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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
528 Seiten
Deutsch
LYX.digitalerschienen am22.12.20231. Aufl. 2023
'Hast du keine Angst?', fragt er.

Davor, dass du wieder verschwinden wirst? Oder davor, was es mit mir machen wird, dich wieder reinzulassen?

'Ein bisschen', flüstere ich. 'Du?'

'Sehr viel sogar.'




Vor mehr als einem Jahr hat Ibrahim jeglichen Kontakt zu Sadia abgebrochen - einfach so, ohne Erklärung. Aus endlosen Gesprächen, nachts, im Büchercafé, zwischen Regalen voller Bücher, wurde schmerzhafte Funkstille, und Sadia fragt sich noch heute, was sie falsch gemacht hat. Als Ibrahim nun auf einer Party plötzlich wieder vor ihr steht, genauso vernichtend schön wie damals, weiß sie, dass sie sich einfach umdrehen und ihr Herz vor einer neuen Enttäuschung schützen sollte. Doch Ibrahim ist Ibrahim, und Sadia ist Sadia. Wenn die beiden zusammen sind, ergibt die Welt plötzlich ein wenig mehr Sinn. Und auch wenn Sadias Kopf ganz deutlich Nein sagt, kann sie sich einfach nicht von Ibrahim fernhalten ...




'Ibrahims und Sadias Geschichte ist alles, was dem Herzen guttut, gleichzeitig voller Schmerz. Ein so hingebungsvolles literarisches Meisterwerk, das nicht nur für Hunger im Magen sorgt, sondern auch in der Seele.' BASMASBOOKS






Mehwish Sohail ist in Pakistan geboren und in der Steiermark aufgewachsen. Sie lebt und schreibt jetzt in Wien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext'Hast du keine Angst?', fragt er.

Davor, dass du wieder verschwinden wirst? Oder davor, was es mit mir machen wird, dich wieder reinzulassen?

'Ein bisschen', flüstere ich. 'Du?'

'Sehr viel sogar.'




Vor mehr als einem Jahr hat Ibrahim jeglichen Kontakt zu Sadia abgebrochen - einfach so, ohne Erklärung. Aus endlosen Gesprächen, nachts, im Büchercafé, zwischen Regalen voller Bücher, wurde schmerzhafte Funkstille, und Sadia fragt sich noch heute, was sie falsch gemacht hat. Als Ibrahim nun auf einer Party plötzlich wieder vor ihr steht, genauso vernichtend schön wie damals, weiß sie, dass sie sich einfach umdrehen und ihr Herz vor einer neuen Enttäuschung schützen sollte. Doch Ibrahim ist Ibrahim, und Sadia ist Sadia. Wenn die beiden zusammen sind, ergibt die Welt plötzlich ein wenig mehr Sinn. Und auch wenn Sadias Kopf ganz deutlich Nein sagt, kann sie sich einfach nicht von Ibrahim fernhalten ...




'Ibrahims und Sadias Geschichte ist alles, was dem Herzen guttut, gleichzeitig voller Schmerz. Ein so hingebungsvolles literarisches Meisterwerk, das nicht nur für Hunger im Magen sorgt, sondern auch in der Seele.' BASMASBOOKS






Mehwish Sohail ist in Pakistan geboren und in der Steiermark aufgewachsen. Sie lebt und schreibt jetzt in Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783736315921
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.12.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Reihen-Nr.2
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1125 Kbytes
Artikel-Nr.5421787
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

Ibrahim

Man muss wohl erst sterben, um wiedergeboren zu werden, das ist der Scheiß mit zweiten Chancen.

»Abi, steh auf.«

Erst wenn du ganz unten ankommst, wirklich ganz, ganz unten, dann kann dir die Erleuchtung kommen. Sie kann sich in allem manifestieren. Gott, die Religion. Oder eine neue Sucht, ein Kult. Vielleicht Therapie, du denkst dir: Fuck, so geht´s nicht weiter, ich muss jetzt die Bremse ziehen. Und dann ist die Bremse halt, Hilfe anzunehmen.

Aber du musst erst ein Zeichen vom Universum bekommen, um das überhaupt zu checken.

»Ibrahim.«

Die Sache ist, je nachdem, wie tief du bereit bist zu gehen, kann dieses Zeichen alles Mögliche sein. Eine Tür, die sich durch einen Windstoß schließt, zum Beispiel. Ein Brunnen, aus dem plötzlich Wasser fließt, wenn man´s biblisch sehen will. Oder eine Telefonnummer, die du verloren geglaubt hast und die du zum perfekten Zeitpunkt wiederfindest. Du wählst die Nummer, panisch, weil du weißt, sonst war´s das jetzt, und dein ehemaliger bester Freund, deine Ex, die du immer noch liebst, deine Familie, irgendjemand, an den du dich klammern willst, hebt ab. Das Erste, was du sagst, ist: He, ich will nicht mehr, hab nur mehr Leere in mir, keine Hoffnung mehr. Und dann: Kannst du mich retten? Sie antworten mit irgendwas Belanglosem, etwas, das dir nicht weiterhilft. Nur du kannst dich retten, und so ein Mist. Aber Hauptsache, sie sind da. Sie sind da. Ich bin für dich da. Rede mit mir, bleib dran, ich bin da.

Aber stell dir vor, ihr Handyakku wäre leer, wenn du sie brauchst. Stell dir vor, das Wasser, das aus dem Brunnen fließt, ist voller Dreck. Stell dir vor, die Tür, die sich schließt, sperrt dich von deinem eigenen Leben aus. Was ist schon ein Wunder in dieser Welt? Und wann ist ein Wunder pure Verzweiflung?

»Ibrahim, ich mein das ernst. Wach auf.«

Ich bin ein zu großer Zyniker, um an Scheißwunder zu glauben.

»Abi!«

Jemand stößt mit dem Fuß gegen mein Bein. Ich seufze. Mein Augenlid pocht, mein Schädel pocht, mein Bauch schmerzt. Und für einen kurzen Augenblick steht jemand über mir, der da nicht stehen sollte. Nicht stehen könnte.

Bist du´s?, denke ich mir. Bist du hier, um mir ein Zeichen zu geben? Diese Lippen, diese Augen, dieser sture Blick. Es ist über ein Jahr her, seit wir uns zuletzt gesehen haben, aber Erinnerungen an sie bleiben vorherrschend. Eigentlich beeindruckend, wenn man darüber nachdenkt. An einem Tag vergeht keine Sekunde, in der man nicht miteinander redet, am nächsten herrscht Funkstille. Manchmal ist Abstand die beste Lösung, hat sie mir einmal geschrieben. Manchmal braucht man neue Wege, um zueinanderzufinden. Das war nicht auf uns bezogen, sondern auf ein Buch, das sie zu dieser Zeit gelesen hat, Gayle Forman, nur ein einziger Tag oder Jahr, kein Plan. Und?, denke ich mir jetzt trotzdem. Hast du wieder zu mir gefunden, Sadia? Gibst du mir noch einen Tag, ein Jahr, ein Leben? Bist du da, bist du da, bist du da?

Sie ist nicht da. Aber irgendjemand ist da.

»Steh sofort auf«, wiederholt die viel zu vertraut klingende Stimme. Der Nebel klärt sich, die Realität setzt ein. Hinter der Wolke aus Tagträumen macht sich die Gestalt meiner Schwester erkennbar.

Maya kniet sich vor mir hin. In ihren Augen ein Kampf aus zwei Gefühlen: Sorge und Wut.

Die Wut siegt letztendlich, als ich zur Begrüßung die Hand hebe und sie schief anlächle. »Hi.« Endlos müde, aber endlich im Jetzt angekommen.

Seelenruhig richtet sich meine Schwester wieder auf und verschränkt die Arme. Wie sie so vor mir aufragt, streng dreinblickend, erinnert sie mich an die Justitia.

»Alter«, ertönt plötzlich eine zweite Stimme im Raum. »Du siehst aus wie Scheiße. Der ganze Laden sieht aus wie Scheiße.«

»Du bist scheiße«, bringe ich reflexartig hervor. Dann hebe ich den Kopf, um nachzusehen, wer gesprochen hat. Es ist Aslan, ein Freund von mir.

Mit Betonung auf dem unbestimmten Artikel. Früher hätte es mein bester Freund geheißen, aber das liegt mehrere Leben hinter uns. Neun Monate Zivildienst des Horrors, ein verschanzter Schulabschluss und zwei Jahre des Stagnierens, um genauer zu sein. Ich blinzle seine müde wirkende Gestalt in Jogginghosen und wirren Haaren an, dann lasse ich meinen Blick durch den Rest des Raums gleiten, um die Lage abzuchecken.

Wir sind in der Wohnung von einem dieser Typen, mit denen ich gestern Nacht durch die Gegend gefahren bin, Marc oder Matt, kein Plan. Ein Sozialbau, klein und eng, mit Mobiliar, das nicht zusammenpasst, und kunstvoll angerichteten Spinnennetzen in den Ecken. Überquellende Aschenbecher, ominöse Flecken an der Wand und tote Pflanzen am Fenster.

Maya stößt mit ihrem Schuh noch mal gegen mein Bein.

Zur Antwort halte ich ihr meinen Mittelfinger hoch. »Hilf mir«, sage ich.

Sie nimmt den Finger und verdreht ihn, bis ich vor Schmerz aufschreie. Fluchend reiße ich meine Hand aus ihrem Griff und presse meinen Arm gegen den Bauch.

»Hearst. Stirbst du jetzt?«, fragt Aslan.

»Nein«, sage ich. »Mir geht´s super, danke der Nachfrage.«

Meine Schwester tippt ungeduldig mit ihrer Schuhspitze auf dem Boden herum.

Ich appelliere erneut an ihren Helfersinn und halte meine Hand hoch. Diesmal nicht nur den Mittelfinger, wohlgemerkt. »Hilfst du mir?«

Wenn Blicke töten könnten, läge ich jetzt wahrscheinlich in meinem Grab. Aber nichtsdestotrotz ergreift sie meinen Arm und hilft mir auf. Zumindest in eine aufrechte Sitzposition, denn zum Aufstehen ist es zu früh. Es ist für alles zu früh, zum Denken, zum Reden, zum Existieren. Immer viel zu früh.

»Ich war in drei verschiedenen Wohnungen, um dich zu suchen«, beginnt Maya. »Und ganz ehrlich, Abi, diese Leute, mit denen du abhängst, das ist einfach nur erbärmlich.«

»Hey!«, ruft Aslan dazwischen.

»Warum ist dein Handy ausgeschaltet?«, fährt sie unbeirrt fort.

Daraufhin muss ich erst mal gähnen. Es ist keine Absicht, sondern kommt unerwartet über mich. Ein besonders gutes Argument ist es trotzdem nicht.

Maya macht eine ruckartige Bewegung. Instinktiv halte ich meine Arme vor mir hoch. »Nicht schlagen!«, rufe ich.

Aber sie hat sich nur von mir gewandt und wirft jetzt die Hände in die Luft. »Ehrlich jetzt!«, faucht sie. »Weißt du, dass ich die ganze Woche über für dich im Laden einspringen musste?« Kopfschüttelnd stampft sie auf die Haustür zu. »Wirklich, Abi. Manchmal frag ich mich echt, warum wir uns das noch geben.«

Der Aufprall der hinter ihr zufallenden Tür hallt schmerzhaft gegen die Innenwände meines Hirns. Ich blinzle gegen den Schmerz an und reibe mir über meine müden Augen.

Als ich wieder aufsehe, steht Aslan vor mir. Er streckt seine Hand aus. »Komm.«

»Was machst du überhaupt hier?«, frage ich. Es muss drei Monate her sein, seit ich zuletzt mit ihm geschrieben habe, noch länger, seit wir uns gesehen haben. Er sieht unverändert aus. Das gleiche Milchbubengesicht, die gleichen grünbraunen Augen, das gleiche Beinahlächeln, das nie sein Gesicht verlässt. Und trotzdem ist er mir heute ein Fremder.

»Deine Schwester ist plötzlich bei uns aufgetaucht«, erklärt er. »Sie wollte wissen, ob ich eine Ahnung hätte, wo du bist. Dachte mir dann, dass ich ihr gleich beim Suchen helfen kann ...«

»Du dachtest dir also, du könntest ihr beim Suchen helfen ...«, wiederhole ich langsam und betrachte stirnrunzelnd seinen immer noch ausgestreckten Arm.

»Bin halt ein Korrekter.«

Ich haue seine Hand zur Seite und rapple mich selbst unter Ächzen und Stöhnen auf. Langsam dämmert mir, woher die Schmerzen in meinem Körper kommen, und mein düsterer Blick gleitet zu dem umgekippten Couchtisch, der keine so unbeachtliche Rolle dabei gespielt hat. Bilder von Fäusten und einem immer näher kommenden Boden schießen mir vor die Augen. Ich blinzle sie fort und drehe den Nacken hin und her, bis es knackt.

Bevor ich Maya aus dieser Bruchbude folge, klopfe ich meine Jeans ab, um zu prüfen, ob meine Geldtasche noch vorhanden ist. Die Tasche ist noch da, aber Geld keins mehr. Scheiß Marc/Matt und seine Freunde. Mein Handy liegt in der Lederjacke, die Aslan vom Boden klaubt und mir reicht. »Das ist deine, oder?«

Ich nehme sie brummend entgegen, schüttle sie aus und schlüpfe rein. In ihren Taschen liegt auch noch ein Ersatzschlüssel vom Asialaden meiner Eltern, den ich fast vergessen hätte und sicherheitshalber in die Schutzhülle meines halb kaputten Handys stecke. Aslan beobachtet mich mit Geduldsmiene. Wortlos schubse ich ihn mit der Schulter leicht zur Seite, was ihn nur zum Schnauben bringt, und wir verlassen diese Bruchbude gemeinsam.

Mayas Auto, das früher Tariqs Auto war, steht nicht weit von der Wohnung entfernt in einer vollgeparkten kleinen Gasse neben einer türkischen Bäckerei. Als ich mich auf dem Beifahrersitz niederlasse, ist das Pochen in meinem Kopf so intensiv, dass ich die Stimmen um mich herum einen Moment lang nur dumpf höre. Meine Schwester startet das Auto und etwas Kaltes, Schweres landet auf meinem Schoß. Stirnrunzelnd blicke ich auf die Wasserflasche hinunter, die Maya ohne jeglichen Kommentar auf mich geworfen hat.

»Danke«, bringe ich mit raspelnder Stimme raus.

»Sag mal, Maya«, erklingt Aslans gedämpft klingende Stimme vom Hintersitz. »Wie sieht´s aus, hast du...

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