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Dänische Gier

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am29.03.2021Auflage
Ein Urlaubskrimi mit Softeis und Lakritz Nach einem Richtfest radelt die Bestatterin Gitte Madsen beschwipst nach Hause, mit den Gedanken immer noch bei dem Richtspruch, der leider ganz schön schiefgegangen ist. Ein schlechtes Omen, sagen die einen, doch Gitte hält nichts von Aberglauben - bis sie über eine Leiche stolpert und im Graben landet. Gitte erkennt den Toten sofort: Es ist der Polier August Borg. An seinem Hals sind Würgemale. Als ihr Bestattungsinstitut mit der Beerdigung beauftragt wird, fühlt sich Gitte berufen und stellt sehr zum Unmut von Kommissar Ole Ansgaard ihre eigenen Nachforschungen an. Je tiefer Gitte in der Vergangenheit gräbt, desto größer wird die Gefahr für sie ...

Frida Gronover, geboren 1969, verbrachte die Sommer ihrer Kindheit auf Falster und ist der dänischen Insel seitdem besonders verbunden. Wenn sie nicht in ihre Wahlheimat reist oder sie sich in ihren Krimis herbeischreibt, lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in Nordrhein-Westfalen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin Urlaubskrimi mit Softeis und Lakritz Nach einem Richtfest radelt die Bestatterin Gitte Madsen beschwipst nach Hause, mit den Gedanken immer noch bei dem Richtspruch, der leider ganz schön schiefgegangen ist. Ein schlechtes Omen, sagen die einen, doch Gitte hält nichts von Aberglauben - bis sie über eine Leiche stolpert und im Graben landet. Gitte erkennt den Toten sofort: Es ist der Polier August Borg. An seinem Hals sind Würgemale. Als ihr Bestattungsinstitut mit der Beerdigung beauftragt wird, fühlt sich Gitte berufen und stellt sehr zum Unmut von Kommissar Ole Ansgaard ihre eigenen Nachforschungen an. Je tiefer Gitte in der Vergangenheit gräbt, desto größer wird die Gefahr für sie ...

Frida Gronover, geboren 1969, verbrachte die Sommer ihrer Kindheit auf Falster und ist der dänischen Insel seitdem besonders verbunden. Wenn sie nicht in ihre Wahlheimat reist oder sie sich in ihren Krimis herbeischreibt, lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in Nordrhein-Westfalen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843724746
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.03.2021
AuflageAuflage
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Dateigrösse3340 Kbytes
Artikel-Nr.5452288
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Juni war zwar kühl, aber Gitte konnte den Sommer schon riechen. Der Duft der Tannen vor ihrer Tür war würzig, und immer, wenn die späte Nachmittagssonne mal kurz zwischen den Wolken hervorschlüpfte, konnte man ihre wärmende Kraft auf der Haut spüren. Gitte lebte bereits ein gutes Jahr in Marielyst, einem kleinen Ort auf der dänischen Insel Falster, der vor allem durch seinen herrlichen Sandstrand bekannt geworden war.

Gitte schloss das Fenster und warf einen Blick in den Spiegel. In ihrem langen schwarzen Mantel sah sie aus wie eine Figur aus dem Märchen, hatte Malthe, ein guter Freund Gittes, gesagt. »Wie ein Totengräber aus dem Mittelalter«, hatte Kommissar Ole Ansgaard dagegen geknurrt, als er sie um die Weihnachtszeit mit ihrer neuen Errungenschaft im Ortskern von Marielyst getroffen hatte. Das war schon einige Monate her, und der hiesige Kommissar hatte damit nicht ganz falschgelegen, denn Gitte arbeitete seit ihrer Übersiedlung nach Dänemark in dem Bestattungsinstitut von Paul Larstsen.

Ein Blick zur Uhr, und Gitte wusste, dass sie zu spät kommen würde. Sie war zu einem Richtfest am anderen Ende der Stadt eingeladen. Eine schöne Unternehmung, wäre nicht gerade eine Kaltfront herbeigezogen, die dem nördlichen Land alle Ehre machte. Der Sommer stand so knapp vor der Tür, dass kaum noch jemand der Sinn nach warmer Kleidung stand. Doch Gitte kannte Richtfeste auch aus Deutschland, und sie wusste, dass sie heute den ganzen Abend draußen verbringen würde. Also hatte sie noch einmal den Wintermantel hervorgeholt.

Zum Essen blieb ihr keine Zeit mehr, aber sie konnte sicher sein, gut bewirtet zu werden. Arne Hansen, der Bauherr, liebte extravagante Auftritte, weshalb Gittes Chef Paul ihn für überheblich hielt. Gitte fand Arne amüsant, charmant und nur ab und zu etwas gönnerhaft. Das neue Haus, das er baute, lag in Strandnähe, aber ein paar Kilometer vom Ortskern entfernt, genau dort, wo die beiden Hauptstraßen Bøtø Ringvej und Bøtøvej aufeinandertrafen. Eine schöne Waldgegend schloss sich in dieser Kurve an, ein Naturschutzgebiet mit einer abwechslungsreichen Vegetation, Wildpferden und einem kleinen Hundewald. Daneben baute sich Arne nun einen kleinen Palast.

»Das wird mein Rentnerdomizil«, hatte er verkündet, als er persönlich eine Einladung zu dem Richtfest ins Bestattungsinstitut gebracht hatte.

»Dieser Angeber, jetzt soll ich auch noch seinen Prunkbau bewundern und unnötig teuren Sekt verkosten.« Mit diesen Worten hatte Paul die Einladung zunächst in den Papierkorb geworfen. Aber schließlich hatte er sich von Gitte überreden lassen und war sogar bereit gewesen, sich um ein Geschenk zu kümmern. Es kamen viele Leute, die er gut kannte. Die Anzahl an Unternehmern und Alteingesessenen in Marielyst war überschaubar. Außerdem ließ sich kein Däne ein Fest entgehen, bei dem es gutes Essen und genug Bier geben würde. Und gesungen wurde bei so einem Richtfest auch ausgiebig, denn für diese Leidenschaft waren die Nachfahren der Wikinger bekannt.

Gitte holte ihr klappriges Fahrrad aus dem Schuppen. Die Luft war würzig und feucht, aber es regnete nicht, und die Fahrt bis zu Arnes neuem Anwesen dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Gitte radelte am Bøtøcenter, wo eine Spielhalle einige Jugendliche anlockte, und dann am Campingplatz vorbei weiter die Hauptstraße entlang. Von dort zweigten die vielen kleinen Gassen ab, in denen die Feriensiedlungen lagen. Langsam kehrte das Leben in die Häuser zurück. Die Sommerferien standen bevor, was bedeutete, dass in den nächsten Monaten bis zu fünfzigtausend Touristen nach Marielyst kommen würden, um ihren Urlaub am schönsten Sandstrand Dänemarks zu verbringen.

Schon lange bevor sie am Ziel eintraf, hörte Gitte Seemannslieder laut und ziemlich schief gesungen durch die Nadelbäume hallen. Sie stellte ihr Fahrrad an einem der Bäume ab und verließ sich auf die Ehrlichkeit der Besucher, denn ihr altes Schloss funktionierte nicht. Von hier aus konnte sie bereits den großen, herrschaftlichen Rohbau sehen, der mit allerlei bunten Bändern und Girlanden geschmückt war.

»Das wurde aber auch Zeit, ich stehe schon seit zehn Minuten hier an dieser Fichte herum.« Paul tauchte wie aus dem Nichts neben ihr auf. Groß und schlank, mit einer dunklen Stoffhose mit Bügelfalte und einem schwarzen langen Mantel bekleidet, hatte er genau wie Gitte etwas von einem mittelalterlichen Totengräber. Seine Haare trug Paul Larstsen perfekt gescheitelt, und das Gesicht war stets so glatt rasiert, als gäbe es bei ihm gar keinen Bartwuchs.

»Du hättest doch ruhig schon vorgehen können.«

»Arne wollte, dass wir gemeinsam auftauchen. Er habe eine Überraschung für uns, hat er mir am Telefon mitgeteilt, der alte Wichtigtuer. Außerdem haben wir ein Geschenk zusammen, schon vergessen?« Paul trug, gut verpackt, die schöne Vase, die er am Morgen noch bei der Glasbläserin Ann Brixen erstanden hatte. Während sie sich zu der Gruppe der singenden Gäste gesellten, machte er ein betont gelangweiltes Gesicht, brummte dann aber doch die letzte Strophe des Liedes mit.

Zu Gittes Erleichterung hatte Arne Hansen überall Feuerkörbe aufgestellt, denn trotz des Wintermantels war ihr ein wenig kalt. Der Rohbau des großen Hauses wurde von Strahlern angeleuchtet, dabei war es noch gar nicht dunkel. Viele Leute hatten sich bereits versammelt und hielten Gläser mit Bier, Sekt oder Schnaps in den Händen.

Gitte wollte sich gerade um ihre Getränke kümmern, als Arne ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegenkam. Er war groß und sportlich und trug seinen langen Trenchcoat mit einer gewissen Nonchalance. Seine grau melierten Haare verliehen ihm den Anblick eines dänischen George Clooney.

»Hej, ihr Lieben«, rief er gut gelaunt. »Ihr seht großartig aus, wie ein echtes Totengräberpaar.« Einige der Anwesenden blickten bei seinen Worten in ihre Richtung und unterdrückten ein Grinsen. Gitte fragte sich, ob sie bereits zu viel Alkohol intus hatten. Paul überreichte dem Gastgeber artig ihr Geschenk. Seine Glückwünsche zum Haus hätte man auch als Beileidsbekundungen verstehen können, so missmutig trug er sie vor. Doch Arne klopfte ihm nur auf die Schulter, während er Gitte in den Arm nahm und ihr einen dicken Kuss auf die kalte Wange gab.

»Kommt näher und schaut euch um.«

Während sie auf den Eingang zusteuerten, hörte Gitte ein paar Gäste laut lachen. Doch erst als Paul empört ausrief: »Arne, jetzt gehst du aber zu weit«, sah sie die Überraschung, die der Gastgeber für sie bereithielt. Im Inneren des Rohbaus waren zwei Särge aufgestellt, in denen die Getränke standen. Ihr Holz war schon arg zerschrammt, vermutlich hatten sie schon häufiger für bizarre Scherze herhalten müssen.

Paul schüttelte den Kopf und ließ sich von Arne eine Flasche Bier geben.

»Ein Richtfest soll Glück bringen und das Haus segnen. Ist es nicht ein schlechtes Omen, wenn du schon vor dem Einzug Särge im Haus hast?«, konnte Gitte sich nicht verkneifen zu fragen.

Arne lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, ganz im Gegenteil. Ich zeige dem Tod, wer hier der Herr im Hause ist. Mein Polier August hat die Särge aus den Lagerbeständen seines Onkels mitgebracht. Ist doch witzig und sehr praktisch. Gitte, was willst du trinken?«

»Gerne einen Sekt.« Arne schenkte ihr ein Glas Sekt ein, der eine wunderschöne goldene Farbe besaß.

Dann blickte er in die Runde und hob den Arm. »So, ich denke, die meisten sind da, und wir sollten nun dem Richtspruch zuhören.«

Aus der Menge, die sich mittlerweile im Inneren des Hauses versammelt hatte, löste sich ein mittelgroßer Mann mit breiten Schultern und Beinen wie ein Bär. Er trug einen roten Bauhelm und hielt sein Schnapsglas empor, offenbar war er der Polier. In seiner kleinen Rede dankte er dem Architekten und dem Bauherrn und erbat Gottes Segen für das Haus. Es wurde erneut ein kleines Lied angestimmt, das Gitte als Kind oft von ihrem dänischen Vater gehört hatte, und dann kletterte der Mann überraschend flink auf das Dachgerüst, wo ein bunt geschmückter Richtbaum stand. Dort trank er in luftiger Höhe sein Schnapsglas leer. Er ließ seinen Blick schweifen, und Gitte bemerkte, wie er für einen kurzen Moment den Strandabschnitt hinter dem Haus fokussierte. Dann wandte er sich wieder dem Publikum zu. Doch irgendwie geriet er plötzlich aus dem Gleichgewicht und musste sich an einem Balken festhalten. Dabei entglitt ihm das Schnapsglas und fiel in die Tiefe.

Unter den Gästen trat betretenes Schweigen ein, als das Glas auf einer zusammengefalteten Abdeckplane landete und dabei nicht zerbrach. Kein Sprung war zu sehen, am Rand fehlte kein einziger Splitter.

»Das ist ein ganz schlechtes Omen«, erklärte Paul leise, als er Gittes erschrockene Miene bemerkte. »Er hätte das Glas herunterschmeißen müssen. Bei einem Richtfest muss es Scherben geben, sonst bringt es kein Glück.«

Arne räusperte sich kurz. »Der Wurf gilt nicht, das war ein Versehen. Also lass es krachen, August.« Er griff nach dem Glas, das dem Polier abermals nach oben weitergereicht...
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Autor

Frida Gronover, geboren 1969, verbrachte die Sommer ihrer Kindheit auf Falster und ist der dänischen Insel seitdem besonders verbunden. Wenn sie nicht in ihre Wahlheimat reist oder sie sich in ihren Krimis herbeischreibt, lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in Nordrhein-Westfalen.