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Die Geheimnisse des Roten Meeres

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am01.05.2020
Henry de Monfreid stammte aus bestem Hause, war befreundet mit Matisse, Gauguin, Cocteau und Teilhard de Chardin. Nach einigen frustrierenden Jahren als Ingenieur brach er 1911 auf nach Dschibuti am Roten Meer und nannte sich fortan Abd-el-Haï, »Sklave der Schöpfung«. Er kaufte sich ein Schiff und lebte unter Fischern, Perlentauchern, Schmugglern, Piraten, Waffenhändlern als einer der Ihren. Das Gesetz galt ihm wenig, und für die Beamten der Kolonialmacht hatte er nur Verachtung übrig. In dreitausend Briefen an seine Freunde hatte er bereits seine Abenteuer geschildert, als Joseph Kessel ihn überredete, doch endlich ein Buch zu schreiben. Als dann Die Geheimnisse des Roten Meeres erschien, wurde er auf einen Schlag zur Legende. Seine Erlebnisse am Roten Meer und später in Afrika sind der gigantische, berückende, mythische Stoff zu einem umfangreichen ?uvre, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat.

Henry de Monfreid, geboren 1879 in Leucate, Frankreich, ist einer der großen Abenteurer und Abenteuerschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine über 75 Romane und Erzählungen handeln von seinen Erlebnissen in den Regionen um das Rote Meer und am Horn von Afrika. Er schmuggelte Waffen, Haschisch, handelte mit Perlen und war ein illustrer Akteur und Spion in den Ränkespielen der Großmächte, die sich in der Region um die Vorherrschaft stritten. Henry de Monfreid starb 1974.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextHenry de Monfreid stammte aus bestem Hause, war befreundet mit Matisse, Gauguin, Cocteau und Teilhard de Chardin. Nach einigen frustrierenden Jahren als Ingenieur brach er 1911 auf nach Dschibuti am Roten Meer und nannte sich fortan Abd-el-Haï, »Sklave der Schöpfung«. Er kaufte sich ein Schiff und lebte unter Fischern, Perlentauchern, Schmugglern, Piraten, Waffenhändlern als einer der Ihren. Das Gesetz galt ihm wenig, und für die Beamten der Kolonialmacht hatte er nur Verachtung übrig. In dreitausend Briefen an seine Freunde hatte er bereits seine Abenteuer geschildert, als Joseph Kessel ihn überredete, doch endlich ein Buch zu schreiben. Als dann Die Geheimnisse des Roten Meeres erschien, wurde er auf einen Schlag zur Legende. Seine Erlebnisse am Roten Meer und später in Afrika sind der gigantische, berückende, mythische Stoff zu einem umfangreichen ?uvre, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat.

Henry de Monfreid, geboren 1879 in Leucate, Frankreich, ist einer der großen Abenteurer und Abenteuerschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine über 75 Romane und Erzählungen handeln von seinen Erlebnissen in den Regionen um das Rote Meer und am Horn von Afrika. Er schmuggelte Waffen, Haschisch, handelte mit Perlen und war ein illustrer Akteur und Spion in den Ränkespielen der Großmächte, die sich in der Region um die Vorherrschaft stritten. Henry de Monfreid starb 1974.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293308244
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.05.2020
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9791 Kbytes
Artikel-Nr.5472860
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Erste Begegnung mit dem Roten Meer


Nein, Monsieur, Sie fahren nicht nach Tadschura!«

»Aber Herr Gouverneur, die arabischen Händler dürfen doch auch hin?«

»Keine Diskussion, verstanden? Sie sind nun mal Franzose und kein Araber. Kein halbes Jahr sind Sie in Dschibuti, aber alles muss nach Ihrem Kopf gehen. Wenn erfahrene Menschen Ihnen Ratschläge erteilen, dann sollten Sie die auch beherzigen. Aber Sie, Sie hören ja auf niemanden. Ihnen mag es ja Spaß machen, in der prallen Sonne und ohne Tropenhelm herumzualbern und in somalischen Cafés herumzuhocken. Sagen Sie mal, schämen Sie sich nicht, wenn hergelaufene Kulis Sie mit einem hiesigen Namen anreden?«

»Nein, ganz im Gegenteil. Wenn ich aber mit anhören muss, was diese Leute von Europäern halten, dann schmerzt mich das, und ich tue mein Möglichstes, um nicht als solcher zu gelten.«

»Die Meinung dieser Wilden interessiert Sie also mehr als die unsere?«

»Das mag wohl sein.«

»Wissen Sie was, für Revoluzzer von Ihrem Schlag habe ich nichts übrig. Sollte die Kolonie Ihre Moral verletzen, dann bitte schön: In drei Tagen legt ein Schiff nach Frankreich ab.«

»Herr Gouverneur, ich habe Sie lediglich darum gebeten, nach Tadschura fahren zu dürfen.«

»Und ich sage Ihnen nochmals, dass Sie dort nicht hinfahren.«

»Auch nicht ohne Ihre Zustimmung?«

»Wie meinen Sie das?«

»Ich verstehe sehr wohl, wenn Sie nicht verantworten möchten, dass ich in ein Land fahre, das sich Ihrer Autorität entzieht. Also fahre ich wohl besser ohne Ihr Wissen.«

»An Dreistheit mangelt es Ihnen definitiv nicht.«

»Tun wir einfach so, als hätte ich nichts gesagt, da meine Präsenz in Tadschura Sie derart beunruhigen würde ...«

»Wie bitte? Beunruhigen? Meinen Sie etwa im Ernst, um ein Individuum wie Sie mache ich mir Sorgen? Wenn Sie Lust haben, sich massakrieren zu lassen, können Sie das gerne tun, verdient haben Sie es.«

»Ergebensten Dank, Herr Gouverneur. Ich empfehle mich.«

Unter solchen Vorzeichen trat ich meine erste Reise nach Tadschura an.

Vor vierzig Jahren war Dschibuti nichts weiter als eine sandige Halbinsel, die auf ein Inselchen aus toten Korallen auslief. Bei stürmischem Wetter suchten manchmal Fischer dort Zuflucht. Durch das Küstenriff zieht sich eine breite Fahrrinne, die in ein großes natürliches Becken mündet. Eine sechs Kilometer landeinwärts gelegene Oase deutet auf unterirdische Wasservorkommen hin.

Heute hat man eine gänzlich weiße Stadt mit lauter Flachdächern vor sich. Sieht man sie vom herannahenden Schiff aus am Horizont erscheinen, so meint man, sie schwebte über dem Meer, doch nach und nach zeichnen sich metallene Tanks ab, Kranarme, Kohlehaufen, kurz all die Scheußlichkeiten, die die westliche Zivilisation unweigerlich überall mit sich hinschleppt.

Zur Rechten, auf der anderen Seite des Golfs von Tadschura, erheben sich wie eine riesenhafte Mauer große dunkle Berge. Trutzig ragen die Basaltfelsen vor dem geheimnisvollen, unerforschten Land der Danakil empor, der Heimat rebellischer Stämme.

Hinter der Stadt erstreckt sich über dreihundert Kilometer, bis hin zur Hochebene von Harar, in unerbittlicher Einöde eine mit dornigem Gebüsch bewachsene schwarze Lavawüste. Die Zivilisation macht halt vor dieser abweisenden Natur, die dem Leben ihrer Geschöpfe nichts gewähren will. Nur die wilden, grausamen Issa leben hier als Nomaden, stets bereit, dem weißen Reisenden, den nicht schon die Sonne verdörrt hat, mit Lanze oder Dolch den Garaus zu machen.

Durch diese glühend heiße Landschaft zieht sich jedoch ein schmales eisernes Band: die Eisenbahnlinie von Dschibuti nach Addis Abeba. Die tapferen Männer, die bei ihrem Bau ihr Leben ließen, sind längst vergessen. Chefneux, der Urheber dieser französischen Unternehmung, ist in Armut und Elend verstorben.

*

Wovon lebte Dschibuti zur Zeit meiner Ankunft?

Von etwas Transitverkehr, wegen der Eisenbahn, die bis nach Äthiopien führt. Die Millionen aber, die sich in den Zollkassen anhäuften, stammten aus einer anderen Art von Handel.

Dschibuti lebte vom Waffenschmuggel.

Waffenausfuhr war dort problemlos möglich, sofern man an den Zoll die entsprechenden Gebühren abführte. Zielort der Waffen hatte im Prinzip Maskat im Golf von Oman zu sein, doch in Wirklichkeit fuhren die Schiffe überallhin. Ich habe gesehen, wie arabische Dhaus innerhalb eines Monats drei Fahrten bewältigten, ohne dass sich irgendjemand überrascht zeigte, obwohl man für eine Hin- und Rückfahrt nach Maskat die Umkehr des Monsuns abwarten musste, also mindestens ein halbes Jahr.

In Maskat gab es die französische Faktorei von Monsieur Dieu, der mit dem unabhängigen Sultan einen Handelsvertrag geschlossen hatte. Monsieur Dieu importierte Waffen aus Belgien und verschaffte damit den Exporten aus Dschibuti einen Anschein von Legalität.

Die Engländer ließen sich dadurch nicht täuschen. Sie kauften die Faktorei auf und schlossen sie kurzerhand.

Gouverneur Pascal gab sich nicht geschlagen. Er ließ weiterhin Exporte zu, jedoch mit Zielrichtung Meer. Die Verwaltung gab auslaufenden Schiffen keine Bordpapiere mehr, und der Zoll keine Ladeliste.

Ein vom Zoll angeheuerter arabischer Tischler hobelte von den Kisten alles Verräterische sorgfältig ab.

Die Engländer konnten die Kisten zwar beschlagnahmen, doch nichts verwies auf den Ursprung der Waffen, die von rebellischen Stämmen oft genug gegen sie gerichtet wurden.

Kein Wunder also, dass ich höchst unerwünscht war, als ich wie die Einheimischen aufs Meer hinausfahren wollte. Meine Anwesenheit auf einem Waffenschmugglerboot würden die Engländer als Provokation auffassen.

Als Absatzmarkt gab es da noch Abessinien, ein freies Land, das Waffen kaufen durfte, ohne die Engländer um Erlaubnis zu fragen, und somit ein ausgezeichneter Vorwand für Exporte in Richtung Meer. Man schickte die Waffen nach Tadschura, einen ehemals wichtigen Handelshafen, von dem aus früher, vor dem Bau der Eisenbahnlinie, viele Karawanen loszogen.

Und hier kam Ato Joseph ins Spiel.

Er war ein alter, dicklippiger Schwarzer, mit syphilitischen Gebrechen behaftet, die er unablässig dem Herrn darbot, denn er war Katholik, aber so, wie ein Mann dieser Sorte es eben sein konnte, nach Art eines Tartuffe.

Ato blickte auf eine außerordentliche Karriere zurück. Der auf einer Missionsstation erzogene einstige Sklave stand eine Zeit lang im Dienst des Dichters Rimbaud, eines der ersten Pioniere in Abessinien. Danach gehörte er einem Russen namens Leontief, einem genialen Abenteurer, der sich einen einträglichen Schwindel ausdachte.

Er kündigte am Zarenhof die Ankunft eines äthiopischen Botschafters an und stellte als solchen seinen Domestiken vor.

Ato Joseph war damals jung und schön. Er wurde in Sankt Petersburg wie der Abgesandte eines großen Königs empfangen und im intimeren Kreis für die stattliche Erscheinung seines bronzenen Körpers gefeiert. Leontief seinerseits kassierte die Geschenke. Doch lange konnte das nicht gut gehen. Bei seiner Rückkehr nach Abessinien wurde Ato Joseph ins Gefängnis geworfen und meinte schon, sein letztes Stündlein habe geschlagen.

Der Negus Menelik indes mit seinem politischen Spürsinn wusste sogleich, wie aus einem derart intriganten und mit den Sitten der Europäer vertrauten Manne Nutzen zu ziehen war. Er begnadigte Ato Joseph und schickte ihn nach Dschibuti, als angeblichen Transithändler im Dienste Seiner Majestät.

Vor allem sollte jener dort Augen und Ohren offen halten.

Bald schon galt Ato Joseph den Europäern als veritabler abessinischer Beamter, eine Art Konsul gewissermaßen. Der Gouverneur von Dschibuti leistete dieser Legende ganz bewusst Vorschub, indem er vorgab, Ato Joseph wie einen Botschafter zu behandeln.

In dieser privilegierten Situation kamen die Talente von Ato Joseph so richtig zur Geltung. Er besorgte sich eine Anzahl Stempel und wurde zum König des Waffenschmuggels. Gegen Gebühr versah er jedes Schiffspapier mit dem entsprechenden Stempelaufdruck. Das verschaffte der Sache etwas Reguläres, und es ist ja bekannt, wie sehr die Engländer auf die »Formen« achten.

Der Gouverneur von Dschibuti begriff, wie sehr es in seinem Interesse lag, mit diesem Individuum zu kooperieren, dessen Fantasie-Genehmigungen dem lukrativen Handel von Französisch-Somaliland einen willkommenen legalen Anstrich verliehen.

Ato Joseph war Vertreter eines freien Staates und somit am Kauf von Waffen nicht zu hindern. Bald ging der Großteil des Geschäfts durch seine Hände. Die Ware wurde nach Tadschura geschickt, und was dort damit geschah, kümmerte niemanden. Man galt dafür nicht verantwortlich, denn Tadschura war von den Franzosen nicht besetzt.

Die Gouverneure rieten von jeglicher Intervention in der Stadt ab, die sie in ihren Berichten als regelrechtes Schreckgespenst darstellten.

Tadschura musste frei bleiben, damit die Schiebereien dort sich ohne jede Kontrolle vollzogen. Den Finanzen der Kolonie kamen die Machenschaften von Ato Joseph mehr als zugute.

Als ich in meinem jugendlichen Leichtsinn...


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Autor

Henry de Monfreid, geboren 1879 in Leucate, Frankreich, ist einer der großen Abenteurer und Abenteuerschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine über 75 Romane und Erzählungen handeln von seinen Erlebnissen in den Regionen um das Rote Meer und am Horn von Afrika. Er schmuggelte Waffen, Haschisch, handelte mit Perlen und war ein illustrer Akteur und Spion in den Ränkespielen der Großmächte, die sich in der Region um die Vorherrschaft stritten. Henry de Monfreid starb 1974.

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