiben würde. Genauso hätte er es haben wollen, als eine Art friedliches Open-Air-Gedenkkonzert anstelle eines traurigen Leichenschmauses im Kell s.

In seinem Testament hatte mein Vater darum gebeten, eingeäschert zu werden, aber keine Anweisungen gegeben, was mit seiner Asche geschehen sollte. Im Herzen versprach ich, mir etwas zu überlegen. Ich würde einen Weg finden, um seinem impulsiven, liebevollen Geist die letzte Ehre angemessen zu erweisen.

Sheil wohnte direkt über dem Kell s. Meine Wohnung befand sich im Haus nebenan über Sam s Italian Restaurant. Das Sam s bot keinen Kaffee an; stattdessen schickte man dort alle Kunden zum Kell s und versprach, dass wir den besten Cappuccino zubereiten würden. Im Gegenzug überließen wir ihnen einen kleinen Lagerraum in einem der Hinterzimmer. Die Beziehung hatte sich für beide Seiten als lohnenswert erwiesen.

»Martha, ich werde sieben Tage die Woche arbeiten, bis wir die Bücher in Ordnung gebracht haben«, verkündete ich eines Morgens, bevor wir das Сafé öffneten.

»Das wirst du ganz bestimmt nicht tun - dabei würdest du dich nur völlig verausgaben.«

»Ich weiß nicht, ob wir Geld verdienen oder verlieren, und ich werde niemanden einstellen, ehe wir aus den Finanzen schlau geworden sind.«

»Ich kann dir, auch ohne in die Bücher zu schauen, sagen, dass wir gut zurechtkommen«, entgegnete sie mit einem Blick zur Tür, vor der sich bereits die ersten Stammgäste versammelten. »Außerdem hat dein Vater akribisch Buch geführt. Wenn da steht, wir sind in den schwarzen Zahlen, dann stimmt das auch.« In dem Punkt hatte sie recht: Mein Vater war ein guter Geschäftsmann gewesen, der sich auf eine ordentliche Dokumentation der Geschäftsvorgänge verstanden hatte.

Das Café war wie ein Museum. Eine Wand des langgezogenen, schmalen Raums bestand aus rohem und tadellos erhaltenem Backstein. Die entgegengesetzte Wand wies eine beigefarbene Täfelung auf, die von einer kräftigen marineblauen Farbe abgelöst wurde, und war beinahe vollständig von Schwarz-Weiß-Fotos bedeckt.

Die Fotos zeigten berühmte Gäste, Gigs, die im Café stattgefunden hatten, Freunde und Angestellte, die über die Jahre zum Leben meines Vaters gehört hatten, und dann gab es da noch ziemlich viele Bilder von mir. Es schien, als gäbe es aus jedem Stadium meines Lebens mindestens eines.

Theke, Kühlaufsatz und Kasse waren alt, glänzten aber immer noch, und die Espressomaschine, laut und launisch, wie sie war, funkelte im Licht der tief hängenden Lampen.

Über der Theke hing eine Tafel, auf der in der einfachen Handschrift meines Vaters die Getränkenamen nebst Beschreibung aufgeführt waren. Die einzigen Stellen, die über die Jahre erkennbar erneuert worden waren, waren die Preise. Kurz überlegte ich, was wohl der allererste Cappuccino gekostet haben mochte, der an diesem Tresen serviert worden war. Fünf Cent, vielleicht.

Die Zeiten hatten sich geändert, die Preise hatten sich geändert, und mehr und mehr Bilder hatten die Wand geschmückt, aber davon abgesehen war das Café noch genau wie damals. Die Böden bestanden aus altem, abgetretenem Holz, wurden jedoch ebenso in Ehren gehalten wie die Tische und Stühle und die Theke, die sich am vorderen Fenster entlangzog.

Ich hatte viele Sommerabende damit verbracht, gemeinsam mit meinem Vater das Holz zu reinigen und zu ölen. Ständig lag der Geruch des Zitrusöls, vermengt mit Espressoduft, in dem beengten Raum in der Luft.

Pops hatte sich große Mühe gegeben, den Charakter des Cafés zu erhalten. Ich weiß noch, wie er eines Tages, als ich gerade zwischen den Holzleisten eines Stuhls wischte, zu mir kam und mir die Hand auf die Schulter legte. Ich blickte ihm in die karamellbraunen Augen, in denen sich das Lächeln auf seinen Lippen fortsetzte. »Vergiss nie, deinen Stolz für dich zu behalten, aber sorg dafür, dass er immer lebendig bleibt«, sagte er, und die selbst gedrehte Nelkenzigarette akzentuierte seine rauchige, eindringliche Stimme.

Ich wollte diesen Stolz im Café spüren und zugleich mit Demut daran arbeiten, seine Natur zu erhalten, wie mein Vater es mich gelehrt hatte, und wenn ich auch nicht wusste, was die Zukunft für mich und das Kell s bereithielt, so würde ich doch sein Andenken niemals damit beschmutzen, sein Lebenswerk verfallen zu lassen.

Ich übernahm Früh- oder Spätschicht an sieben Tagen in der Woche, während Martha und Sheil sich von Tag zu Tag abwechselten. Jenny, die einzige andere Mitarbeiterin, würde die Lücken füllen, sodass größtenteils zwei Leute gleichzeitig anwesend waren. Jenny arbeitete bereits seit ein paar Jahren im Kell s. Sie war nur zwei Jahre älter als ich, und wann...

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Renée Carlino ist Drehbuchautorin und lebt mit ihrem Mann, den beiden Söhnen und einem niedlichen Hund namens John Snow Cash im sonnigen Süden Kaliforniens. Sie ist eine Leseratte, liebt Livemusik und ist ganz versessen auf dunkle Schokolade.
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