Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Und du fliegst durch die Nächte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.08.2021
Steh zu dir und deiner Liebe. Für immer.
Nur in der Nacht fühlt Romeo sich frei und lebendig. Da er schon immer anders war und seinen Eltern nie genügen konnte, ist dieses Leben im Untergrund alles, was er will. Doch obwohl er in der Technoszene längst ein gefeierter DJ ist, fühlt Romeo sich außerhalb der Szene leer und verloren - bis er eines Nachts auf Julius trifft. Julius mit den dunklen Locken und eisblauen Augen, Julius mit dem unbeschwerten Grinsen und dem Leben im Hellen. Immer wieder begegnen sie sich und fühlen sich wie magisch angezogen. Doch als Romeo immer tiefer in die Dunkelheit gerät, müssen sich die Frage stellen, ob ihre unterschiedlichen Welten tatsächlich zusammenpassen.

Sophie Bichon, 1995 in Augsburg geboren, ist Aktivistin, manchmal Podcasterin, am allerliebsten aber Schriftstellerin. Sie spricht über Queerfeminismus, wann immer sich ihr die Gelegenheit bietet, und schreibt die Romane, die sie sich früher selbst gewünscht hätte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte verschlug es sie nach Hamburg, wo sie endlich den Mut fand, sich als non-binär zu outen. Seitdem lebt und arbeitet sie als Phibie. Wenn sie nicht gerade in die Tasten haut, dann tanzt sie sich irgendwo die Füße wund, trinkt Aperol mit Blick auf die Elbe oder ist auf der Suche nach einem neuen Tattoomotiv.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSteh zu dir und deiner Liebe. Für immer.
Nur in der Nacht fühlt Romeo sich frei und lebendig. Da er schon immer anders war und seinen Eltern nie genügen konnte, ist dieses Leben im Untergrund alles, was er will. Doch obwohl er in der Technoszene längst ein gefeierter DJ ist, fühlt Romeo sich außerhalb der Szene leer und verloren - bis er eines Nachts auf Julius trifft. Julius mit den dunklen Locken und eisblauen Augen, Julius mit dem unbeschwerten Grinsen und dem Leben im Hellen. Immer wieder begegnen sie sich und fühlen sich wie magisch angezogen. Doch als Romeo immer tiefer in die Dunkelheit gerät, müssen sich die Frage stellen, ob ihre unterschiedlichen Welten tatsächlich zusammenpassen.

Sophie Bichon, 1995 in Augsburg geboren, ist Aktivistin, manchmal Podcasterin, am allerliebsten aber Schriftstellerin. Sie spricht über Queerfeminismus, wann immer sich ihr die Gelegenheit bietet, und schreibt die Romane, die sie sich früher selbst gewünscht hätte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte verschlug es sie nach Hamburg, wo sie endlich den Mut fand, sich als non-binär zu outen. Seitdem lebt und arbeitet sie als Phibie. Wenn sie nicht gerade in die Tasten haut, dann tanzt sie sich irgendwo die Füße wund, trinkt Aperol mit Blick auf die Elbe oder ist auf der Suche nach einem neuen Tattoomotiv.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641270599
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum09.08.2021
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse1880 Kbytes
Artikel-Nr.5425095
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



ACHT MONATE FRÜHER.

ODER EIN HALBES LEBEN ZUVOR.

1.  Kapitel

Romeo

Die Hitze eines nackten Körpers nahm mir die verfluchte Luft zum Atmen. Ich blinzelte, konnte mich aber nicht bewegen, denn ein Arm lag schwer auf meinem Bauch, ein Kopf auf meiner Brust. Als die Frau im Schlaf seufzte und sich dabei enger an mich presste, strichen lange, tiefrote Haare über meinen Oberkörper. Noch immer hing in der Luft der Geruch nach Sex und ihrem süßen Parfüm, nach Schweiß und nach dem Gras, das wir geraucht hatten, um zumindest ein bisschen runterzukommen. Ich hatte die letzten drei Tage durchgemacht, war offensichtlich aber doch für wenige Stunden eingeschlafen. Auch wenn mein Kopf jetzt innerhalb von Sekunden hellwach war, spürte ich die Müdigkeit mit jeder Faser meines Körpers.

Unwillkürlich strömten Bilder des Wochenendes durch mein Bewusstsein. Die in Dunkelheit gehüllten Nächte, die zu einer einzigen verschmolzen waren. Die Clubs und das Streifen durch die Stadt, das mich müde gemacht, die Lines aus schneeweißem Pulver, die mich wachgehalten hatten. Da waren meine Songs, die sich über die Grenzen der Hauptstadt ausbreiteten, und die Menge, die meinen Namen skandiert hatte. Stories für Millionen Instagram-Follower. Stories, die mir beim Erinnern halfen, wenn die Zeit ihre scharfen Konturen verlor. Ich erinnerte mich an die Stunden im Fakultativ, einem der kleineren Clubs. Eigentlich zu klein für meinen Erfolg und den Namen, den ich mir mittlerweile gemacht hatte, aber irgendwie war der Laden zum Treffpunkt meiner Leute geworden. Die Partys, die dort unter den Katakomben im Geheimen stattfanden - sie waren unser Zentrum, um das wir kreisten. Eine Momentaufnahme von Ben mit geröteten Wangen und dem silbernen Ring, der seine vollen Lippen teilte, schob sich zwischen die vielen Bilder. Ben, mit dem ich dort wieder einmal, verborgen vor den Blicken der anderen, rumgemacht hatte, weil ich es so drauf, wie ich gewesen war, zugelassen hatte. Weil ich mir dieses Verlangen nur in diesem Zustand erlaubte, auch wenn ich wusste, dass ich mich am nächsten Tag irgendwie ... schmutzig fühlte. Irgendwie so verflucht falsch und benutzt. Doch je mehr ich dagegen ankämpfte, desto schlimmer drehten sich meine Gedanken, desto stärker wurde mein Verlangen - also gab ich ihm in solchen Momenten nach. Und es war ja nicht so, als wäre das in der Techno-Szene etwas, das die Leute nicht akzeptieren würden. Feiern, leben und leben lassen, Sex und Drogen. Als würde es da jemanden jucken, dass ich mich ... auch zu Männern hingezogen fühlte. Aber gottverdammt, mich juckte es. Und die Fremde mit den roten Haaren, die vor wenigen Stunden mehrmals unter mir gekommen war, bestätigte doch, dass ich die Kerle eigentlich nicht brauchte. Schließlich war ich mit ihr nach Hause gegangen und nicht mit Ben.

Ich versuchte die Frau wegzuschieben - möglichst vorsichtig und so, dass sie nicht aufwachte, doch Gott, so viel Glück hatte ich natürlich nicht. Träge hob sie den Kopf und starrte mich an. In den Augenwinkeln hingen Reste ihrer Wimperntusche und ließen die feinen Ringe unter ihren Augen noch dunkler wirken.

»Hey«, sagte sie heiser.

»Hey«, murmelte ich, woraufhin ein zufriedenes Seufzen ihren Lippen entwich. In mir zog sich alles unangenehm zusammen. Es war der Knoten in meinem Bauch, den ich nur zu gut kannte.

Die Unbekannte war hübsch, mit ihren leuchtenden Haaren, dem herzförmigen Mund und der schmalen silbernen Kette mit Mondanhänger, die ihren schlanken Hals betonte. Im Moment aber sah sie mindestens so fertig aus, wie ich mich fühlte. Trotzdem strahlte sie mich an und drängte sich im nächsten Moment noch enger an mich. Sie schlang mir die Arme um den Hals, schob eines ihrer Beine zwischen meine. Ihre Haut war so weich wie alles an ihr und, als sich ihre nackten Brüste gegen meinen Oberkörper pressten, regte sich zwar mein Schwanz, aber meine Gedanken taten es nicht. Ich war echt nicht der Typ für Emotionales und erst recht nicht für verdammtes Kuscheln.

»Willst du einen Kaffee?«, murmelte sie und schenkte mir ein Lächeln. »Oder Frühstück?«

Ach du Scheiße.

Mit beiden Händen rieb ich mir über das Gesicht und stöhnte innerlich auf. Ich sehnte mich nach dem Alleinsein, nach Ruhe und Einsamkeit, in der ich Raum für mich hatte. Den fand ich nur in der Dunkelheit und nicht im Licht der tief stehenden Sonne, das durch die Fenster in dieses fremde Zimmer fiel und mir meine Leere und Verlorenheit unangenehm bewusst machte. Das war mein ungeschöntes Innerstes, aber auch die Nachwirkungen des verdammten Ecstasy - das war das Down, das war der Preis für die Hochgefühle des Wochenendes.

»Nein«, erwiderte ich knapp. Es klang zu hart, und ich gab mir Mühe, meine abweisende Haltung mit einem Lächeln abzuschwächen. »Ich sollte jetzt besser gehen. Hab einiges zu tun heute.«

»O«, sie biss sich auf die Unterlippe, und Enttäuschung flackerte in ihren Augen auf. »Okay.«

Trotzdem machte sie keine Anstalten wegzurutschen. Stattdessen lehnte sie sich zu mir, um mich zu küssen, doch ich wich ihren immer noch geschwollenen Lippen aus. Ich hatte ihr verfluchten Sex versprochen, aber ganz sicher keine Nähe. Dieses Mal schob ich sie sanft, aber bestimmt von mir, um aufzustehen und meine Klamotten aufzusammeln, die kreuz und quer auf dem Boden verteilt lagen. Boxershorts, Socken, Jeans. Schnell schlüpfte ich hinein.

»Soll ich dir ... vielleicht meine Nummer geben?«, fragte sie jetzt hoffnungsvoll in meinem Rücken. Ich zog mir den Hoodie über den Kopf, die schwarze Bauchtasche über die Schulter, band mir die Haare im Nacken zusammen und drehte mich schließlich fertig angezogen zu ihr um. Sie hatte sich aufgesetzt und strich sich die roten Haare erwartungsvoll hinter die Ohren. Bei der Bewegung glitten sie aufreizend über ihre aufgerichteten Nippel, doch was mich zwischen Rausch und Dunkelheit noch angemacht hatte, interessierte mich jetzt nicht mehr.

»Das würde keinen Sinn machen, weil ich mich nicht bei dir melden werde.« Das war das Ehrlichste, was ich ihr sagen konnte. Ganz sicher war ich keiner von diesen gottverdammten Kerlen, die Versprechungen machten, von denen sie wussten, dass sie sie nicht halten würden. »Versteh mich nicht falsch. Die letzte Nacht war großartig.« Großartig bedeutete in diesem Fall eine wie jede andere. »Aber das wird sich nicht wiederholen. So läuft das bei mir einfach nicht, und ich will dich nicht anlügen.«

Ich zwinkerte ihr zu und versuchte, nicht noch deutlicher zu zeigen, wie sehr ich hier wegwollte. Dann hob ich zum Abschied die Hand, wünschte ihr noch einen schönen Tag und trat hinaus in einen winzigen Flur, dessen Chaos sehr nach WG aussah.

Kurz bevor die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fiel, entdeckte ich an der Wand zwischen Postkarten, Konzert- und Kinotickets und unzähligen Fotos ein Plakat von mir, das mir nicht aufgefallen war, als wir vollkommen drauf hier gelandet waren. Ich hatte weiß Gott auch deutlich besser zu tun gehabt, als mich hier genauer umzusehen. Und jetzt lachte ich bitter auf. Wer auch immer sie war: Sie hatte nicht mit Romeo Brenner geschlafen, sondern mit Ro. Mit einem DJ, einem Musikgott. Mit jemandem, den sie verehrte. Lillie meinte immer, dass ich aufhören müsste, mit diesen Frauen ins Bett zu gehen. Mit meinen Fans, die dem Himmel für eine Nacht näher sein wollten. Ich aber war der Meinung, dass so jeder das bekam, was er wollte. Ich den Sex, der mich für einen Moment dieses so unerklärliche Loch in mir vergessen ließ - und diese Frauen ein Stück von mir, nach dem sie sich so sehnten.

Draußen auf der Straße blinzelte ich in das absurd grelle Licht und zog mir die Kapuze meines Hoodies tiefer in die Stirn, ehe ich die Sonnenbrille aufsetzte. Einfach nur weg, um zu überleben. Einfach nur weg, um bis zum nächsten Set zu leben. Einen Augenblick lang fühlte es sich wie die Sicherheit der Nacht an, die ich so liebte. Friedrichshain, mein Kiez, der niemals schlief. So wie Berlin, das vor vier Jahren zu meinem Zuhause geworden war, weil ich gedacht hatte, hier ich selbst sein zu können. Inzwischen machten sich Zweifel in mir breit, und doch würde ich niemals zurückgehen oder dieses Leben aufgeben wollen. Die auf die kunstvoll verzierten Hauseingänge geschmierten Graffitis, waren nur einer der vielen großartigen Kontraste, die mich vom ersten Moment an Berlin und vor allem an diesem Viertel gereizt hatten. Das Aufeinandertreffen von Altem und Neuem, ruhigen Ecken und bebendem Leben, von tausend verschiedenen Welten in einer einzigen Stadt. Ein paar der gesprayten Bilder stammten von mir, waren Zeugnisse der Nächte, in denen ich allein durch die Straßen streifte und nicht schlafen konnte.

Im Moment jedoch verschwand alles hinter den getönten Gläsern - auf diese Art entsprach das Leben dem Schwarz-Weiß-Film, nach dem es sich gerade anfühlte. So voller Emotion und gleichzeitig erfüllt von bodenloser Leere. Alles war zu laut und zu viel, als ich die nächste Haltestelle ansteuerte, um Richtung Boxhagener...

mehr

Autor

Sophie Bichon, 1995 in Augsburg geboren, ist Aktivistin, manchmal Podcasterin, am allerliebsten aber Schriftstellerin. Sie spricht über Queerfeminismus, wann immer sich ihr die Gelegenheit bietet, und schreibt die Romane, die sie sich früher selbst gewünscht hätte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte verschlug es sie nach Hamburg, wo sie endlich den Mut fand, sich als non-binär zu outen. Seitdem lebt und arbeitet sie als Phibie. Wenn sie nicht gerade in die Tasten haut, dann tanzt sie sich irgendwo die Füße wund, trinkt Aperol mit Blick auf die Elbe oder ist auf der Suche nach einem neuen Tattoomotiv.