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Burning Oceans: Liebe zwischen den Gezeiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am29.07.20211
Für junge Feenfans, für Irlandliebhaber:innen und die, die es werden möchten - für alle Leser:innen von Marah Woolf »Ich traute mich erst wieder zu atmen, als ich Blakes Zimmertür hinter mir schloss. Langsam ließ ich meine Hand von der Türklinke gleiten. In einem anderen Leben, Blake, würde ich bleiben.« Cait fühlt sich von ihrer Familie im Stich gelassen und fällt in ein tiefes Loch. Sie schmeißt die Schule und somit ihren Traum, Tierärztin zu werden, über Bord. Blake tut alles, um ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, doch ihm unterläuft ein Fehler. Denn danach hat Cait nur noch ein Ziel - sie will auf die geheimnisvolle Insel Tír na nÓg. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und der Preis ist hoch. »Burning Oceans. Liebe zwischen den Gezeiten« ist der dritte Teil der Burning-Oceans-Trilogie. Die ersten beiden Bände sind ebenfalls bei Piper Wundervoll erschienen. »Eine schöne Geschichte vor einem grandiosen Setting. Leseempfehlung.«  ((Leserstimme auf Netgalleyy))

Linda Schirmer, geb. 1980, studierte in Leipzig und Cork/Irland Anglistik und Theaterwissenschaften. Sie unterrichtet Englisch, Theater und Tanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern an der Westküste Irlands.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextFür junge Feenfans, für Irlandliebhaber:innen und die, die es werden möchten - für alle Leser:innen von Marah Woolf »Ich traute mich erst wieder zu atmen, als ich Blakes Zimmertür hinter mir schloss. Langsam ließ ich meine Hand von der Türklinke gleiten. In einem anderen Leben, Blake, würde ich bleiben.« Cait fühlt sich von ihrer Familie im Stich gelassen und fällt in ein tiefes Loch. Sie schmeißt die Schule und somit ihren Traum, Tierärztin zu werden, über Bord. Blake tut alles, um ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, doch ihm unterläuft ein Fehler. Denn danach hat Cait nur noch ein Ziel - sie will auf die geheimnisvolle Insel Tír na nÓg. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und der Preis ist hoch. »Burning Oceans. Liebe zwischen den Gezeiten« ist der dritte Teil der Burning-Oceans-Trilogie. Die ersten beiden Bände sind ebenfalls bei Piper Wundervoll erschienen. »Eine schöne Geschichte vor einem grandiosen Setting. Leseempfehlung.«  ((Leserstimme auf Netgalleyy))

Linda Schirmer, geb. 1980, studierte in Leipzig und Cork/Irland Anglistik und Theaterwissenschaften. Sie unterrichtet Englisch, Theater und Tanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern an der Westküste Irlands.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492987653
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.07.2021
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse4170 Kbytes
Artikel-Nr.5451076
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

Wind brachte den Regen vom Meer herauf zu unserem weiß gekalkten Cottage, das noch nie so viele Besucher gesehen hatte wie an diesem Tag. Dabei fühlte sich alles so falsch an ... der leere, hell gebeizte Sarg neben mir und die halbe Bevölkerung Streamstowns schwarz gekleidet in unserem Wohnzimmer zusammengedrängt. Und dann die weißen Lilien, die mit ihrem süßen schweren Duft nach Tod rochen und mir Übelkeit verursachten, obwohl es keine Tote gab. Aber Maureen hatte darauf bestanden, dass wir Mums Abschied nach allen Regeln der irischen Wakezeremonie ausrichteten und einen leeren Sarg aufstellten, wie es sonst bei verschollenen Seemännern üblich war.

 

Also stemmten Rose und ich die Wahrheit mithilfe eines Gerüsts aus Lügen. Obwohl wir kaum miteinander sprachen, gaben wir vor, Mum wäre ertrunken. Dad glaubte daran. Er wusste es aber auch nicht besser. Genauso die Bewohner des kleinen Küstenortes Streamstown. Ich beneidete sie ein wenig. Immerhin hatten sie eine Version, die denkbar erschien.

Die Leute erzählten sich, auf dem Weg zum kleinen Friar Island, wo sie Zeichnungen machen wollte, wäre Mums Boot gekentert. Davon zeugten die durchnässten Blätter, die die Polizei am Morgen nach ihrem Verschwinden gefunden hatte. Das Meer hatte sie an den Strand gespült. Sie waren wie ein stiller Abschiedsgruß, so weiß wie ihre Gemälde, die gerade in Dublin in einem großen Museum ausgestellt wurden. Somit schaffte es ihre Ausstellung nicht nur in die Presse, sondern auch ihr Verschwinden, denn über die Suchaktionen wurde ausführlich berichtet.

Tagelang suchte die Polizei nach ihr. Aber außer weiterem Papier, das schlaff an den Haken der Fischer hing, verlief jede Spur im Leeren. Nach zwei Wochen wurden die Bergungsarbeiten der Rettungswacht eingestellt. Das Wintermeer toste, und selbst für die erfahrenen Suchkräfte wurde es zu gefährlich, noch weiter nach Mum zu suchen. Der raue Atlantik sollte nicht noch mehr Menschen verschlucken ...

 

»Claire Hickey war eine wunderbare Frau ...«, begann Onkel Groch seine Trauerrede, stockte, linste zum Sarg hinüber und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Er stand mitten im Wohnzimmer, umringt wie eine Kuriosität, fuhr sich nervös durch das zerzauste Haar und zupfte an seiner Krawatte. Er war eigens aus Schottland gekommen, um uns zu unterstützen, aber er brauchte selbst Halt, so wie er sich an sein Whiskeyglas klammerte. Wie ein Seemann an einem abgebrochenen Mast kurz vor dem Untergang.

Rose saß neben mir und verzog keine Miene. Sie ertrug Mums Verschwinden mit mehr Fassung als Dad. Wahrscheinlich ahnte sie, dass Mum nun auf Tír na nÓg war.

»Jetzt hat sie auch noch meinen Bruder und ihre Kinder im Stich gelassen!«, lamentierte Tante Irma lautstark und betrachtete kopfschüttelnd das haarige Ungetüm, unseren Onkel Groch. Tante Irma, Dads Schwester, war für die Trauerfeier auch extra aus London angereist. Jetzt griff sie beherzt nach einem Eiersandwich, das meine Freundin Cara den Trauergästen anbot.

Eine von Mums Künstlerfreundinnen spielte Harfe. Bei den sanften Klängen überlief mich ein Schauer und sie bewegten mich tief. Aber es war nicht nur der eigene Schmerz, der mit jedem Ton größer wurde, sondern der Gedanke daran, dass Dad so sehr litt. Seit Tagen hatte er sich nicht blicken lassen und war im Schlafzimmer in der oberen Etage geblieben. Manchmal hatte ich das Gefühl, nicht nur Mum hatte uns verlassen, sondern auch Dad.

 

»Ich muss mal raus«, sagte ich zu Rose und stand von meinem Stuhl auf. »Ich hole mir etwas zu trinken. Willst du auch etwas?« Die ganze Situation war schwer auszuhalten. Aber ich konnte mit niemandem darüber reden. Selbst mit Rose nicht. Ich befürchtete, dass sie dann ebenso auseinanderfiel wie Mum. Vielleicht erinnerte sich meine Schwester auch nicht mehr daran, dass sie selbst einmal auf der Insel der Ewigen Jugend gewesen war. Schließlich wusste niemand, was Tír na nÓg mit einem Menschen machte. Denn wenn ich den Feengeschichten glaubte, kehrten viele völlig verrückt von dieser Insel zurück. Wenn sie überhaupt je wiederkamen ...

Rose schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich habe keinen Durst. Aber hoffentlich sind bald alle gegangen«, flüsterte sie. Ich nickte zustimmend. Auch ich wünschte mir nichts sehnlicher, als meine Ruhe zu haben. Aber als ich auf die Küche zusteuerte, ertappte ich Maureen, wie sie aus einem Artikel der Irish Times vorlas. Angeblich hatte ein Meereswesen unschuldige Menschen aus ihren Booten ins Wasser gezerrt. Aufgebracht entriss ich ihr den Zeitungsartikel. »Wie können Sie nur?«, schrie ich, knüllte die Zeitung zusammen und stopfte mir das Papier in die Hosentasche.

»Der Bericht war von 1936! Und ich fand ihn total passend, eine echte Rarität!«, erboste sich Maureen. Dann kam sie ganz nahe. »Die Leute werden reden, ob es dir passt oder nicht. Wir müssen sie davon ablenken, andere Theorien entwickeln, um den Tod deiner Mutter zu erklären. Niemand darf von Tír na nÓg erfahren.«

Vor einem Jahr hätte ich über einen derart unwissenschaftlichen Blödsinn den Kopf geschüttelt. Jetzt fiel mein Urteil nicht mehr so vorschnell aus. Ich wusste so viel mehr ... und gleichzeitig immer noch nichts. Außer dass sich Maureen nie ändern würde und ganz wild darauf war, andere in ihren Aberglauben hineinzuziehen. Wahrscheinlich um sich mit ihrem angeblichen Wissen zu brüsten. Und dafür nutzte sie Mums Totenwache. Wie ekelhaft!

»Suchen Sie sich einen anderen Platz für Ihre Sensationsgier! Sie wissen genau, dass meine Mutter nicht ertrunken ist!«, platzte es aus mir heraus. Ringsum wurde es still. Wann hatte die Musikerin mit dem Spielen aufgehört? Mehrere Gäste bedachten mich mit mitleidigen Blicken. Maureen dagegen hob die Brauen und wackelte wie eine Taube mit dem Kopf. »So? Und was ist deiner Meinung nach passiert?« Sie starrte mich an und sonnte sich offenkundig in der allgemeinen Aufmerksamkeit. Ich biss mir auf die Unterlippe und ballte die Fäuste. Maureen verlangte mir das Äußerste an Selbstbeherrschung ab.

»Cait«, flüsterte Blake. »Komm mal mit mir!« Er nahm meine Hand und zog mich näher zu sich heran. Sogleich umhüllte mich der salzige Geruch, und ich atmete so tief ein, als stünde ich am Meer. Jeden Tag war Blake bei uns gewesen. Erst hatte ich ihn abgewehrt, mich wie immer gegen die Flut an Gefühlen gestemmt, die er in mir heraufbeschwor, aber nach zehn Tagen und Nächten erfolgloser Suche nach Mum, hatte ich aufgegeben. Weil ich sonst durchgedreht wäre. Schließlich kämpfte ich täglich gegen den Drang an, einen lauten Schrei auszustoßen, weil mich die bedauernden Blicke zu ersticken drohten. Die armen Kinder, deren Mutter, diese Künstlerin, im Meer ertrunken ist. Hoffentlich werden sie nicht genauso verrückt wie ihre Mutter. Oh Gott! Das Schlimme war, dass ich manchmal das Gleiche dachte.

 

»Die frische Luft wird dir guttun.« Blake zog mich hinaus vor die Haustür, und ich ließ mich treiben, weil der Tag meine letzten Kräfte aufgebraucht hatte. Einige Gäste der Trauerfeier standen neben der Eingangstür und rauchten. Sie blickten uns kurz verlegen an, bis sie ihre Gespräche fortsetzten. Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte mich zu beruhigen.

»Warum tut Maureen das nur? Was bezweckt sie mit ihren Geschichten?«

»Sie will die Leute unterhalten ... und ja, vielleicht auch ablenken.«

»Mit Geschichten über Meereswesen, die unschuldige Seeleute aus ihren Booten zerren? Das glaubt ihr doch kein Mensch.«

»Eben. Genau das will sie bezwecken. Indem ihre Geschichten so abstrus klingen, dass niemand ihr glaubt. Und gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass sich hinter dem Horizont noch ganz andere Orte verbergen ...«

Ich nickte. Blake meinte Tír na nÓg. Aber dies war nicht der passende Moment, um darüber zu sprechen, denn Mrs Bird trat zu uns.

»Alles Gute für euch! Wenn ihr etwas braucht, dann meldet euch!« Mrs Bird war eine Stammkundin von Dad und hatte einen Vogel. Sie tätschelte mir die Schulter. »Ich muss leider schon los. Mein Romeo wartet auf mich.«

Ich nickte nur und wischte mir mit dem Ärmel fahrig über das Gesicht. »Grüßen Sie Ihren Papagei von mir! Und vergessen Sie nicht, ihm regelmäßig die Krallen zu stutzen!« Ich war selbst überrascht über die Banalitäten, die mir über die Lippen kamen.

Ihr folgten noch weitere Gäste nach draußen, um sich auf den Heimweg zu machen. Wahrscheinlich flohen sie vor Onkel Grochs Ansprache.

»Kannst du dich bitte um die anderen Gäste kümmern?« Ich blickte kurz in Blakes blaugrüne Augen. Dann wandte ich mich ab. »Ich muss zurück zu meiner Schwester.«

Er nickte. »Geh nur! Ich bleibe hier.« Dankbar zog ich mich ins Haus zurück und hoffte, dass er die passenden Worte für die scheidenden Besucher fand.

Es war weit nach Mitternacht, als der letzte Gast endlich gegangen war. Ich fühlte mich völlig erschöpft, aber vermutlich konnte ich wieder nicht einschlafen. Also ging ich zerstreut ins Wohnzimmer, um die letzten Gläser einzusammeln. Ich war mit meinen Kräften am Ende.

»Du bist noch da?« Die Gläser in meiner Hand stießen klirrend aneinander, als ich Blake entdeckte. Er saß im Halbdunkel neben dem Sarg und beobachtete mich, Mums Ausstellungskatalog aufgeschlagen auf dem Schoß. »Ich dachte, alle sind nach Hause gegangen.« Selbst Rose hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen.

Blake legte den Katalog zur Seite, stand auf und trat auf mich zu. »Leg dich hin! Ich übernehme das Aufräumen. Du musst schlafen.« Er nahm mir die Gläser aus der Hand. »Ich bleibe über Nacht und halte Wache.«

»Das ist nicht nötig, denn Mum liegt sowieso nicht drin.« Ich...
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Autor

Linda Schirmer, geb. 1980, studierte in Leipzig und Cork/Irland Anglistik und Theaterwissenschaften. Sie unterrichtet Englisch, Theater und Tanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; sechs Jahre verbrachte sie mit ihrem Mann, einem Tierarzt, und ihren drei Kindern an der Westküste Irlands. Heute lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Ort an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern.